Cover-Bild Sobald wir angekommen sind
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21,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 24.07.2024
  • ISBN: 9783257615319
Micha Lewinsky

Sobald wir angekommen sind

Ben Oppenheim balanciert zwischen Ex-Frau, zwei Kindern und seiner Liebe zu Julia. Er hat Rückenschmerzen und Geldsorgen, aber was ihn wirklich ängstigt, ist der Krieg in Osteuropa. Getrieben vom jüdischen Fluchtinstinkt steigt er eines Morgens kurzerhand in ein Flugzeug nach Brasilien. Mitsamt Ex-Frau und Kindern, aber ohne Julia. Im Krisenmodus läuft Ben zur Hochform auf. Nur der Atomkrieg lässt auf sich warten. Ben dämmert, dass er sich ändern muss, wenn sich etwas ändern soll.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.11.2024

Humorvolle Reise

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So gut, wie mir dieses Buch gefällt, so wenig gefällt mir das Cover. Aber wie wichtig ist das Cover, wenn das Buch gut ist?

Natürlich wäre ein Hingucker im Bücherregal wünschenswert, aber leider ist ...

So gut, wie mir dieses Buch gefällt, so wenig gefällt mir das Cover. Aber wie wichtig ist das Cover, wenn das Buch gut ist?

Natürlich wäre ein Hingucker im Bücherregal wünschenswert, aber leider ist es dieses nicht, und auch die Größe des Buches hat mich ein wenig enttäuscht. Aber die Geschichte darin fand ich sehr interessant. Es geht um Ben. Er ist nicht unbedingt ein toller Mensch, er ist eher unsympathisch und glänzt nicht durch Heldenmut. Ganz im Gegenteil, er flüchtet vor seiner Welt, denn er hat Angst vor dem nächsten Atomkrieg, vor dem dritten Weltkrieg. Er lebt in einer unglücklichen Ehe und hat eine Geliebte. Ihn plagen Geld sorgen, Rückenschmerzen, und die Angst sitzt ihm im Nacken, weshalb er seine sieben Sachen packt, seine Familie an die Hand nimmt und nach Brasilien flieht.

Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen und ich habe es in kürzester Zeit durchgelesen. Der Schreibstil ist locker, leicht und direkt, was mir sehr gut gefällt. Die Geschichte war an manchen Stellen ein wenig langatmig, so dass ich ab und zu den Faden verloren habe, aber ihn schnell wieder finden konnte. Alles in allem eine interessante Geschichte über eine Flucht in ein fremdes Land.

Was die Familie in Brasilien erwartet, ist hier sehr interessant rübergekommen und wurde Detailliert in Szene gesetzt, so dass ich durchweg sehr gut unterhalten war.

Ein interessantes Buch, welches ich definitiv empfehlen kann. Ein Buch mit einer Geschichte, die perfekt in die heutige Zeit passt und zum nachdenken anregen kann. Aktuell und knallhart, allerdings nicht ohne den ein oder anderen Lacher, den ich nicht unterdrücken konnte, denn Ben ist herrlich naiv und tollpatschig.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Ben, der Anti-Held

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Ben Oppenheim ist eher Anti-Held denn strahlender Sieger. Er ist liebenswert verpeilt, sieht sich immer in der Opferrolle und entzaubert sich dabei immer wieder selbst. Julia ist seine Freundin, seine ...

Ben Oppenheim ist eher Anti-Held denn strahlender Sieger. Er ist liebenswert verpeilt, sieht sich immer in der Opferrolle und entzaubert sich dabei immer wieder selbst. Julia ist seine Freundin, seine Geliebte, auch wenn er noch mit Marina verheiratet ist und trotz Trennung mit den beiden Kindern überwiegend in der gemeinsamen Wohnung in Zürich lebt. Für zwei Wohnungen fehlt schlichtweg das nötige Kleingeld. Er lebt vom Schreiben, seit seinem letzten Roman ist jedoch schon einige Zeit verstrichen. Ach ja, Jude ist er auch und als solcher sieht er sich dem nahenden Krieg hilflos ausgeliefert. Nichts wie weg, auch Marina ist dieser Ansicht. Kurzentschlossen kauft sie für die Kinder, für Ben und für sich selbst Flugtickets. Schon heute geht es gen Brasilien. Dabei ist ihm, dem Schriftsteller, Stefan Zweig ein leuchtendes Vorbild, wenngleich er nicht wie dieser im Exil in Petrópolis landet, sondern im nördlich davon gelegenen Recife.

