Cover-Bild Herr Katō spielt Familie
12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 14.10.2019
  • ISBN: 9783442718283
Milena Michiko Flasar

Herr Katō spielt Familie

Roman
Den ehemaligen Kollegen hat er immer beneidet. Um den Ruhestand, das Motorrad und die neue Freiheit. Doch jetzt steht er selbst frisch verrentet auf den bemoosten Treppen vor seinem Haus und weiß nicht wohin. Eine Krawatte braucht er nicht mehr, zu Hause ist er im Weg, die Kinder sind längst ausgezogen. Ob die junge Frau, die er jüngst auf dem Friedhof getroffen hat, ihm nur etwas vormacht, vermag er nicht zu sagen. Er ist aus der Übung. Und dennoch nimmt er ihren Vorschlag an, lässt sich von ihrer Agentur »Happy family« mal als Opa, mal als Exmann, dann wieder als Vorgesetzter engagieren und trifft auf fremde Menschen und Schicksale. Er spielt seine Rollen gut, und seine Frau bekommt von alledem nichts mit. Sie hat wieder angefangen zu tanzen …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2019

Herr Kato ist nicht authentisch

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Herr Kato ist mit seiner neuen Freiheit als Rentner nicht sehr glücklich. Was tun, wenn man soviel Zeit hat, obwohl er seinen Job auch nicht unbedingt geliebt hat, stürzt ihn die neu gewonnene Freiheit ...

Herr Kato ist mit seiner neuen Freiheit als Rentner nicht sehr glücklich. Was tun, wenn man soviel Zeit hat, obwohl er seinen Job auch nicht unbedingt geliebt hat, stürzt ihn die neu gewonnene Freiheit nicht gerade in Verzückung. Herr Kato ist ein Mann, der grundsätzlich nicht das sagt und tut was er denkt, sondern was er meint, andere von ihm erwarten. So plätschert sein Leben dahin und mit seiner Frau verbindet ihn nicht viel und seine Kinder sind schon aus dem Haus.

Im Park begegnet er Mie, die eine Alibi-Agentur leitet. Dort werden Menschen benötigt, die Ehemann, Opa, Arbeitgeber, Tochter ect. für einen Tag spielen zu verschiedenen Anlässen. Kato läßt sich von Mie werben und spielt Opa für einen kleinen Jungen, Arbeitgeber für eine totkranke Braut usw. In verschiedene Rollen zu schlüpfen macht ihm Spaß und bringt ihn seiner Frau wieder etwas näher. Die ganze Zeit war ich nicht sicher, ob ich Herrn Kato mag oder nicht, er ist sich oft selbst nicht grün.

Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen, daher ist es mir auch nicht gelungen es in einem Rutsch zu beenden. Es stellt viele Dinge in Frage und stimmt nachdenklich. Der Schreibstil hat mir sehr gefallen, klar und eindringlich. Ein Buch was man nicht so schnell vergißt. Der Schluß versöhnt am Ende, so herzlich, wenn erst unfreiwillig.

Veröffentlicht am 15.12.2018

Leere im Ruhestand

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Auf jeden Fall sollte man wissen, dass die Autorin japanische Wurzeln hat und die Geschichte in einer Tokioter Vorstadt angesiedelt ist. Japanische Bücher trafen bisher nur selten meinen Lesegeschmack. ...

Auf jeden Fall sollte man wissen, dass die Autorin japanische Wurzeln hat und die Geschichte in einer Tokioter Vorstadt angesiedelt ist. Japanische Bücher trafen bisher nur selten meinen Lesegeschmack. Vorliegendes Buch ist da aber eine Ausnahme.
Der Protagonist Herr Kato weiß mit seinem neuen Lebensabschnitt als Ruheständler nichts anzufangen. Seine Frau und er leben nebeneinander her, einstige Träume und Wünsche hat er aufgegeben. Auf einem Spaziergang begegnet er der jungen Mie, die die Agentur „Happy Family“ betreibt und deren Mitarbeiter als sog. Stand-ins bzw. Einspringer Menschen spielen, die es so nicht gibt. Herr Kato lässt sich zur Mitarbeit überreden und übernimmt etwa die Rolle eines Großvaters, der von seinem Enkel nichts wissen will, oder des Ehemannes, der endlich einmal seiner Frau zuhört. Es bleibt nur bei wenigen Einsätzen, aber seine Tätigkeit verändert ihn dann auch zum Positiven in seinem eigenen Ehetrott. Gerade diese allmähliche Wandlung zu lesen, fand ich faszinierend. Allerdings hätte ich mir etwas mehr Länge gewünscht. Der poetische, melancholisch anmutende Schreibstil gefällt mir gut.