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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2025

Rau, schonungslos, aber distanziert

Achtzehnter Stock
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Das Cover von "Achtzehnter Stock" fängt die trostlose Stimmung des Buches hervorragend ein. Das triste Hochhaus vor dem blauen Himmel wirkt beinahe symbolisch und unterstreicht die beklemmende Atmosphäre. ...

Das Cover von "Achtzehnter Stock" fängt die trostlose Stimmung des Buches hervorragend ein. Das triste Hochhaus vor dem blauen Himmel wirkt beinahe symbolisch und unterstreicht die beklemmende Atmosphäre. Auch die eindringlichen Beschreibungen der drückenden Hitze mitten in Berlin verstärken dieses Gefühl.

Der Schreibstil passt perfekt zu dieser düsteren Grundstimmung: Er ist knapp, prägnant und oft vulgär – direkt, fast schon rau. Dadurch wirkt Wandas Perspektive umso authentischer und bringt ihre innere Zerrissenheit gut zum Ausdruck.

Mir gefällt, dass der Roman langsam einsetzt und die Atmosphäre eindringlich einfängt. Ich konnte gut nachvollziehen, warum Wanda sich so verhält, dennoch blieb sie mir während der gesamten Geschichte unnahbar. Trotz der detaillierten Einblicke in ihr Leben fehlte mir eine tiefere emotionale Verbindung zu ihr.
Dennoch war das Buch spannend, weil ich die ganze Zeit gehofft habe, dass Wanda ihr Glück findet. Ihr Zwiespalt zwischen Karriere und Mutterschaft ist ein Konflikt, mit dem sich viele alleinerziehende Frauen identifizieren können. Dennoch hätte ich mir von ihr mehr Weitsicht oder zumindest ein größeres emotionales Einfühlungsvermögen für ihre Tochter gewünscht.
Insgesamt hat mich das Buch zwar gut unterhalten, aber nicht vollständig überzeugt. Es schafft eine eindringliche Atmosphäre und erzählt eine rohe, realistische Geschichte, lässt jedoch in der Figurenzeichnung einige Tiefe vermissen.






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Veröffentlicht am 17.03.2025

Spannende Ansätze, aber nicht alle überzeugen

Die Tochter des Serienkillers
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"Die Tochter des Serienkillers" überzeugt mit einem flüssigen Schreibstil und kurzen Kapiteln, die das Lesen angenehm und zügig machen. Besonders gelungen ist die Nähe zur Protagonistin Jenny – zumindest ...

"Die Tochter des Serienkillers" überzeugt mit einem flüssigen Schreibstil und kurzen Kapiteln, die das Lesen angenehm und zügig machen. Besonders gelungen ist die Nähe zur Protagonistin Jenny – zumindest über weite Strecken. In ihrer Ehe mit Mark spürt man eine spürbare Distanz, die sich auch sprachlich niederschlägt, was gut zur Atmosphäre passt.
Die Geschichte wirft viele spannende Fragen auf und spielt geschickt mit Verdächtigungen und Wendungen. Einige Ideen sind dabei wirklich stark, doch nicht alle werden konsequent durchdacht. Besonders Jennys "Blackouts" wirken in der Darstellung nicht immer schlüssig, und gerade im letzten Abschnitt flacht die Spannung merklich ab. Die Auflösung ist weitestgehend logisch, dennoch hätten sich einige Charaktere weiterentwickeln können, um das Finale emotional packender zu gestalten.
Der Prolog und Epilog tragen wenig zur eigentlichen Geschichte bei, und auch manche angedeuteten Enthüllungen bleiben ohne wirklichen Mehrwert. Besonders schade ist, dass einige vielversprechende Ansätze – etwa die psychologische Tiefe der Figuren oder die Thriller-typischen Rätsel – nicht vollständig ausgereizt wurden.
Insgesamt ist Die Tochter des Serienkillers ein solider Thriller mit spannenden Momenten, aber auch Schwächen in der Umsetzung. Wer gerne psychologische Thriller mit vielen falschen Fährten liest, könnte hier dennoch auf seine Kosten kommen.
Bewertung: ⭐⭐⭐⭐ (3,5 aufgerundet auf 4)

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Veröffentlicht am 03.03.2025

Ich hatte mehr erwartet

Für immer
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In Maja Lundes Roman „Für immer“ wird ein faszinierendes Szenario thematisiert: die plötzliche Aussetzung der Zeit, bei der weder Menschen geboren noch sterben können. Allerdings bleibt die Natur nicht ...

