Eine informative Zeitreise - Der Roman „Die Leuchttürme der Stevensons“ von Sabine Weiss
Die Leuchttürme der Stevensons
„Die Leuchttürme der Stevensons“ von Sabine Weiss ist ein Historischer Roman. Er handelt von der Dynastie Ingenieure und Leuchtturmbauer, die zwischen 1794 und 1872 in ganz Schottland Leuchttürme erbaut ...
„Die Leuchttürme der Stevensons“ von Sabine Weiss ist ein Historischer Roman. Er handelt von der Dynastie Ingenieure und Leuchtturmbauer, die zwischen 1794 und 1872 in ganz Schottland Leuchttürme erbaut hat. Leuchttürme haben die Eigenschaft, bei Nacht Orientierung für Seefahrer zu bieten, die sich auf dem Meer befinden. Sie sollen auch bei Sturm und Unwettern vor Schiffbruch bewahren und der Sicherheit der Seefahrer dienen, ihr Leben zu retten. Diesem Ethos verpflichtet fühlt sich auch Tom Stevenson. Er und seine Frau Maggie sind gläubige Menschen. Sie haben einen Sohn Louis, den sie zärtlich „Smout“ nennen. Das Einzelkind war schon als Kind etwas Besonderes. „ Ihm ( Tom ) schießt durch den Kopf, wie Lou, als er kaum einen Stift führen konnte, einmal einen Mann malte und fragte: „Soll ich auch seine Seele malen?“ “ ( S.16 ). Obwohl er oft Probleme mit seiner Gesundheit hat und unter Alpträumen leidet, wünscht er sich, eines Tages Schriftsteller zu werden. Aber sein strenger Vater hat andere Pläne. Er soll genau wie er Ingenieur werden und ein Leuchtturmbauer. In diesem Buch wird hauptsächlich von der Zeit erzählt, als Louis in Edinburgh - dem „Athen des Nordens“ - seinem Ingenieurstudium nachgeht. Professor Jenkin ist auch ein von seinem Vater Tom sehr geachteter Mentor für den Studenten. Lediglich im Prolog und im Epilog wird einmal aus der frühen Kindheit und dann am Ende von Louis Sterben auf der Insel Samoa berichtet.
Der Student Louis wird während seines Studiums oft davon geplagt, keine innere Beziehung zu seinem Fach und zur Konstruktion von Leuchttürmen zu haben. Das Studium ist für ihn langweilig. Manchmal, wenn er Geld hat, geht er allein oder mit Freunden in ein Lokal, wo er „Samtjacke“ genannt wird. Außerdem schreibt er Gedichte. Sein Umgang mit Mädchen ist noch verhalten. Eine Affäre um Jannie lassen seinen Vater durchgreifen. Er nimmt ihn mit zu seiner Reise, auf der er die Leuchttürme der Firma auf ihre Funktion hin kontrollieren und inspizieren will. Die Kapitel der Inspektionsreise tragen Überschriften wie ein Logbuch. Die Lektüre fällt dem Leser leicht, weil die Autorin interessant schreibt und sich intensiv mit der Landschaft Schottlands und dem Leben des jungen Louis Stevenson beschäftigt hat. Die Inspektionsreise ist für Louis oft ein abenteuerliches Unternehmen. Der Student der Ingenieurswissenschaft wird geschildert als gebildeter und belesener Mann. Seine Gedanken schweifen ab zu Dichtern wie Walter Scott oder Daniel Defoe, zu dem Maler William Turner. Er sieht die Umgebung mit ihren Augen. Louis lebt in der Spannung, mit der er sein Studium betreibt und seinem Wunsch Schriftsteller zu werden. Die Veranstaltungen bei seinem Professor muss er weiter wahrnehmen, ob er will oder nicht. Die Literaturbegeisterung von Professor Jenkin und seiner Frau sowie ihre privaten Theaterabende zu denen er eingeladen wird, sind ein Lichtblick für den „dichtenden Ingenieur“. Schließlich wird die Vorbereitung des jungen Stevenson auf seinen Abschluss beschrieben. Seine Eltern sind sehr stolz auf ihn. Als er sich aus gesundheitlichen Gründen für ein weiteres Studium entscheidet, willigen sie ein. Stolz und Ehrgeiz lassen sie zusammenhalten und Louis darf in seinem zweiten Studium Anwalt werden.
Mich hat dieses Buch sehr angesprochen, weil darin ein Teil des Lebens von Robert Louis Stevenson beschrieben wird, das sonst weniger bekannt ist. Der Autor der „Schatzinsel“ und von „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ wird lebendig vorgestellt. Ein paar mehr Originalzitate des Schriftsteller habe ich mir manchmal bei der Lektüre gewünscht. So werde ich mich an den Vorschlag der Autorin aus dem Nachwort halten: „Lesen Sie Robert Louis Stevenson.“
Das Buch ist sehr lesenswert, informativ und unterhaltsam.
Mit lieben Grüßen an die Leserunde,
Hildegard Jonas