Support your local dealer
Lola“ ist ein spannender, menschlicher und unterhaltsamer Roman - aber kein unproblematischer. Im Zentrum steht die taffe Lola, die heimliche Anführerin der Gang „The Crenshaw Six“, die ihre Gangmitglieder ...
Lola“ ist ein spannender, menschlicher und unterhaltsamer Roman - aber kein unproblematischer. Im Zentrum steht die taffe Lola, die heimliche Anführerin der Gang „The Crenshaw Six“, die ihre Gangmitglieder mit viel Talent und Empathie aus dem Hintergrund steuert. Sie ist cool: „Da war Lola klar geworden, dass sie keine Vaterfigur brauchte. Sie war die Vaterfigur.“ (S. 200) Als das Kartell und eine neue Konkurrenz auf höherer Ebene auftauchen, muss Lola aus der Deckung kommen und sich entscheiden: Soll die Gang aufsteigen und mehr Macht und Einfluss bekommen oder kommt sie unter die Räder?
Wo ist das Problem? Lola ist nicht nett. Sie ist keine Heldin, die sich für das Gute einsetzt, sondern eine Verbrecherin, die Rauschgift verkauft, Menschen tötet und Gangmitglieder blutig maßregelt. Klar - Lola ist cool. Lola sorgt dafür, dass Drogen nicht an Kinder verkauft werden. Lola hat mit Lucia ein Mädchen, das sie zu ihrem ganz persönlichen Projekt „besseres Leben“ machen kann. Lola ist außerdem heimatverbunden: Ihr Viertel ist ihr gehegter Garten, hier sorgt sie für cleane Drogen, frei nach dem Motto „support your local dealer“. Die Autorin Melissa Shrivner Love hat jede Menge Motive eingebaut, warum man dennoch auf Lola Seite sein kann. Doch auch wenn erzählerisch die Grausamkeiten notwendig sind, um die Figur Lola als Gangleader glaubwürdig zu gestalten - nicht jeder will lesen, wie die Verbrecher erfolgreich sind.
Auf der anderen Seite gewährt die Lektüre durch die „Täterperspektive“ einen ungewohnten Einblick in das Gangmilieu in Los Angeles, auf die Schattenseite des „land of milk and honey“ Kalifornien. Wann schaut man schon einmal dem Boss eines mexikanischen Drogenkartells in die Augen und will seinen Job? Die Figuren dieses Romans sind keine Helden, sie sind gleichzeitig „gut und böse, richtig und falsch, schwarz und weiß“ (S. 367).
Ein runder Roman - spannend, aut