Cover-Bild FRAUEN LITERATUR
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaftliche Gruppen
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 09.09.2021
  • ISBN: 9783462002362
Nicole Seifert

FRAUEN LITERATUR

Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt

»Banal, kitschig, trivial« – wenn wir Schriftstellerinnen weiter abwerten, verpassen wir das Beste!

Sollte das Geschlecht des Schreibenden eine Rolle spielen bei der Lektüreauswahl? Natürlich nicht, würden wohl die meisten sagen. Und doch werden literarische Werke von Frauen seltener verlegt, besprochen und mit Preisen versehen. Das muss ein Ende haben. Nicole Seifert liefert das Buch zur Debatte – klug, fundiert und inspirierend.

Banal, kitschig, trivial – drei Adjektive, mit denen das literarische Schaffen von Frauen seit Jahrhunderten abgewertet wird. Während Autoren tausende von Seiten mit Alltagsbeschreibungen füllen und dafür gefeiert werden, wird Schriftstellerinnen, die Ähnliches unternehmen, Befindlichkeitsprosa vorgeworfen. Nicole Seifert ist angetreten, die frauenfeindlichen Strukturen im Literaturbetrieb aufzuzeigen. Denn von vielen von Frauen verfassten Büchern hören wir erst gar nicht, weil Zeitungs-, Radio- und Fernsehredaktionen und noch davor Buchverlage eine entsprechende Vorauswahl treffen. Vom Deutschunterricht bis zum Germanistikstudium ist der Autorinnenanteil noch immer verschwindend gering, und so lernen wir von Anfang an: Was literarisch wertvoll ist, stammt von Männern. Nachdem Nicole Seifert drei Jahre lang ausschließlich Literatur von Frauen – Klassiker wie Zeitgenössisches, Bekanntes wie Unbekannteres – gelesen hat, ist klar: Die vielbeschworene »Qualität« ist nicht das Problem. Im Gegenteil: Wir verpassen das Beste, wenn wir in unseren Bücherregalen nicht endlich eine Frauenquote einführen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2024

Klare Leseempfehlung für ALLE Literaturliebhaber*innen

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Zugegeben: Nicole Seifert hatte mich schon auf der ersten Seite dieses Buches für sich und ihr Anliegen eingenommen. Und mit der ersten Seite meine ich den Abschnitt zum Sprachgebrauch im vorliegenden ...

Zugegeben: Nicole Seifert hatte mich schon auf der ersten Seite dieses Buches für sich und ihr Anliegen eingenommen. Und mit der ersten Seite meine ich den Abschnitt zum Sprachgebrauch im vorliegenden Buch, welcher dem eigentlichen Text vorangestellt ist. Denn schon hier fängt das an, was im weiteren Verlauf des Buches Programm ist: Seifert macht klar, wann und warum sie "Autorinnen" oder "Schwarze..." oder "weiße..." [kursiv] als Formulierung nutzt. Denn hauptsächlich sexistische aber auch rassistische Strukturen unserer Literaturgeschichte sowie die weiterhin ausgeprägte Misogynie werden hier ausführlich besprochen.

Trotz widriger Umstände gab es schon immer Frauen, die anspruchsvolle Literatur geschaffen haben. Ihre Fähigkeit zum literarischen Schreiben wurde und wird ihnen nicht nur aberkannt, sondern durch festgefahrene männliche Strukturen im Literaturbetrieb aktiv verdrängt und aus dem kulturellen Gedächtnis gelöscht. So klar und hart muss man das sagen. Und nach der Lektüre dieses hervorragenden Sachbuchs ist es selbst den nicht mit einem literaturwissenschaftlichen Studium gesegneten Leser
innen deutlich wie nie zuvor. Etwas, was vor der Lektüre nur als vage Ahnung bestand, wird für uns leicht nachvollziehbar aufbereitet und verändert den Blick auf den Literaturbetrieb grundlegend.

