Tanzt wieder raus
Durch das schöne Cover und den vagen, aber doch interessanten Klappentext angelockt, habe ich mich ans Lesen gemacht und bin zusammen mit Jade nach New York gezogen, habe mir einen Job gesucht und neue ...
Durch das schöne Cover und den vagen, aber doch interessanten Klappentext angelockt, habe ich mich ans Lesen gemacht und bin zusammen mit Jade nach New York gezogen, habe mir einen Job gesucht und neue Leute kennengelernt. Der Anfang war also vielversprechend, auch wenn er natürlich absolut dem Standard entspricht. Das ist ja erstmal nichts negatives.
Was mir allerdings sehr schnell negativ aufgefallen ist, war Jade und ihre "dunkle Vergangenheit", die einen Großteil des Buches geheim blieb und nur durch Andeutungen und Panikattacken in Erscheinung trat. Da sie somit auch nahezu keine Auswirkung auf die Handlung hatte, war dies für mich ein wirklich unnötiges Element, das nur herangezogen wurde, um Jade irgendwie besonders zu machen. Der Neustart in New York, der quasi die erste und einzige größere Auswirkung ihrer Vergangenheit war, hätte auch ohne weitere Probleme anders erklärt werden können. Meine Sympathie zu Jade hielt sich also in Grenzen. Neben ihrer Vergangenheit empfand ich auch ihr gegenwärtiges Ich als nicht wirklich überzeugend oder irgendwie einprägsam. Ihre Leidenschaft für Mode trat nur auf den Plan, wenn eine Ausrede gesucht wurde, warum sie gerade keine Zeit hat und auch ihre Freundschaft zu Olivia blieb meiner Ansicht nach sehr vage und wurde auf einige wenige Treffen reduziert. Als dann Austins bereits im Klappentext erwähnte Geheimnisse ans Licht kommen (sehr spät im Buch), glänzt sie zudem mit einem Maß an Scheinheiligkeit, dass ich ehrlich gesagt geradezu lachhaft fand. Insgesamt war mir Jade also leider sehr unsympathisch, was es natürlich schwierig macht, ein ganzes, leider sehr langes, Buch über sie zu lesen.
Austin war als männlicher Part der Geschichte eigentlich recht angenehm, hat bei mir aber lange Zeit nichts ausgelöst. Vermutlich lag das auch daran, dass er selbst in der Geschichte lange Zeit unterpräsent ist und allgemein wenig Raum bekommt. Jade hält ihn auf Distanz und steckt ihn schnell in eine Schublade und da er selbst keine Leseperspektive in diesem Buch hat, wissen wir lange Zeit nicht, woran wir mit ihm sind. Nach gut 300 Seiten, die sich nur um Jade drehen und in denen sie ihn andauernd mit der gleichen Ausrede abspeist, bekommt Austin etwas Substanz, als seine eigene Vergangenheit ans Licht kommt. Für mich war das zwar keine notwendige Entwicklung (vor allem, weil sie so spät kommt), aber sie hat wenigstens etwas Spannung in die letzten 100 Seiten gebracht.
Allgemein wurde die Handlung eher in den hinteren Teil gequetscht. Davor floss die Geschichte dahin, was durch den gut lesbaren Schreibstil zwar tragbar, aber kein Genuss war. Ich habe ehrlich gesagt auch nicht wirklich verstanden, warum es erst so spät mit den spannenden Elementen losging.
Wenn man mehr Sympathie für Jade hegt, als ich es getan habe, mag man das Buch sicherlich sehr gern. Durch das Tanzen und allgemein das Move District, die Tanzschule, kommt etwas Dynamik in den Buchalltag und einige spannende Charaktere kommen ins Spiel. Gleichzeitig erfährt man einiges über das Tanzen an sich und verschiedene Stile, was ich wirklich interessant fand. Komischerweise wurde dieser Sport auch mehr in den Vordergrund gerückt, als Jades eigentliche Leidenschaft, das Modedesign, was für mich ein weiterer widersprüchlicher Punkt in ihrem Charakter war, aber darüber habe ich lange genug berichtet.
Ich möchte also nicht sagen, dass dieses Buch unlesbar oder wirklich schlecht ist. Es ist eher so, dass der Hauptcharakter absolut nicht meinem Geschmack entsprochen hat, Themen behandelt wurden, die mich nicht interessieren und ich allgemein mehr Tiefgang erwartet habe.