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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.06.2024

Ein ergreifendes Jahreshighlight!

Columbusstraße
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In Form einer 530 Seiten starken Graphic Novel erzählt Tobi Dahmen die Geschichte seiner Eltern und deren Familien in den Jahren zwischen 1935 und 1945. Hierfür hat er auf dem Vor- und Nachsatzblatt die ...

In Form einer 530 Seiten starken Graphic Novel erzählt Tobi Dahmen die Geschichte seiner Eltern und deren Familien in den Jahren zwischen 1935 und 1945. Hierfür hat er auf dem Vor- und Nachsatzblatt die jeweiligen Stammbäume der Familien Dahmen und Funcke eingefügt, was mir persönlich sehr geholfen hat und wo ich auch häufig nachschlagen musste.
Die Rahmenhandlung bildet die Reise des Autors von Utrecht nach Düsseldorf zu seinem sterbenden Vater im April 2015. Die chronologische, episodenhafte Erzählform wird – bis auf zwei Einschübe (Zugfahrt nach Dresden, Januar 2005 und Utrecht, Mai 2013) – strikt eingehalten. Die Schauplätze wechseln allerdings stetig, je nach der aktuell fokussierten Person. Zur besseren Orientierung erfolgt bei jedem Ortswechsel oben links die Angabe von Ort und Zeit. Tobi Dahmen orientierte sich bei der Erstellung dieser Chronik an (Feld-)Briefen, Einberufungsbescheiden, Zeitungsartikeln, Fotos, Radiodurchsagen, Reden und vor allen Dingen an Erzählungen und Erinnerungen seiner Eltern und weist dabei einen hohen Grad an intensiver und umfangreicher Recherchetätigkeit auf. Die Authentizität dieses Werkes ist also gegeben und stellt somit ein mikrogeschichtlich relevantes Werk für die Nachwelt dar.
Nicht nur geschichtswissenschaftlich betrachtet handelt es sich hier um einen wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung der Kriegsgeschichte, sondern auch künstlerisch ist „Columbusstraße“ ein Meisterwerk. Tobi Dahmen trifft mit seinem Zeichenstil genau meinen Geschmack: Passend zur düsteren Thematik sind die Illustrationen ausschließlich schwarz-weiß gehalten. Der Detailreichtum der Panels ist teilweise atemberaubend, die Darstellung von Mimik und Gestik ist sehr facettenreich und realistisch. Emotionen werden auf einfache Weise so plastisch dargestellt, dass es oft keiner Worte bedarf. Haltung, Gesten und Blicke sprechen für sich. Er ist dabei schonungslos, brutal und ungeschönt ehrlich, aber genau das macht es so nachvollziehbar, ergreifend und emotional. Denn eines waren die Jahre zwischen 1935 und 1945 nicht: schön und unbeschwert.
Ergänzt wird das Ganze durch einen umfangreichen Appendix: Das Glossar erklärt Wissenswertes zu einzelnen Seiten, Ereignissen, Personen, Begriffen und Regionen, das Bild- und Textquellenverzeichnis gibt die Herkunft der verarbeiteten Informationen an, und eine Quellen- und Literaturliste runden die Beweislage ab.
Eines steht fest: Diese Geschichte ist nichts für Zwischendurch und auch nichts für Zartbesaitete! Zum einen, weil man in Bezug auf die Personen und ihre jeweiligen Aufenthaltsorte am Ball bleiben muss, da ansonsten der rote Faden sehr schnell verloren geht, und zum anderen, weil es wirklich harte Kost ist, auf die man sich einlassen wollen muss und die – so zumindest bei mir – immer stark nachhallt, teilweise über Tage. Für mich hat Tobi Dahmen hier ein Jahreshighlight geschaffen, das mich unfassbar stark berührt hat. Ich war schockiert, zu Tränen gerührt, ich habe den Atmen angehalten, vor Ungerechtigkeit aufgeschrien und war jeder Person dankbar, die den Familien in diesen grauenhaften Zeiten einen Hoffnungsschimmer bescherte.
Dieses illustrierte Stück Erinnerungskultur werde ich weiterempfehlen und in meinem Bücherregal in Ehren halten! Ich bin so gespannt, wie es nach 1945 mit der Familie weiterging, besonders in Hinblick auf die Brüder Eberhard und Peter.
Danke, Herr Dahmen, dass Sie uns auf so wunderbare Weise Einblicke in Ihre ganz persönliche Familiengeschichte gewährt haben!

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Glaubst du noch an den Weihnachtsmann?

Schatten – Der Pakt (Schatten 1)
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Petes bester Freundin Sara geht es nicht gut, sie ist sehr schwach. Niemand weiß, was sie hat, aber es geht ihr täglich schlechter. Pete sieht nur noch eine verzweifelte Möglichkeit: Er will sich vom Weihnachtsmann ...