Seifert leitet anhand konkreter historischer Beispiele die strukturelle Herabwürdigung literarischer Werke von Autorinnen eindringlich her. So vergleicht sie zum Beispiel Theodor Fontanes "Effi Briest" (1896), welches in den deutschen Literaturkanon aufgenommen wurde und bis heute in der Schule gelesen wird, mit den fast vergessenen Roman "Aus guter Familie" (1895) von Gabriele Reuter. Beide behandeln ähnliche Themen, sind fast zeitgleich erschienen, waren zur damaligen Zeit erfolgreich. Aber der Roman der Autorin wurde verdrängt (aktiv! nicht nur passiv "vergessen"). Dort, aber auch über die gesamte Literaturgeschichte hinweg zeigt sich, dass - beginnend bei der Annahme von Manuskripten durch Verlage, über die Vermarktung, hin zur Rezension von Kritikern und Präsentation im Buchhandel - eine frappierende Ungleichbehandlung zwischen dem Werk von Autorinnen und und dem von Autoren besteht. So gleicht die Lektüre von "FRAUEN LITERATUR" fast einem Erweckungserlebnis. Natürlich ist in den letzten Jahren etwas Bewegung in den Literaturbetrieb gekommen, keine Frage. Aber dies ist noch lange nicht genug. Denn wenn man den Satz "Männer haben immer noch Mühe, Frauen ausreden zu lassen, sie anzuhören und als die Expertinnen, die sie sind, ernst zu nehmen...", liest, unterstreicht er das vor kurzem Gesehene bei der beliebten Sendung "SWR Lesenswert Quartett" am 16.12.2021. Hier argumentierte - wie immer fundiert - Literaturkritikerin Insa Wilke in einer Runde von ansonsten ausschließlich Männern... und blieb verhältnismäßig ruhig, obwohl ihr überproportional häufig ins Wort gefallen oder schulmeisterhaft die Welt erklärt wurde.

Unser Augenmerk sollte zukünftig als Leser*innen nicht nur darauf liegen, WAS wir lesen, sondern auch VON WEM wir lesen. Wir sollten durch Kaufentscheidungen den Verlagen das Signal senden, dass wir uns eine Kultur und Gesellschaft ohne misogyne Strukturen wünschen. Denn wie die Autorin unterstreicht: "[…] durch Abwarten kam man Ungleichbehandlung in der Vergangenheit noch nie bei [...]".

Dieser aufrüttelnde Text über die strukturell nachweisbare, geschlechterbezogene Voreingenommenheit im Literaturbetrieb stellt meines Erachtens ein wichtiges Werk zum gesamten Themenkomplex dar und wird von mir uneingeschränkt zur Lektüre empfohlen. Männern wie auch Frauen und allen nicht-binären Personen, ob Schwarz oder weiß [kursiv]. Unbedingt lesen und eigenes (Lese-)Verhalten ändern! Zum Beispiel anhand der in diesem Buch zuhauf befindlichen Lektüreanregungen.

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Veröffentlicht am 04.08.2023

Ein wichtiger Diskurs!

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Momentan begegne ich oft diesem Cover - und das ist gut so! Nicole Seifert schreibt gegen die strukturelle Verachtung und damit des Vergessens des weiblichen Werks im Literaturbetrieb.

Seifert hat recherchiert, ...

Momentan begegne ich oft diesem Cover - und das ist gut so! Nicole Seifert schreibt gegen die strukturelle Verachtung und damit des Vergessens des weiblichen Werks im Literaturbetrieb.

Seifert hat recherchiert, dass sowohl die historische als auch die zeitgenössische Kritik die Frage nach der Ästhetik eines Textes nicht stellen, wenn es sich beim Autor um eine Frau handelt, sondern dass diese laut Studien häufig direkt aburteilen. Diese Marginalisierung sorgte dafür, dass Autorinnen in Vergessenheit gerieten.
Anders als Autoren, die anders befördert wurden, müssen diese mühevoll wiederentdeckt werden. Im Schreiben von Autor:innen wohnt kein biologischer Unterschied, der sich auf die Qualität ihres Schreibens auswirkt. Autor:innen sind in erster Linie soziale Wesen, die ihre Erfahrungen in ihren Werken der Welt zugänglich machen. In dieser Hinsicht lohnt sich ein Blick auf Entwicklungsromane. Diese behandeln das jugendliche Wachstum an Schwierigkeiten auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Während männliche Protagonisten diese Schwierigkeiten in der Außenwelt meistern, versuchen weibliche Protagonistinnen mit jenen zu verhandeln, die ihre gesellschaftlichen Fesseln kontrollieren. Die Heldinnenreise unterscheidet sich von der Heldenreise - beides sind per Definition Entwicklungsromane, doch wo es um Frauenleben geht, nennt man sie "Frauenromane".

