Mord in Vimmerby
In einem Waldstück nahe der Kleinstadt Vimmerby wird eine unbekannte junge Frau tot aufgefunden. Als sich herausstellt, dass die Tote ermordet wurde, erhält Marten Henriksson, der kommissarische Polizeichef ...
In einem Waldstück nahe der Kleinstadt Vimmerby wird eine unbekannte junge Frau tot aufgefunden. Als sich herausstellt, dass die Tote ermordet wurde, erhält Marten Henriksson, der kommissarische Polizeichef Vimmerbys, Unterstützung von der Mordkommission Västervik zugewiesen. Ausgerechnet Lena Wallin, seine Exfrau, soll ihn bei der Lösung des Falls unterstützen.
Ermittlungen mit der Ex, da ist schon mal für Zündstoff gesorgt. Lena und Marten versuchen, sich auf die Tätersuche zu konzentrieren. Tatsächlich befasst sich ein zweiter Handlungsstrang mit der Vergangenheit des Polizistenpaares. Einst verstanden sie sich blendend, doch mittlerweile scheint sie nur noch ihre gemeinsame Tochter Tove zu verbinden. Während Marten mit den geltungssüchtigen Kleinstadthonoratioren und einem Maulwurf im Team zu kämpfen hat, macht Lena die Rückkehr nach Vimmerby schwer zu schaffen. Der Mordfall erweist sich als genauso schwierig, wie es Lenas Chef Björn prophezeit hat. Obwohl die Polizei die Identität der Leiche rasch feststellen kann, gehen die Ermittlungen nur zäh voran. Niemand scheint die Polizei bei ihrer Arbeit unterstützen zu wollen. Während Lena immer gereizter agiert als der Unternehmer Anders mehr und mehr in den Fokus der Fahnder gerät, muss Marten einen schweren Schlag einstecken als er die undichte Stelle seines Teams entlarven kann. Derweil rutscht die Stimmung der Bevölkerung in den Keller. Da geschieht ein zweiter Mord.
Schweden Mord ist mein zweiter Kriminalroman von Nele Bruun. Statt auf Baltrum wird dieses Mal in Südschweden, in Astrid Lindgrens Heimatort Vimmerby ermittelt. Darauf verweist auch das passende Cover. Es zeigt ein rotes Gebäude, ähnlich dem Haus von Astrid Lindgrens Eltern.
Auch dieses Mal ist es der Autorin gelungen, sowohl die Haupt- als auch die Nebencharaktere glaubwürdig und individuell zu zeichnen. Marten und Lena wirken so gegensätzlich wie zwei Seiten einer Medaille. Marten, nachdenklich, charmant, umgänglich, noch etwas unsicher in der ungewohnten Chefrolle, hat bis heute nicht verstanden, warum ihn seine Frau verließ. Lena, impulsiv, erfolgreich, tatkräftig, plagen Schuldgefühle, obwohl sie ihre Entscheidung nicht bereut. Nach einer unerwarteten, schmerzlichen Konfrontation mit ihrer Vergangenheit, gerät sie ins Grübeln. Martens Team ist angenehm divers und bodenständig, auch wenn die Menschenkenntnis des Chefs hier eine Niederlage einstecken muss. Die Honoratioren der Stadt, ob Martens Vater oder sein Intimfeind Thorbjörn, entsprechen in ihrer fordernden und selbstgerechten Art den Erwartungen.
Nele Bruuns Schreibstil überzeugt erneut. Die Perspektivenwechsel erlauben Einblicke in Lenas und Martens Gedankenwelt. Unerwartete Wendungen sorgen für Spannung. Die kurzen Kapitel halten das Tempo hoch. Obwohl hier die gemeinsame Vergangenheit des Ermittlerteams eine große Rolle spielt, kommt der Kriminalfall nicht zu kurz. Lena und Marten wachsen zu einem erfolgreichen Team zusammen, das sich auch menschlich wieder annähern. Täter und Tatmotiv liegen lange im Dunkeln. Aber die Auflösung hat mich überzeugt. Ein bisschen weniger Raum für die Beziehung hätte dem Krimi meiner Meinung nach gutgetan. Trotzdem wurde ich gut unterhalten.
Ich vergebe gute 4 von 5 Sternen und eine Empfehlung an alle Krimifans, die sich auch für den Menschen hinter dem Ermittler interessieren.