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Veröffentlicht am 18.09.2019

Düster und dramatisch!

In Gestalt eines Anderen
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Das Cover und der Klappentext haben mich direkt gefangen genommen! So treffend zum Buch, geheimnisvoll und düster: Absolut perfekt! „In Gestalt eines Anderen“ ist nach „Das Leben, das wir begraben“ mein ...

Das Cover und der Klappentext haben mich direkt gefangen genommen! So treffend zum Buch, geheimnisvoll und düster: Absolut perfekt! „In Gestalt eines Anderen“ ist nach „Das Leben, das wir begraben“ mein zweites Buch von Allen Eskens. Direkt zu Anfang sei gesagt, dass ich wieder sehr gut unterhalten wurde, obwohl die Bücher in meinen Augen keinesfalls miteinander vergleichbar sind.



Die Suche nach der Identität eines Mannes namens James Putnam.
Wer war James Putnam? Die Beantwortung dieser Frage ist für Detective Alexander Rupert die letzte Hoffnung, sein verkorkstes Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Doch dieser verwirrende Fall von Identitätsdiebstahl explodiert regelrecht, als Alexander auf die Spur von Drago Basta stößt. Basta ist ein im Balkankrieg ausgebildeter Attentäter und seit Jahren auf der Suche nach »James Putnam«.
Und plötzlich ist Alexander in ein Blutbad verwickelt, das er selbst ausgelöst hat …



Zum Inhalt mag ich gar nicht viel mehr verraten. Der Hauptakteur, Detective Alexander Rupert hat auch schon einmal bessere Tage erlebt. Seine Karriere und seine Ehe scheinen gerade synchron den Bach herunterzugehen und so kommt ihm dieser mysteriöse Fall von Identitätsdiebstahl gerade recht, hat er doch die Hoffnung sein ramponiertes Image so wieder aufzupolieren und dadurch eventuell auch seine Ehe zu retten.

Alexander ist ein schwieriger Protagonist. Ich tat mich unheimlich schwer damit ihn einzuschätzen. Als ich mich festgelegt hatte, präsentierte er dann doch eine unerwartete Seite und dann noch eine. Im Gegenteil zu Alexander mochte ich dessen Bruder Max Rupert auf Anhieb, obwohl man nicht sehr viel über ihn erfuhr. Allerdings hat auch Max Handeln mich im Verlauf der Geschichte überrascht. Ich find es grandios, wie facettenreich Allen Eskens Alexander und seinen Bruder Max gezeichnet hat. Es gibt eben nicht nur schwarz und weiß im Leben: Es gibt auch jede Menge Grauschattierungen.

Die Ambivalenz der Figuren gibt dem Buch einen Großteil der unterschwelligen Spannung und Dramatik. Eskens schreibt bildlich, flüssig, knapp, kalt - jeweils zur Situation passend. Die Atmosphäre im Buch glich einem Agenten- oder Spionagethriller und hat mich vollkommen abgeholt. Der Autor setzte immer wieder gekonnt Cliffhanger am Ende der Kapitel. Mir gefiel, dass Eskens nicht mehr Privatleben als nötig in den Roman eingebaut hat und den Fokus eher auf die Ermittlungen und Drago Basta legte.

Basta war ein unheimlich guter Bösewicht – eiskalt, effizient, clever. Durch Einblicke in seine Vergangenheit wurde er authentisch als der skrupellose, perfekte Killer dargestellt, der er über Jahre hinweg geworden ist. Eigentlich müsste man eher sagen, dass das Leben aus ihm diesen Attentäter gemacht hat. Allein die Darstellung von Basta ist dem Autor hervorragend gelungen. Dieser Antagonist und dessen Werdegang rief so viel unterschiedliche Emotionen in mir auf, dass ich immer wieder über das Buch nachdachte.



Fazit:

„In Gestalt eines Anderen“ war nicht vergleichbar mit „Das Leben, das wir begraben“ – der Stil war düsterer, die Polizeiarbeit nahm den Großteil der Geschichte ein, es gab wesentlich mehr Action.

Das Buch war unterhaltsam, es gab kleinere Wendungen, die jedoch nicht immer total überraschend kamen. Mir fehlte hier noch eine kleine Prise Wow-Effekt, ein größerer Twist. Aber das ist meckern auf hohem Niveau. Die Geschichte war nämlich auf einer anderen Ebene trotzdem einnehmend und überraschend. Der Identitätsdiebstahl war nur ein kleines Puzzleteil in einem großen Ganzen. Es dreht sich viel mehr um die menschliche Psyche, um Dunkelheit, Einsamkeit, Intrigen, Skrupellosigkeit - im Mittelpunkt eine tragische Hauptfigur, zu der man im Zwiespalt steht und für die man doch hofft.

