Cover-Bild Brennende Himmel
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Karl Rauch Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 21.08.2024
  • ISBN: 9783792002841
Mattia Insolia

Brennende Himmel

Mirjam Bitter (Übersetzer)

Zwei junge Erwachsene, die flirrende Hitze Siziliens und der Versuch, aus dem von anderen vorgezeichneten Lebensweg auszubrechen
Winter 2019 – Niccolò ist Teenager, er trinkt, gibt sich unnahbar und handelt rücksichtslos. Ein adoleszenter Panzer gegen die süditalienische Hoffnungslosigkeit und seinen ausgelaugten, gescheiterten Vater Riccardo. Als der ihn zu einem gemeinsamen Roadtrip überredet, wird Niccolò mit der Vergangenheit seiner Eltern konfrontiert. Sommer 2000 – Teresa macht mit ihren Eltern Ferien in Camporotondo. Sie hat Träume, ist neugierig und gleichzeitig verunsichert von der Welt um sie herum. Während des Urlaubs in Sizilien lernt sie Riccardo kennen. Er ist schön und verwegen, sie verliebt sich. Eine verhängnisvolle Begegnung.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.08.2024

Fulminant

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Winter 2019. Riccardo Giordano hat mit seinem Leben abgeschlossen. Er ist ein heruntergekommener Mittdreißiger. Seinen Sohn Niccolò, angehender Jurist, wie er selbst einmal, sieht er nur vier Mal im Jahr. ...

Winter 2019. Riccardo Giordano hat mit seinem Leben abgeschlossen. Er ist ein heruntergekommener Mittdreißiger. Seinen Sohn Niccolò, angehender Jurist, wie er selbst einmal, sieht er nur vier Mal im Jahr. Jetzt sitzt er betrunken am Strand von Camporontondo und sieht die Dämonen von damals und auch wenn er es nicht fühlt, weiß er, dass er es nicht wert ist weiterzuleben.

Camporontondo 2000. Teresa Vasta sitzt mit ihren Eltern im Auto, auf dem Weg zum Ferienhaus. Mutters Atem stinkt nach Cynar und Merit, als sie Teresa anbrüllt, sie solle das scheußliche Schlampenzeug ausmachen, drei Ave-Maria und ein Vaterunser beten. Teresa nimmt die Kopfhörer runter, Britney, Avril und Cher verstummen.

Obwohl Teresa ihrer Mutter beim Auspacken helfen sollte, macht sie das Gleiche wie jedes Jahr nach ihrer Ankunft. Sie läuft runter zum Meer, setzt sich in den Sand und schaut der Sonne dabei zu, wie sie ihre Haut streichelt. Einige Meter entfernt beobachtet sie drei Jungs beim Ballspiel, bewundert ihre athletischen Körper in den knielangen Badehosen. Einer findet ihren Blick, fixiert ihn, lächelt, ohne Beteiligung der Augen und erzeugt in Teresa ein mulmiges Gefühl.

Paloma Winter 2019. Niccolò ist ein durchtrainierter achtzehn jähriger, führt seine Freunde charismatisch, nennt sie Gefährten und zieht nächtelang Lines. Zwischendurch schleppt er Frauen ab, die ihm einen guten Job machen oder zumindest ihre Pflichten an ihm erfüllen. Er ist ein Gott, studiert mehr schlecht als recht, drückt aber jeden Morgen Gewichte. Seine Mutter Teresa hasst er die meiste Zeit wegen ihrer Gottbesessenheit und ihrer Nörgelei, er sei wie sein Vater. Sein Stiefvater Fabrizio ist Chirurg, er schenkt Niccolò das Nötigste, Motorrad zum sechzehnten, Porsche zum Achtzehnten.

