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Veröffentlicht am 15.02.2024

Herrlich skurrile Komödie

Die Brontës gingen zu Woolworths
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Von Rachel Ferguson hatte ich bisher noch nichts gehört oder gelesen. Der Verlag legte mit den Brontes hier ihren zweiten Roman neu auf. Erstmals erschienen ist er bereits 1931 und in dieser Zeit spielt ...

Von Rachel Ferguson hatte ich bisher noch nichts gehört oder gelesen. Der Verlag legte mit den Brontes hier ihren zweiten Roman neu auf. Erstmals erschienen ist er bereits 1931 und in dieser Zeit spielt auch die Handlung der Geschichte.
Die drei Carne Schwestern und ihre Mutter leben in London und gehören der Mittelschicht an. Sie sind eine lebenslustige Truppe, die die Hauslehrerin an den Rand der Verzweiflung bringt. Denn die Frauen pflegen fiktive Freundschaften mit Personen aus der Oberschicht, unter anderem auch zu Richter Toddington. Als sie ihn und seine Frau eines Tages tatsächlich kennenlernen, kennt die Verwirrung keine Grenzen mehr.
Tatsächlich war ich mir zu Beginn auch nicht immer sicher, welche Menschen und Geschichten jetzt in der Realität spielen und welche nur fiktiv sind. Zum Glück klärt sich das dann aber auf und dem Lesevergnügen hat es nicht geschadet. Das liegt vor allem an der herrlich sarkastischen Sprache, die Rachel Ferguson an den Tag legt und auch ihren Figuren gönnt.
„Jetzt wollen wir uns Cocktails genehmigen, denn es kommt nicht oft vor, dass ich so klug bin und es dauert im Allgemeinen auch nicht lange, nicht wahr, Herbert?“ S.214
Die Damen sind herrlich exzentrisch und wunderbar modern in ihrem Denken und Handeln. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Roman fast 100 Jahre alt ist. Die beiden großen Töchter verdienen als Theaterschauspielerin und Journalistin ihr eigenes Geld und nehmen ihr Leben in die Hand. Natürlich spiegelt der Roman auch in vielen Situationen die damalige Zeit wieder, aber auf so eine skurrile und witzige Art, dass ich meist mit einem großen Schmunzeln gelesen habe.
Es ist ein kluger, feinsinniger Roman, der mich immer wieder an klassische Romane dieser Zeit denken ließ und doch ganz anders ist.
Ich empfehle ihn gerne allen, die Lust auf eine pointierte und intelligente Gesellschaftskomödie aus dem vorherigen Jahrhundert haben.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Eine Geschichte über Elefanten und Mutterliebe

Die Spuren meiner Mutter
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„Die Hoffnung ist ein Luftballon, immer nur einen Atemzug davon entfernt zu platzen.“ S. 395
Mein zweites Buch der Autorin und wieder hat sie mich mitgenommen in eine andere Welt. Sie kann unheimlich bewegende ...

„Die Hoffnung ist ein Luftballon, immer nur einen Atemzug davon entfernt zu platzen.“ S. 395
Mein zweites Buch der Autorin und wieder hat sie mich mitgenommen in eine andere Welt. Sie kann unheimlich bewegende und spannende Geschichten erzählen, die dabei noch richtig gut recherchiert sind. Das mag ich sehr bei ihr.
Dieses Mal geht es um die dreizehnjährige Jenna, die versucht ihre Mutter wiederzufinden, die vor 10 Jahren, nach einem tragischen Vorfall spurlos verschwand. Hilfe holt sie sich dabei von Privatdetektiv Virgil, ein erfolgloser, gegen seine Dämonen und Alkohol kämpfender, Privatdetektiv und dem Medium Serenity. Diese hat vor Jahren ihre Fähigkeit verloren und lügt somit ihren Kund:innen seitdem etwas vor. Jenna selbst ist absolut stur und unerschrocken, gleichzeitig unheimlich liebenswert.
Die Geschichte selbst wird abwechselnd aus einer der drei Perspektiven erzählt, womit es mir leichtfiel, mich in die Charaktere hineinzuversetzen. Zusätzlich werden immer wieder die Tagebucheinträge von Jennas Mutter Alice eingestreut, womit wir Lesenden erfahren, was vor ihrem Verschwinden wirklich passiert ist. Die Handlung entwickelt sich mit jedem Perspektivwechsel weiter und es werden immer mehr Zusammenhänge klar. Dabei baute sich für mich ein unerwarteter Spannungsbogen auf, so dass ich das Buch nur noch schwer aus der Hand legen konnte. Es gab immer wieder Wendungen mit denen ich nicht gerechnet hatte und so war ich fleißig am Vermutungen anstellen und musste gegen Ende feststellen, dass ich mit diesem Ergebnis nicht gerechnet hätte.
Froh war ich, dass der Roman nicht zu übersinnlich wurde, da hatte ich zu Beginn etwas Sorge.
Ein besonderer Gewinn für mich waren die Tagebuch-Kapitel, da es hier vor allem auch um die Erkenntnisse der Elefantenforscherin Alice ging. Jodi Picoult bringt uns dabei diese faszinierenden Tiere auf eine so berührende Weise nahe, dass ich mich mit einem großen Gefühl der Demut gegenüber den Elefanten zurückließ.
Jodi Picoult ist hier ein packender Roman gelungen, der das Thema Mutterliebe gekonnt in die Handlung mit einflicht und mir tolle Lesestunden beschert hat.

