Cover-Bild Du wolltest es doch
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Carlsen
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 25.07.2018
  • ISBN: 9783551583864
  • Empfohlenes Alter: 16 bis 99 Jahre
Louise O'Neill

Du wolltest es doch

Katarina Ganslandt (Übersetzer)

Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?  

Ein aufwühlendes, vielfach preisgekröntes Buch.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2018

Ein extrem wichtiges, schockierendes und eindringliches Buch

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Kurzrezension:
Es ist nun schon eine ganze Zeit her, dass ich dieses Buch beendet habe und dennoch spukt es mir weiterhin im Kopf herum. Nicht viele Bücher schaffen es, mich so nachhaltig zu beeindrucken, ...

Kurzrezension:
Es ist nun schon eine ganze Zeit her, dass ich dieses Buch beendet habe und dennoch spukt es mir weiterhin im Kopf herum. Nicht viele Bücher schaffen es, mich so nachhaltig zu beeindrucken, wie dieses hier. Es war beeindruckend, wie dicht Lousie O’Neill schreibt. Sie hat es geschafft, dass ich Emma zuerst aus tiefstem Herzen verachtet habe. Am Anfang des Buches ist sie das typische Klischee eines verwöhnten, egozentrischen, hinterhältigen und extrem oberflächlichen Mädchens. Sie ist nur darauf bedacht, was andere von ihr denken, wie sie aussieht und will dabei immer besser, hübscher und beliebter sein als ihre Freundinnen. Genau die Art von Protagonistin also, die eigentlich niemand haben will und gerade das hat dieses Buch so besonders gemacht. Denn hätten alle Leser Emma sofort ins Herz geschlossen, weil sie eine freundliche, ausgeglichene und liebenswürdige Person war, so hätte das Buch nicht die gleiche Wirkung gehabt. Denn gerade weil ich Emma so fürchterlich gefunden habe, war ich umso entsetzter über das, was ihr passierte und vor allem auch, was das mit mir machte. Der zweite Teil des Buches hat mich schockiert und die Autorin hat es geschafft, dass ich Emma einfach nur in Arm nehmen wollte und die eine Person sein wollte, die sich nicht lustig macht, die für sie da ist und ihr glaubt, wenn es “Freunde” und Eltern schon nicht tun.
Der eindringliche Schreibstil hat mich immer tiefer und tiefer in das Buch gezogen. Durch viele Wiederholungen (und Einschübe in Klammern) wird es immer beklemmender bis zum Schluss, der wohl leider die Realität eher widerspiegelt als es jedes Happy End gekonnt hätte.
Es ist unglaublich, was Emma erleben musste. Und noch unglaublicher, dass sie nur eine von vielen ist.

Lieblingszitate:
Zusammen mit den anderen beiden hüpfe ich auf und ab, höher und immer höher, lege den Kopf in den Nacken und wünschte, ich könnte mitten in den tiefschwarzen Himmel hineinspringen und die Sterne schlucken.
Seite 51 (laut E-Reader)

Ich schaue Paul noch mal genauer an. Irgendwie kommt er mir auf einmal begehrenswerter vor als vorher, als wäre der Neid der anderen so etwas wie ein besonders schmeichelhafter Instagram-Filter.
Seite 67 (laut E-Reader)

Ein Wagen schießt raketenschnell auf mich zu, aber ich rühre mich nicht von der Stelle, sondern warte auf den harten Aufprall. Warte darauf, darauf, dass er in mich hineinkracht wie ein gebrochenes Versprechen.
Seite 93 (laut E-Reader)

Die Knochen meines Skeletts ordnen sich neu, bilden einen Käfig um mein Herz und drücken alle Luft aus meinen Lungen.
Seite 105 (laut E-Reader)


Fazit:
Ein extrem wichtiges, schockierendes und eindringliches Buch, das mir noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Bewegend und realistisch

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Ich bin eine Weile um „Du wolltest es doch“ herum geschlichen und hatte auch ein wenig Respekt vor dem Thema. Es ist bedrückend, offen, ein wenig verwirrend aber real. Der Schreibstil ist mitreißend und ...

