Cover-Bild Renegades - Gefährlicher Freund
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 640
  • Ersterscheinung: 10.09.2018
  • ISBN: 9783453271784
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Marissa Meyer

Renegades - Gefährlicher Freund

Roman
Charlotte Lungstrass-Kapfer (Übersetzer)

Sie sind eine Vereinigung speziell begabter Menschen. Nach einem Jahrzehnt der Gewalt und Anarchie haben sie in Gatlon City für Recht und Ordnung gesorgt: die Renegades. Seither gelten sie als Helden, zu denen alle aufsehen.

Alle außer den Anarchisten, die von den Renegades vertrieben wurden und die nun im Untergrund der Stadt auf Rache sinnen. Die 17-jährige Nova ist eine von ihnen. Sie hat ihre Familie auf schreckliche Weise verloren und allen Grund, die Renegades zu hassen. Aufgrund ihrer besonderen und geheimen Gabe soll sie sich bei den Renegades einschleichen – um sie dann von innen heraus zu zerstören. Alles verläuft nach Plan, bis sie sich ausgerechnet in den jungen Kommandanten Adrian verliebt – und er sich in sie. Eine Liebe, die nicht sein darf in Zeiten, wo sich Renegades und Anarchisten zum großen Kampf rüsten …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2018

Schurke oder Held?

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Wer gehört zu den Guten? Wer zu den Bösen? Für Nova gibt es da eine eindeutige Antwort auf diese Frage.
Auch wenn sie zu den Anachristen gehört und seit 10 Jahren im Untergrund lebt, sind für sie die ...

Wer gehört zu den Guten? Wer zu den Bösen? Für Nova gibt es da eine eindeutige Antwort auf diese Frage.
Auch wenn sie zu den Anachristen gehört und seit 10 Jahren im Untergrund lebt, sind für sie die Renegades die Bösen. Die als Helden verehrte werden von den Menschen. Nova gibt den Renegades die Schuld dass ihre Eltern nicht mehr leben und daher will sie sich rächen. Und dafür wird sie bei den Renegades eingeschleust.


Eine Geschichte, die mich absolut gefesselt hat und noch viel potenzial nach oben auch hat.
Es gab zwar die ein oder andere kleine Stelle, die sich ein wenig zog, aber an sich haben mir das Setting sehr gut gefallen.
Die Idee das es so genannte Wunderkinder gibt die Kräfte haben finde ich nicht schlecht, hatte aber teilweise X-Men im Kopf gehabt, vielleicht hat sie Autorin sich ja hier ihre Inspiration geholt.
Im Laufe der Geschichte stellt man mit Nova fest dass es doch mehr Grauzonen gibt als man auf den ersten Blick sieht und das Schwarz und Weiß eher Fassade ist.
Die Charaktere haben mir bis jetzt gut gefallen und ich bin gespannt wie diese sich noch entwickeln werden.
Ich freue mich auf jeden Fall wenn der zweite Abend erscheint.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Superschurke oder Superheld?

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Die 17-jährige Nova musste als Kind erleiden, wie ihre Eltern und ihre jüngere Schwester getötet wurden. Die Schuld dafür gibt sie unter anderem den Renegades, die es sich eigentlich zur Aufgabe gemacht ...

Die 17-jährige Nova musste als Kind erleiden, wie ihre Eltern und ihre jüngere Schwester getötet wurden. Die Schuld dafür gibt sie unter anderem den Renegades, die es sich eigentlich zur Aufgabe gemacht haben, die Kriminalität in Gatlon City zu bekämpfen. Als Gegenspieler gibt es die Anarchisten, zu denen Nova selbst mittlerweile auch gehört. Diese plädieren dafür, dass jeder Mensch für sich selbst verantwortlich ist. Die Einmischung der Renegades verstößt gegen ihre eigenen Ziele, weshalb sie im Verborgenen auf Rache sinnen. Als Nova die Möglichkeit bekommt, sich unerkannt bei den Renegades einzuschleusen, kommen sie ihrem Ziel - der Vernichtung der Renegades - immer näher. Doch wird es ihr gelingen, ihre eigenen Pläne und ihre Identität geheim zu halten?