Das Ende gefiel mir unheimlich gut! Action, Tote, überraschende Handlungen… und ein Happy End (oder doch nicht?).

Ein toller Thriller, der nicht nur mit den Figuren, sondern auch mit der Psyche der Leser/innen spielt!

Veröffentlicht am 13.09.2019

Ein Gesamtkunstwerk!

Der Gesang der Flusskrebse
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Ein gefühlvoller Roman über das Erwachsen werden und die Schönheit der Natur. Ein Mordfall, dessen Aufklärung eine ganze Stadt in Ausnahmezustand versetzt. Ein Mädchen, das unschuldig von Dorfbewohnern ...

Ein gefühlvoller Roman über das Erwachsen werden und die Schönheit der Natur. Ein Mordfall, dessen Aufklärung eine ganze Stadt in Ausnahmezustand versetzt. Ein Mädchen, das unschuldig von Dorfbewohnern vorverurteilt wird. Eine Frau, die die Einsamkeit verändert. „Der Gesang der Flusskrebse“ ist einfach anders und „anders“ gefällt mir. Aber lest selbst:

Inhalt:

Die Handlung des Romans spielt vorwiegend in den 50er und 60er Jahren im Marschland North Carolinas und im dort gelegenen Küstenstädtchen Barkley Cove. Die Geschichte wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt. Im ersten Handlungsstrang lernen die Leser die kleine sechsjährige Kya und ihre Familie kennen. Wobei sich die Familie gleich zu Beginn auflöst. Ein Familienmitglied nach dem Nächsten verlässt das Marschland, verlässt Kya. Sie lernt dadurch sehr früh die Einsamkeit, aber auch die Schönheit der Natur kennen. Kya kennt jede Muschel, Möwe, Bucht und Sandbank. Obwohl sie so jung an Jahren ist, schlägt sie sich fortan selbst durch, bringt sich fischen bei, sammelt Muscheln, baut Gemüse an, lernt kochen. Der zweite Erzählstrang befasst sich mit einem Mordfall. Ein Mord, der durch Kya, „das Marschmädchen“, begangen worden soll. Die Indizien sprechen gegen sie. Es kommt zur Festnahme und zur Gerichtsverhandlung. Hin und wieder gibt es Zeitsprünge zwischen dem aktuellen Verbrechen und Kyas Vergangenheit. Diese Zeitsprünge sind nicht zu häufig, verleihen dem Buch aber eine gewisse Spannung, da sie immer mehr aufeinander zulaufen. Im ersten Teil des Hörbuchs überwiegt jedoch der Teil der Kindheit, im zweiten Teil dann die Aufklärung des Verbrechens.

Meinung:

Der Überlebenskampf des kleinen Mädchens und ihre unschuldige Sicht auf die Dinge führten dazu, dass ich sie sehr schnell ins Herz geschlossen habe. Sie tat mir unendlich leid und ich wünschte mir die ganze Zeit über, dass Kya die Einsamkeit abstreifen könnte. Dass jemand kommt und ihr jemand dabei hilft erwachsen zu werden. Obwohl sie sich so tapfer und unerschrocken gibt, so spürt man doch ihre Verzweiflung, die die Isolation mit sich brachte.

Aber nicht nur die Hauptfigur wurde von der Autorin liebevoll ausgestaltet und gezeichnet. Es gibt einige wunderbar dargestellte Personen, die mir während der Geschichte ans Herz wuchsen. Ganz besonders mochte ich zum Beispiel Jumpin und seine Frau. Die beiden sind schwarz und haben es dadurch zu der Zeit in North Carolina auch nicht leicht und trotzdem unterstützen sie Kya durch Kleinigkeiten. Toll fand ich dabei auch, wie die Sprecherin des Hörbuchs Jumpin Leben (und einen ganz eigenen Stil) eingehaucht hat.
Ganz besonders die Verhandlung und Kyas Leben danach haben es mir noch einmal richtig angetan. Ich fand es großartig wie Delia Owens das Ende gefunden hat. Mir stiegen vorallem auf den letzten Seiten einige Male die Tränen und die Augen und ich musste weinen. Vielleicht finden es einige zu romantisch oder kitschig wie sich Kya entwickelt hat, aber ich fand es einfach grandios. Ich war überrascht und doch glücklich mit dem Ende.