Ich bin eine Weile um „Du wolltest es doch“ herum geschlichen und hatte auch ein wenig Respekt vor dem Thema. Es ist bedrückend, offen, ein wenig verwirrend aber real. Der Schreibstil ist mitreißend und bewegend lässt mich auch Tage später noch berührt zurück.

Die Protagonisten, besonders Emma, sind interessant und ansprechend außerdem so herrlich realistisch. Auch wenn ich Emma nicht auf Anhieb sympathisch finde so hat mich ihre Geschichte dennoch sehr berührt. Was sie erleiden musste ist leider kein Einzelfall und niemand sollte das durchmachen müssen.
Die Familie hinter Emma, nun ob die wirklich hinter ihr stehen? Ich finde nicht, das äußere ist wichtig in dem Moment als alles noch normal erscheint aber auch danach können sie es nicht gänzlich abschalten. Was sehr gelungen dargestellt wurde, die Familie leidet wirklich mit. Es ist ein Eiertanz aber auch den finde ich sehr realistisch ausgearbeitet.

Die Idee und die Umsetzung finde ich sehr gelungen und vor allem realistisch. Das Thema ist schwierig aber es wurde gut verpackt. Die brutale Wahrheit und die Zerissenheit und Verwirrtheit kommen gut zur Geltung. Ich bin ein wenig geschockt über das Ende aber auch das ist leider realistisch. Allerdings hätte ich mir hier ein anderes erhofft.
Die Geschichte konnte mich gut abholen und hat mich sehr gut getragen. Ich fand die Fragen die Emma sich stellt, die Gedanken die sie hat, sehr gut verdeutlicht. Auch wenn es etwas verwirrend ist aber ich kann mir vorstellen das es in ihrer Situation alles Verwirrend ist. Von daher halte ich es für sehr realistisch und gelungen.
Insgesamt war ich sehr bewegt und ich fühle mich am Ende mitgenommen und doch auch schokiert aber auch sehr gut unterhalten. Das Buch habe ich verschlungen weil es einfach spannend war. Das Tempo ist toll und auch die Szenen sind sehr gut beschrieben. Für mich ist es eine runde Sache Aber auch keine leichte Kost.

Das Cover und den Klappentext fand ich sehr ansprechend. Wer das Buch gelesen hat weiß auch wie passend das Cover ist, mit dem Hintergrund. Ich mag es sehr finde es aber auch etwas beklemmend.



Fazit:
Insgesamt konnte mich „Du wolltest es doch“ sehr gut unterhalten. Natürlich hatte ich vor dem Thema etwas Respekt und ich muss sagen es hat mich mitgenommen und berührt aber es ist auch eine tolle Unterhaltung . Auch wenn ich es verschlungen habe so ist es keine leichte Kost und es hat mich mit gemischten Gefühlen zurück gelassen. Ich kann „Du wolltest es doch“ absolut empfehlen.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Das Buch klärt auf. Es bewegt und es veranlasst zum Nachdenken.

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Emma ist hübsch; sie ist beliebt und begehrt. Auf einer Party schaut sie zu tief ins Glas und ein paar Pillen später, nimmt das Unglück seinen Lauf. Sie geht mit Paul in ein Schlafzimmer und die anderen ...

Emma ist hübsch; sie ist beliebt und begehrt. Auf einer Party schaut sie zu tief ins Glas und ein paar Pillen später, nimmt das Unglück seinen Lauf. Sie geht mit Paul in ein Schlafzimmer und die anderen Jungs kommen hinterher.

Am nächsten Morgen liegt sie mit zerrissener Kleidung vor dem Haus ihrer Eltern und kann sich an nichts erinnern. Für ihre Mitschüler und auch bald die ganze Kleinstadt ist sie nur noch die Schlampe, Hure und das Mädchen, denn das Internet ist voll mit Fotos von der vergessenen Nacht.

Das Buch wurde vom Verlag mit der Altersangabe ab 16 Jahren versehen. Früher würde ich das Buch auf keinen Fall zu lesen geben. Denn es ist aufwühlend, verstörend und emotional. Daher wurde ich ggfs. auch meinem Kind anbieten, darüber zu reden, wenn es zu diesem Buch greift.

