Cover-Bild Bis die Sonne scheint
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 256
  • Ersterscheinung: 26.02.2025
  • ISBN: 9783257073317
Christian Schünemann

Bis die Sonne scheint

Es ist das Jahr 1983. Daniel steht kurz vor seiner Konfirmation und träumt von blauem Samtsakko und grauer Flanellhose. Doch seit er die Eltern belauscht hat, schwant ihm, dass daraus nichts wird. Hormanns sind pleite und wissen nicht mehr, wie sie die sechsköpfige Familie über die Runden bringen sollen. So erfinderisch die Eltern auch sind, eines können sie nicht: mit Geld umgehen. Was sie dagegen beherrschen: den Schein wahren, selbst als der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.03.2025

Fröhliches Scheitern

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Daniel Hormann steht im Jahr 1983 kurz vor seiner Konfirmation. Er sieht sich schon in einem schicken Samtsakko und auch sonst soll die Konfirmation gebührend gefeiert werden. Doch schon bald ...

Daniel Hormann steht im Jahr 1983 kurz vor seiner Konfirmation. Er sieht sich schon in einem schicken Samtsakko und auch sonst soll die Konfirmation gebührend gefeiert werden. Doch schon bald schleicht sich ein ungutes Gefühl bei Daniel ein. Als der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht ist es raus. Aus dem Samtsakko wird nichts. Daniel macht sich Sorgen, seine Eltern dagegen gar nicht. Schließlich geht es ja immer irgendwie weiter. Und so fährt die Familie erstmal in Urlaub und wartet bis die Sonne scheint.
Daniel Schünemann lässt seinen Ich-Erzähler den jungen Daniel, die Geschichte so erzählen, als hätte er sie selbst so erlebt. Oder ist es ihm wirklich so passiert?
An keiner Stelle ist die Geschichte aufgesetzt oder übertrieben. Mir hat Daniel gefallen, stets konnte ich mitfühlen, was den Jungen bewegt. Und ich hätte ihm auf jeden Fall das Sakko gegönnt.
Diese Familiengeschichte erzählt das Leben von Daniels Eltern und seinen drei Geschwistern, aber auch in einem anderen Erzählstrang von Daniels Großeltern. Das lockert die Geschichte auf und macht das Buch zum Lesegenuss.

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Veröffentlicht am 01.03.2025

In allen Lebenslagen Contenance bewahren!

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Was tut man, wenn das Dach löchrig ist, wie ein schweizer Käse, aber kein Geld zum Renovieren da ist? Man stellt überall im Haus Eimer, Töpfe, Tassen, Gläser und Schüsseln auf und hofft auf lange Dürrezeiten. ...

