Liebe mit Ablaufdatum
Inhalt: Angela, alleinerziehende Mutter eines 12-jährigen Sohns, bekommt die Diagnose Hirntumor, unheilbar. Vor allem die Sorgen um ihren Sohn, den sie alleine zurücklassen wird, werfen sie dabei aus der ...
Inhalt: Angela, alleinerziehende Mutter eines 12-jährigen Sohns, bekommt die Diagnose Hirntumor, unheilbar. Vor allem die Sorgen um ihren Sohn, den sie alleine zurücklassen wird, werfen sie dabei aus der Bahn. Der Vater des Jungen ist ein Südafrikaner, mit dem sie während eines Urlaubs einen One-Night-Stand hatte und zu dem sie seither keinerlei Kontakt hat. Trotzdem macht sie sich auf, um ihn zu suchen, kehrt zurück nach Afrika, ein Land das sie damals schon total begeistert hat.
Die Beschreibungen von Südafrika, von der Atmosphäre und den Tieren haben mir wahnsinnig gut gefallen, davon hätte es sogar gern noch mehr geben dürfen. Man merkt, dass die Autorin dieses Land kennt und liebt und es wunderbar schafft, diese Liebe zu dem Land zu übermitteln, sodass man sich als Leser am liebsten gleich ins Flugzeug setzen möchte. Die Beschreibungen des Landes, aber auch aller Personen sind in einfacher, aber eindrücklicher Sprache verfasst, Kopfkino inklusive. Der Schreibstil war sehr flüssig, einfach lesbar und so konnte man den Roman sehr schnell durchlesen. Der Perspektivenwechsel zwischen Angela und George ist gut gelungen und lässt die Gefühlswelt beider Protagonisten aufleben.
Was ich auch sehr schön war, war die Tatsache, dass sich Angela an so vielem noch mal erfreut, dass sie auf Kleinigkeiten achtet (vor allem zu Beginn, seit sie dann George kennen gelernt hat, fehlt dieser Aspekt etwas, zu groß, zu wichtig ist ihr da die Liebesgeschichte...), etwas, das ich gern von ihr lernen will und das mir hoffentlich noch lange im Gedächtnis bleibt, quasi als die Quintessenz des Buches ;)
Einige Charaktere fand ich super (Hans z.B. und auch Renate, so klischeehaft sie am Anfang auch gewirkt haben mochte), mit anderen bin ich weniger warm geworden (zB den Pflegeeltern, die haben mich zu sehr an die Obermöllers erinnert - hysterische Frau, ruhiger Mann - und ich finde, diese Konstellation hätte einmal im Buch gereicht). Die Beschreibungen und Interaktionen von Angelas kleiner Familie, die nur aus ihrem Sohn Jasper und ihrem Bruder Carl besteht, waren herzerwärmend und absolut nachvollziehbar, eine kleine, eingeschworene Truppe, die sehr vertraut und liebevoll miteinander umgeht.
Charakterlich fand ich George recht gut, die körperliche Beschreibung und die Beschreibung der Beziehung war mir etwas zu "teeniemädchenmäßig", zu soap-haft. Ihm hätten einige Ecken und Kanten ganz gut getan, er war zu perfekt. Angela fand ich da schon besser, sie war etwas facettenreicher: Kämpferin, liebende Mutter, fürsorgliche Schwester, Geliebte, naiv auf der einen Seite (zB Suche nach Mojo), lebensklug auf der anderen (zB ihr Umgang mit dem Thema tod). Georges einzige Rolle war die des Geliebten, etwas zu einseitig für meinen Geschmack.
Was mich gestört hat, war die zeitliche Abfolge. Alles ging zu schnell. Ich kann ja verstehen, dass Angela keine Zeit mehr zu verlieren hat und sich daher mit Herz und Seele in die Affäre mit George stürzt, aber nach 3 Tagen schon von Liebe zu sprechen, war mit etwas zu viel. Auch die Tatsache, dass Angela und George dann nur 3 Tage zusammen verbringen, in denen es George gelingt, die Familie restlos von sich zu überzeugen, finde ich übertrieben. Beide Male hätten einige weitere Tage nicht geschadet. Es ist weniger die Handlung, die fehlt, sondern einfach Zeit. Dann wären die Tierbegegnungen auch plausibler gewesen, so aber schien Angela einfach unverschämt viel Glück zu haben in so kurzer Zeit so viele Tiere aufgespürt zu haben.
Ein weiterer kleiner Kritikpunkt war die Naivität, mit der Angela an die Suche nach Mojo herangeht, wie fest sie davon überzeugt ist, dass der leibliche Vater die Lösung ihrer Probleme sein könnte und wie schnell sie die Suche dann nach einem Rückschlag aufgibt.
Schöne Atmosphäre, Kopfkino, vorallem beim Afrikateil, es weckt das Fernweh und lässt einen sogar nachdenklich zurück, aber ganz realistisch ist das Ganze nicht, es ist zu idealisiert, um wirklich Eindruck zu hinterlassen meines Erachtens nach. Das Ende, das kein typisches Happy-End ist, schafft es aber dennoch, den Leser versöhnt zurückzulassen.