Die Autorin hat anschaulich Emmas Zwickmühle dargestellt: Einerseits ist sie beliebt, anderseits hat sie viele Neider. Bei ihr "zu landen", ist für die Jungs wie die Jagd nach einer Trophäe.

Daher ist das sogenannte Victim Blaming (Opferbeschuldigung, auch „Täter-Opfer-Umkehr“) und Slut Shaming (Frauen werden verurteilt für ihre Sexualität) für Emma nach ihrer vergessenen Nacht auch um so schlimmer. Selbst ihre Freundinnen glauben ihr nicht und wenden sich von ihr ab.

Der Spießrutenlauf und die seelischen und körperlichen Folgen werden eindrucksvoll und bewegend beschrieben. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich mit Emma mitgefühlt und gehofft habe.

Das Buch klärt auf. Es bewegt und es veranlasst zum Nachdenken (und vielleicht für die betroffene Generation auch zum Umdenken). Denn Alkohol, Drogen und Egoismus scheinen immer mehr zum Verwischen von Grenzen zu führen. Ein "Nein" zählt kaum noch. Ein logischer Gedanke "Kann das noch gewollt sein" kommt kaum noch auf. Und was noch viel schlimmer ist: es wird nicht mehr geholfen!

Ein sehr realistisches Buch mit einem leider realistischen Ende. Volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 09.09.2018

Aufwühlend und so aktuell

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„Nein. Nein. Nein. Das ist das Einzige, was ich in letzter Zeit sage. Vielleicht zum Ausgleich für das eine Mal, als ich es nicht sagen konnte. Als ich nicht die Chance bekam, es zu sagen.“ (Emma in Du ...

„Nein. Nein. Nein. Das ist das Einzige, was ich in letzter Zeit sage. Vielleicht zum Ausgleich für das eine Mal, als ich es nicht sagen konnte. Als ich nicht die Chance bekam, es zu sagen.“ (Emma in Du wolltest es doch)

Worum geht’s?
„Emma ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen, das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?“ [Klappentext des Buches]

Gestaltung / Schreibstil
Die Gestaltung des Covers ist schlicht, aber zugleich sehr ansprechend und aufmerksamkeitsfördernd. Ich bin erstmalig in der Buchhandlung auf das Buch aufmerksam geworden, indem mir das Cover auffiel. Anhand des Covers kann man bereits erahnen, um was für eine Art Geschichte es sich handeln könnte. Der deutsche Titel „Du wolltest es doch“ ist hierbei sehr gut und passend gewählt und steht dem englischen Originaltitel „Asking for it“ in nichts nach. Die nackten Beine und die Rosenbettwäsche werden hierbei auch als Bestandteil aus dem Roman aufgegriffen.

Das Buch hat einen Umfang von 368 Seiten und besteht aus zwei Teilen: Letztes Jahr und dieses Jahr. Beide Teilen nehmen relativ genau die Hälfte des Buches ein. Jeder Teil umfasst einige, aufeinanderfolgende Tage im Leben der Protagonistin Emma. Letztes Jahr steht hierbei für die Zeit vor der verhängnisvollen Nacht und die drei Tage kurz danach, während dieses Jahr für Emmas Zustand ein gutes Jahr später und die Folgen der Nacht steht. Die jeweiligen Tage sind als Kapitel gestaltet, wodurch sie teilweise sehr umfangreich sind und über viele Seiten gehen können.

Die Geschichte ist komplett aus der Sicht von Emma erzählt. Der Schreibstil ist sehr flüssig mit vielen kurzen Sätzen, man spürt regelrecht Emmas Gedankengänge. Allerdings springt man auch direkt in die Geschichte, lernt beiläufig die Charaktere kennen, aber alles bleibt sehr vage und oberflächlich. Anfangs fiel es mir sehr schwer, in die Geschichte reinzukommen, es war beinahe alles wirr und zusammenhangslos für mich. Doch nach den ersten 100 Seiten war es gar kein Problem mehr. Besonders gut fand ich hierbei die Kennzeichnung von Emmas Gedankengängen in Klammern, die teilweise noch einmal ein anderes Bild auf die Situationen werfen.