Fazit: Ich habe selten eine so gut aufgebaute Geschichte gelesen. Mattia Insolia führt absolut gelungene Charaktere ein. Die Mutter der Protagonistin ist voller Selbsthass, die Wut, die sie an ihrer Tochter auslässt, gleicht einem Personenzug, der das Bremsen vergisst, als er in den Bahnhof einfährt. Der Vater ist machtlos und voller Schuldgefühle. Er kann seiner Tochter nicht beistehen, versinkt in Depression. Der Protagonist ist selbstgefällig, fremd – und selbstzerstörerisch, sein Frauenhass erschreckt. Ein Bilderbuchnarzisst, frei von jeder Empathiefähigkeit. Ich habe den moralischen Finger gehoben und gleich wieder heruntergenommen, weil ich weiß, dass es Menschen gibt, die zutiefst krank in ihrer Seele sind. Selten hat mich ein Autor in eine Welt gezerrt, die ich ihm so glaube. Er hat Niccolò durch die harte Schule des Lebens getreten. Die Klangfarbe Mattia Insolias gleicht einer Arie von Puccini. Die Geschichte ist temporeich und entwickelt einen Sog, dem ich mich, trotz aller heftiger Ereignisse, die in ihrem Schrecken nicht vorauszusehen sind, unmöglich entziehen konnte. Das Buch habe ich in kurzer Zeit gelesen, mir mit mehreren Ach du meine … Das kann doch nicht … Was … Um … Luft verschafft. Rasant! Fulminant! Erschütternd! Ganz große Kunst!

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Veröffentlicht am 30.10.2024

"Camporotondo" – Ein Sommer voller Schmerz und Verirrungen

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BRENNENDE HIMMEL
Mattia Insola

Camporotondo, Sommer 2000:
Jedes Jahr verbringt Teresa die Sommerferien mit ihren Eltern in „Butterfly Village,“ einem tristen Feriendorf am Meer. Doch dieser Sommer wird ...

BRENNENDE HIMMEL
Mattia Insola

Camporotondo, Sommer 2000:
Jedes Jahr verbringt Teresa die Sommerferien mit ihren Eltern in „Butterfly Village,“ einem tristen Feriendorf am Meer. Doch dieser Sommer wird anders: Die 17-Jährige lernt den älteren Riccardo kennen und verliebt sich in ihn. Für ihn ist Teresa jedoch nicht mehr als eine flüchtige Ablenkung, ein Spielzeug, das er neben seinen Freunden und Drogen nebensächlich behandelt. Teresa, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihm zu gefallen, und der Angst, sich selbst zu verlieren, entdeckt eine Seite an sich, die sie weder versteht noch kontrollieren kann. Heimlich beginnt sie, sich von den Erwartungen ihrer Eltern zu entfernen, ohne dabei zu ahnen, welche Narben das hinterlassen wird.

Paloma, Winter 2019:
Jahre später tritt Niccolò, Teresas und Riccardos Sohn, in das Leben seines Vaters – ein Vater, der mit seiner Erziehung nie etwas zu tun hatte. Trotzdem scheint Niccolò seinem Vater ähnlicher zu sein, als ihm lieb ist. Riccardo nimmt ihn mit auf einen Road Trip zurück zu „Butterfly Village,“ wo er endlich den Dämonen seiner Vergangenheit begegnen und seinem Sohn die ganze Wahrheit enthüllen will.

Das Buch erzählt eine Geschichte, die von schmerzhaften Kreisläufen, verpassten Chancen und toxischen Beziehungen beschattet ist. Theresas Leben ist von Anfang an von Gewalt und Vernachlässigung geprägt: Ihre Mutter ist gewalttätig, ihr Vater schwach und passiv. Auf der verzweifelten Suche nach Liebe und Anerkennung gerät sie an den selbstbezogenen Riccardo, der ihre Wunden nur vertieft. Später scheint sich die Geschichte auf tragische Weise zu wiederholen, als auch Teresa als Mutter die Fehler der Vergangenheit nach und nach wiederholt.

Diese Lektüre hat es mir nicht leicht gemacht. Die Protagonisten wirken oft fern und schwer greifbar; mit Ausnahme von Teresa, die mein Mitgefühl gewann. Ich hätte ihr eine andere Familie, bessere Freunde und ein Umfeld gewünscht, das sie schützt und unterstützt. Das Ende ist passend und schmerzhaft, und das Buch hinterlässt eine eindringliche Leere, die nachhallt – es ist eine Geschichte, die mich sicher noch lange beschäftigen wird.

TW: Diskriminierende Sprache, explizite Beschreibungen von sexualisierter, physischer und psychischer Gewalt.

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