Petes bester Freundin Sara geht es nicht gut, sie ist sehr schwach. Niemand weiß, was sie hat, aber es geht ihr täglich schlechter. Pete sieht nur noch eine verzweifelte Möglichkeit: Er will sich vom Weihnachtsmann wünschen, dass es Sara wieder besser geht. Sein Wunsch wird nicht nur vom Weihnachtsmann gehört, sondern auch von einem nach Stall riechenden Wesen, das an einen Elfen erinnert. Im Tausch für Saras Gesundheit fordert das Männlein Petes Schatten. Ein guter Tausch, wie Pete zunächst annimmt. Doch er wird zunehmend lethargisch, wütend und grenzt sich ab. Was ist nur mit ihm los?
Der Reihenauftakt beginnt direkt sehr düster, was mich im ersten Moment kurz überrumpelt hat. Eine nette Weihnachtsgeschichte findet man hier sicherlich nicht vor. Die Trilogie ist definitiv nur etwas für Kinder, die nicht schreckhaft sind und sich nicht schnell gruseln oder zu Albträumen neigen.
Die hier aufgegriffenen Themen könnten gegensätzlicher kaum sein: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Egoismus stehen Freundschaft, Altruismus, Zusammenhalt und Selbstlosigkeit gegenüber. Die in der Geschichte beschriebenen Emotionen sind sehr authentisch dargestellt und gut nachzuvollziehen, auch dann, wenn die Protagonisten gerade mit sich und ihren Gefühlen hadern oder zu kämpfen haben.
Die detailreichen Zeichnungen stellen ein weiteres Highlight dar, die die Stimmungen der Geschichte passend und gut aufgreifen, auch wenn sie nur in schwarz und weiß gezeichnet sind.

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Veröffentlicht am 25.05.2024

Ein neuer Ausflug in die magische Welt der Raumfalten, Nekromanten und Hexen

School of Myth & Magic, Band 1: Der Kuss der Nixe (Limitierte Auflage mit Farbschnitt)
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Devin feiert ihren Geburtstag mit ihren Freunden am See. Schon sehr lange wünscht sie sich, Zeit allein mit ihrem Schwarm zu haben. Doch als es zum langersehnten Kuss kommt, geschieht etwas seltsames, ...

Devin feiert ihren Geburtstag mit ihren Freunden am See. Schon sehr lange wünscht sie sich, Zeit allein mit ihrem Schwarm zu haben. Doch als es zum langersehnten Kuss kommt, geschieht etwas seltsames, das alles für Devin verändern wird: Sie verwandelt sich in eine Nixe und saugt ihrem Schwarm die Lebensenergie ab. Doch als wäre dieser Schock nicht schon genug, stehen nachts plötzlich zwei Wächter in ihrem Zimmer und wollen ihre Kräfte magisch blockieren. Es gibt jedoch noch eine zweite Option für Devin: Die School of Myth and Magic in Norwegen, an der sie lernen soll, ihre Nixenkräfte zu beherrschen. Doch kann die Nixe sich zwischen Vampiren, Drachen, Hexen und Nekromanten behaupten und lernen, ihre Kräfte zu kontrollieren?
Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass die Autorin das Weltensetting ihrer vorherigen Emily Seymour-Reihe aufgegriffen hat! Ich habe die Idee mit den Raumfalten und verschiedenen Epochen in ebenjenen geliebt. Und noch größer war mein Glück, als Seth Cardeles auch in dieser Geschichte einen Auftritt bekam! In dieser Reihe liegt der Fokus auf der Ausbildung in den magischen Schulen und wir lernen dadurch noch mehr über die weiteren magischen Gruppen dieser Fantasy-Welt. Die School of Myth and Magic ist wunderbar beschrieben, sodass es ein leichtes ist, sich die alten Gemäuer bildlich vorzustellen und ganz in das latente High-School-Feeling abzutauchen.
Ein weiteres Highlight ist, wie immer bei Jennifer Alice Jager, das Figurenensemble. Devin war mir von Anfang an hochsympathisch, ebenso die Sirene Lilou und der Waldschrat Alvar. Ein klein wenig skeptisch wurde ich jedoch bei Caleb, denn seine anfänglich so nette Art wich im Verlauf der Geschichte einer doch zunehmend aufdringlichen Seite, bei deren Übergriffigkeit meine innere Feministin hin und wieder mit der Roten Flagge wedelte… Kassian hingegen macht keinen Hehl aus seinem Bad Boy Image, was ihn wiederum interessant wirken lässt (ja, die Autorin hat mich erwischt – ich finde ihn spannend und geheimnisvoll…).
Das Ende habe ich ehrlicherweise so kommen sehen, was mich aber in keiner Weise gestört hat. Und wer Jennifer Alice Jagers Geschichten kennt, der weiß: Der Cliffhanger ist unvermeidbar! Ich bin sehr gespannt, wie mir der zweite Band gefallen wird. Bei Emily Seymour war aus meiner Sicht die Fortsetzung deutlich schwächer als der erste Teil, der wiederum genial war – so wie hier auch.
Warum ist Emily Seymour eigentlich als Hardcover erschienen und Die School of Myth and Magic als Paperback? Das stört meine Ästhetik im Bücherregal irgendwie enorm…

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Veröffentlicht am 05.05.2024

Integration mal anders!

