Zum Inhalt (Klappentext)
Marie Gamillscheg nimmt den Leser mit in eine allmählich verschwindende Welt. Vielstimmig und untergründig erzählt ihr Debüt von einer kleinen Schicksalsgemeinschaft im Schatten eines großen Bergs und vom Glanz des Untergangs wie des Neubeginns.
Tief in den Stollen des alten Bergwerks tut sich was – und alle im Dorf können es spüren. Die Wirtin Susa zum Beispiel, wenn sie im „Espresso“ nachts die Pumpen von den Ketchup-Eimern schraubt. Oder der alte Wenisch, ihr letzter Stammgast. Sogar der Bürgermeister, wenn er nicht gerade auf Kur ist. Zuallererst aber hat es der schweigsame Martin gespürt, bis er dann eines Morgens die Kontrolle über sein Auto verlor. Es ist, als würde der Berg zittern, als könne er jeden Augenblick in sich zusammenbrechen. Für die junge Teresa und den Neuankömmling Merih ist die Sache klar: Sie will sich endlich absetzen aus dem maroden Ort, er hingegen sucht einen Neuanfang - ausgerechnet hier.
»Zu Recht gilt Gamillscheg als eine der aufregendsten jungen Stimmen der deutschsprachigen Literatur.«
Britta Schmeis / SPIEGEL ONLINE (29.03.2018)
Quelle: Luchterhand Literaturverlag
Meine Gedanken zum Buch
Das Cover:
Ein sehr schönes Cover auf dem eine Zeichnung eines Berges zu sehen ist. Der Buchumschlag erinnert mich ein wenig an Packpapier und die leicht grünlich-türkise Färbung zusammen mit dem schwarzen leicht löchrigen Schriftzug vermittelt einen leichten Vintageflair.
Inhalt:
Eigentlich handelt es sich bei dem Buch um die Vorstellung verschiedener Charaktere, die in einem Bergdorf/Stadt leben. Der Bergbau wurde eingestellt, ein Journalist hat durch seine Recherchen aufgedeckt, dass der Berg derart ausgehöhlt ist, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er in sich zusammenfällt.
Aufgrund dieses Berichts haben viele dem Städtchen den Rücken gekehrt und die verlassenen Häuser können davon Geschichten erzählen. Aber es gibt auch die, die geblieben sind. Etwa, weil sie ihr ganzes Leben in und um den Berg gelebt haben und fest mit ihm verwurzelt sind, oder weil sie keine andere Wahl haben.
Nun klettert man Kapitel für Kapitel die Anhöhen des Berges hinauf (gekennzeichnet durch die Höhenmeter die jeder Kapitelüberschrift vorangehen) und lernt einige Menschen und ihre Schicksale kennen. Da ist Martin, der mit dem Auto verunglückt ist. Seine Freundin, die nach seinem Tod in Trauer versinkt um dann die Stadt zu verlassen um neu anzufangen. Ihre Schwester Teresa, die gern gehen möchte, aber nicht kann, da sie in ihren Vorstellungen von der Einhaltung eines bestimmten Gleichgewichts gefangen ist. Wenisch der sein ganzes Leben im Berg gearbeitet hat und nun hofft, dass seine Tochter wieder zu ihm zieht, damit er seinen Lebensabend in Ruhe verbringen kann. Merih der Regionalmanager, der in die Stadt kommt um die Leute dazu zu bewegen neu anzufangen. Und dann ist da noch Susa, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alles zusammen zu halten und die Leute zu lenken und zu leiten, Neues braucht sie nicht.
Diese Geschichte lebt nicht von der Handlung, sondern eher von den Charakteren die sich in ihr bewegen. Dies hat es mir schon ein wenig schwer gemacht mich mit der Story anzufreunden. Es gibt keine in sich abgeschlossene Handlung und die Geschichte lässt sehr viel Platz für Überlegungen und Spekulationen. Beachtenswert ist die Zeichnung der Atmosphäre in der teilweise verlassenen Stadt. Die Beschreibung der Häuser und Plätze und was passiert, wenn der Mensch durch Unachtsamkeit, Unwissenheit oder Gleichgültigkeit seine Umwelt zerstört ist erschütternd. Schon bemerkenswert, dass die Menschen nicht dem Raubbau an der Natur die Schuld an der Situation geben, sondern dem Journalisten der dies aufgedeckt hat.
Schreibstil:
Die Autorin Marie Gamillscheg hat einen sehr eigenen Schreibstil, mit dem ich mich nicht richtig anfreunden konnte. Für mich waren die vielen Endlossätze oft anstrengend. Ich mag es nicht, wenn ich einen Satz lese und am Ende schon den Anfang wieder vergessen habe.
Die Charaktere sind so penibel ausgearbeitet und versprühen eine so große Präsens, dass ich das Gefühl hatte, die Handlung ist aufgrund dessen in Vergessenheit geraten.
Leider bleiben für mich sehr viele unbeantwortete Fragen, das ist schade. Sicherlich ist es schön, wenn man als Leser die Möglichkeit hat, sich die Geschichte selbst zu Ende zu denken, aber hier ist es für mich zu viel des Guten.
Lieblingslesezeichen:
"Was das Schlimmste ist, ist das Vergessen" sagt Wenisch in den langen Gang vor sich hinein. "Wir haben schließlich alle eine Geschichte miteinander. Man darf Martin nicht vergessen"
Fazit:
Eine wirklich schöne Idee, die von einer in sich abgeschlossenen Handlung und einem etwas weniger intellektuellen Schreibstil meiner Meinung nach sicher profitiert hätte. So gibt es von mir leider nur
3 Sterne