Ich habe zwar leider noch kein Buch von Marissa Meyer gelesen, doch da alle so begeistert von den Luna-Chroniken sind, waren meine Erwartungen enorm hoch.

Mich erinnerte das Setting und die Grundidee von Marissa Meyers neustem Werk an eine Mischung aus X-Men und Batman (bzw. Gotham City). Ich hatte großen Spaß daran, die verschiedenen Kräfte der Renegades und der Anarchisten zu entdecken. Die Autorin baut ein interessantes Setting voller Superhelden und Superschurken auf, bei dem die Grenzen zwischen gut und böse alles andere als deutlich sind. Und genau das macht für mich den größten Reiz des Buches aus. Es gibt keine schwarz-weiß-Sicht und als Leser bin ich immer wieder ins Schwanken gekommen, wer denn wirklich zu den "Guten" und wer zu den "Bösen" gehört.

"Mit einem höhnischen Schnauben erwiderte Nova: >>Du klingst, als hättest du zu viele Comics gelesen.<<
>>Und du klingst, als wäre das etwas Schlechtes<<, gab er zurück."

Insgesamt kommen in der Geschichte sehr viele Charaktere vor und ich hatte anfangs manchmal Schwierigkeiten mich an jeden einzelnen inklusive seiner besonderen Fähigkeiten und seiner "Spitznamen" zu erinnern. Daher war ich wirklich froh, dass es am Anfang des Buches eine Auflistung der wichtigsten Figuren inklusive aller wichtigen Details gab.
Insgesamt bin ich wirklich begeistert von den facettenreichen Charakteren. Egal ob es die beiden Hauptprotagonisten Adrien und Nova, die Anarchisten oder Adriens Einsatztruppe bei den Renegades sind, jeder einzelne ist toll ausgearbeitet. Besonders ans Herz gewachsen ist mir die Gruppe um Adrien mit Oscar, Danna und Ruby, bei denen man auch einen tollen Eindruck in ihre Hintergründe bekommt und die ein wirklich tolles und eingespieltes Team sind.

Die Handlung selbst hat mir zwar wahnsinnig gut gefallen, hatte aber doch auch ein paar Längen. Ich hatte einfach noch mehr Action erwartet und weniger teils langatmige Gespräche. Die Szenen mit Action und Kämpfen sind dafür aber besonders spannend und ich habe in jeder einzelnen davon mitgefiebert. Insgesamt hätte man das Buch aber in meinen Augen gerne ein bisschen kürzen und das Tempo noch weiter anziehen können.
Ein paar kleinere Logikfehler sind mir auch aufgefallen, die aber das Lesevergnügen nicht schmälern und über die ich hier gerne hinwegsehen kann.
Die Geschichte punktet bei mir auch durch die ein oder andere Wendung, die ich so nicht habe kommen sehen und auch das Ende hat mir wahnsinnig gut gefallen, auch wenn ich diesen kleinen (oder großen) Twist schon irgendwie vermutet hatte.

Erzählt wird das Buch abwechselnd aus Novas und Adriens Sicht, wodurch man tolle Einblicke sowohl in die Strukturen der Renegades als auch in die der Anarchisten bekommt. Dabei haben beide einiges vor dem anderen zu verbergen, was immer wieder zu heiklen Situationen führt. Bei beiden kommt regelmäßig die Zerrissenheit durch, dass sie nicht immer 100-prozentig hinter den Idealen "ihrer" jeweiligen Gruppe stehen. Denn wie bereits erwähnt, es ist nicht schwarz oder weiß, es gibt nicht nur die Wahl zwischen Held oder Schurke und jeder muss seine eigenen Idealvorstellungen vertreten.
Ich konnte mich in beide Protagonisten sehr gut hineinversetzen und ihre Dilemma nachvollziehen. Sie vertreten gewissermaßen die nächste Generation und müssen ihren eigenen Weg gehen und dabei versuchen, das richtige zu tun. Doch was genau das ist, das müssen sie erst noch herausfinden.

