Start in ein neues Leben
Die Botanikerin Sandra ist Mitte vierzig und seit zwei Jahren Witwe. Als ihre Tochter für ein Studium ins Ausland zieht, fühlt sie sich allein in der nun viel zu großen Wohnung. Sandra wünscht sich einen ...
Die Botanikerin Sandra ist Mitte vierzig und seit zwei Jahren Witwe. Als ihre Tochter für ein Studium ins Ausland zieht, fühlt sie sich allein in der nun viel zu großen Wohnung. Sandra wünscht sich einen Neuanfang im Leben und spielt mit dem Gedanken, auf Usedom ein Häuschen mit Rosengarten zu ersteigern. Allerdings fühlt sie sich bei dem Gedanken auch unwohl, denn diese Entscheidung trifft sie diesmal so ganz allein für sich und empfindet eine gewisse Unsicherheit ohne Netz und doppeltem Boden. Als sie bei der Versteigerung des Häuschens den Zuschlag bekommt, ist Sandras Entscheidung gefallen. Sie wird die neue Chance wahrnehmen und reist nach Usedom. Dort erwarten sie allerdings ein recht renovierungsbedürftiges Haus und ein noch mehr verwilderter Garten. Schnell wird ihr klar, dass sie fachmännische Unterstützung braucht, vor allem bei dem Rosengarten. Sie schaltet eine Anzeige und lernt dadurch den englischen Rosenexperten Julian kennen. Julian hat ein eigenes Interesse an dem Garten, wovon Sandra nichts weiß. Und zuerst kommen die beiden gar nicht gut miteinander aus, doch dann raufen sie sich zusammen und stellen sich den Herausforderungen und dem Gegenwind, der ihnen entgegen weht. Sandra findet im Haus zudem alte Unterlagen und erfährt auf diese Weise einiges über die Vergangenheit und deren Bewohner, was einige neue Überraschungen für sie bereithält. Wird sie mit Julians Hilfe den Garten wieder zum Erblühen bringen? Und wird Sandra endlich in ihrem neuen Leben ankommen?
Nele Jacobsen hat mit ihrem neuen Buch „Ein Sommer im Rosenhaus“ einen wunderschönen gefühlvollen und unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und warmherzig, der die Liebe der Autorin zur Ostsee ebenso wie die Vorliebe für Rosen mit jedem Wort zum Ausdruck bringt. Der Leser wird in kurzen Kapiteln auf eine wunderbare Reise nach Usedom an die Seite von Sandra geschickt und darf sie bei ihren Gedanken, Gefühlen und Zweifeln beobachten, dieses für sie neue Abenteuer zu stemmen. Die Landschaftsbeschreibungen sind so detailliert und farbenfroh, dass der Leser sich regelrecht vor Ort fühlt, den Wind in den Haaren fast spüren kann und den salzigen Geruch der Ostsee in der Nase hat. Die Autorin lässt dem Leser innerhalb der Handlung auch viele interessante Informationen über die Pflege und die Züchtung von Rosen sowie die Bewahrung von alten und seltenen Sorten zukommen, die sie sehr schön in die Geschichte eingeflochten hat.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und geschickt in Szene gesetzt. Sie wirken sehr lebendig und authentisch. Sandra ist in der Mitte ihres Lebens angekommen, die Kinder sind aus dem Haus, der Mann verstorben und sie fragt sich, was sie mit sich nun anfangen soll. Sie ist eine sympathische Frau, die allerdings verlernt hat, eigene tiefgreifende Entscheidungen für sich selbst zu treffen. Immer war das Netz der eigenen Familie da, das sie aufgefangen hat. Doch nun muss sie allein für sich sorgen, das Quäntchen Mut fehlt ihr manchmal noch. Aber Sandra weiß auch, wenn sie keinen Schritt vorwärts wagt, ändert sich nichts. Sie ist eine Frau, die zupacken und die sich auch begeistern kann. Ihre Entwicklung innerhalb der Geschichte wurde von der Autorin auf hervorragende Weise gemeistert und der Leser schaut fasziniert zu, wie aus einer zurückhaltenden und ängstlichen Frau immer mehr eine selbstbewusste und mutigere Person wird. Ulrike ist Sandras Freundin, die zu Beginn der Handlung noch recht überkandidelt wirkt und einem oftmals auf die Nerven geht. Doch sie ist eine wirklich sehr gute Freundin, denn sie unterstützt Sandra in allem, was dieser wichtig ist und bestärkt sie in ihrem Vorhaben. Julia ist ein etwas verschroben wirkender Engländer mit einer Verbindung zu Deutschland, der ein Geheimnis mit sich herumträgt und ein eigenes Interesse mit dem Häuschen nebst Garten verfolgt. Er ist nicht leicht zu durchschauen, aber wirkt gerade deshalb interessant.
„Ein Sommer im Rosenhaus“ ist ein warmherziger und fesselnder Unterhaltungsroman, der den Leser das Hier und Jetzt für Stunden vergessen lässt und ihn an der Ostsee zum Verweilen einlädt. Ein tolles Wohlfühlbuch für regnerische Stunden oder einfach nur, um sich eine entspannte Auszeit zu gönnen. Absolute Leseempfehlung!