Willkommen bei den Grauses 1: Wer ist schon normal?
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Ottilies Sommerferien verliefen bisher stinklangweilig. Doch dann zieht eine Familie in das Haus der Sackgasse Nummer 13 ein und Ottilie hegt den festen Plan, sich mit den drei Kindern anzufreunden. Allerdings ...

Ottilies Sommerferien verliefen bisher stinklangweilig. Doch dann zieht eine Familie in das Haus der Sackgasse Nummer 13 ein und Ottilie hegt den festen Plan, sich mit den drei Kindern anzufreunden. Allerdings gibt es da ein kleines Problem: Muh, Wolfi, Husch, die Eltern und auch der Großvater Grause sind… nun ja… nicht gerade „normal“. Muh wachsen Hörner aus dem Kopf, Wolfi wird bei Vollmond zum Werwolf und Husch ist ein Geistermädchen. Sie sollen unter Menschen leben und sich anpassen, aber das ist leichter gesagt, als getan… Gelingt es Ottilie trotzdem, ihren Plan in die Tat umzusetzen?

Wer ein Fan des „Magimoxischen Hexenhotels“ von Ulrike Rylance ist, der wird auch die Grauses lieben! Familie Grause besteht aus liebenswerten Figuren, die Idee der Geschichte ist gut umgesetzt und auch die Themen des Buches treten klar hervor. Die Hauptfrage, was eigentlich eine Familie ist und wer sie definiert, ist stets präsent und in einer für mich wunderbaren Art und Weise beantwortet. Ich denke, dass gerade in Zeiten von Patchworkfamilien und neuen Gesellschafts- und Familienmodellen eine solche Geschichte eine kindliche Sichtweise stärken und prägen kann. Zudem bilden die Themen Andersartigkeit, Zusammenhalt und Freundschaft die Stützen dieses Buches und sind auf kindgerechte Weise dargestellt.

Die von mir rezipierte Hörversion ist mehr ein Hörspiel, denn ein Hörbuch. Und die Autorin hat als Sprecherin selbst ihre Figuren in der bestmöglichen und ihr erdachten Art und Weise zum Leben erweckt. Ich hatte wirklich große Freude beim Zuhören und freue mich auf weitere Geschichten rund um die nicht-normalen Grauses!

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Veröffentlicht am 27.04.2024

Ein neues Abenteuer für die Monsterforscher-Kinder

Indigo Wild
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Indigo und ihr gehörloser Bruder Quick kümmern sich um Monster, die ihre Eltern aus der Unbekannten Wildnis retten und sie dann zu ihnen nach Hause schicken, um sie gesund zu pflegen und um ihnen ein neues ...

Indigo und ihr gehörloser Bruder Quick kümmern sich um Monster, die ihre Eltern aus der Unbekannten Wildnis retten und sie dann zu ihnen nach Hause schicken, um sie gesund zu pflegen und um ihnen ein neues Zuhause zu bieten. Doch dieses Mal steht ein Monster vor der Tür, das berichtet, dass sämtliche Forscher der Unbekannten Wildnis verschwunden sind – unter ihnen auch die Wilds, Indigos und Quicks Eltern. Nun müssen also die Kinder zu einer Rettungsmission aufbrechen und ihren Mut unter Beweis stellen. Ob sie auch zu echten Abenteurern geboren sind?
Das zweite Abenteuer der Wild-Geschwister findet dieses Mal nicht im magischen Haus der Forscher im Geleebohnenweg 27 statt, sondern wir reisen gemeinsam mit ihnen in die Wirkungsstätte der Monster-Entdecker, in die Unbekannte Wildnis. Wo es im ersten Band chaotisch, witzig und magisch zuging, wird es hier spannend, gefährlich und abenteuerlich. Dieses Mal gibt es sogar richtige Bösewichte, die mit Eis Monster fangen – und (kleine) Forscher. An einigen Stellen wird es ziemlich gruselig-spannend, was für etwas jüngere Kinder dann doch ein wenig zu viel sein könnte.
Einen Stern Abzug gibt es, weil mich die Geschichte nicht so mitreißen konnte wie im ersten Band. Warum das so ist, kann ich nicht genau sagen. Das letzte Drittel missfiel mir aus schwer greifbaren Gründen. Dennoch freue ich mich auf weitere Abenteuer mit den Monster-Forschern! Vielleicht im nächsten Band dann wieder im Geleebohnenweg.
Der Sprecher Monty Arnold hat hier wieder einmal sein volles Können bewiesen. Das Hörbuch bietet mit seinen Sound Effekten einen tollen Hörspaß! Von mir eine ganz klare Empfehlung zum Hörbuch.

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