Fazit:

Nachdem ich das Hörbuch beendet hatte, habe ich noch oft an diese Geschichte gedacht. Das Buch enthält so viele Botschaften, die es sanft und zwischen den Zeilen übermittelt. Diese Botschaften hallen immer noch in mir nach und regen mich zum Nachdenken an. Besonders faszinierend finde ich dabei, wie geschickt hier so viele Themen und Genre verwoben worden ohne den roten Faden zu verlieren, ohne sich zu sehr in Details zu verlieren und trotzdem so detailverliebt zu schreiben. (Ja, das klingt widersprüchlich. Ist es aber in diesem Roman nicht.) Es gibt präzise Naturschilderungen, einen Kriminalfall, eine Geschichte übers Erwachsenwerden, eine Liebesgeschichte, Dramatik, Spannung,… und all das kam mir zu keinem Zeitpunkt unecht oder übertrieben vor.

Der Sprecherin Luise Helm ist es dabei fantastisch gelungen all diese Facetten des Buchs authentisch wiederzugeben und die Atmosphäre dieses Buchs stimmlich einzufangen.

Ein toller Roman!

Veröffentlicht am 05.09.2019

672 Seiten und keine war zu viel

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Das war mein erster Roman von Joel Dicker und was soll ich sagen? Er konnte mich echt begeistern. Das Witzige daran ist, dass ich das selber nie vermutet hätte. Es gibt sehr wenige Bücher, bei denen ich ...

Das war mein erster Roman von Joel Dicker und was soll ich sagen? Er konnte mich echt begeistern. Das Witzige daran ist, dass ich das selber nie vermutet hätte. Es gibt sehr wenige Bücher, bei denen ich begeistert bin, wenn ich eine extrem hohe Seitenzahl sehe. Ich glaube, bisher habe ich mich nur bei Harry Potter tatsächlich darüber gefreut. Aufgrund vieler guter Kritiken zu Joel Dickers Werken wollte ich es trotzdem gern probieren. Ein Glück, dass ich es getan habe!
Dieses Buch hier hat in meinen Augen jede Seite und jedes Wort sowas von verdient. Es beginnt ganz ruhig: Wir lernen die Figuren und die Stadt kennen. Relativ schnell taucht auch Stephanie Mailer auf und weist Jesse Rosenberg darauf hin, dass er in seinem ersten großen Fall einen fatalen Fehler begonnen hat und danach verschwindet sie spurlos. Während Rosenberg dem Hinweis von Stephanie nachgeht und die Polizei-Akten zu dem 20 Jahre alten Fall wälzt, kommen immer mehr Personen und Handlungsorte hinzu. Dabei geht Dicker geschickt vor und führt die Protagonisten nach und nach ein und eröffnet die Nebenschauplätze ebenfalls etappenweise. Ich war nie überfordert vom Auftauchen dieser vielen Personen. Ich blieb lediglich im Unklaren, ob die Nebenschauplätze tatsächlich für den Fall relevant sind. Vermutet hatte ich erst, dass der Autor den Leser nur verwirren will. Je mehr Handlungsstränge jedoch auftauchten, umso sicherer war ich mir, dass es doch Verbindungen geben muss. Interessanterweise wurde das Buch dadurch (in meinen Augen) nicht langweilig. Ich fand alle Handlungen so interessant, dass ich es sich vielleicht sogar noch spannender anfühlte, da ich immer mehr erfahren wollte. Klar stagnierten die Ermittlungen dadurch hin und wieder – für den Spannungsaufbau fand ich es jedoch grandios ausgearbeitet. Immer wieder zog der Autor das Tempo an. So richtig packend wurde es, als die Handlungsstränge nach und nach verschmolzen, auch wenn ich noch längst keinen blassen Schimmer hatte, wie die Puzzleteile ineinander passen sollten.
Diese grandios verwobene Story wurde in meinen Augen von den Figuren des Buchs getragen. Jeder Klischeebelastung zum Trotz hat der Autor ihnen so viel Leben eingehaucht und Tiefe verliehen, dass ich sie alle genau vor mir gesehen habe. Keine Person mochte ich nicht – sie waren alle auf ihre Art authentisch und ihr Handeln, so absurd es anmutete, war nachvollziehbar, weil ich ihre Hintergründe und ihr „Leben“ kannte.
Motive und Täter blieben für mich undurchschaubar. Allerlei Verstrickungen und Intrigen sorgten immer wieder für Wendungen, die das ganze vermeintliche Wissen über den Fall wie ein Kartenhaus zum Einsturz brachten. Ich konnte die Verzweiflung der Ermittler total verstehen!
Der bildliche und flüssige Sprachstil (Hut ab für die Übersetzungsleistung) tat sein Übriges für meinen Lesefluss. Ich war gefangen in der Geschichte. Ich fühlte den Sog dieser Erzählung als wäre ich eine Bürgerin Orpheas. Ich habe die Bilder in meinem Kopf beim Lesen verfolgt wie einen Hollywood-Blockbuster mit bester Besetzung. Das „Ende“ – mindestens die letzten 150 Seiten – haute nochmal alles raus, was man sich als Leser wünschen konnte. Ich bin und bleibe begeistert von dieser schriftstellerischen Höchstleistung!