"Wenn sie wirklich ein wahrhaftige Schurkin wäre, müsste sie jetzt bei ihnen sein - um zu feiern oder zu trauern.
Und wenn sie eine Superheldin wäre, würde sie jenen Renegades zur Hilfe eilen, die eingeschlossen und verletzt unter dem Schutt begraben waren.
Stattdessen lauschte sie auf die Geräuschkulisse einer gequälten Stadt und tat gar nichts."

Fazit: Trotz kleinerer Kritikpunkte konnte mich der Auftakt der Renegades Reihe von Marissa Meyer fesseln und begeistern. Der größte Pluspunkt sind die spannenden Charaktere,deren Zwiespalt man toll nachvollziehen kann. Dennoch bleibt Potential nach oben, welches in der Fortsetzung hoffentlich genutzt wird.

Veröffentlicht am 27.10.2018

Zurecht gehypt

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Meine Meinung:
Das Cover gefällt mir sehr gut, vor allem das der Verlag auch beim Original geblieben ist. Praktisch finde ich auch die kurze Sammlung der ''Mitwirkenden'' direkt am Anfang, denn so bekommt ...

Meine Meinung:
Das Cover gefällt mir sehr gut, vor allem das der Verlag auch beim Original geblieben ist. Praktisch finde ich auch die kurze Sammlung der ''Mitwirkenden'' direkt am Anfang, denn so bekommt man einen guten ersten Eindruck. Die Kapitel haben eine gute Länge, an sich war mir das Buch allerdings etwas zu lang.

Als das Buch im Original raus gekommen ist, habe ich schon viel gutes darüber gehört, weshalb für mich auch recht schnell klar war, dass ich es auch lesen werde, wenn es auf Deutsch erscheint. Da es auch das erste Buch der Autorin für mich war, war ich auch umso gespannter darauf. Der Schreibstil ist locker, ich kam sehr gut in die Handlung rein und hatte keine Problem ihrem Verlauf zu folgen. Die düstere Atmosphäre hat mich dann aber doch überrascht und vor allem wie spannend und fesselnd es dann doch wird , hatte ich nicht erwartet :D Es gab einige Wendungen und ich bin jetzt schon gespannt wie es mit dieser Welt weiter geht.

Nova und Adrian haben mir beide richtig, richtig gut gefallen, weil sie nicht einfach jedes Klischee erfüllt haben, sondern gerade mit ihren Entwicklungen überzeugen. Aber auch die Nebencharaktere fand ich toll geschrieben, da auch sie die eine oder andere Überraschung bereit hielten.

Die Autorin hat hier eine interessante, neue Welt erschaffen, die süchtig macht. Für mich eindeutig nicht das letzte Buch der Autorin.

Veröffentlicht am 18.10.2018

Eine intelligente, innovative Dystopie: “Tapfer kann nur sein, wer die Angst kennt.”

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Von Marissa Meyer habe ich bislang nur Band 1 ihrer Luna-Chroniken gelesen, wusste aber sofort, als ich das Cover gesehen habe, dass ich dieses Buch lesen muss. Nach einem Blick auf das Thema - Superhelden ...

Von Marissa Meyer habe ich bislang nur Band 1 ihrer Luna-Chroniken gelesen, wusste aber sofort, als ich das Cover gesehen habe, dass ich dieses Buch lesen muss. Nach einem Blick auf das Thema - Superhelden und Superschurken - war dann alles klar. An dieser Stelle ein kurzes Dankeschön an das Bloggerportal und den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar!

Das Cover zieht sofort durch die düstere Ausstrahlung und das spannenden Motiv in den Bann. Umgeben von einigen Häusern der Stadt thront der Turm der Renegades, an den sich zwei kontrapunktische Gestalten lehnen: eine Frau mit Kapuze - Nachtmahr - und ein Mann in Uniform - der Wächter. Umrahmt wird das Ganze von kontrastreichen Strahlen, was dem Szenario zusammen mit der rot-blauen-Farbgebung etwas Surreales verleiht. Die zwei Gestalten scheinen durch den Turm der Renegades miteinander verbunden zu sein, schauen aber in verschiedene Richtungen, was den Inhalt auf einer Metaebene eigentlich ganz gut zusammenfasst. Die Gestaltung inklusive der spannenden Gestaltung der roten Leselaschen bekommt von mir also einen deutlichen Daumen nach oben.


