Entwicklung der Sprache
Du Jane, ich GoetheFür die allermeisten von uns ist es ganz selbstverständlich, unsere Muttersprache zu sprechen und zu verstehen. Wie verschiedenartig und auf ganz unterschiedliche Weise komplex all die vielen Sprachen ...
Für die allermeisten von uns ist es ganz selbstverständlich, unsere Muttersprache zu sprechen und zu verstehen. Wie verschiedenartig und auf ganz unterschiedliche Weise komplex all die vielen Sprachen der Welt sind, wird uns meist erst bewusst, wenn wir uns daranmachen, eine Fremdsprache zu lernen – und dabei all den kompliziert aufgebauten Wörtern und Satzkonstruktionen sowie diversen (scheinbar) unlogischen Ausnahmen von der Regel begegnen, sodass bisweilen tatsächlich der Eindruck entsteht, es stecke eine zentrale Planung dahinter, als habe sich irgendwann ein Ältestenrat zusammengesetzt und beispielsweise über die diversen Verbendungen entschieden.
Doch so war es natürlich nicht. Guy Deutscher bezeichnet die Sprache zwar als die wichtigste Erfindung der Menschheitsgeschichte, mehr noch, als das, was uns erst zu Menschen gemacht hat. Einen einzelnen „Erfinder“ gab es jedoch nicht.
Dieses Buch befasst sich mit den Prozessen, durch welche sich im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende aus einfachen Anfängen all die komplizierten Strukturen herausgebildet haben, die wir nun beobachten können.
Der Autor begibt sich auf die Spurensuche nach all den Kräften der Erschaffung wie auch der Zerstörung, welche unsere Sprachen formten und bis heute wirksam sind, und stellt Lösungen für viele Probleme vor, die Linguisten seit langem beschäftigen. So erklärt er beispielsweise die Tatsache, dass seit den ersten schriftlichen Überlieferungen scheinbar nur ein Verfall der Sprache zu beobachten ist, keine Höherentwicklung, oder entwirft ein Szenario, wo die ungewöhnlichen Verbschemata der semitischen Sprachen ihren Anfang genommen haben könnten.
Die Lektüre konnte mich immer wieder dazu animieren, mir weiterführende Gedanken zum Thema zu machen, es ist schon erstaunlich, wie viel hinter manchen Begriffen oder Wendungen steckt, die wir tagtäglich gebrauchen, ohne jemals wirklich darüber nachzudenken.
Die Ausführungen sind sehr anschaulich und auch für Leute ohne Vorkenntnisse in Linguistik nachvollziehbar. Obwohl der Autor bisweilen wirkt, als wäre es sich seiner Sache etwas zu sicher bzw dazu neigt, über Schwierigkeiten in einem kurzen Nebensatz hinwegzugehen, ist dieses Werk als Einstieg in die Materie sicher wunderbar geeignet.
Und ein ganz großes Plus: Obwohl das Original in Englisch erschienen und daher in erster Linie auf die englische Sprache zugeschnitten ist, wurde die Übersetzung um viele Bezüge zum und Beispiele aus dem Deutschen ergänzt!