Veröffentlicht am 05.09.2019

Kluge Story - kaputte Stadt

Outback - Fünf tödliche Schüsse. Eine unfassbare Tat. Mehr als eine Wahrheit
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Chris Hammer hat hier einen Roman vorgelegt, der ganz langsam Fahrt aufnimmt, aber dann sehr mitreißend ist.

Der Autor schafft es auf wenigen Seiten bereits eine so bedrückende und authentische Stimmung ...

Chris Hammer hat hier einen Roman vorgelegt, der ganz langsam Fahrt aufnimmt, aber dann sehr mitreißend ist.

Der Autor schafft es auf wenigen Seiten bereits eine so bedrückende und authentische Stimmung zu erzeugen, dass man förmlich die Hitze auf der Haut spürt und die Einsamkeit in Rivers End fühlen kann.

Die Story war ausgesprochen klug gestrickt, sehr komplex und verwoben - man hatte kaum eine Chance hier allein auf die richtige Spur zu kommen. Immer wieder wurden gekonnt Wendungen eingestreut, die alles vorherige in Frage stellten. Keinem Einwohner Rivers End konnte man vollends trauen. Nach und nach erfährt man immer mehr über die (fraglichen) zwischenmenschlichen Beziehungen.
"Was für eine Stadt: Entweder sie ficken oder sie erschießen einander. Kein Wunder, dass die Bevölkerungszahlen im freien Fall sind."

Gegen Ende hatten sich ein paar Längen eingeschlichen, die mich etwas störten. Das Finale, das zugegebener Maßen konstruiert erscheint, macht das trotzdem wieder wett, weil es die Spannung vom Anfang aufgreift, lückenlos aufklärt und mich als Leser zufrieden das Buch zuklappen ließ.

Mich konnte das Buch sehr gut unterhalten und ich hatte spannende Lesestunden.Wer komplexe Stories mag, Plot-Begeisterte und Australien-Fans sind sicher auch für diesen Roman zu begeistern.

Veröffentlicht am 05.08.2019

Wer ist der böse Wolf?

Im Wald der Wölfe (Jan-Römer-Krimi 4)
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„Im Wald der Wölfe“ von Linus Geschke ist der vierte Teil der Jan-Römer-Reihe und für Fans ein absolutes Muss!

Ich muss gestehen, hier als Quereinsteiger gelandet zu sein. Die ersten Teile kenne ich nicht. ...

„Im Wald der Wölfe“ von Linus Geschke ist der vierte Teil der Jan-Römer-Reihe und für Fans ein absolutes Muss!

Ich muss gestehen, hier als Quereinsteiger gelandet zu sein. Die ersten Teile kenne ich nicht. Steinigt mich bitte nicht! Normalerweise sollte man jede Reihe von vorn beginnen. Da gebe ich euch Recht. Aber dieser Klappentext hier hat mich so angeschmachtet und dann habe ich die „Vorablesen-Glücksfee“ entscheiden lassen. Sie war also dafür, dass ich „Im Wald der Wölfe“ lese.

Hier der Klappentext damit ihr mich besser versteht:

„Eine Hütte im Wald.
Eine Mordserie, die sich über sechs Jahrzehnte zieht.
Ein eingebranntes Wolfsmal auf der Stirn der Opfer.
Und das Töten ist noch nicht vorbei.

Mitten in der Nacht steht eine blutüberströmte Frau vor der Tür von Jan Römers Waldhütte, und schlagartig ist es mit seinem Erholungsurlaub vorbei. Die Frau, Hannah Wozniak, wirkt verängstigt, behauptet aber, nur beim Joggen gestolpert zu sein. Jan Römer lässt sich von ihr überzeugen, horcht aber auf, als sie ihm vom "Wald der Wölfe" erzählt, ein nahe gelegenes Waldstück, in dem schon früher Morde geschehen sind. Alle Opfer trugen Brandzeichen, einen Wolfskopf. Am nächsten Morgen ist Hannah verschwunden, und Jan Römer beginnt zu recherchieren. Schnell zeigt sich, dass die Morde in einem Zusammenhang stehen, der bis tief in die deutsche Vergangenheit hineinreicht. Und als Jan Römer selbst in die Schusslinie gerät, wird ihm klar, dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist.“