Sehr gelungen finde ich auch den Umbruch zwischen letztes Jahr und dieses Jahr. Die sprachlichen Feinheiten passen sehr gut zum Gemütszustand und lassen alles noch mehr mitfühlen. Die Autorin verzichtet bewusst auf das Wort Vergewaltigung an den meisten Stellen, weil Emma das Wort nicht hören möchte und somit zugleich dem Leser Spielraum gegeben wird, selbst ein Wort zu finden.

Fazit
Du wolltest es doch ist ein sehr emotionales und aufwühlendes Buch. Es ist ein Buch, was einen sicher nicht kaltlässt und hoffentlich auch zum Nachdenken anregt. Die Autorin spielt bewusst mit dem Aufbau einer unsympathischen Hauptdarstellerin, einer Katastrophe und einer detaillierten Beschreibung der Umstände. Hierdurch erreicht sie vor allem eins: Der Leser ist gezwungen, über eine eventuelle Antipathie gegen Emma hinwegzuschauen und für sich zu entscheiden, zu welchem „Team“ man eigentlich gehört. War Emma selbst Schuld? Was wäre wenn, hätte vielleicht, sollte man – das alles sind Fragen, die sich einem beim Lesen aufdrängen. Und vielleicht erwischt man sich das ein oder andere Mal auch dabei, wie man sich fragt „hat sie (Mit-)Schuld?“ Das Buch besticht durch eine starke Geschichte, die gegenwärtig präsent und diskussionswürdig ist wie schon lange nicht mehr. Die leichte Sprache macht das Buch sehr geeignet für junge Leser, allerdings vermisse ich an der ein oder anderen Stelle vielleicht eine etwas differenziertere Ausarbeitung der Gedankengänge und Meinungen, da das Buch größtenteils doch eher von schwarz und weiß lebt. Eine Einbindung des Buchs etwa als Schullektüre in höheren Klassen kann ich mir auch sehr gut vorstellen.

*** Es folgen im weiteren mögliche Spoiler ***
Während die erste Hälfte des Buches in mir hauptsächlich ein Kopfschüttel-Verhalten gegenüber Emma hervorrief, war der Sprung in „Dieses Jahr“ wirklich harter Tobak. Das Mädchen, was alles hatte und vor allem eine hohe Meinung von sich selbst, ist nur noch ein Wrack und hat zwei Selbstmordversuche hinter sich. Die Autorin bleibt bei ihren Schilderungen aber absolut realistisch und es wirkt einfach alles erschreckend echt. Vielleicht hat deshalb der zweite Teil auch eine so starke Wirkung auf mich. Der Fokus des Buches liegt fast ausschließlich auf dem Opfer und seinem Umfeld, was emotional sehr mitreißend ist. Hin und wieder fragt man sich, wie es nur soweit kommen konnte, gelegentlich möchte man Emma nahezu zurufen „wach auf, schau in was für ein Verderben du läufst“.

Sehr gelungen fand ich auch den familiären Kontrast. Nach der Nacht besteht die Familie nur noch aus einem Haufen Scherben. Jedes Familienmitglied geht anders mit der Situation um: Die Mutter neigt zum Alkohol und möchte eigentlich nur eine funktionierende Emma, der Vater verbringt kaum noch Zeit zuhause und kann seine Tochter nicht mehr angucken, der Bruder ist der Einzige, der sich um Emma kümmert und versucht, dass alles irgendwie gut wird. Stark finde ich hierbei auch den Nachbarsjungen Connor, der Emma jeden Tag eine Mail schreibt, auch wenn sie nicht antwortet. Er ist einer der wenigen, der offenkundig an ihre Seite der Geschichte glaubt. So fand ich es unglaublich berührend, als er schrieb, er würde alles dafür tun, diese Nacht rückgängig zu machen und sie früher am Abend zu küssen, damit sie gar nicht erst auf die verhängnisvolle Party gehen.

