Die siebzehnjährige Ebba ist zum ersten Mal richtig verliebt, ihre große Liebe ist der gleichaltige Marlon. Damit auch ihre Eltern sich kennenlernen, schlagen sie vor, zusammen Silvester zu feiern. Heute ist es endlich soweit, denn es ist Silvester. Lisa, Ebbas Mutter, kommt bereits gestresst von der Arbeit nach Hause und als sie dann auch noch einen Anruf ihres Kollegen Tom erhält, dass im Medizinschrank des Hospiz eingebrochen wurde, könnte sie nervöser nicht sein. Es war nämlich ihre Karte, mit dem der Schrank geöffnet wurde. Doch bevor sie grübeln kann, klingelt es an der Tür. Vor ihr und ihrem Mann Mikael stehen Marlon und seine Eltern, diese allerdings sind ihnen bestens bekannt. Einst waren sie Freunde bis ein schicksalhafter Schlag sie traf. Um ihren Kindern einen Gefallen zu tun, reißen sie sich zusammen. Während der Abend fortschreitet, wird die Stimmung immer angespannter bis es zu einer verheerenden Katastrophe kommt.
Mit Silvester erschien Ende November das Debüt des schwedischen Autors Martin Österdahl. Mit skandinavischen Krimis und Thrillern kann man mich eigentlich immer catchen und auch Martin Österdahl schafft es schnell, mich in seinen Roman zu ziehen.
Österdahl schreibt klar und direkt, lässt hin und wieder die Perspektiven zwischen Tochter Ebba und Mutter Lisa wechseln und auch Lisas Kollege Tom taucht hin und wieder auf. Zwischendurch geht es dann noch zurück zu dem Ereignis der Vergangenheit und warum die einstigen Freunde heute keinen Kontakt mehr haben.
Die Spannung baut sich langsam und Stück für Stück auf, von der Vorspeise bis hin zum Dessert wird es immer fesselnder und tragischer. Das Menü steigert sich also kontinuierlich. Dachte ich zu Beginn noch, dass dies eher ein Spannungsroman denn ein Psychothriller ist, wurde ich doch noch eines besseren belehrt. Zuvor hatte ich schon verschiedene Stimmen gehört, dass man der Lösung recht früh auf die Spur kam und ja, das kann ich durchaus bestätigen. Trotzdem ist der Moment der Enthüllung wirklich schockierend. Österdahl widmet sich hier einem Thema, das durchaus sehr nahe gehen kann.
Die Stimmung im Buch heizt sich nach und nach auf, so richtig sympathisch ist hier eigentlich keiner. Am ehesten konnte ich noch Mutter Lisa verstehen und ihre Handlungen, gerade am Ende, haben in mir echt ein – Entschuldigung – WTF hervorgerufen. Doch bis dahin haben die einzelnen Charaktere mit einigen Konflikten zu kämpfen. Nicht nur die beiden Paare haben miteinander so einige Probleme, auch zwischen Lisa und ihrem Mann Mikael gibt es einige Schwierigkeiten. All das jedoch kommt erst nach und nach heraus und durch die geschilderten Ereignisse der Vergangenheit erfährt man erst den wahren Hintergrund.
Lisa scheint unheimlich nervös, schien einst mit schweren Depressionen gekämpft zu haben und ist auch jetzt oft darauf bedacht, wie sie anderen gegenüber wirkt. Ihr Mann Mikael hingegen ertränkt seine Probleme regelrecht im Alkohol und gibt sie dann auch lautstark kund. Der Gegensatz zu Marlons Eltern wirkte zunächst sehr krass, denn diese scheinen nicht nur äußerst selbstbewusst, nein, sie geben sich auch genau so, manchmal schon fast hochmütig. Es ist recht schwer das zu schildern, ohne zuviel zu verraten, doch all die Entwicklungen der Charaktere, selbst die der Teenager, haben etwas mit der Vergangenheit zu tun.
Mir hat die Darstellung der Charaktere unheimlich gut gefallen, denn Österdahl schafft es, diese glaubhaft und authentisch agieren zu lassen, gerade ab da, wo man beginnt die Wahrheit zu erkennen.
Mein Fazit: Schon im Prolog weiß der Leser, dass der Silvester Abend nicht für alle gut enden wird, was Österdahl aber dann auftischt ist wirklich schockierend. Zwar bleibt es über weite Teile des Buches recht ruhig, doch die innerliche Anspannung, gerade bei Protagonistin Lisa, ist durchweg spürbar, was auch den Leser hier bei der Stange hält. Zum Ende hin gibt es dann noch einen regelrechten Showdown, bei dem man nicht schnell genug vorblättern kann. Mit Silvester hat Österdahl einen atmosphärischen und auch bedrückenden Psychothriller geschrieben, den ich gerne an alle weiterempfehle, die gerne sich langsam steigernde Thriller mögen.