Hat mich nicht ganz überzeugt, aber dennoch neugierig auf die Folgebände gemacht
1110: König Henry I stellt seiner kleine Tochter Matilda Robert Fitzooth als Leibwächter zur Seite, der ihr Leben über Jahrzehnte begleiten, ihr nach Deutschland, über die Alpen, in die Normandie und wieder ...
1110: König Henry I stellt seiner kleine Tochter Matilda Robert Fitzooth als Leibwächter zur Seite, der ihr Leben über Jahrzehnte begleiten, ihr nach Deutschland, über die Alpen, in die Normandie und wieder nach England folgen und mehrfach sein Leben für sie einsetzen wird.
Nach vielen Jahren ist es Robert möglich, für sich und seine Familie einen Traum zu erfüllen. Doch das Glück hält nicht ewig, und schon sein Enkel Robin sieht sich seiner Existenz beraubt und wird zu einem der berühmtesten Geächteten, zu Robin Hood.
Mir gefällt die Idee sehr gut, die Geschichte um Robin Hood mit einem seiner Vorfahren beginnen zu lassen, und diesen einen Teil der mittelalterlichen (englischen) Geschichte miterleben zu lassen. Wer sich ein bisschen auskennt, weiß, dass Matilda nicht nur Königin und Kaiserin gewesen ist, sondern auch die Stammmutter der Plantagenets. Außerdem stürzte ihr Kampf um die englische Krone das Land in einen schlimmen Krieg, der von Anarchie geprägt war.
Der Autor hat den Roman in zwei Teile getrennt und den längeren Part Robert gewidmet. Dieser hat mir gut gefallen, da wir hier mittendrin im historischen Geschehen sind und es dem Autor gut gelungen ist, Roberts individuelle Lebensgeschichte mit den historischen Ereignissen zu verknüpfen. Mit ihm trifft der Leser eine Vielzahl historischer Persönlichkeiten, wie z. B. Papst Paschalis II, Hildegard von Bingen und Eleonore von Aquitanien. Mac P. Lornes anschauliche Erzählweise gibt dem Leser dann auch das Gefühl mit dabei zu sein. Hier ist der Roman auch oft sehr spannend, so dass man ihn ungern aus der Hand legt.
Gut gelungen finde ich in diesem Teil auch die Charaktere, allen voran Robert. Dieser, aber auch z. B. Matilda sind tiefgründig gezeichnet, ihre Charaktere sind interessant, wenn auch vielleicht manchmal etwas klischeehaft, wie auch das Geschehen hin und wieder etwas zu sehr ins Klischeehafte abdriftet, vor allem wenn es um Roberts Lebensgeschichte geht, die im Gegensatz zu Matildas fiktiv ist.
Weniger gut hat mir dagegen der zweite Teil, der sich um Robin dreht, gefallen, hier habe ich sogar ein bisschen die Lust am Weiterlesen verloren. Ich kenne die Robin-Hood-Geschichten ganz gut, und mir fiel direkt auf, dass der Autor sie ein wenig anders erzählt, als gewohnt, so ist z. B. Henry II noch König. Das finde ich allerdings nicht schlimm, man kann sich gut daran gewöhnen, und immerhin trifft man viele bekannte Charaktere der Robin-Hood-Legende wieder. Probleme habe ich hier allerdings mit den Charakteren, sie sind mir alle zu blass, zu oberflächlich, mit Robin werde ich gar nicht warm, aber auch z. B. Marian oder Little John kommen mir nicht wirklich nahe. Die Antagonisten, der Sheriff von Nottingham und Guy von Gisbourne, sind, wie man sie kennt, einfach nur böse, ein bisschen weniger schwarz hätte ihnen vielleicht gut getan. Auch die Geschichte kommt nicht an die Roberts heran, ich fand sie eher langweilig als spannend.
Ich kann gut verstehen, dass Mac P. Lorne in diesen ersten Band auch den Übergang zum eigentlichen Titelhelden der Reihe bringen wollte, aber mir hätte es gereicht, wenn er ihn hier nur eingeführt, und alles weitere in die nächsten Bände übernommen hätte. So hat man das Gefühl, zwei verschiedene Bücher zu lesen, was dem Roman nicht gut tut.
Dieser Roman ist bereits 2014 erstmals erschienen und wurde nun im Knaur-Verlag neu aufgelegt. Ich hatte beim Lesen hin und wieder das Gefühl, das etwas holprig erzählt wird, was ich von einem späteren Roman des Autors so nicht kannte. Meinen Lesefluss beeinträchtigte das aber nicht wesentlich. Das taten allerdings zunehmend Aussagen wie „konnte er da noch nicht ahnen, dass“, die im ersten Teil vielleicht noch angingen, weil man die historischen Ereignisse im wesentlichen kennt, die aber im zweiten Teil immer mehr stören, und insgesamt zu viel vorwegnehmen. Wenn der Autor damit Spannung aufbauen wollte, ist ihm das bei mir missglückt.
Dennoch bin ich neugierig geworden auf die Folgebände und nun ganz gespannt auf den zweiten Band der Reihe, in dem Robin dann hoffentlich auf Richard Löwenherz trifft. Denn, auch wenn mich die Geschichte nicht immer überzeugen konnte, vor allem im zweiten Teil, so ist der historische Unterbau gut gelungen, und auch die Zusatzinhalte, die bei einem historischen Roman für mich dazu gehören, sind gelungen: Neben zwei Karten und einem Personenregister, in dem die wesentlichen Personen erwähnt werden und die historischen gekennzeichnet sind, gibt es ein Glossar, historische Anmerkungen des Autors und eine Bibliografie.
Zwar konnte mich dieser erste Band der Reihe nicht durchgehend überzeugen, machte mich aber doch neugierig darauf, wie der Autor Robin Hoods Geschichte weitererzählen wird. Insgesamt gibt es vier Bände, die vom Knaur Verlag zügig neu aufgelegt werden, ein fünfter wird neu geschrieben. Für diesen Band kann ich leider nur 3 Sterne vergeben, wer sich aber für diese Epoche und/oder für Robin Hood interessiert, sollte der Reihe eine Chance geben.