Der Fremde und die dunkle Vergangenheit
" Wir sind einander so fremd, wie es zwei Menschen nur sein können. Er hat ein ganzes, unendliches Universum hinter der Stirn, ich werde ihn nie auch nur annähernd verstehen können."
Inhalt
Sarah ...
" Wir sind einander so fremd, wie es zwei Menschen nur sein können. Er hat ein ganzes, unendliches Universum hinter der Stirn, ich werde ihn nie auch nur annähernd verstehen können."
Inhalt
Sarah Petersen beginnt nach sieben Jahren Hoffen, Bangen und Zweifeln ein neues Leben, diesmal ohne ihnen Mann, der vor eben jener Zeit auf einer ganz normalen Dienstreise nach Südamerika spurlos verschwand. Doch plötzlich erhält sie vom auswärtigen Amt einen Anruf, mit dem sie nicht mehr gerechnet hat. Ihr Mann Philipp wurde gefunden und wird nun nach Hause zurückkehren. Mit gespaltenen Gefühlen nimmt Sarah den Heimkehrer am Flughafen in Empfang, doch auf den ersten Blick erkennt Sarah, dass dieser Mann nicht der ist, für den er sich ausgibt - doch niemand will ihr glauben und schlimmer noch, der "Fremde" scheint einen ganz eigenen Plan zu verfolgen ...
Meinung
Bereits der Debütroman von Melanie Raabe ("Die Falle") konnte mich sehr begeistern und dem Nachfolger gelingt dies ebenso. Besonders positiv möchte ich den unverwechselbaren Schreibstil hervorheben, der mich direkt und restlos in eine nahezu beängstigende Situation hineingezogen hat und das von Beginn an. Zwar gibt es zwei Erzählperspektiven, zum einen aus Sicht der verzweifelten Ehefrau, die nun Opfer eines Betrügers zu werden scheint und zum anderen aus Sicht desjenigen, der für dieses Chaos verantwortlich ist, doch überwiegt beim Lesen die schockierende Nähe einer fast tödlichen Bedrohung.
Der Roman spielt virtuos mit zahlreichen Möglichkeiten und baut dabei eine ganz subtile, psychologische Spannung auf. Geprägt von Ängsten, Vermutungen und den dunklen Geheimnissen aus der Vergangenheit des Ehepaares. Schon bald ahnt der Leser, dass hinter der Fassade noch anderes lauert, doch lässt sich die dunkle Vergangenheit einfach nicht fassen. Ebenfalls interessant ist der Schein, zwischen Gut und Böse, denn während man anfangs noch ganz genau weiß, wem die Sympathien gehören, wird das Geflecht aus mörderischen Möglichkeiten immer dichter.
Etwas unbefriedigend ist nur das Ende des Buches, dort hätte ich mir persönlich eine andere Auflösung gewünscht, die vielleicht besser zur Aussage des Romans gepasst hätte. Bei der gewählten Szene schließt sich der Kreis viel zu glatt und die zuvor erwähnten Optionen verlaufen damit im Sand.
Fazit
Ich vergebe 5 Lesesterne für diesen packenden, nervenaufreibenden Thriller, der ganz ohne blutige Szenen und bedauernswerte Mordopfer auskommt. Vielmehr handelt es sich um eine psychologische Studie, die sich intensiv mit einer Ehe auseinandersetzt, in der nichts so ist, wie man vermutet. Ein Katz-und Mausspiel, bei dem sich erst ganz zum Schluss offenbart, welche Hintergründe hinter all den Schuldzuweisungen stecken. Empfehlenswert für alle, die in ein Schauspiel eintauchen möchten, bei dem sie kaum zu Atem kommen.