Immer mehr zeichnet sich das Trümmerfeld ab, was diese Nacht und die Entscheidung, zur Polizei zu gehen, hinterlassen hat. Interessant ist hierbei, dass Emma einer Freundin vor der Nacht von einer Anzeige abgeraten hat, als diese in einer nicht eingewilligten Sexualbeziehung zu einem der späteren mutmaßlichen Täter landete und Emma um Rat bat. Der Kontrast zwischen dem „relativ normalen“ Weiterleben der Jamie, die die Tat nicht angezeigt hat, und dem absoluten Scherbenhaufen der Emma nach der Anzeige, sind ein starker Aspekt der Geschichte.

Toll finde ich auch die kritische Einbindung von Medien, sozialen Medien und dem Dorftratsch. Jeder hat eine Meinung, viele teilen sie auch gerne. Die populären Sportjungs gegen das Mädel, was eh andauend die Beine breit gemacht hat? Die allgemeine Meinung ist doch relativ klar. Erschreckenderweise spricht die Autorin hierbei ein sehr gegenwärtiges und immer wieder medial diskutiertes Thema an: Wie kurz darf der Rock sein? Wie viel Alkohol darf ein Mädchen trinken? Können die anständigen Sportler sowas tun?

Insgesamt muss man sagen, dass das Buch sehr gelungen ist. Lange musste ich überlegen, wie mir das Ende gefällt. Sie zieht die Anzeige zurück, weil sie möchte, dass es vorbei ist, dass ihre Eltern wieder „normal“ sind, sie ihr Leben zurückbekommt, ihr Vater sie wieder anguckt. Doch insgeheim wünscht sie sich eigentlich nur, dass jemand mal sagt „du wolltest es doch nicht“.

[Diese Rezension wurde auf Grundlage eines Rezensionsexemplars erstellt, welches mir freundlicherweise von NetGalley.de und dem Carlsen Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung zu dem Buch ist hiervon unberührt]

Veröffentlicht am 01.09.2018

Absolut aufwühlend

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Die achtzehnjährige Emma ist eines der Mädchen, die von vielen anderen beneidet werden, denn sie ist hübsch, beliebt und steht immer und überall, vor allem auch bei den Jungs im Mittelpunkt. Emma genießt ...