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Veröffentlicht am 15.02.2024

Packende Romance-Fantasy mit großartigen Drachen

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Nun ist es also auch mir passiert. Ich habe „Fourth Wing“ gelesen. Ach, was heißt gelesen?! Ich habe es verschlungen. Als ich es in die Hand nahm und nur einmal kurz die ersten paar Seiten anlesen wollte, ...

Nun ist es also auch mir passiert. Ich habe „Fourth Wing“ gelesen. Ach, was heißt gelesen?! Ich habe es verschlungen. Als ich es in die Hand nahm und nur einmal kurz die ersten paar Seiten anlesen wollte, hat dieser Fantasy-Roman mich sofort gepackt, in seine Welt gesogen und drei Tage später wieder losgelassen.
Der Inhalt dürfte inzwischen bekannt sein. Violet will/muss Drachenreiterin werden und kämpft dabei nicht nur um ihr Überleben, sondern auch gegen ihre Gefühle.
Tja, was ist es denn nun, was diese Geschichte so besonders macht? Für mich war es unter anderem der absolut packender Schreibstil der Autorin. Bereits die erste Prüfung Violets ließ mich den Atem anhalten und das ist mir im Verlauf noch öfter passiert. Ich mochte es, dass sie schlagfertig ist und durch ihren Verstand ihre Ziele erreicht. Ihre Figur entwickelt sich und war mir von Beginn an sympathisch.
Einen Vergleich zu anderen Fantasy-Romanen kann ich nicht ziehen, da dies nicht mein bevorzugtes Genre ist. Aber für mich ist es eine wirklich tolle Geschichte, die mir absolut Spaß gemacht hat zu lesen. Die Koexistenz mit den Drachen ist eine gelungene Idee und selbstverständlich hätte ich jetzt auch gerne einen.
Ansonsten bleibt mir nur zu sagen, macht Euch selbst ein Bild und wagt das Genre-Experiment. Die Geschichte ist perfekt um dem Alltag und der Realität für einige Stunden zu entfliehen. Einfach den Kopf ausschalten und ans War College reisen.

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Veröffentlicht am 02.02.2024

Frau-Sein und Familie in der heutigen Gesellschaft

Weiße Wolken
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Mich hat die Geschicht sofort in die Welt der drei Protagonist*innen mitgenommen. Es geht um Dieo und Zazie, Töchter einer exzentrischen deutschen Mutter und eines philosophisch-denkenden senegalesischen ...

Mich hat die Geschicht sofort in die Welt der drei Protagonist*innen mitgenommen. Es geht um Dieo und Zazie, Töchter einer exzentrischen deutschen Mutter und eines philosophisch-denkenden senegalesischen Vaters. Die beiden Schwestern verkörpern dabei zwei gegensätzliche Positionen, wie sie sich und ihr Leben innerhalb unserer Gesellschaft sehen.
Dieo, als berufstätige Mutter und Ehefrau, hadert maßgeblich mit den klassischen Rollenerwartungen einer Frau gegenüber.
Ihre jüngere Schwester fokusiert sich auf den Kampf gegen den herrschenden Alltagsrassismus und die damit verbundenen Stereotypen.
Simon, Dieos Ehemann, ist ein sehr sympathischer Charakter und wunderbar emanzipiert. Was nicht heißt, dass es keine Schwierigkeiten innerhalb der Ehe gibt oder Simon den "perfekten Mann" verkörpert. Sondern es ist einfach ein realistisches Beispiel einer modernen Familie.