Zuerst muss ich einmal loswerden, wie angenehm Linus Geschke schreibt. Flüssig, bildlich und lebendig durch viele Dialoge. Ich würde den Autoren geradezu als sprachverliebt bezeichnen. Tolle Metaphern schmücken diese spannende Geschichte. Überwiegend sind es kurze und knackige Kapitel, die mich durch den vierten Teil um Jan Römer fliegen ließen. Innerhalb weniger Seiten war ich mitten im Geschehen, dank eines Gänsehaut-Prologs und des bereits gelobten tollen Schreibstils. Öfter ließ mich Linus Geschke auch aufgrund seiner Wortwahl schmunzeln. Hier beherrscht jemand sein Handwerk großartig. Neben Kapiteln aus der Gegenwart, gab es auch immer wieder Kapitel über den kleinen Wolf, manchmal waren die Zeilen sogar komplett aus seiner Sicht verfasst.

Ich habe mich beim Lesen der spannenden Geschichte total wohl gefühlt. Das lag unter anderem an der sehr gut recherchierten Umgebung, die der Autor fantastisch dargestellt hat. Das Wohlfühlen war aber dann direkt vorbei, wenn der Autor den Thüringer Wald in tiefe Nacht und Dunkelheit tauchte. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber nachts im Wald finde ich eine unheimliche Vorstellung. Diese Bilder hat Linus Geschke sehr eindringlich dargestellt, sodass es mich direkt in diesen Momenten fröstelte – trotz der hohen Außentemperaturen beim Lesen.

Ich habe Verwandtschaft im Thüringer Wald und fand es toll dieses Abenteuer von Jan und Mütze dort zu begleiten. Besonders gut gefielen mir auch die Figuren, die uns „Im Wald der Wölfe“ begleiten. Wie bereits erwähnt, habe ich keinerlei Vorkenntnisse zu ihnen gehabt, konnte mich aber direkt wunderbar mit ihnen identifizieren. Arslan, Mütze, Lena und Jan haben alle auf ihre eigene Art zur Klärung des Falls beigetragen und sind wahre Sympathieträger.

Ich muss jedoch zugeben, dass ich ziemlich lang verwirrt mit einigen Fragezeichen vor Augen das Buch gelesen habe. Ich konnte keinerlei große Verbindungen zwischen den aktuellen Vorfällen und der eingeschobenen Kapitel aus der Vergangenheit erkennen. Ich war echt etwas ratlos und zwischenzeitlich leicht frustriert. Zum Glück nicht frustriert genug, um aufzugeben. Ich würde mich als aufmerksame Leserin bezeichnen, musste aber trotzdem zunächst mit der Verwirrung leben. Der Autor hat hier definitiv einen anspruchsvollen Kriminalroman geschrieben und die verwobenen Fäden erst nach und nach gelöst. Das Werk eignet sich in meinen Augen also nicht, um es „schnell zwischendurch“ zu lesen. Das würde ihm übrigens auch gar nicht gerecht werden.

Nun, einen kleinen Kritikpunkt habe ich doch dabei: Ein wenig anstrengend fand ich, dass doch ziemlich oft erwähnt wurde, dass die DDR ihre Schattenseiten hatte oder auch, dass die „rechte Ecke“ auf gar keinen Fall unterstützt werden sollte. Ich finde es gut, dass man hier eine politische Meinung untergebracht hat – keine Frage – nur die Häufigkeit empfand ich als etwas störend.

Das Ende fand ich genauso gut wie den restlichen Roman! Es kam zum actionreichen Showdown – wie es sich gehört. Vielleicht waren die Figuren daran nicht ganz unschuldig, aber das kann ich locker verschmerzen. Alles wurde für mich lupenrein aufgelöst – auch jedes einzelne Fragenzeichen, was ich vorher gesehen habe, hat sich in Luft aufgelöst. Und wer weiß, vielleicht war es ja doch nicht das letzte Abenteuer von Jan und Mütze.

Ich empfehle „Im Wald der Wölfe“ allen Fans der Jan-Römer-Reihe. Außerdem jedem Leser, der einen Faible für deutsche Geschichte hat und sehr gut recherchierte Kriminalromane mag. Ich vergebe 4,5 von 5 Leseratten für dieses tolle Werk, dass sich fantastisch auch ohne Vorkenntnisse lesen lässt. (Ich aber werde auf jeden Fall noch die anderen Teile lesen!) Ein Buch, dass von Geheimnissen und grausamen Verbrechen getragen, keinen Moment an Spannung verliert!