In Maja Lundes Roman „Für immer“ wird ein faszinierendes Szenario thematisiert: die plötzliche Aussetzung der Zeit, bei der weder Menschen geboren noch sterben können. Allerdings bleibt die Natur nicht stehen und altert weiter. Diese Idee, die sowohl beunruhigend als auch inspirierend ist, wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Unter den Charakteren finden sich eine Kriegsfotografin mit einem Hirntumor, ein Ehepaar, das in eine altersgerechte Wohnung umzieht, ein Vater, der sich auf die Geburt seines Babys freut, und eine Angestellte eines Bestattungsunternehmens, die Extremsport betreibt.
Durch die Einführung so vieler verschiedener Charaktere fiel mir der Einstieg in das Buch jedoch schwer, da zu Beginn die Orte und Protagonist*innen ständig wechselten. Besonders gut gefallen hat mir jedoch die Dynamik zwischen dem älteren Ehepaar Margo und Otto.
Dennoch blieb die Erzählweise oft oberflächlich, und es mangelte an emotionaler Tiefe. Einige Handlungsstränge und Figuren wirken unterentwickelt, und der angedeutete Grund für den Stillstand der Zeit konnte mich nicht überzeugen. Zu viele Fragen blieben offen, und einige Gedanken wurden nicht weiter ausgeführt.
Obwohl der Schreibstil flüssig und gut lesbar bleibt, verliert das Thema mit der Zeit an Reiz. Die anfängliche Euphorie der Charaktere weicht einer schleichenden Langeweile, die sich auch auf mich übertrug. Die Handlung ist zudem verwirrend, da die ständigen Perspektivwechsel und der sprunghafte Erzählstil zunächst unklar miteinander verbunden erscheinen, allerdings werden die Charaktere sinnvoll und logisch zusammengeführt. Das empfinde ich als große Stärke des Buches.
Insgesamt bleibt „Für immer“ ein Werk mit einer interessanten Grundidee, das jedoch in der Umsetzung Schwächen zeigt. Die Idee des Zeitstillstands hätte mehr Potenzial geboten, wurde aber nicht vollständig ausgeschöpft. Das Buch regt zwar zum Nachdenken an, bleibt aber hinter seinen Möglichkeiten zurück und endet enttäuschend.

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Veröffentlicht am 20.02.2025

Enttäuschend trotz interessanter Grundidee

Der verschwundene Buchladen
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Das Cover zeigt einen hübschen Buchladen, aber er wirkt, als würde er in einem Bücherregal stehen. Schon hier hatte ich eine ganz andere Erwartung an die Geschichte. Leider hat sich dieser Eindruck durch ...

Das Cover zeigt einen hübschen Buchladen, aber er wirkt, als würde er in einem Bücherregal stehen. Schon hier hatte ich eine ganz andere Erwartung an die Geschichte. Leider hat sich dieser Eindruck durch den Klappentext verstärkt, der einen anderen Fokus suggerierte, als das Buch letztendlich hatte. Der verschwundene Buchladen nahm für mein Empfinden eine eher untergeordnete Rolle ein. Rückblickend wäre ein Klappentext, der darauf hinweist, dass es um ein verschwundenes Manuskript von Emily Brontë geht, ehrlicher gewesen. Da ich persönlich nicht viel Bezug dazu habe und mir auch einige Informationen dazu fehlten, konnte mich das nicht besonders fesseln.

Ein weiteres Problem war die Erzählstruktur. Die Geschichte wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Allerdings sind alle drei Erzählstimmen in der Ich-Form gehalten, was es mir oft schwer machte, sofort zu erkennen, aus wessen Sicht gerade erzählt wird. Dadurch verlor ich teilweise den Überblick und musste zurückblättern, um mich zu orientieren.