Erster Satz: "Am Anfang waren wir alle Schurken"


Die Autorin beginnt ihre Geschichte mit einer kurzen Einführung in die Vergangenheit Gatlons. Kurz aber verheißungsvoll bekommen wir erklärt, wie die Verfolgung der Wunderkinder durch Ace Anarchos Zeitalter der Anarchie abgelöst wird, bevor sich blutig ein neues System etablierte: die Herrschaft der Renegades. Eine Eliteeinheit an ausgebildeten Wunderkindern, deren Aufgabe es ist, die Schurken zu bekämpfen, die Ordnung und Sicherheit des Stadtlebens aufrecht zu erhalten und allen Bürgern ein Vorbild zu sein - sagen zumindest sie. Nova Artino sieht das ganz anders. Im auf die Einführung folgenden Prolog bekommen wir eindrucksvoll geschildert, warum sie allen Grund hat, den Renegades nicht zu vertrauen - mehr noch, sie zu hassen: Als ihre Familie von Gangmitgliedern ermordet wird, sind die so angepriesenen Helden nicht da und können den garantierten Schutz nicht erfüllen. Seitdem ist sie Teil der Anarchisten, die verborgen in einem verlassenen U-Bahntunnel auf ihre Chance warten, die Renegades von ihrem Thron zu stoßen und allen Wunderkindern und Menschen Freiheit zu gewährleisten.

Die traumatischen Ereignisse ihrer Kindheit sorgen dafür, dass sie Nacht für Nacht nicht schläft und zusammen mit ihrer Fähigkeit, ein Gegenüber bei Berührung in sofortigen Tiefschlaf zu versetzen, verschafft ihr dies den Schurkennamen "Nachtmahr". Hinter einer Maske versteckt versucht sie gleich in der ersten Szene einen Anschlag auf den Rat der Renegades bei einer Parade zu verüben und trifft dabei auf einen neuen Antagonisten: den Wärter. Als der Anschlag fehlschlägt, die Anarchisten immer mehr unter Druck geraten und die alljährliche Qualifikation zur Aufnahme neuer Renegades ansteht fasst sie einen Entschluss, der ihr Leben verändert: sie legt die anonyme Maske Nachtmahrs ab und bewirbt sich als Insomnia bei den Renegades, wohlwissend, dass sie nicht wieder zu ihrem alten Leben zurückkehren kann. Doch erst als sie in eines der Teams aufgenommen wird, die Strukturen der Renegades immer besser kennenlernt, auf versteckte Geheimnisse stößt und sich in einen Renegade verliebt, versteht sie, wie tiefgreifend sich ihr Leben verändern wird. Denn immer mehr gerät ihr Weltbild, ihre Loyalität und ihre Überzeugungen ins Wanken und sie stellt sich die Frage, wer nun wirklich Helden und wer Schurken sind...

"Wenn er die Augen schloss, konnte er sie vor sich sehen, konnte das Funkeln ihrer Augen in der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze erahnen. Ausdruckslos. Gewissenlos. Frei von Angst. (…) "Nachtmahr", flüsterte er, fast so, als würde er ihren Namen das erste Mal aussprechen.
"Wer bist du?"


Dieses Buch gleicht zwar thematisch einer typischen Dystopie ist aber gerade andersrum aufgezogen wie eine solche. Während wir normalerweise mit einer naiven, systembejahenden Protagonistin beginnen, die beginnt, Schattenseiten zu sehen, haben wir es hier von Anfang an mit einer Anarchistin zu tun, die im präsentierten Weltbild zu den "Bösen" gehört. Dadurch dass gleich in der ersten Szene versucht wird, einen Anschlag auf die Renegades zu verüben, unter dem auch die Zivilbevölkerung leidet, ist es sehr schwer, sich von Beginn an in Novas Perspektive einzufinden und eine Verbindung aufzubauen. Als dann als zweite Perspektive Adrian Everhart alias Sketch dazukommt, der als Adoptivsohn von Captain Chrom und dem Schrecklichen Baron durch und durch Renegade ist, scheint seine Weltansicht erstmal die bequemere und ich habe begonnen die Anarchisten als Schurken abzustempeln.

