packend-düstere High-Fantasy
Knochendiebin ist das Debüt der amerikanischen Autorin Margaret Owen. Die deutsche Version dieses Fantasy-Buches ist Ende Oktober im Carlsen Verlag erschienen und ist der Auftakt der Die zwölf Kasten von ...
Knochendiebin ist das Debüt der amerikanischen Autorin Margaret Owen. Die deutsche Version dieses Fantasy-Buches ist Ende Oktober im Carlsen Verlag erschienen und ist der Auftakt der Die zwölf Kasten von Sabor Dilogie.
"Bewahre den Einklang. Halt die Augen offen. Erfülle den Eid. Sorge für die Deinen." S. 279
Verglichen wird die Geschichte mit Reihen wie Die rote Königin, Throne of Glass oder gar Das Lied der Krähen. Alles große Bücher von großen Autoren, die einschlägige Fußabdrücke in der Welt der Fantasy hinterlassen haben. Kann sich Knochendiebin wirklich mit diesen Büchern messen? Das wollte ich unbedingt herausfinden.
Aber erst einmal zum Inhalt: Die junge Magierin Stur aus der Krähen-Kaste wird mit ihrem Flügelherren und ihrer Rotte in den Königspalast Sabors gerufen. Die Krähen kümmern sich um die Sterbenden und Toten in einem Land, in dem die Sündenseuche wütet. Die Bestattung zu der sie gerufen wurden ist jedoch reiner Schwindel! Der angeblich tote Prinz Jasimir braucht die Hilfe der Krähen um die böse Herscherin des Landes zu stürzen. Gemeinsam mit seinem Leibwächter Tavin möchte er Verbündete treffen, doch bis dahin ist es ein langer und gefährlicher Weg. Am Ende wird alles an Stur hängen. Aber kann sie dem Prinzen und seinem besten Freund wirklich trauen?
Die Idee hinter den Kasten ähnelt ein wenig der Aufteilung der Grisha-Arten aus den Büchern von Leigh Bardigos Grischa-Verse. Auch in der Welt von Sabor gibt es drei Gruppierungen - die Kasten- , in die die Bewohner dieser erfundenen Welt mit ihrer Geburt eingegliedert werden. Interessant dabei ist, dass jeder Mensch dort einer Vogelart zugeordnet wird. Über allen stehen die Phönixe, dazwischen kommen beispielsweise Schwan, Habicht oder Möwe und ganz unten stehen die Krähen. Jede Vogelart hat dabei ein Geburtsrecht, eine besondere Macht, über das man erst im Laufe der Handlung mehr erfährt und nach und nach zu verstehen lernt, was da überhaupt bedeutet.
Wichtig ist nur, die Krähen stehen ganz unten in der Nahrungskette, haben kein Geburtsrecht und werden von den Bewohnern Sabors verachtet. Es heißt, dass die Krähen in ihrem früheren Leben etwas Schlimmes angestellt haben. Deshalb wurden sie von der Korona mit der Sündenseuche bestraft und müssen sich in ihrem nächsten Leben ganz dieser Seuche widmen. Auch, wenn sie keine besondere Fähigkeit haben, gibt es in jeder Rotte ein, zwei Krähen, die Knochendiebe sind. Das heißt, dass sie die Geburtsrechte anderer nurtzen können - mit den Zähnen oder Knochen der Verstorbenen.
"Stur spürte, wie zwei Phönix-Zähne brausend zum Leben erwachten. Ein ohrenbetäubendes Krachen, dann eine Hitzewelle. Feuer brauste über die Brücke und schloss sich wie ein Schutzwall um die Krähen.
»Du bist jetzt auf dich allein gestellt«, sagte Pah.
Nicht falls, sondern wenn." S. 151
Die Idee, die dahinter steckt finde ich besonders faszinierend und von der Autorin wirklich gut umgesetzt. Es ist selten, dass in der Fantasy-Welt vollkommen neue Dinge auftauchen, aber diese ist ein noch nie dagewesenes Konzept. Der Plot ist ebenso komplex und perfekt ausgearbeitet, wie die Idee, die dahintersteht. Die Handlung ist wendungsreich, voller Kraft und Energie und sorgt dafür, dass dem Leser nie langweilig wird.
Bei der Kompelxität wurde vor den Charkteren auch kein Halt gemacht. Egal ob Haupt- oder Nebencharakter - jede Person hat ihre eigene Stimme, ihre Eigenarten erhalten. Dennoch sticht Stur unter allen besonder hervor. Sie macht ihrem Namen wirklich alle Ehre: Stur lässt sich nie vom Weg abbringen, sei er noch so schwer oder lang. Die Autorin hat es geschafft eine durch und durch authentische Protagonistin zu schaffen, die sich mit ihrer rauen, kalten und abweisenden Art in einer Welt durchschlagen muss, die Menschen wie sie, verachtet.
Dies ist kein Buch für zwischendurch. Der Schreibstil von Margaret Owen ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, weswegen ich ein paar Seiten gebraucht habe um in die Geschichte zu finde. Danach flogen die Seiten nur so dahin. Bei Knochendiebin muss man am Ball bleiben und stets aufpassen, denn jede noch so kleine Geste kann etwas bedeuten - und man möchte doch wirklich nichts verpassen!
Fazit:
Mal wieder richtig gute Fantasy! Knochendiebin ist eine Geschichte über Verlust und Vergeltung, über Verzicht und Veränderung, über den Willen zu überleben – und zu lieben! 5 Schmetterlinge!