Intensiv und tief berührend
Etty ist nur vierzehn Jahre alt geworden und wurde vor der Haustür vergewaltigt und brutal ermordet, was ihrer Mutter Heide den Boden unter den Füßen wegreißt. Marlen Pelny lässt in "Warum wir noch hier ...
Etty ist nur vierzehn Jahre alt geworden und wurde vor der Haustür vergewaltigt und brutal ermordet, was ihrer Mutter Heide den Boden unter den Füßen wegreißt. Marlen Pelny lässt in "Warum wir noch hier sind" ausschließlich die Erzählerin zu Wort kommen, die eine enge Freundin von Heide ist und ihr in den Wochen nach Ettys Tod nicht von der Seite weicht. Doch sie muss sich nicht nur mit dem Tod der geliebten Etty und dem eigenen sowie Heides Trauerprozess auseinandersetzen, sondern kümmert sich auch um ihre Großmutter, deren Krankheit immer weiter fortschreitet und für die sich die Erzählerin verantwortlich fühlt.
Marlen Pelny erzählt sehr eindringlich und berührend, weil sie die einzelnen Szenen, Gefühle und Gedanken so intensiv und nachfühlbar darstellt und ausführt. In diesem Fall ist die Art des Todes (Femizid) natürlich besonders brutal, weil Etty noch so jung war und niemand mit ihrem Tod rechnen konnte. Die Erzählerin zeigt die verschiedenen Phasen und Dynamiken von Trauer auf, stellt die Frage in den Raum, weshalb junge Mädchen und Frauen so brutal durch Femizide ihr Leben verlieren, wie mit dem Täter umgegangen werden kann und wie sie überhaupt noch weiterleben können, ohne an der Trauer und dem großen Verlust zu zerbrechen. Keine Figur kann verstehen, was passiert ist und wie sie damit umgehen sollen, doch der Zusammenhalt, die Bedeutung von Freundschaft und die fehlende Kontrolle über die Geschehnissen werden deutlich.
Mich hat Marlen Pelny sehr mit diesem Buch berührt. Gerade der Ton wird mir noch lange in Erinnerung bleiben und "Warum wir noch hier sind" gehört zu meinen Lesehighlights in diesem Jahr und generell zu den Buch-Highlights, die Tod und Trauer thematisieren.