Was tut man, wenn das Dach löchrig ist, wie ein schweizer Käse, aber kein Geld zum Renovieren da ist? Man stellt überall im Haus Eimer, Töpfe, Tassen, Gläser und Schüsseln auf und hofft auf lange Dürrezeiten. Es ist aber auch kein Geld für den Schüleraustausch nach Frankreich, kein Geld für einen Konfirmationsanzug, kein Geld um Schulden zu bezahlen, gar kein Geld. Wenn mal etwas Geld zufällig da ist, wird stilvoll auswärts diniert oder im Delikatessenladen eingekauft. Der Gerichtsvollzieher steht vor der Tür, aber da nur die Kinder daheim sind, darf er nicht das Haus betreten. Die Familie versteht es, zu repräsentieren, der Welt und den Verwandten eine heile Welt und gesunde Finanzen vorzuspielen.
Die Eltern sind so aufgewachsen, Siegfried von seiner Mutter Henriette gedrillt und geschlagen und Marlene von ihrer Mutter Lydia herumkommandiert und fremdbestimmt.
Aber Großmutter Henriette hatte ihrerseits und zu ihrer Zeit das NS Regime unterstützt, lag ihrem Mann, der Polizist war, in den Ohren, er solle endlich in die NSDAP Partei eintreten, um Karriere zu machen. Nach dem Krieg darf er nicht zurück zur Polizei, er macht einen Friseursalon auf. Später, im Alter, als er krank wird, verbannt ihn Oma Henriette in einem Anbau neben dem Haus, mit einem separaten Eingang für die Pflegerin. Henriette ist von sich selbst überzeugt und auch überzeugt, alles richtig gemacht zu haben. #Die Einwände ihres Sohnes Siegfried, dass sie nach dem Krieg kein Familienleben hatten und Vater als Wrack aus dem Internierungslager zurückkam, fegt sie achtlos beiseite: “Du warst von allen der Sensibelste… Und hast so schöne Gedichte geschrieben”. Henriette stößt mit unumstößlicher Gewissheit aus: “Ich habe alles richtig gemacht!..."Und er da oben, der Herrgott, weiß, dass ich recht habe…” (S. 92 - 93). Dabei war sie eine “Rabenmutter”, hat ihre Kinder vernachlässigt und nur ihre eigenen Interessen verfolgt. Interessant ist, der Vater trat in die Partei erst spät ein, als der Krieg schon ausgebrochen war, er wurde unter Zwang in die SS gesteckt, hat nie mitgemacht, hat aber trotzdem die Tötungen und Transporte gesehen. Seine Frau hat das nie sehen wollen. Und Hans-Hermann, Freund und vielleicht Liebhaber der Mutter, “...in der NS-Zeit leitende Positionen bekleidete und als Laienrichter am Volksgerichtshof Todesurteile unterzeichnete, wir din einem Spruchkammerverfahren als minderbelastet eingestuft und von allen Vorwürfen freigesprochen.” (S. 124). Es tut richtig weh, mit anzusehen, wie Vater und Hans-Hermann ihr Leben meistern oder eben nicht.
Henriette, die von sich behauptet, immer alles richtig getan zu haben und nur das Beste für alle wollte, richtet sich daheim ein eigenes Zimmer ein, in dem sie Feinkost zu sich nimmt, während ihre Kinder und ihr Mann in der Küche Steckrüben essen.
Marlene hätte ihrerseits gerne Abitur gemacht und studiert, das Zeug dazu hätte sie ja gehabt, aber Lydia zwang sie eine kaufmännische Lehre zu machen und so schnell wie möglich Geld zu verdienen. Ihre ältere Schwester heiratet nach Amerika. Von dort wird sie Marlene ständig unterstützen, Pakete und Geld schicken. Denn Siegfried und Marlene verdienen zwar Geld und nicht schlecht, aber sie können damit nicht haushalten. Es zerrinnt ihnen unter den Fingern, sie treffen falsche Entscheidungen und versuchen mit allen Mitteln, die Contenance zu verwahren. Anfangs hielt ich sie für Verschwender (sind sie ja auch), aber sie sind Opfer der Umstände, in denen sie aufgewachsen sind. Sie lassen zwar die Kinder vor dem Gerichtsvollzieher alleine, lassen sie aber nie wirklich im Stich. Und das macht diese Generation besser, als die beiden Großmütter es getan haben. Wie Großmutter HEnriette wohl auf das große Konkursverfahren ihres Sohnes reagiert hat?
Eine Familie mit drei Kindern, finanziell ruiniert und ein Dach wie ein Sieb, und trotzdem Haltung bewahrt, Chapeau! Wenn sie heute das Auto vom Titelbild verkaufen würden, wären sie den Gerichtsvollzieher schon mal los.
Von manchen Verlagen wurde ich schon enttäuscht, die Bücher in ihrem Programm waren nicht immer die Besten (zumindest meiner Meinung nach), aber bei Diogenes werden meine Erwartungen erfüllt und übertroffen. Wählt der Autor den Verlag? Dann hat Schünemann gut gewählt.

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Veröffentlicht am 27.02.2025

Reise in die alte BRD

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Auch wenn ich selbst gut zehn Jahre jünger bin als der Protagonist Daniel und mich nicht mehr aktiv an das Jahr 1983 erinnere, so habe ich doch vieles an diesem Roman aus meiner eigenen Kindheit wiedererkannt. ...

