Bevor ihre geliebte Großtante Charlie verstirbt, schenkt sie ihrer Nichte Lotte Selinger noch 4 Tickets nach New York für einen gemeinsamen Junggesellinnenabschied mit ihrer Mutter Erika und ihren beiden Schwestern Sophie und Luise, denn in zwei Wochen heiratet Lotte Lennard. Die vier verleben ein durchwachsenes verlängertes Wochenende im Big Apple und sitzen bereits auf dem Rückflug nach Deutschland, als ihre Maschine ins kanadische Nova Scotia nach Halifax umgeleitet wird, weil ein Vulkan ausgebrochen ist. Die Stimmung ist völlig am Boden, da es auch keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt, da tausende gestrandete Fluggäste ebenfalls dort festsitzen. Da rennt Lotte unbeabsichtigt in einen attraktiven Mann Marke Holzfällertyp namens Connor hinein, der sich als Einheimischer entpuppt und sich als Rettung in der Not entpuppt, denn er bringt sie in die Kleinstadt Chester ins Mapletree Bed & Breakfast, wo sie sich bei Hazel einquartieren können, die sich ihnen allen sofort wärmstens annimmt und sie verwöhnt. Schnell gewöhnen sich die vier Frauen im malerischen Chester ein, unternehmen Spaziergänge und genießen die Nähe des Meeres. Aber immer, wenn Connor auftaucht, schlägt Lottes Herz wie wild, dabei ist sie doch in festen Händen und der Typ eigentlich unmöglich mit seiner unfreundlichen und kühlen Art. Doch Connors Huskyaugen…
Miriam Covi ist mit ihrem Buch „Sommer in Atlantikblau“ ein wunderschöner, gefühlvoller und fesselnder Roman gelungen, der sowohl ein echter Überraschungshit als auch ein Pageturner ist. Der Schreibstil ist flüssig, bildgewaltig und sehr lebendig, der Leser findet sich durch die Ich-Erzählung direkt als weiteres Mitglied des Junggesellinnenausfluges an der Seite von Lotte wieder, so dass weder ihre Gedanken und Gefühle verborgen, noch die ambivalente Beziehung zu ihren Schwestern. Durch die lebhaften und bildgewaltigen Landschaftsbeschreibungen des malerischen gelegenen Chester bauen sich vor dem inneren Auge herrliche Strände, gemütliche Geschäfte und Restaurants sowie die traumhafte Mapletree-Pension auf, die so gemütlich und kuschelig wirkt, dass man am liebsten selbst einziehen würde. Neben den üblichen Familienstreitigkeiten und –geheimnisse hat die Autorin auch noch ein ernstes Thema einbaut, indem sie über ein Haus für ledige Mütter und Schwangere schreibt sowie über die Vergangenheit der Klinik und was aus den verlassenen Babys wurde, was der Geschichte zusätzliche Impulse gibt.
Die Charaktere sind wunderbar und detailliert gezeichnet, sie besitzen alle ihren eigenen Kopf und wirken aufgrund ihrer Individualität sehr realistisch und authentisch. Der Leser kann sich sehr gut in sie hineinversetzen und mit ihnen leiden, fühlen und Freude empfinden. Lotte ist eine junge Frau, die sich bisher nicht gegen ihre Familie durchsetzen konnte. Sie übt einen Beruf aus, der ihr so gar nicht liegt, dabei hat sie den Kopf voller Geschichten und würde lieber Schriftstellerin werden. Sie ist wankelmütig und wenig durchsetzungsstark, sie hat keinerlei Ambitionen, ihre Träume zu verwirklichen. Einzig zu ihrer Tante Charlie hatte sie eine sehr enge Beziehung, mit ihr konnte sie sich austauschen und das Gefühl vermittelt bekommen, alles tun zu können, was sie nur will, wenn sie daran glaubt. Mutter Erika wirkt im ersten Moment wie die typische Hausfrau, die es allen recht machen will. Dabei hat auch sie ein Geheimnis, dass die Töchter völlig überrascht. Luise ist die älteste Schwester von Lotte und die typische Power- und Karrierefrau, ständig am Handy oder am Laptop, als würde das Familienunternehmen untergehen, wenn sie mal fünf Minuten nicht online ist. Sie lässt ihre Launen oft genug an den anderen aus und verteilt ganz schön harte Worte, sie hat keinerlei Respekt vor den anderen. Aber innerlich nagt ein Problem an ihr, dass sie nicht preisgeben will. Sophie ist die Jüngste im Bunde und mit dem dritten Kind schwanger. Sie liebt es, das Nesthäkchen zu sein und andere nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen, wobei sie insgeheim selbst nicht gerade glücklich ist. Lennard ist ein farbloser und pragmatischer Mann, der oftmals geradezu gefühllos wirkt. Connor ist ein ganzer Kerl, künstlerisch begabt und auch noch ein Arzt, dem die Frauen vertrauen. Doch gleichzeitig hat er einen harten Schicksalsschlag noch nicht überwunden und hält sich von den meisten Menschen fern. Er hat sich einen Panzer zugelegt, der kaum zu knacken ist. Tante Charlie war eine weltoffene Frau, die allerdings ein Geheimnis hat, das es zu ergründen gilt. Hazel ist die gute Seele des Mapletree, mit ihrer offenen und liebevollen Art verzaubert sie ihre Gäste und lässt sie sich wie im Paradies fühlen. Auch die übrigen Protagonisten beleben mit ihrem Erscheinen die Handlung und geben ihr zusätzliche Spannungsmomente.
„Sommer in Atlantikblau“ ist ein wunderschöner, fesselnder und auch romantischer Roman über Familie, Geheimnisse, die Liebe und andere Schwierigkeiten, aber vor allem darüber, auf sein Herz zu hören und seinen Träumen zu folgen. Eine absolut verdiente Leseempfehlung für ein richtiges Lesehighlight!