Brett, die Hauptfigur, wird unfreiwillig zur Auseinandersetzung mit den Plänen ihres 14jährigen Ichs gezwungen, die sie damals in einer Liste (Originaltitel „The Life List“) niedergeschrieben hatte – ihre kürzlich an Krebs gestorbene geliebte Mutter hat ihr diese Liste als Aufgabe hinterlassen, mit der Erfüllung als Voraussetzung für ihr Erbe (ein Pferd kaufen, für immer mit der besten Freundin befreundet bleiben, den Schwarm der Schulzeit küssen,…).
Was mich von meinem 14jährigen Ich unterscheidet, merke ich am stärksten in meiner Lektüre: Erfahrungen der Protagonisten waren für mich damals viel häufiger Möglichkeiten, Anregungen und Chancen, ihr Leid und ihre Freuden rührten mich häufig doch noch eher abstrakt an, was im Lauf der Jahre gelegentlich zu eigenen, teils traurigen, Erfahrungen wird.
Dieses Buch ist in der Lage, beide Seiten in mir anzusprechen:
Ich vermutete einen richtig typischen Frauen-Roman hinter Lori Nelson Spielmans Buch, hatte ihn als Geschenk für einen Krankenbesuch gekauft – und konnte ihn beim Warten nicht aus der Hand legen.
Ich mag nicht diese seichten Liebesromane oder Mittdreißiger auf pseudokomischer Sinnsuche und war daher wider Erwarten und irgendwie auch fast wider Willen begeistert. Entgegen meines Genre-Klischees war ich überrascht, welche Beziehungskonstellation letztendlich aufging und inwieweit die Erfüllung der Aufgaben manch anderen Dreh nahm (alles mehr würde hier zu viel verraten). Die Autorin kann rührselig schreiben, ja – gerade die Szenen zu Beginn beim Traueressen werden jedem nahe gehen, der schon Eltern verloren hat, aber auch jedem, der sich einfach vor diesem Tag fürchtet. Sie kann aber auch sehr komisch sein in ihrer Beschreibung von Situationen wie Dates, der Kollision von Planungen mit dem ganz normalen chaotischen Leben. Spielmans Personenbeschreibungen gehen über die Oberfläche hinaus, selbst die Schwägerin, die dem Leser anfangs als überperfekte Nervensäge präsentiert wird, hat deutlich mehr Tiefe. Brett wird von der Hinterlassenschaft ihrer Mutter gezwungen, ihre Wohlfühlzone physisch und psychisch zu verlassen, und sich mit ihren eigenen Wünschen und Bedürfnissen auseinander zu setzen.
Ein wirklich wunderschöner Roman auch für die, die sonst dem Genre „Frauenroman“ eher mehr als skeptisch gegenüberstehen – mit dem leider völlig kitschigen deutschen Titel, der sich auf den Standard-Spruch von Bretts Mutter zum Trösten bezieht, kann ich mich weniger anfreunden.