Auch wenn ich selbst gut zehn Jahre jünger bin als der Protagonist Daniel und mich nicht mehr aktiv an das Jahr 1983 erinnere, so habe ich doch vieles an diesem Roman aus meiner eigenen Kindheit wiedererkannt. Das Lebensgefühl der Eltern, die Erwartungshaltung der Großeltern, der unerschütterliche Glaube an eine bessere Zukunft, das Aufrechterhalten des Scheins nach außen um jeden Preis – überhaupt die strikte Trennung zwischen dem Außen und dem Innen. Mit der Geschichte von Daniel und dessen Familie erzählt Schünemann exemplarisch auch die Geschichte Wirtschaftswunderdeutschlands und der Rezessionen nach den Ölpreiskrisen.

Während des Lesens schüttelte ich immer wieder fassungslos den Kopf über das Verhalten von Daniels Eltern, die trotz Pleiten scheinbar ungerührt weiterhin ihren Lebensstil pflegen und den Ernst der Lage nicht zu begreifen scheinen. Dass sie mit Geld nicht umgehen können, ist offensichtlich, doch aus ihren Fehlern lernen sie nicht. Zuweilen dachte ich mir, so blauäugig könne doch niemand sein, und da hat der Autor aber ein bisschen übertrieben. Umso erstaunter war ich, als ich Nachwort las, dass Schünemanns Familiengeschichte (jedoch mit veränderten Namen) die Grundlage für diesen Roman bildete.

Ein sehr lesenswerter Roman, der die Atmosphäre der alten Bundesrepublik noch mal lebendig werden lässt.

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Veröffentlicht am 26.02.2025

Emotionaler Familienroman

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Bis die Sonne scheint von Christian Schünemann ist im Diogenes Verlag erscheinen. Verlags typisch ist das Buchcover sehr schlicht gestaltet. Hauptfarbe weiß und ein kleines buntes Bild mit dem Protagonisten ...

Bis die Sonne scheint von Christian Schünemann ist im Diogenes Verlag erscheinen. Verlags typisch ist das Buchcover sehr schlicht gestaltet. Hauptfarbe weiß und ein kleines buntes Bild mit dem Protagonisten und Auto in der Natur. Mir gefallen diese Cover immer sehr gut. Das Markenzeichen von Diogenes.

Auf 252 Seiten wird eine Familiengeschichte in 28 Kapiteln erzählt.
Ich hätte mir ein Inhaltsverzeichnis gewünscht,
Zur Geschichte:
Daniel steht kurz vor seiner Konfirmation und hat Träume. Leider platzen diese als er seine Eltern belauscht und erfahrt, dass es finanziell nicht gut aussieht. Die Eltern versuchen dieses zu verbergen bis eines Tages der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht.
Eine besondere Geschichte fesselnd, einfühlsam und stimmungsvoll erzählt. Mich haben die Worte des Autors sehr berührt und ich konnte ganz und gar in die Geschichte eintauchen. Ganz besonders intensiv wurden die Mutter und Daniel beschrieben.
Manchmal braucht es nur wenig Worte und eine einfach eindringliche Sprache, um große Emotionen hervorzurufen. Der Autor liefert genau das mit dieser Geschichte,

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Veröffentlicht am 23.02.2025

Familie in den 80er Jahren

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Der Roman Bis die Sonne scheint Christian Schünemann spielt in den 80er Jahren und handelt von Daniel. Seine Eltern stehen vor dem finanziellen Ruin, es kommen weder Aufträge noch Geld rein, es kommt die ...

Der Roman Bis die Sonne scheint Christian Schünemann spielt in den 80er Jahren und handelt von Daniel. Seine Eltern stehen vor dem finanziellen Ruin, es kommen weder Aufträge noch Geld rein, es kommt die Zwangsversteigerung, die Großeltern dürfen hiervon nichts wissen. Die Familie will nach außen hin den Schein wahren, dass alles in Ordnung ist.

Das Buch kommt mit 247 Seiten daher. Durch die leichte Schreibweise ist es flüssig zu lesen und man hat es recht schnell durch. Auch kommt das Flair der 80er Jahre gut zur Geltung, man fühlt sich in die damalige Zeit zurückversetzt. Das Buch ist an sich nicht spannend, aber man erfährt die Familiengeschichte der Familie von Daniel. Sehr interessant geschrieben, authentisch mit ein bisschen Humor.

Ich hatte einige schöne Lesestunden mit dem Buch. Kann ich gut für ein ruhiges Leseerlebnis empfehlen.