Doch als sich mit zunehmendem Fortschritt der Handlung immer mehr Schwächen im System der Renegades auftun und man stattdessen auch immer mehr Novas Beweggründe nachvollziehen kann, ist es nicht mehr ganz so leicht über die Charaktere zu urteilen. Mit jedem neuen Perspektivenwechsel werden wir fortan zwischen den beiden Polen hin und her geworfen und müssen bald feststellen, dass die Superhelden nicht so glanzvoll, heldenhaft und perfekt sind, wie sie behaupten, während aber auch die Anarchisten nicht so böse, gefährlich und gewalttätig sind, wie allgemein angenommen. Das fand ich sehr spannend. Ich habe selten einen Roman gelesen, der so mit den Perspektiven und Blickwinkeln spielt und den Leser ständig zwischen zwei Weltansichten pendeln lässt, die beide ihre Stärken und Schwächen haben.


"Wenn er zeichnete, gab es für sie nichts Spannenderes, als den schnellen, präzisen Bewegungen seiner Hand zu folgen. Wenn er lächelte, hielt sie unwillkürlich den Atem an, um zu sehen, ob es diese verborgenen Grübchen zum Vorschein bringen würde. Und wenn er sie ansah, musste sie seinen Blick einfach erwidern. Und wollte - vollkommen gegen jede Logik - gleichzeitig am liebsten ihr Gesicht verstecken. Das alles zusammengenommen sorgte dafür, dass seine Gegenwart für sie jedes Mal zu einer Nervenprobe wurde. Anziehungskraft, schlicht und einfach. Hormone. Das war Biologie. Und gehörte definitiv nicht zu ihrem Plan!"


Dadurch dass die beiden Protagonisten beginnen, eine sanfte Beziehung aufzubauen, ihre Ideen auszutauschen und zusätzlich noch Alter Egos haben, die nicht auffliegen dürfen, was das Ganze deutlich verkompliziert, kommt schön viel Dynamik in die Geschichte. Doch bis das angelaufen ist dauert es einige Seiten. Dadurch dass man als Leser zu Beginn sehr ratlos ist, wie man sich positionieren soll und was man von der präsentierten Welt halten soll, hat es relativ lange gedauert, bis die Geschichte mich gepackt hat. Erschwerend ist hinzugekommen, dass wir mit den Renegades und den Schurken eine Vielzahl an verschiedenen Protagonisten vorgestellt bekommen, deren Fähigkeiten, Namen und Position wir uns alle merken müssen. Um dabei nicht den Überblick zu verlieren hat mir sehr die Übersicht am Anfang des Buches geholfen. Als die Geschichte dann mal Fahrt aufgenommen hat, ist sie nicht mehr zu stoppen. Es ergibt sich eine spannende, innovative Mischung aus rasanten Kampfszenen, politischem Geplänkel, verzwickten Plänen und ruhiger Charakterentwicklung. Die Liebesgeschichte nimmt dabei nicht zu viel Raum ein und ist eher ein leise anklingender Nebeneffekt.


"Heldentum hatte nichts mit dem zu tun, was man konnte. Es definierte sich über das, was man wirklich tat. Darüber, wen man rettete, wenn er gerettet werden musste. (…) Entschlossen nahm sie die Schultern zurück und betrat das Feld"