Literatur wird die Fähigkeit zugeschrieben, den Horizont zu erweitern. Fehlen jedoch im öffentlichen Bewusstsein weibliche Stimmen aus der Lebensrealität von Frauen of Color, durch Behinderungen eingeschränkten Frauen, durch nonbinäre Personen, werden alle Menschen so lange vorwiegend männliche Sichtweisen lesen, bis die weiblichen Stimmen ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden.
Nicole Seiferts Plädoyer trägt hoffentlich zu einem baldigen Mehr an Sichtbarkeit für weibliche Autoren im Feuilleton und insgesamt zu mehr Wertschätzung abseits von seichter Unterhaltung bei.

Veröffentlicht am 21.01.2023

Vergessene oder eher verdrängte "Frauenliteratur"?

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Ich studiere momentan im Master Germanistik mit dem Schwerpunkt Literaturwissenschaft. Das Buch von Nicole Seifert war für mich also nicht nur absolut lesenswert, sondern auch ein deutlicher Augenöffner! ...

Ich studiere momentan im Master Germanistik mit dem Schwerpunkt Literaturwissenschaft. Das Buch von Nicole Seifert war für mich also nicht nur absolut lesenswert, sondern auch ein deutlicher Augenöffner! Ich selbst habe im Bücherregal hauptsächlich Literatur von weiblichen Autoren zu stehen (die ich allerdings nicht bewusst gekauft habe), dennoch habe ich viele im Buch angesprochene Aspekte rückwirkend überdacht.

Seifert spricht über die hauptsächlich männliche literarische Präsentation in der Schule und die Abwertung der "weiblichen Literatur" in unserer Literatur(kritik)branche. Sie gibt viele Inputs zu Studien, die in den letzten Jahrzehnten im Hinblick auf die Unterschiede von "weiblicher" und "männlicher" Literatur geführt wurden, und führt auch viele Werke von bekannten oder auch vergessenen Autorinnen auf.

Das Buch ist kurz und bündig und doch fasst es die wichtigsten Merkmale zusammen. Es hat mir als Leserin und auch als Germanistin vor Augen geführt, welche Probleme und Ungleichheiten wir in der Literaturbranche immer noch haben und warum wir diese unbedingt beseitigen müssen.

Ich vergebe 5 Sterne und spreche eine absolute Leseempfehlung aus!

Veröffentlicht am 04.11.2021

Wichtiges Buch

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Ich habe mir vor dieser Lektüre nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob schreibende Frauen anders behandelt, verlegt, oder rezensiert werden. Allein wenn ich allerdings an meine Schulzeit zurückdenke, ...

Ich habe mir vor dieser Lektüre nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob schreibende Frauen anders behandelt, verlegt, oder rezensiert werden. Allein wenn ich allerdings an meine Schulzeit zurückdenke, fallen mir sofort etliche männliche Autoren ein, die Pflichtlektüre waren, bei Autorinnen ist mir tatsächlich nur Christa Wolf eingefallen. Schon merkwürdig. Auch beim erinnern an den Schullesestoff meiner Kinder kommen die allgegenwärtigen Namen zu Tage, Goethe, Schiller, Heine, Mann und ein, oder zwei modernere Stoffe, aber auch hier, Frauen definitiv in der Minderheit.

Nicole Seifert zeigt mit diesem Buch eindringlich und fundiert, dass dies keine verschobene Wahrnehmung ist, sondern Realität. Früher schon und auch heute noch. Während bestimmte Werke aus männlicher Feder ohne Unterbrechung hoch gelobt werden und als wervolle Klassiker gelten, sind Werke von Frauen, obwohl zur Erscheinung genauso erfolgreich, in Vergessenheit geraten. Viele dieser wunderbaren Geschichten werden seit einigen Jahren "wiederentdeckt" und die Lektüre lohnt sich, damals wie heute, denn anders als von Männern oft behauptet , können Frauen weit mehr als nur Liebesromane.