Hinzu kommt, dass die Handlung in zwei unterschiedlichen Jahrhunderten spielt. Die Kapitel, die aus Opalines Sicht geschrieben sind, waren mit einer Jahreszahl gekennzeichnet. Doch bei Henry und Martha fehlten solche klaren Zeitangaben. Zwar gibt es Hinweise, wie zB das Wort "Situationship", aber eine konkrete Jahreszahl wird nie genannt.

Der Schreibstil ist recht anspruchsvoll, was ich eigentlich mag. Aber in diesem Fall passte er für mich nicht immer zur Geschichte, da ich davon ausgegangen bin, dass Martha und Henrys Teil in der Gegenwart spielt. Außerdem hätte ich mir gewünscht, dass die Charaktere sich sprachlich stärker voneinander abheben, damit die Abschnitte klarer zu unterscheiden sind.

Die Passagen, in denen es um die Suche nach dem Buch von Emily Brontë geht, fand ich ziemlich langatmig und habe sie oft nur überflogen. Zudem fühlte ich mich durch die vielen literarischen Anspielungen, insbesondere auf Sturmhöhe, etwas ausgeschlossen, weil mir das Hintergrundwissen dazu fehlte.

Insgesamt konnte mich das Buch nicht überzeugen. Die Idee dahinter ist nett, aber die Umsetzung war für mich nicht packend. Viele Fragen blieben unbeantwortet: Welche Rolle spielte der verschwundene Buchladen überhaupt? Hatte er eine tiefere Bedeutung? Warum lag der Fokus so stark auf dem Manuskript von Emily Brontë? Basiert der Roman auf einer wahren Begebenheit?

Der Epilog hat mir zwar einen versöhnlichen Abschluss gegeben, aber erst dadurch habe ich den Prolog richtig verstanden. Das war zwar interessant, änderte aber nichts daran, dass sich die Geschichte für mich zäh und stellenweise unfertig anfühlte.

Letztlich vergebe ich 2 von 5 Sternen. Die Grundidee hatte Potenzial, aber die Umsetzung konnte mich nicht mitreißen.

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Veröffentlicht am 09.02.2025

Fesselnder Anfang – zäher Schluss

Bis die Sonne scheint
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Das Cover von "Bis die Sonne scheint" passt hervorragend zur entspannt-naiven Haltung des Ich-Erzählers Daniel, dessen Sicht auf das Leben äußerst gut und nachvollziehbar dargestellt wird. Auch der Klappentext ...

Das Cover von "Bis die Sonne scheint" passt hervorragend zur entspannt-naiven Haltung des Ich-Erzählers Daniel, dessen Sicht auf das Leben äußerst gut und nachvollziehbar dargestellt wird. Auch der Klappentext liefert einen gelungenen Einstieg in das vielschichtige Umfeld, in dem die Geschichte spielt.

Besonders interessant ist die Erzählstruktur, die abwechselnd Daniels persönliche Erlebnisse und die familiären Hintergründe seiner Eltern beleuchtet. Daniel deutet immer wieder an, dass er sich anders fühlt – eine Zerrissenheit zwischen kindlichem Denken und dem allmählichen Erwachsenwerden, die sehr authentisch herausgearbeitet wird. Im Gegensatz dazu bleiben seine Eltern über das ganze Buch hinweg in ihrer Naivität und in der Unfähigkeit, sinnvoll mit Geld umzugehen, gefangen. Dies verleiht der Erzählung eine zusätzliche, kritische Dimension.

Der Spannungsbogen wird zu Beginn sehr gut aufgebaut, sodass die ersten zwei Drittel des Buches mit Begeisterung verfolgt werden können. Im späteren Verlauf verliert die Handlung jedoch an Klarheit: Die Erzählweise wirkt zäh, die zeitliche Struktur ist schwer nachvollziehbar, und der Spannungsbogen flacht deutlich ab. Zudem fehlt ein schlüssiges und gelungenes Ende, was den Gesamteindruck abschwächt.

Insgesamt handelt es sich um eine unterhaltsame und gut lesbare Geschichte, die jedoch langfristig nicht nachhaltig im Gedächtnis bleibt.

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