Ränkespiele der Macht
Ränkespiele der Macht
„Es gibt Dinge, die es wert sind, etwas für sie zu riskieren“ (Marcella)
Die römische Sklavin Invita befindet sich mit ihrer Herrin Marcella auf dem Weg in den Palast des Statthalters ...
Ränkespiele der Macht
„Es gibt Dinge, die es wert sind, etwas für sie zu riskieren“ (Marcella)
Die römische Sklavin Invita befindet sich mit ihrer Herrin Marcella auf dem Weg in den Palast des Statthalters Postumus. Der gut bewachte Tross des Finanzprocurators, der sie nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium bringen soll, führt ein stattliches Vermögen mit sich. Als sie von Barbaren überfallen und ausgeraubt werden, kommt ihnen Centurio Mucius Longinus zur Hilfe, ein hochrangiger römischer Offizier der Legio I Minerva. Die Reise der beiden jungen Frauen steht unter keinem guten Stern, denn im Palast des Marcus Cassiapius Latinius Postumus kommt es zu weiteren unangenehmen Vorfällen. Der Mord an einem der städtischen Quaestoren, welcher zufällig der potenzielle zukünftige Schwiegervater Marcellas werden sollte, stellt letztendlich den Funken dar, der das Pulverfass zur Explosion bringt. Die Ereignisse überschlagen sich und nachdem der alemannische Sklave Flavus des Mordes bezichtigt wird, ist Invita gefordert, Nachforschungen anzustellen und ihren Gefährten zu retten.
„Ich liebe dich, ich lasse dich nicht im Stich, ich werden den wahren Schuldigen finden… für dich!“ (Invita)
Obgleich Invitas Beziehung zu ihrer Domina Marcella weniger jener einer untergebenen Sklavin, als vielmehr einer Vertrauten und Freundin gleicht und sie bei ihren Ermittlungen volle Unterstützung erhält, stößt auch Marcellas Einfluss rasch an seine Grenzen. Invita bleibt jedoch hartnäckig, denn die Zeit wird knapp und nach Verhören und qualvoller Folter droht Flavus die Kreuzigung.
„Es könnte sein, dass ich… sagen wir, einige unorthodoxe Methoden anwenden muss, um die notwendigen Informationen zu erhalten.“ (Invita)
„Ich hoffe, du hast nicht vor, einen weiteren Mord zu verüben, um den ersten aufzuklären.“ (Marcella)
Im vorliegenden vierten Band dieser interessanten und unterhaltsamen Buchreihe um die starrköpfige und widerspenstige Sklavin Invita stehen Bestechung, Krieg und Mord zum Erreichen politischer Ziele im Vordergrund. Marcella und Invita geraten im Kampf um Macht und Einfluss im Sommer 260 n. Chr. in Colonia Agrippina zwischen die Fronten. Bald ist nicht nur das Leben des Sklaven Flavus, sondern auch jenes der beiden Frauen in großer Gefahr. Invita sammelt Indizien, ist aber nicht immer diskret genug. Einzelne Fragmente lenken den Verdacht in verschiedene Richtungen, doch Invita fehlt trotz allem der entscheidende Hinweis. Den Leser erwartet ein spannendes Abenteuer mit politischen Ränkespielen und Machtkämpfen der Herrschenden. Bei Maria W. Peter ist ein historisch hervorragend recherchierter Hintergrund garantiert und man erfährt auch in diesem Band viel über das Leben und den Alltag wohlhabender Römer. Errungenschaften wie Kanalisation, Badetrakte und Begräbnisrituale werden ebenso in die Handlung eingeflochten wie die Verehrung der diversen Gottheiten und Begräbnisrituale. Barbarenüberfälle an Rhein und Limes, die Belagerung der Stadt und letztendlich der Ausbruch der Pest sorgen für Aufruhr und führen schließlich zur Eskalation.
Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren hat mir sehr gut gefallen. Neben Invita, Marcella und Flavus betreten eine Vielzahl neuer Figuren den Schauplatz des Geschehens. Mit dem Gastgeber Postumus, dem amtierenden Unterkaiser Salonius sowie dessen Berater, dem Praetorianerpraefecten Silvanus, bringt Maria W. Peter drei sehr gefährliche Männer in die Geschichte ein. Salonius ist in seiner Funktion als stellvertretender Kaiser ein äußerst unberechenbarer, überheblicher und geltungssüchtiger Mann, der zur Selbstüberschätzung neigt. Sein Berater und Mentor Silvanus hält kalt und unerbittlich alle Fäden in der Hand, während der machtbesessene Postumus ganz eigene Ziele verfolgt. Mucius Longinus, der tapfere Centurio, wird damit beauftragt, als kaiserlicher Ermittler den grausamen Mord an dem hochrangigen Beamten Aurelius Celer aufzuklären. Der kriegserfahrene Soldat hat jedoch auch eine sanfte Seite und zeigt Gefühle für Marcella. Als Nebenfiguren der Handlung fungieren Familienmitglieder des Ermordeten und einigen Sklaven des Praetoriums. Der interessanteste Charakter dieses Buches war der römische Bürger Simon Patricius, welcher auffallendes Interesse an Invita zeigt.
Der Spannungsfaktor in diesem vierten Band ist deutlich höher als in den Vorgängerbänden, die Autorin entwirrt den roten Faden der Handlung erst langsam. Maria W. Peter sorgt für unerwartete Wendungen, durch Invitas Hartnäckigkeit und waghalsige Aktionen kommt es darüber hinaus zu aufregenden Szenen im Buch. Invitas Versuch, Licht in ihre Vergangenheit zu bringen und etwas über ihre Herkunft herauszufinden, ist nur zum Teil von Erfolg gekrönt.
Die optische Aufmachung der Covers ähnelt jenen der ersten drei Bände dieser Reihe, das Buch weist jedoch eine weit höhere Seitenanzahl auf. Zu Beginn findet sich eine Karte der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (heutiges Köln) im 3. Jahrhundert n. Chr. Der Anhang liefert ein umfangreiches Glossar, eine Personenübersicht sowie ein ausführliches Nachwort der Autorin mit interessanten und informativen Anmerkungen zu Inhalt, Figuren und geschichtlichen Fakten.
Fazit: „Verrat in Colonia“ war eine Lektüre, die mich vollkommen in ihren Bann gezogen und für spannende Momente und ausgezeichnete Unterhaltung gesorgt hat. Dem einnehmenden Schreibstil, der gut ausgefeilten Handlung und den überzeugenden Charakteren war es geschuldet, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!