Ben wandelt auf Stefan Zweigs Spuren – was will ein Schriftsteller mehr. Wenn ihm dabei nicht ständig das profane Leben dazwischenkommen würde. Außerdem ist er hin- und hergerissen zwischen seiner Noch-Ehefrau und seiner Geliebten. Er lechzt nach Anerkennung, setzt dabei Prioritäten, die sich viel zu oft als falsch gesetzt erweisen.

Das Buch ist ein Quell aus köstlichen Dialogen, nicht immer witzig für Ben, eher für Außenstehende, für die Leser. Der drohende Atomkrieg ist Thema, genau so das Judentum an sich, wenngleich Ben hier mit allzu großen Wissenslücken glänzt. Sein dominanter Vater, seine kaputte Ehe und die damit einhergehenden prekären Wohnverhältnisse machen seine Situation nicht gerade angenehmer. Und da ist noch Julia, die er zurückgelassen hat. Ben ist ein Getriebener seiner selbst.

„Sobald wir angekommen sind“ ist amüsant zu lesen, das Buch ist trotz des aus Bens Sicht beängstigendem Hintergrundes launig erzählt. Ein gar kurzweiliger, vergnüglicher Lesespaß.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Fluchtinstinkt und Weltschmerz

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Als Stadtneurotiker ist Ben Oppenheim, der Protagonist in Micha Lewinskys Roman "Sobald wir angekommen sind" ein naher Verwandter der Figuren aus Woody Allan-Filmen - voller Unsicherheiten, Selbstmitleid, ...

Als Stadtneurotiker ist Ben Oppenheim, der Protagonist in Micha Lewinskys Roman "Sobald wir angekommen sind" ein naher Verwandter der Figuren aus Woody Allan-Filmen - voller Unsicherheiten, Selbstmitleid, erotischen Verwirrungen und innerer Nabelschau. Allerdings nicht im hektischen New York, sondern im vergleichsweise beschaulichem Zürich. Doch was heißt schon beschaulich? Von Noch-Ehefrau Marina lebt Drehbuchuchautor Ben getrennt, bei seiner neuen Freundin Julia ist der kleine Sohn offen feindselig eingestellt, und in Europa herrscht Krieg.

Zwar sind weder Ben noch Marina religiös, Sohn Moritz ist noch nicht mal beschnitten und eine Synagoge haben die Kinder auch noch nicht von innen gesehen - aber das Thema Jüdischkeit und Identitä, Zugehörigkeit und die stets unterschwellige Angst, Opfer von Gewalt zu werden, zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, allerdings auf durchaus selbstironische Weise.

Denn all die Streitereien um die finanzielle Regelung der bevorstehenden Scheidung sind plötzlich vergessen, als Marina in den frühen Morgenstunden samt Kindern im Taxi vor Bens Atelier auftaucht, mit Flugtickets nach Recife. Mit einer neuen russisch-ukrainischen Eskalation könnte ein Atomschlag folgen, also nichts wie weg!

Damit sieht sich Ben plötzlich in einer Tradition: "Wenn in Regensburg die Schwaben an die Tür klopften, in Odessa die Kosaken oder in Warschau die Nazis, dann stellte sich immer dieselbe Frage: Fliehen oder Kämpfen? Einige Juden mochten sich in der Vergangenheit entschieden haben, zu bleiben und sich zur Wehr zu setzen. In der genetischen Auslese hatten diejenigen, die rasch flohen, meist die besseren Karten gehabt. Und so war Ben eben nicht einfach nur ein singulärer Feigling, der die Beine unter den Arm nahm, sobald er Gefahr witterte. Er war Kind, Enkel und Urenkel von erfolgreich Geflüchteten."

