Leben im Ozean
Inhalt
Es ist das Jahr 2099. Die Welt ist nach einer Klimakatastrophe zum Großteil unter Wasser. Die Menschen haben es geschafft, sich dort ein Leben aufzubauen. Doch dieses ist alles andere als friedlich. ...
Inhalt
Es ist das Jahr 2099. Die Welt ist nach einer Klimakatastrophe zum Großteil unter Wasser. Die Menschen haben es geschafft, sich dort ein Leben aufzubauen. Doch dieses ist alles andere als friedlich. Antropoiden - genetisch veränderte Menschen, die Unterwasser atmen können - verüben immer wieder Anschläge, Seebeben bringen Häuser in Gefahr und über allem schwebt eine Verzweiflung, die gemeinhin als die Seekrankheit bezeichnet wird. Leyla's Vater wird beschuldigt, die Seekrankheit bei anderen Menschen vorangetrieben zu haben und wurde deshalb verhaftet. Nun will Leyla alles dafür tun, um ihren Vater wieder aus dem Gefängnis zu bekommen. Auch wenn sie dafür die sichere Stadt London verlassen und durch den halben Ozean fahren muss. Auf ihrem Abenteuer begleitet sie der geheimnisvolle Ari. Oder verfolgt er ganz eigene Pläne?
Kurzmeinung
Unterhaltsamer Jugendroman mit einigen Längen, der bei seinem Zielpublikum (14-16-Jährige) gut ankommen dürfte. Für mich leider nichts Neues, mit vorhersehbaren Wendungen und schwammigen Beschreibungen.
Meinung
Für Sci-Fi-Romane, die unter Wasser spielen, bin ich seit "Das Leuchten" von Kat Falls immer zu haben. Diese Faszination des Lebens im stillen und weiten Ozean begleitet mich deshalb schon eine Weile. Besonders interessant wird es, wenn Über- und Unterwasserwelten aufeinandertreffen. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, habe ich eigentlich auch so etwas in der Art erwartet. Allerdings beschränkt sich dieser Roman vollständig auf das Leben unter Wasser. Das ist nicht weiter schlimm, doch die Umsetzung hätte etwas besser sein können.
Große Schwierigkeiten hatte ich schon gleich zu Beginn damit, mir die Lebensart am Grunde des Ozeans vorzustellen. London ist untergegangen, existiert aber noch. Wie jedoch genau die Behausungen aussehen, wird nicht wirklich erläutert. Vielmehr wirft die Autorin mit Science-Fiction-Begriffen um sich, die sie genauso wenig näher beschreibt und die mich ein wenig ratlos zurückgelassen haben. Da ich es aber lieber habe, wenn zu wenig erklärt wird, als wenn ich erst einmal 200 Seiten in die Welt eingeführt werden muss, sehe ich über sowas gerne hinweg. Vorausgesetzt, im Laufe des Buches kommen nähere Beschreibungen dann nach. Die kamen jedoch nicht und so konnte ich mir immer nur ein sehr verschwommenes Bild vom London des Jahres 2099 machen.
Die Handlung an sich ist eine Mischung aus längeren gedanklichen Situationsanalysen von Leyla und spannenden Szenen. So richtig wollte da bei mir kein Lesefluss entstehen. Viel zu oft taucht man in die Gedankenwelt der Protagonistin ab, die zu Erkenntnissen kommt, die man als Leser schon so lange hat. Das liegt vor allem daran, dass keine der Ideen, die den Rahmen der Handlung bilden, wirklich neu sind. Die Autorin bedient sich hier altbekannter Muster, die sie leider nur sehr dürftig mit eigenen Ideen füllt, sodass die großen Plot-Twists eigentlich keine mehr sind. Schnell nach dem Einstieg in die Geschichte ist einem klar, worauf es hinauslaufen wird. Spannung kommt hier höchstens einmal situationsbedingt zustande.
Hinzu kommen recht einfache, aber doch sympathische Figuren. Da wäre Leyla, eine dickköpfige Teenagerin, die sich so schnell nicht unterkriegen lässt. Regeln und Ratschläge können sie nicht aufhalten und so manövriert sich in manch schwierige Lage, die ihr aber auch dabei hilft, ihrem Ziel näher zu kommen. Großartig finde ich es, dass die Autorin eine muslimische Heldin ins Abenteuer schickt. Bitte mehr davon. Ihr zur Seite steht der ruhige und bedachte Ari, der sie dabei unterstützt aus schwierigen Lagen wieder herauszukommen. Ohne Macho-Gehabe lässt er Leyla ihren Raum und hilft ihr, auch wenn er manche Idee vielleicht weniger gut findet. Mittlerweile ja fast eine Seltenheit auf dem Fantasy-Gebiet.
Keine Seltenheit ist hingegen ein erster Band, der in einem Cliffhanger endet. Dieser hier wirkt jedoch absolut erzwungen und ziemlich aus der Luft gegriffen. Wieder orientiert sich die Autorin zu sehr an altbewährten Mustern, die eigentlich nicht zur Geschichte passen. Mich hat er jedenfalls nicht zum Weiterlesen animiert, denn ich kann mir schon ziemlich genau denken, wie die Handlung von Band 2 aussehen wird.
Vielleicht bin ich ja aber auch mittlerweile einfach zu alt für solche Jugendbücher. Ich kann mir vorstellen, dass "Water Rising" der Zielgruppe (ich nehme mal an so ca. 14-16-Jährige) gut gefallen könnte. Ansonsten orientieren sich Handlung und Figuren zu sehr an schon Bekanntem und bringen wenig neue Facetten mit.
Hier noch ein kurzer Aufreger zum "Deutschen" Titel. Wen es nicht interessiert, bitte einfach überspringen. Der englische Originaltitel lautet: "The Light at the Bottom of the World". Zwar sehr lang, empfinde ich ihn doch als ziemlich poetisch. Er gibt dem Buch ein ganz anderes Gefühl (auch wenn er vielleicht den Inhalt nicht so wirklich widerspiegelt, denn poetisch ist er nicht). Warum man daraus dann "Water Rising: Flucht in die Tiefe" macht, will mir nicht in den Kopf. In dem Buch flieht keiner in die Tiefe. Das ist bereits geschehen. Das Wasser steigt auch nicht mehr. Wieso also bitte nicht ein Titel, der vielleicht etwas näher am Original oder am Inhalt des Buches ist? Mal ganz abgesehen davon, einem ursprünglich englischen Buchtitel einen anderen ENGLISCHEN Buchtitel zu geben, weil diese Wörter allgemein bekannter sind.