Der Schreibstil ist dabei sowohl flüssig und temporeich als auch ausführlich in der Beschreibung von Setting und Geschehen. Inspiriert ist die Geschichte natürlich von typischen Superheldengeschichten wie X-Men, Avengers, Batman, Superman oder anderem, was Marvel so zu bieten hat (Gatlon City ist definitiv eine Anspielung auf Gotham). Demnach ist die atmosphärische Stimmung dieser Stadt und der Helden/Schurken-Geschichte mit viel Düsternis und rasanten Kampfszenen deutlich daran angelehnt. Umso spannender ist es, dass die Autorin zwischendurch den Charakteren auch mal Ruhe lässt, um Geschehenes zu reflektieren oder sich aufeinander einzulassen und unsere Bilder von Protagonist und Antagonist, also von Gut und Böse immer wieder auf den Prüfstand stellt und uns dazu zwingt, die Sicht auf die Handlung neu zu überdenken. Diese dargestellten Konflikte und die Ambivalenz hat mir sehr gut gefallen!


"Die Dämmerung schlug schnell in dunkle Nacht um. Obwohl dicke Wolken am Himmel hingen, zeichnete sich im Westen ein bläulich-grauer Schimmer ab. Irgendwo hinter dem Dunst ging die Sonne unter. (…) Nova schloss die Augen. Wenn sie wirklich und wahrhaftig eine Schurkin wäre, müsste sie jetzt bei den ihren sein - um zu feiern oder zu trauern. Und wenn sie eine Superheldin wäre, würde sie jenen Renegades zu Hilfe eilen, die eingeschlossen und verletzt unter dem Schutt begraben waren. Stattdessen lauschte sie auf die Geräuschkulisse einer gequälten Stadt und tat gar nichts."


Marissa Meyer entführt uns hier in eine Großstadt, die durch Gewalt und Verbrechen stark gebeutelt ist und deren Wiederaufbau und Erholung noch immer unter dem Kampf zwischen den Renegades und den Anarchisten leidet. Reichtum und Glanz reiht sich neben Chaos und Armut; Hass und Bewunderung sind die zentralen antithetischen Emotionen, die die Bevölkerung gegenüber den Renegades aufbringen. Immer wieder erhalten wir kurze Eindrücke und Anspielungen auf die Grundbedingungen der Stadt und des Landes, erfahren etwas über das Zeitalter der Anarchie, über den Handel, die Technologie oder den Alltag der Menschen. Ein umfassendes Bild der Situation, gerade aus Sicht der Menschen, ergibt sich jedoch nicht. Dazu sind wohl auch über 600 Seiten nicht genug, um das in einem Einführungsband einer Reihe schon auf den Punkt zu bringen.

Zu den Charakteren will ich gar nicht viel sagen, um euch nicht den besonderen Reiz wegzunehmen, den die Einordnung der Charaktere auf ständig neuer Informationsbasis auf mich ausgeübt hat. Nur soviel: Marissa Meyer hat die 640 Seiten genutzt, um interessante, sich entwickelnde Protagonisten liebevoll und detailreich auszuarbeiten und dabei klarzumachen, dass auch die Superhelden ihre Schwächen haben und Sein und Schein oft nahe beieinander liegt. Von Nova können wir uns eine Scheibe von ihrem ausgeprägten Kampfgeist, ihrem Ehrgeiz, ihrer Stärke und ihrer Entschlossenheit abschneiden, während Adrian uns beibringt, dass jeder ein Held sein kann und wir das sind, was wir tun.


"Jeder hat die Möglichkeit, ein Held zu sein, wenn er es ernst meint. Das ist leicht gesagt: Ich will ein Held sein. Aber in Wahrheit sind die meisten Menschen dafür viel zu faul und selbstzufrieden. Die Renegades übernehmen die ganze Reiterei, wozu sich also die Mühe machen?"


Die Frage wer denn nur wirklich die Schurken und wer die Helden sind wird natürlich nicht beantwortet, doch ich denke dass sich am Ende herauskristallisiert das es nie wirklich "gute" oder "schlechte" Menschen gibt, sondern wenn dann nur "gute" und "schlechte" Handlungen und auch das nur bedingt. Ob man nun mit guten Absichten schlimme Dinge tut oder mit schlechten Absichten gute Dinge - letztendlich tut jeder das, was er oder sie für richtig hält und diese Handlung kann dann nicht per se bewertet werden, sondern muss in ihrem Kontext und aus ihren Motiven, Begründungen und Folgen heraus betrachtet werden. Ein Held ist also nicht der, der im Sinne der Mehrheit etwas tut, was im System für "gut" angesehen wird, sondern der mit Leidenschaft und Überzeugung das verteidigt, an was ihm etwas liegt.

