Unausgeschöpftes Potenzial
Die Geschichte spielt sich in einem anderen Land ab, in der drei Königreiche sich gegenüber stehen mit ganz unterschiedlichen Intensionen. Zwei von ihnen möchten sich zusammenschließen und ihre Kräfte ...
Die Geschichte spielt sich in einem anderen Land ab, in der drei Königreiche sich gegenüber stehen mit ganz unterschiedlichen Intensionen. Zwei von ihnen möchten sich zusammenschließen und ihre Kräfte bündeln, statt sie gegeneinander einzusetzen. Das Dritte hält sich im Hintergrund und möchte genau das verhindern. Dazwischen ist die erstgeborene Tochter Lia, die die Hochzeit; die genau dieses Bündnis der zwei Reiche bezwecken soll; aufgezwängt wird, die sie nicht eingehen möchte.
Das Buch beginnt damit, wie Lia vor dieser Hochzeit flieht und sich in einer kleinen Hafenstadt niederlässt. Bei ihr ist ihre einst Angestellte und jetzt ihre beste Freundin. Die beiden arbeiten als Schankmädchen und genießen ihre uneingeschränkte Möglichkeit, für sich selbst entscheiden zu können. Dabei kommen noch zwei junge Männer (ein Attentäter, der auf Lias Kopf angesetzt ist und dann der Prinz, vor dem sie eigentlich geflohen war) ins Spiel, denen Lia immer näherkommt und sich schließlich auch in einen von beiden verliebt, ohne zu wissen, welche Hintergedanken die beiden wirklich haben.
All das hat unglaublich viel Potenzial. Potenzial den Leser auf eine Achterbahn zu schicken. Doch ich wurde nicht auf diese Achterbahn mitgenommen. Das Buch hat sich nach meinem Geschmack, viel zu sehr gezogen. Am Anfang war ein großer Spannungsbogen in die Handlung gesponnen wurden, doch danach sackte es rapide ab und wurde gefühlt dreihundert Seiten nicht wieder angehoben. Es hätte zwischen durch öfters mal zu einer spannungsgeladenen Szene kommen können, schließlich wurde Lias Flucht auch nicht stillschweigend ignoriert. Ihr Vater ließ Soldaten nach ihr suchen und setzte Geld auf ihren Kopf aus. Es hätte viel mehr damit gespielt werden können, dass Lia weiterhin auf der Flucht war, stattdessen war das gefühlt kein Thema mehr. Und dass der Attentäter ihr auf den Fersen war, dessen Ernsthaftigkeit das von ihm tödliche Gefahr droht, wurde schon gleich am Anfang genommen. Ebenso gefiel es mir nicht besonders, dass viele Entscheidungen die Lia traf, meist naiv und gutgläubig getroffen wurden. Ihr war der Ernst ihrer Lage nicht richtig bewusst gewesen, zumindest hab ich es ihr nicht abgekauft, dass sie die Gefahr verstanden hat, in die sie sich begeben hatte, als sie beschloss, zu fliehen und ihren Titel hinter sich zu lassen.
Doch die letzten zweihundertfünzig Seiten haben wieder richtig Spannung und Lust auf die Geschichte hineingebracht. Endlich erzählte man dem Leser mehr über die drei Königreiche und mehr über dessen Konflikte. Die verschiedenen Religionen und Kulturen der unterschiedlichen Länder wurden in den Fokus gestellt, so dass man als Leser Lust bekam, den Kontinent, auf dem die Königreiche ihre Länder haben, besser kennen zu lernen.
Wie ich schon erwähnt hatte, die Geschichte rund um Lia hat richtig Potenzial, doch mir fehlte die Ausschöpfung der Möglichkeiten. Mir fehlte teilweise die Beweggründe, weshalb Lia einfach so Personen vertraute, die ihr davor nicht über den Weg gelaufen waren oder wieso sie davon überzeugt war, dass sie nicht geschnappt werden würde. Ich hab mich mehrmals gefragt, wieso sie so entspannt mit den Gedanken umging, dass auf ihr Kopfgeld ausgesetzt worden war, so wie von ihrem Vater und den Gerüchten nach, auch von einigen anderen, die sich durch sie Macht versprachen. Nach meinem Geschmack nahm sie all das viel zu sehr auf die leichte Schulter.
Zwar hat mich Der Kuss der Lüge nicht ganz überzeugt, doch ich werde noch weiterlesen. Lias Geschichte geht in drei weiteren Bändern weiter und neugierig bin ich schon, ob vielleicht die Geschichte sich in den darauffolgenden Büchern steigert. Das Ende hat mich nicht nur neugierig gemacht, sondern auch gespannt, mehr von der Geschichte des Landes der drei Königreiche zu erfahren.