Brasilien als Fluchtort, das ist zwar einerseits der erste verfügbare Flug gewesen. Für Ben, der sich seit Jahren mit dem Autor Stefan Zweig beschäftigt, aber auch eine Möglichkeit, sich dem literarischen Vorbild anzunähern. Nur dass das selbstgewählte Exil ein instagramtauglicher Touristenort ist, gefällt Ben weniger. Seine emotionale Verwirrung hält auch in Brasilien an - soll er einen neuen Versuch mit Marina wagen? Was hält er von Julias Idee, ebenfalls nach Brasilien zu kommen? Und wie kann er das Leben in der vielleicht neuen Heimat überhaupt finanzieren?

Zwischen Selbstmitleid, Weltschmerz und Liebessehnsucht befindet sich Ben auf einer emotionalen Achterbahnfahrt. Dass Autor Lewinsky Drehbuchautor ist, merkt man dem bildhaft geschriebenen Roman durchaus an. Zwischen Hoffen und Scheitern ist dieser tragikomische Roman bei allem ernsten Hintergrund ausgesprochen unterhaltsam.

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Veröffentlicht am 29.07.2024

So könnte es sein

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Das aktuelle Romanthema aus dem Buch „Sobald wir angekommen sind“ von Micha Lewinsky hat mir richtig gut gefallen, da er so aktuell ist und in unsere heutige Zeit passt. Der Protagonist dieses Romans ...

Das aktuelle Romanthema aus dem Buch „Sobald wir angekommen sind“ von Micha Lewinsky hat mir richtig gut gefallen, da er so aktuell ist und in unsere heutige Zeit passt. Der Protagonist dieses Romans ist Ben Oppenheim, der getrennt von seiner Ehefrau und den beiden Kindern lebt, jedoch wieder eine neue Freundin, Julia, hat. Eigentlich steht Ben mit beiden Füßen mitten im Leben, aber der Krieg in Osteuropa ängstigt ihn sehr und er hat große Angst, dass dieser sich auch in Europa ausbreiten könnte. Kurzentschlossen schnappt er sich seine Ex-Frau und die Kinder und flüchtet mit ihnen per Flugzeug nach Brasilien. Im Exil angekommen, fühlt er sich äußerst unwohl und vermisst seine in Europa zurückgelassene Freundin Julia und auch der erwartete Atomkrieg bleibt aus. Micha Lewinsky schreibt unterhaltsam und beschreibt seine Buchcharaktere und deren Unzulänglichkeiten ziemlich detailliert. Ein unterhaltsames Buch mit einem ernsten Hintergrund.

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Veröffentlicht am 04.08.2024

Nachdenken

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Ben lebt in Zürich und ist Drehbuchautor. Nachdem sein Debüt, ein Roman namens Karies, durch die Decke ging, kam keine weitere gute Idee und er hat sich was anderes gesucht und so versucht er mit seiner ...

Ben lebt in Zürich und ist Drehbuchautor. Nachdem sein Debüt, ein Roman namens Karies, durch die Decke ging, kam keine weitere gute Idee und er hat sich was anderes gesucht und so versucht er mit seiner Familie über Wasser zu bleiben. Getrieben mit dem Schicksal seiner Vorfahren, die ihn auch als sein Leben als Jude auswirkt, versucht er einfach nur zu überleben und zudem mit dem Gefühl nicht richtig anzukommen und getrieben Angst vor dem Krieg in Osteuropa , flieht er mit seiner Ex-Frau Marina und den beiden Kinder nach Brasilien. Ganz nach dem Vorbild von Ben's Idol, Stefan Zweig.

Dieser Einblick, was Ben umtreibt, hat das Buch zu was besonderen gemacht und darauf muss man sich einlassen können. Mir hat es gut gefallen, hab öfters mich dabei erwischt wie ich denke würde und manches ist einfach übertrieben, aber was wäre wenn Ben recht hat?

Die Zentrale frage ist definitiv: Kampf oder Flucht? Für was entscheidet ihr Euch und was sagt ihr zu Ben?

Wer mal was anderes lesen möchte, ist das bestimmt einen genauen Blick wert.

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