„Sich zu verlieren ist etwas Schönes. Man kann sich in einem Buch verlieren. In den Augen eines anderen. In einer Symphonie, die einen zum Weinen bringt. In einer wunderschönen Stadt unterm Sternenhimmel. Das ist doch magisch, nicht wahr? Wenn einen die Wirklichkeit dann wieder einholt, ist das die wahre Enttäuschung.“ (O-Zitat von Tante Poppy zu Emilia, S.179)
Zum Inhalt:
Die 29jährige Emilia lebt beschaulich als Zweitgeborene einer italienischen Einwandererfamilie der dritten Generation in Little Italy, einem Stadtteil New Yorks, wo sie im Familienbetrieb Lucchesi unter den wachsamen Augen ihrer Nonna Rosa als Zuckerbäckerin tätig ist.
Eines Tages flattert ein Brief ihrer – seitens Nonna Rosa wenig geschätzten – Tante Poppy ins Haus, die Emilie zu einer gemeinsamen Italien-Reise einlädt, weil sie unbedingt an ihrem 80. Geburtstag am Fuße der Treppe der Kathedrale in Ravello stehen möchte.
Sowohl Nonna Rosa als auch Emilias Schwester Daria wollen aus unterschiedlichen Gründen, dass ihre verlässliche Emilia nicht mitfährt.
Doch die bunte, lebenslustige, manchmal sogar ein wenig schrille überzeugungsstarke Tankte Poppy kann Emilia aus ihrem Schneckenhaus locken und lädt auch gleich noch deren zweitgeborene Cousine Lucy mit nach Italien ein.
Allen dreien ist ihr Rang als Zeitgeborene gleich, der einem alten Familienfluch gemäß bedeutet, dass sie unverheiratet und kinderlos bleiben werden. Einem Schicksal, mit dem sich nicht jede abfinden möchte …
Für Emilia und Lucy wird die Italien-Reise nicht nur ein Kennenlernen ihrer italienischen Wurzeln, sie werden auch in den Bann der wunderbaren, schicksalhaften und wechselvollen Lebensgeschichte Poppys gezogen und sind gleichzeitig gefragt, ihr bisheriges eigenes Leben zu hinterfragen und auszuloten, ob sie nicht neue Wege ihrem Lebensglück näherbringen würden.
Meine Meinung:
Es war mein 1. Buch von Lori Nelson Spielman, aber definitiv nicht mein letztes!
Selten war ich so schnell in einem Buch „drinnen“. Der lebendige lebensnahe Schreibstil, der alle Sinne anzusprechen vermag, die vielen gängigen italienischen Begriffe und eingestreuten, von sicherlich einer Vielzahl der LeserInnen bekannten Persönlichkeiten/Musikstücke/etc. ließen mich schnell denken, beobachtendes Mitglied dieser italienischen Großfamilie zu sein.
Die vielen Charaktere waren sehr gut beschrieben und großteils sympathisch, wenngleich die ein oder andere Eigenschaft nur eingeschränkt nachvollziehbar war (zB dass sich Emilia dermaßen von Nonna Rosa und Daria – übrigens: die beiden weniger sympathischen Protagonistinnen – unterbuttern läßt).
Besonders gelungen ist L.N.Spielman die Figur der Tante Poppy, die trotz ihrer 79. Lebensjahre mit sprühender Lebensfreude und vor allem Lebensweisheit besticht.
Obwohl der Roman leichtfüßig und spritzig „daherkommt“, hat er eine nachhaltige Tiefe aufgrund der Vielzahl an Sinnsprüchen und Lebensweisheiten (zB „So bist du geworden. Aber, meine Liebe, so musst du nicht sterben.“ S.191) sowie der Dramatik der Lebensgeschichte Tante Poppys.
L.N.Spielman gelingt es auf beeindruckende und emotionale Weise, die trotz Schicksalsschlägen lebensbejahende Geschichte einer 80jährigen zu erzählen, von deren Lebenseinstellung sich viele Jüngere eine Scheibe abschneiden können. Welch positive Auswirkungen ein derartiges „role model“ haben kann, zeigt auch die Entwicklung von Emilia und Lucy (und so manch anderem Familienmitglied …).
Fazit:
„Heute schon für morgen träumen“ ist ein GESCHENK … und gleichzeitig ein Appel, angstfrei sein Leben in die Hand zu nehmen und das (Liebes-)Glück zu packen, wo immer es sich ergibt.
Also rein in die nächste Buchhandlung (oder in den Onlineshop), um sich dieses Geschenk auch zu gönnen (oder andere damit zu beschenken)!
PS: Bis zum hoffentlich nächsten Werk von Lori Nelson Spielman verkürze ich mir die Zeit mit ihren Vorgängerbüchern!