Sanft und doch eindringlich
Mit dem Umzug nach Wien und dem Studiumsbeginn wollte Arwa einen Neuanfang wagen. Doch irgendwas hält sie davon ab. Sie verkriecht sich Zuhause, findet kaum Anschluss, verliert sich in ihrer Kunst. Bis ...
Mit dem Umzug nach Wien und dem Studiumsbeginn wollte Arwa einen Neuanfang wagen. Doch irgendwas hält sie davon ab. Sie verkriecht sich Zuhause, findet kaum Anschluss, verliert sich in ihrer Kunst. Bis sie Tariq trifft. Er geht ihr vom ersten Moment an unter die Haut. Doch auch Tariq kämpft mit seiner Situation, denn die Traditionen seiner Familie und sein Wunsch nach Freiheit werden immer schwerer auszubalancieren. Beide müssen sich den eigenen Dämonen stellen – und gleichzeitig herausfinden, was sie einander bedeuten.
„Like water in your hands“ hat mich auf ganz besondere Weise tief berührt. Ein wunderschönes, leises und intensives Buch, mit einer bezaubernden Liebesgeschichte, so zart und so gefühlvoll, aber mit noch so viel mehr.
Denn die Gefühle, die das Lesen in mir ausgelöst hat, waren nicht die bei New Adult Romance typischen – ein hauptsächliches Schmachten und Herbeisehnen der Beziehung. Das auch, ja, denn Arwa und Tariq sind unfassbar süß zusammen, wie ein Stück Lieblingsschokolade; und so warm wie eine riesige Kuscheldecke. Jedes Mal, wenn die zwei aufeinandertrafen, fühlte ich mich plötzlich ganz wohl, mir wurde warm ums Herz und ich habe den beiden nur das Allerbeste gewünscht.
Aber da kamen noch ganz viel mehr Gefühle in mir hoch, die nichts oder nur wenig mit der Liebesgeschichte zu tun hatten. Denn in diesem Buch werden viele verschiedene Themen aufgemacht – und das Wunderbare ist, dass es trotzdem kein bisschen überlaufen ist. Es ist genau richtig. Es ist schwer und doch leicht. Es ist ruhig und doch könnte es nicht lauter rufen.
Es geht um Identität, Selbstfindung, darum, sich weiterzuentwickeln, der eigenen Zukunft entgegenzutreten und darum, die persönlichen Wünsche, Ängste und Hoffnungen in Verhältnis zu den familiären Hintergründen und der eigenen Herkunft zu setzen. Denn Arwa und Tariq haben beide pakistanische Wurzeln – und das kann bestimmte Anforderungen an sie stellen, mit denen sie lernen müssen umzugehen. Als Kinder, die (größtenteils) in Österreich aufgewachsen und eben doch auch Pakistani sind. Was macht das mit ihnen? Wie finden sie ihren Platz in der Welt? Wie kann man auf bestimmte Weise leben, ohne eine Seite zu vernachlässigen?
Ich kenne diese Situation nicht und kann wenig dazu sagen, wie es sich anfühlt. Auch was Arwa abseits davon noch durchmacht, habe ich selbst nicht erlebt. Und trotzdem. Obwohl ich nicht allzu viel mit Arwa und Tariq gemein habe, hatte ich während des Lesens das Gefühl, ich kann unglaublich gut nachvollziehen, wie es ihnen geht. Ihre Gedanken und Handlungen verstehen. Einfach, weil es so perfekt geschrieben war. Weil die Charaktere rund waren, greifbar, mit allen Eigenheiten, Charakterzügen und Fähigkeiten. Ich konnte so gut mit ihnen mitfühlen, mich auf sie einlassen, habe so intensiv gespürt, wie es ihnen ging, und sie dabei einfach nur lieben gelernt. Mit allem, was sie ausmacht.
Auch die Nebencharaktere waren wunderbar gezeichnet; lebendig, individuell, sympathisch, und alle hatten ihre Rolle in dieser Geschichte und ich möchte keinen einzigen missen.
Ich bin immer noch erstaunt, wie tief sich das Buch in mein Herz graben konnte und wie sehr es sich von allen New Adult Romanen unterscheidet, die ich in letzter Zeit sonst so gelesen habe. Wie kann ein Buch so sanft und gleichzeitig so eindringlich sein? Mewish Sohail schreibt wunderschön und ich freue mich sehr darauf, mehr von ihr zu lesen!
Selbstverständlich gibt es hier volle 5 Sterne!