Vom Jahre 1775 bis zum Ende des Jahres 1783 begleitet der Leser dieses gewaltigen Epos die junge Mennonitin Anna auf ihrem Weg vom hessischen Waldeck über den Atlantik bis zur Ostküste der heutigen Vereinigten Staaten von Amerika.
Es ist die Suche nach Freiheit, nach einem selbstbestimmten Leben in Würde, frei von Verfolgungen aller Art, die Anna antreibt, - eine von vielen der frühen Auswanderer, die freiwillig oder gezwungenermaßen ihre Heimat verließen, alle vereint in der Hoffnung auf ein besseres Leben.
Immer wieder kreuzt sich Annas Weg schicksalhaft mit dem des jungen adligen Offiziers Lorenz aus Cassel, der mit seiner Einheit den verbündeten Engländern bei deren Kampf gegen die aufrührerischen amerikanischen Patrioten im Unabhängigkeitskrieg zu Hilfe kommt.
Doch im gelobten Land müssen die beiden Liebenden Lorenz und Anna, die Welten voneinander trennen, erkennen und vielfach schmerzlich erfahren, dass Freiheit nur ein Wort ist!
Und dennoch etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt.
Vor allem Anna erfährt die Knechtschaft der weniger Privilegierten am eigenen Leib, als sie, die durch unglückliche Umstände gezwungen war, sich als Schuldmagd zu verdingen, das Los der farbigen Sklaven unter der erbarmungslosen Herrschaft eines grausamen Plantagenbesitzers und dessen nicht weniger grausamen Aufsehers teilen muss!
Derweil sieht sich Lorenz mit den Schrecken und der blutigen Realität des Krieges konfrontiert und beginnt, auch dank des Einflusses der aufrechten und unbeugsamen Anna, die nach Gottes Geboten zu leben bestrebt ist, die Werte in Frage zu stellen, die ihm durch seine Herkunft und Erziehung vermittelt wurden....
Für den Leser stellt sich bald schon die Frage, ob der Traum von Freiheit für Anna und Lorenz wahr werden wird, und ob die Liebe, die die beiden verbindet, stark genug ist, um alle Gefahren, Erniedrigungen und Widerstände, die sich auch aus den Standesunterschieden ergeben, zu überwinden und hoffnungsvoll in eine gemeinsame Zukunft gehen zu können.
Jeder Versuch, ein so umfang- und facettenreiches Buch in wenigen Sätzen zusammenfassen zu wollen, muss zum Scheitern verurteilt sein!
Der Roman ist so überreich an Geschehnissen, an Schicksalsschlägen und schier unerträglichen Leidenswegen, so voller Dramatik vor dem historischen Hintergrund der 70er und 80er Jahre des 18. Jahrhunderts, dass man ihm nur in Ansätzen gerecht werden kann.
Gerade die geschichtlichen Informationen, die die Autorin dem Leser mit profunder Kenntnis und großer Sorgfalt nahebringt und geschickt in ihren Roman flicht, verdienten hier eigentlich ein eigenes Kapitel und ein großes Lob sowieso!
Denn selten nur habe ich eine so interessante, spannende, lebendige "Geschichtsstunde" erlebt, wie diejenige, die Maria W. Peters auf vorbildliche Art abhält.
Was an dem Buch aber ganz besonders besticht, sind seine unvergesslichen, grandios gezeichneten Charaktere, die auf ihrer Suche nach der ersehnten Freiheit eine wahre Odyssee an leidvollen Erfahrungen durchlaufen müssen - und dennoch niemals sich selbst dabei verlieren.
Im Gegenteil! Mit aufmerksamem Blick nehmen sie die himmelschreienden Ungerechtigkeiten um sich herum wahr, stellen sich ihnen, lassen sich von ihnen ergreifen, beeindrucken - und ganz allmählich verändern.
Allen voran die Handlungsträger, Anna und Lorenz, deren Liebe zueinander so stark ist, dass sie nicht nur allen Unbillen widersteht sondern daran sogar noch wächst.
Aber es sind auch die vielen menschlich überzeugenden und zutiefst glaubhaften Nebenfiguren, gute wie böse, die Anna und Lorenz begleiten und unterstützen, die ihnen wohlgesonnen sind oder sie mit ihrem unversöhnlichen Hass verfolgen, die den auch sprachlich makellosen Roman zu einem Leseerlebnis der ganz besonderen Art machen.
Außer Gwen Bristows berühmter Louisiana-Trilogie habe ich noch niemals einen historischen, im noch jungen Amerika angesiedelten, mich so anrührenden Roman wie diesen gelesen, bei dem die Spannung bis zum Ende konsequent durchgehalten wird und dessen roter Faden, die Suche nach der Freiheit, nie abreißt, bei dem ich von der ersten Seite an mitfieberte und oft bis an die Grenze des Erträglichen mit den Charakteren bangte!
Ein Roman der Superlative, fürwahr, an dem man nicht vorübergehen sollte!