Aufregende Geschichte
Hilde und ihre Mutter trauen ihren Augen nicht. Die Häuser der Wilhelmstraße in Wiesbaden sind total zerbombt, nur ihr Haus mit dem Café Engel ist verschont geblieben. Das Café war ein Künstlertreffpunkt, ...
Hilde und ihre Mutter trauen ihren Augen nicht. Die Häuser der Wilhelmstraße in Wiesbaden sind total zerbombt, nur ihr Haus mit dem Café Engel ist verschont geblieben. Das Café war ein Künstlertreffpunkt, in dem vor dem Krieg auch viele jüdische Künstler gern gesehene Gäste waren. Mit viel Tatendrang beginnen Hilde und ihre Mutter nach Kriegsende das Café wieder aufzubauen. Als dann der Chef des Hauses aus der Gefangenschaft nach Hause kommt, ist die Freude groß. Doch Hildes Vater Heinz kann sich mit den neuen Gegebenheiten schlecht abfinden. Eines Tages steht eine junge Frau vor der Tür. Sie nennt sich Luisa und ist Hildes Cousine aus Ostpreußen. Hilde begegnet Luisa mit Mißtrauen und macht ihr das Leben schwer. Es dauert eine lange Zeit, bis die beiden Frauen miteinander auskommen und Hilde begreift, daß sie mir Luisa vieles gemeinsam hat.
Es ist eine große Kunst, in einem heiteren Plauderton von einer so schwierigen Zeit zu erzählen. Marie Lamballe kommt dabei ganz ohne erhobenen Zeigefinger und ohne Dramatik aus und trotzdem gehen manche Episoden ganz gewaltig unter die Haut. Aus den Zeilen liest man aber auch den aufkeimenden Lebensmut und die Hoffnung der Menschen auf eine bessere Zukunft. Es ist interessant zu erfahren, wie unterschiedlich die Leute ihr Schicksal in die Hand nehmen. Die einen schlagen sich sehr schnell auf die Seite der Sieger und andere versuchen wenigstens einen Rest Stolz zu bewahren. Wenn man dann noch lesen muß, wie schnell die strammen Parteigenossen wieder auf die Füße fallen, ist man schon sehr betroffen.
Wer dieses Buch liest, erlebt die Nachkriegszeit in allen Facetten. Manchmal dramatisch und traurig, aber auch zum Schmunzeln und sogar irgendwie komisch. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!