Nach einem rasanten Showdown bekommen wir dann ein Ende mit einer krassen Enthüllung zwar keinen richtigen Cliffhanger vorgesetzt, aber trotzdem einen Wow-nicht-im-Ernst-Moment, der die Wartezeit bis zum Erscheinen der Übersetzung zur Fortsetzung "Archenemies", welcher bald erstmals auf Englisch erscheint, versüßt. Ich werde auf jeden Fall an dieser Geschichte dranbleiben und sehen, was uns die Zukunft in Gatlon City bringt.


“Tapfer kann nur sein, wer die Angst kennt.”


Fazit:


Eine intelligente, innovative Dystopie, die mit den Perspektiven und Blickwinkeln der Charaktere spielt und den Leser ständig zwischen zwei Weltansichten pendeln lässt. Die spannende Mischung aus rasanten Kampfszenen, politischem Geplänkel, verzwickten Plänen und ruhiger Charakterentwicklung schafft einen Auftakt, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde.

Veröffentlicht am 18.10.2018

Überzeugender Reihenauftakt

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Bereits 10 Jahre ist es her, dass die damals erst sechsjährige Nova mit ansehen musste, wie ihre Familie von einem Mafiamitglied getötet wurde und das obwohl die Superhelden, die Renegades, versprochen ...

