Es war einmal und es war niemals
"Es war einmal und es war niemals..."
So beginnt das neue Märchen von Melissa Bashardoust über eine Giftprinzessin und einen nicht ganz so märchenhaften Dämonen. Der poetische, fast schon magische ...
"Es war einmal und es war niemals..."
So beginnt das neue Märchen von Melissa Bashardoust über eine Giftprinzessin und einen nicht ganz so märchenhaften Dämonen. Der poetische, fast schon magische Schreibstil hat mich von Anfang an überzeugt und mich in eine wundervolle Welt entführt.
Die Zwillingsschwester des Schahs, dem Herrscher von Golvahar, lebt einsam und versteckt im Palast. Nur ihr Rosengarten und die wenigen Besuche ihrer Mutter können Soraya Freude bereiten, da sie das bestgehütetste Geheimnis des ganzen Königreichs ist. Mit nur einer winzigen Berührung tötet sie jeden, der ihr zu nahe kommt, ob sie es will, oder nicht. Ihr Fluch, ihr ganz persönliches Märchen, ist für sie eine tägliche Belastung, denn sie wünscht sich nichts mehr als Liebe, Zuneigung und die Berührung eines anderen Menschen. Und als eines Tages der viel zu perfekte Azad auftaucht, scheint ihr Glück endlich in greifbarer Nähe. Denn zur gleichen Zeit wird eine Dämonin namens Parvaneh in den Kerkern des Schlosses eingesperrt und sie könnte die Lösung für Sorayas Fluch sein. Gemeinsam mit Azad begibt sie sich auf die Suche nach Antworten, die nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Familie und das ganze Königreich in Gefahr bringen könnten.
Soraya ist ein sehr lieber, aber unendlich einsamer Mensch, der schon bald die Last der Welt auf ihren Schultern trägt. Ich konnte ihre Zweifel und Hoffnungen sehr gut mitfühlen, auch wenn ich ihre Entscheidungen nicht immer nachvollziehen konnte. Sie sehnt sich nach anderen Menschen und fühlt sich von niemandem verstanden.
Azad ist ein sehr selbstbewusster Charakter, den nichts aufhalten kann und der Soraya vom ersten Augenblick an um den Finger gewickelt hat. Doch auch er hütet ein dunkles Geheimnis.
Die Dämonin Parvaneh ist geheimnisvoll, aber auch sehr gefühlvoll. Sie kommt Soraya unerwartet nah, verfolgt aber auch eigene Ziele, um ihre Schwestern zu retten.
Nebencharaktere wie Sorayas alte Freundin Laleh, ihr Bruder Sorusch und ihre Mutter Tamineh kamen leider oftmals ein wenig kurz, obwohl ich gerne noch mehr von ihnen gelesen hätte.
Spannende Plottwists, ein ungeheuerlicher Verrat und der Kampf um ein ganzes Königreich lassen die Seiten des Buches nur so dahinfliegen. Leider blieb für mich die Geschichte im Mittelteil ein wenig stehen und ich musste mich zwingen, fleißig weiterzulesen. Dafür sind sowohl der Anfang, als auch das Ende sehr gut geschrieben und konnten mich sehr mitreißen. Der Schreibstil war perfekt für eine Geschichte dieser Art.
Mein Highlight von "Die Gefangene von Golvahar" war, neben den magisch angehauchten Wäldern und den Geheimnissen des Schlosses, die Beziehung zwischen Soraya und der Dämonin Parvaneh, die sich ganz anders entwickelt, als es am Anfang scheint und durch die Soraya sehr viel Kraft schöpft.
Fazit:
Ein düsteres Fantasy-Märchen mit Verrat, Liebe und Hoffnung, das mich leider in der Mitte ein wenig verloren hat, dafür aber am Anfang und am Ende sehr stark war.
Ich gebe "Die Gefangene von Golvahar" 3,5 von 5 Sternen.