Ich selber muss gestehen, dass auch ich in einigen Rezensionen oft explizit darauf hinweise, dass ich erstaunt darüber bin, dass die Worte von einer Frau stammen. Gerade bei Thrillern geht mir das oft so, dass ich denke - wow, so brutal schreibt eine Frau. Aber warum ist das eigentlich so? Weil auch ich, unterbewusst, einer Autorin nicht zutraue, so schreiben zu können? Alles Quatsch, wie ich schon mehrfach lesen durfte, aber diese Denkweise schein tief in uns verwurzelt, vielleicht sogar anerzogen. In meinem Bücherregal liegt die Frauenquote übrigens überdurchschnittlich hoch, gerade was mein Lieblingsgenre Krimi/Thriller anfeht. Hier haben Autorinnen bei mir eindeutig die Nase vorn. Auf meiner Liste abgebrochener Bücher finden sich dagegen fast gar keine Autorinnen. Ich wähle meine Bücher eh nicht nach dem Namen, sondern nach dem Inhalt aus.

Nach der Lektüre ist auf jeden Fall klar, dass sich gerade auch im schulischen Bereich etwas ändern muss, aber natürlich vorrangig bei Verlagen, Verlegern und besonders männlichen Kritikern. Denn wie gesagt, Frauenliteratur hat weit mehr zu bieten als Rezepte, Haushaltstipps und Romantik. Meine Leseliste ist nach diesem Buch um einige wirklich interessante Bücher gewachsen.

Ein Muss für alle Leser und Literaturbegeisterten, unabhängig davon, welchem Geschlecht, oder welcher sexuellen Orientierung man sich zugehörig fühlt.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Eine literarische Entdeckungsreise

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Meine Meinung:
Mit grosser Spannung habe ich dieses Buch von Nicole Seifert (der ich seit Jahren bei Instagram folge) erwartet und nach den vielen positiven Rezensionen ist meine Vorfreude noch grösser ...

Meine Meinung:
Mit grosser Spannung habe ich dieses Buch von Nicole Seifert (der ich seit Jahren bei Instagram folge) erwartet und nach den vielen positiven Rezensionen ist meine Vorfreude noch grösser geworden. Ich wurde definitiv nicht enttäuscht und habe neben zahlreichen Argumenten für das diverse Lesen auch einige historische und gesellschaftliche Exkurse sowie Einblicke in das Verlagswesen und die Welt der Literaturkritik gewinnen können.

Dabei wird vor allem geschildert, wie es dazu gekommen ist, dass über Jahrzente Frauen, Autorinnen, gezielt von (meist männlichen) Kritikern, Verlegern und anderen Autoren missachtet und unterdrückt worden sind. Misogynie, aber auch Rassismus und Queerfeindlichkeit haben dazu geführt, dass viele Werke von Autorinnen in Vergessenheit geraten oder absichtlich klein gemacht worden sind. Wie dies - leider - in unserer Kultur verankert ist und was wir aktiv dafür tun können, unser Lesen diverser zu gestalten, dazu schreibt Nicole Seifert informiert, mit Quellen belegt und äusserst kritisch. Und dies auf knapp zweihundert Seiten. Die letzten dreissig Seiten dieses Buches sind nämlich ein wohlsortierter und aufschlussreicher Anhang, der diverse Zitate in ihren Kontext setzt und vor allem noch einmal alle im Buch erwähnten literarischen Werke zahlreicher Autorinnen detailliert auflistet.

Es klingt mittlerweile wie ein Klischee, weil es schon so oft erwähnt worden ist, aber meine Wunschliste ist wirklich sehr viel länger geworden und obwohl ich zeitenweise fast ausschliesslich Literatur von Frauen lese und generell sehr viel Wert auf Diversität lege (und dabei noch lange nicht an meinem Ziel angekommen bin), habe ich vor allem im Klassiker-Bereich zahlreiche blinde Flecken. Nicole Seifert hat auch diesbezüglich sehr viele Bücher entdeckt und zur Lektüre vorgeschlagen und ich freue mich schon auf meine literarischen Erkundungsreisen und darauf, mir bisher unbekannte Autorinnen kennenzulernen und mir selber eine Meinung zu ihren Werken zu bilden, die bereits zu oft absichtlich ignoriert worden sind.

Meine Empfehlung:
Ich kann euch allen dieses Buch nur mit vollster Überzeugung ans Herz legen. Es dient als Nachschlagewerk, als kleine Kulturgeschichte der Misogynie im Literaturzirkus (und unserer ganzen Gesellschaft) und als Plädoyer für das diverse Lesen und ist zudem sehr spannend und fundiert recherchiert geschrieben.

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