Bereits 10 Jahre ist es her, dass die damals erst sechsjährige Nova mit ansehen musste, wie ihre Familie von einem Mafiamitglied getötet wurde und das obwohl die Superhelden, die Renegades, versprochen hatten, auf die Familie aufzupassen. Ihr Onkel, Ace Anarcho, ein Anarchist, nahm sie damals bei sich auf und zog sie gemeinsam mit anderen Anarchisten groß. Heute wird die Stadt Gatlon von den Renegades, den Superhelden, überwacht und auch fast schon regiert, doch Nova gehört zur Gegenseite, denn als sie Hilfe brauchte, war kein Renegade in Sicht. Doch gemeinsam mit den anderen Anarchisten entwickelt Nova einen Plan und schleicht sich als Wunderkind bei den Renegades ein. Hier trifft sie auf Adrian, dem Sohn des Anführers Captain Chrom und seinem Partner und langsam kommen Nova Zweifel an ihrem Vorhaben.
Meine Meinung
Auch wenn das Cover nicht unbedingt meinen Geschmack trifft, machte es mich doch zumindest neugierig genug, den Klappentext in Augenschein zu nehmen und dieser versprach eine spannende Geschichte rund um Superhelden. Letzen Endes passt das Cover durchaus sehr gut zu dem Inhalt der Geschichte.
Der Einstieg fiel relativ leicht, denn der Prolog war schon gleich spannend und auch ein wenig schockierend, somit wurde man neugierig genug auf den weiteren Verlauf der Handlung, der zunächst einen großen Zeitsprung macht. Den Einstieg erleichterte auch das Personenverzeichnis zu Beginn ungemein, denn hier erfährt man die Namen, die Zugehörigkeit und die Eigenschaften der wichtigsten Charaktere, denn es sind durchaus schon einige Personen, die man hier kennenlernt.
Aber auch Marissa Meyers Schreibstil macht es dem Leser sehr leicht, sich in der Geschichte zurecht zu finden und regelrecht nach Gatlon City ziehen zu lassen. Sie schreibt insoweit bildlich, dass man sich gut vorstellen kann, was gerade passiert, ohne dabei ausschweifend zu werden und sich in Details zu verlieren. Die eigene Fantasie des Lesers wird mit angeregt und es macht Spaß und ist abwechslungsreich. Die 640 Seiten waren ganz schnell gelesen, denn das Buch wird zu einem wahren Pageturner. Sprachlich ist Marissa Meyer jung und modern, so dass die Geschichte auch perfekt für jüngere Leser geeignet ist.
Wie bereits erwähnt, ist schon der Prolog sehr spannend und auch wenn es danach einen Zeitsprung von zehn Jahren gibt, bleibt alles klar und verständlich. Die Handlung ist sehr abwechslungsreich, es gibt spannende Momente mit viel Action und Kampf, es gibt ruhigere Momente, in denen man mehr über die Protagonisten, aber auch über den ein oder anderen Nebencharakter erfährt und ganz nebenbei gibt es auch die ersten Anzeichen, dass sich hier eine Liebesgeschichte anbahnt. Es wird hier zu keiner Zeit langweilig und man möchte permanent wissen, wie es weitergeht oder was denn damals passiert ist. Hin und wieder bekommt man eine Auflösung, aber Marissa Meyer behält sich vor, noch genügend Fragen offen zu lassen, so dass man durchaus dem nächsten Band entgegen fiebert. Allein mit dem Ende hat sie mich absolut verblüfft, denn das habe
Gut gelungen finde ich, dass Marissa Meyer dem Leser wechselnde Perspektiven zeigt. Zum einen erfahren wir vieles durch Adrian über die Renegades und deren vorgehensweise, doch durch Nova erleben wir, wie die Anarchisten leben und wie diese wirklich sind. Auf keiner der beiden Seiten ist alles gut oder böse, schwaz oder weiß, nein, es gibt viele Facetten und da auf beiden Seiten auch viele Charaktere stehen, auch völlig unterschiedliche Persönlichkeiten. Dieser Rundumblick gibt dem Leser genügend Gelegenheit, sich selbst ein Bild nicht nur von den Personen sondern auch von den Handlungen dieser zu machen. Wiedergegeben wird das Ganze von einem personellen Erzähler in der dritten Person.
Protagonisten der Geschichte sind Nova, Anarchistin und Adrian, Renegade, sozusagen zwei Seiten der Medaille. Nova mochte ich gleich von Beginn an, was auch damit zusammenhängt, dass man gleich zu Beginn ihre Vergangenheit live miterlebt und davon berührt wird. Sie wächst bei den Anarchisten auf und verachtet die Renegades, schon aus dem Grund, weil sie ihr, als sie Hilfe brauchte, nicht kamen, trotz eines vorher gegebenen Versprechens. Doch schnell merkt auch Nova, dass nciht alles nur der Schein ist und beginnt über ihre eigenen Ziele nachzudenken. Ihre Entwicklung hat mir gefallen und war logisch. Adrian kam mir ein wenig wie der niedliche, etwas verhätschelte Sohn des Chefs vor, auch wenn er durchaus sehr nett ist, war er mir einfach noch zu brav. Doch auch Adrian hat schon früh seine Mutter verloren und ist auf der Suche nach ihrem Mörder. Ich kann mir gut vorstellen, dass noch einiges in ihm steckt, was wir schon ansatzweise sehen durften, denn auf alle Fälle ist er loyal, mutig und einfallsreich.
Aber auch die Nebencharaktere können sich sehen lassen, denn auch diese sind gut ausgearbeitet und werden dem Leser intensiv vorgestellt, bleiben aber trotzdem Nebencharaktere. Marissa Meyer bringt es genau auf den Punkt, das wichtigste der einzelnen Persönlichkeiten hervorzuheben. Ganz besonders interessant fand ich den zehnjährigen Max, der ebenso wie Adrian, als Adoptivsohn des Captains und dessen Partner aufwächst. Max ist etwas ganz besonderes und ich denke auch, dass er hier ebenfalls noch für weitere Überraschungen sorgen wird.
Mein Fazit
Spannend, abwechslungsreich, toll geschrieben und facettenreiche Superhelden. EIn Buch, das mir sehr gute Unterhaltung brachte und trotz seines Umfangs schnell durchgelesen war, weil ich permanent wissen wollte, wie es weitergeht. Man kann selber mit Vermutungen aufstellen, aber auch mitfiebern und die gesamte Mischung lassen diese Geschichte eine sehr gelungene Superheldenstory werden. Leseempfehlung!