Die achtzehnjährige Emma ist eines der Mädchen, die von vielen anderen beneidet werden, denn sie ist hübsch, beliebt und steht immer und überall, vor allem auch bei den Jungs im Mittelpunkt. Emma genießt diese Aufmerksamkeit und ist nahezu süchtig nach Komplimenten, selbst von Jungs, die bereits eine Freundin haben. Als sie auf einer Party ein wenig über die Stränge schlägt und am nächsten Morgen völlig zerschlagen und derrangiert vor ihrer Haustür von ihrer Mutter gefunden wird, weiß sie zunächst nicht, was los ist. Filmriss, aber einen kompletten Filmriss, denn ab einen bestimmten Moment sind alle Erinnerungen der vergangenen Nacht weg. Erst als sie am Montag zur Schule kommt, kommt ihr der Verdacht, dass etwas ganz gewaltig schief gelaufen ist. Dann entdeckt auch Emma die Facebookseite und die Fotos der Partynacht, auf der sie und mehrere ihrer sogenannten Freunde zu sehen ist. Doch das, was auf den Fotos ist, wollte Emma nicht, nicht so. Aber niemand hat Mitleid mit Emma, denn sie ist es doch selbst Schuld, oder?
Meine Meinung
Puh, ich weiß gar nicht genau, wie und womit ich hier anfangen soll, denn das Buch ist hart, knallhart und Louise O’Neill hat hier auch ganz schön provoziert mit ihren Worten, aber ich glaube, dass sie durchaus auch ihr Ziel erreicht hat, denn es wird diskutiert über das Thema, das Thema Vergewaltigung. Selten habe ich im Vorfeld so viele Meinungen zu einem Buch gelesen, wie zu diesem und auch wenn ich es zunächst gar nicht so sehr auf dem Schirm hatte, wurde ich durch all die anderen Meinungen immer neugieriger und wollte mir schließlich selbst ein Bild machen.
Zu Beginn komme ich erst einmal zum Schreibstil, der vielleicht nicht jedermanns Sache ist, doch der mich hier ganz besonders fesseln konnte. Durch die Worte und die Ich-Perspektive aus der Sicht Emmas war ich hier ganz nah am Geschehen und konnte mit fremden Augen sehen, was geschehen ist und wie wenig man selbst schafft, so etwas zu verarbeiten. Ich fand es doch schon sehr authentisch rübergebracht und habe ein sehr deutliches Bild von Emma erhalten, sowohl bevor sie vergewaltigt wurde als auch danach. Louise O’Neill schildert klar, fast schon nüchtern und direkt, was Sache ist. Emmas Gedanken, oftmals in Klammern dargestellt, was manch einer als störend empfinden könnte, wurden für mich dadurch noch einmal eindringlicher. Diese Wiederholungen die durch Emmas Kopf schießen, fand ich glaubhaft und sehr eindringlich und man sieht, wie die Welt sich plötzlich nicht nur für Emma verändert.
Emma wird hier deutlich vorgestellt, wie sie vor der Vergewaltigung ist. Sie ist nicht unbedingt eine Sympathieträgerin und doch stellt die Autorin damit auch etwas klar: das, was Emma geschehen ist, darf niemanden geschehen, egal wem, egal wer, egal wie sie sich gibt, niemand darf etwas gegen den Willen des anderen tun. Ob sie durch ihre Kleidung provoziert und reitzt oder für manch einen eine direkte Einladung dadurch geben kann, ohne Einwilligung ist es ein Nein.
Ich mochte Emma auch nicht unbedingt, denn immer wieder ist in Emmas Gedanken eines für sie wichtig: sie selbst. Auch wenn sie nach aussen hin sich großzügig gibt und freundlich, ist sie immer auf eines aus: fishing for compliments. Doch mal ganz ehrlich, zeigt dies wirklich nur wie egoistisch Emma ist? Oder ist da tief in ihrem inneren vielleicht auch die unsichere Emma, die zu Hause doch eher im Schatten des großen Bruders steht. Das sie schön ist, hilft ihr nach aussen hin und sie sucht nahezu überall und bei jedem die Bestätigung, doch ist sie dadurch wirklich diese egoistische Person? Emma hat mich ganz schön nachdenklich gemacht und das durchweg. Ich habe versucht, mich in ihre Lage zu versetzen und ich hätte sie gerne verteidigt, da dies wohl niemand wirklich tun möchte.
Alles in allem macht Louise O’Neill mit ihrer Geschichte hier ganz deutlich klar, dass es bei diesem Thema auch heute noch absolut ungerecht zugeht. Hier werden die Opfer- und Täterrollen wieder einmal vertauscht. O’Neill zeigt, wie es sein könnte, wie sehr das Opfer leidet, wie sehr aber auch ihre Familie leidet. Ob ich das Verhalten der Familie billige oder nicht, ist eine andere Sache, ich möchte es inhaltlich auch nicht noch mehr vertiefen, da ich durch meine Meinung schon mehr spoiler, als ich wollte. Alles in allem ist hier so gut wie niemand, dessen Verhalten ich wirklich unterstützt hätte, Conor und auch Emmas Bruder vielleicht, aber wo sind die Freundinnen, die Eltern, ganz besonders die Mutter. Durch all diese Verhalten der anderen, das Mobbing, das Ausgrenzen, die Worte: du wolltest es doch, du hast das herausgefordert, zeigt O’Neill, warum auch heute noch kaum Anzeigen von Opfern erstattet werden.
Mein Fazit
Ich glaube, ich habe zu viel und doch zu wenig in meine Rezension eingebracht, meine Gedanken schlagen nach wie vor Salto, wenn ich über das Gelesene wieder nachdenke. Ich habe Emmas Geschichte erst einmal sacken lassen müssen und finde nach wie vor nicht die richtigen Worte für meine Gedanken. Ich persönlich fand die Worte der Autorin genau richtig gewählt, sie ist schonungslos und direkt und ich hoffe, dass sie mit diesem Buch noch einige Leser erreichen wird.