Ausflug in die Bizarro Fiction
Autor Carlton Mellick III bezeichnet das Genre, in dem er schreibt, als Bizarro Fiction. Und da ich noch nie etwas aus diesem Subgenre gelesen habe, hat mich „Quicksand House“ umso mehr gereizt. Allein ...
Autor Carlton Mellick III bezeichnet das Genre, in dem er schreibt, als Bizarro Fiction. Und da ich noch nie etwas aus diesem Subgenre gelesen habe, hat mich „Quicksand House“ umso mehr gereizt. Allein schon die Ausgangssituation ist sehr merkwürdig: Da leben Kinder mit einer Nanny in einem Hort, aber weder kennen sie ihre Eltern noch dürfen sie diesen Hort verlassen und den Rest des Hauses erkunden.
Und was hinter den Türen des Horts lauert, was die Kinder dort alles entdecken und erleben, macht einfach tierisch Spaß. Es ist, wie das Subgenre schon ahnen lässt, bizarr, seltsam und außergewöhnlich. Irgendwo habe ich den Vergleich mit Tim Burton gelesen, und dem kann ich nur zustimmen. Mellick III erschafft eine Welt, die viele kleine und große Geheimnisse in sich trägt, die merkwürdig und fremd erscheint, aber gleichzeitig in sich stimmig und nachvollziehbar ist.
Stellenweise wird es auch gruselig, etwa wenn die Kinder sich allein durch das dunkle, riesige Haus mit Horden von gefährlichen Ungeheuern ringsum schlagen müssen. Die Stimmung wird durch den klasse Schreibstil eingefangen und wandelt spielerisch zwischen Mystery, Humor, Drama und Grusel hin und her. Vor allem Zecke wächst einem schnell ans Herz; der kleine Junge ist mutig und vielleicht sogar leichtsinnig auf der Suche nach seinen Eltern. Dabei ist er aber auch mitfühlend und fest entschlossen, seine Schwester zu beschützen, komme, was wolle.
Zahlreiche Fragen werden aufgeworfen: Wer und wo sind die Eltern? Warum kümmern sie sich nicht um ihre Kinder? Was ist das für ein seltsames Haus, in dem sie leben? Tatsächlich werden die meisten dieser Fragen irgendwann beantwortet. Und was soll ich zu deren „Auflösung“ sagen? Wie alle Abenteuer, die die Kinder auf ihrer Reise erleben, reiht sich das Finale in die Reihe der bizarren Begebenheiten ein. Manche werden vom Ende vielleicht enttäuscht sein, aber ich habe es als unheimlich passend für die Geschichte empfunden.
Fazit:
Die Bizarro Fiction hat einen neuen Fan: Ich habe schon lange kein so faszinierendes, bizarres, dabei aber auch spannendes und unterhaltsames Buch mehr gelesen, das einfach anders ist. Aber Achtung: Es ist wirklich sehr speziell, und darauf muss man sich einlassen. Übrigens habe ich noch nie in so kurzer Zeit so oft das Wort „bizarr“ benutzt. Aber wenn’s passt, dann passt es.