Die Autorin hat einen anspruchsvollen, aber gut lesbaren Schreibstil und einen treffsicheren Blick auf unsere Gesellschaft, allen voran hier auf das Bildungsbürgertum. Gerade deshalb hat mir der Roman sehr viel Spaß gemacht und mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.

"Ja, Simon, du bist sozusagen intersektioal von sozialisatorisch bedingter Zerbrechlichkeit betroffen." S. 231

Gleichzeitig mochte ich die liebevolle Art, ihre Figuren zu beschreiben. Sie zeigt sie verletztlich und ungeschminkt, skizziert ein ehrliches Familienbild in den verschiedensten Facetten und auch die Liebe zwischen diesen Menschen bleibt immer spürbar.

Es ist eine Geschichte, die mich am Ende mit einem warmen Gefühl für diese große Familie zurücklässt. Sie zeigt, wie stark einen Menschen machen, die uns lieben, wenn wir sie lassen.

Ein Debüt, das ich sehr gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 26.01.2024

Zwei Frauen, die für ihre Selbstbestimmung kämpfen

Marschlande
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Es sind zwei Geschichten, zwei Frauen, denen wir in Jarka Kubsovas Roman hier folgen.

Zum einen Britta, deren Geschichte in der Jetztzeit spielt. Sie ist mit Mann und Kindern von Hamburg aus aufs Land ...

Es sind zwei Geschichten, zwei Frauen, denen wir in Jarka Kubsovas Roman hier folgen.

Zum einen Britta, deren Geschichte in der Jetztzeit spielt. Sie ist mit Mann und Kindern von Hamburg aus aufs Land gezogen. Dabei verkörpert sie eine typische Frau unserer modernen Gesellschaft. Sie kämpft mit traditionellen Rollenerwartungen, versucht ihre Ehe zu retten, für ihre Kinder da zu sein, ihren Platz am neuen Wohnort zu finden. Zeitgleich fällt ihr auf, wie wenig ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse noch zählen, oder gar überhaupt wahrgenommen werden. Ihre persönliche Entwicklung innerhalb der Handlung, ist dabei für mich glaubhaft und realistisch dargestellt. Es fiel mir leicht mich in Britta einzufühlen und gerade in Bezug auf ihre Tochter, mochte ich ihre Reaktion sehr.
Was nicht unerheblich zu ihrer Wandlung beiträgt, ist die „Bekanntschaft“ mit Albeke, die zweite Hauptfigur des Romans.

Albeke, ist eine junge, unverheiratete Bäuerin mit eigenem Hof in den Marschlanden im 16. Jahrhundert. Nachdem sie nicht bereit ist zu heiraten, aber gleichzeitig sehr erfolgreich in der Bewirtschaftung ihrer Ländereien ist, weckt das nicht nur den Unmut der restlichen Dorfbewohner. Nach einem verheerenden Unwetter kollidieren konservative Ansichten und Aberglaube der Bauern mit der fortschrittlichen und lebenstüchtigen Art und Weise von Albeke.

Die Autorin hat einen packenden Roman über zwei starke Frauen geschrieben, der mich sofort in seinen Bann zog. Ihr Ton ist dabei eher ruhig und sachlich, ohne nüchtern oder emotionslos zu wirken. Durch die abwechselnden Handlungsstränge konnte ich zumindest immer wieder kurz aus dem Geschehen auftauchen, was mir sonst - gerade bei Albeke -schwerfiel. Ihr Part hat mich auch noch mehr gefesselt und beschäftigt als der von Britta. Aber das liegt einfach auch an der Thematik.

Besonders gelungen fand ich die Parallelen der beiden Frauenschicksale. Auch wenn zwischen den beiden Geschichten rund 400 Jahre liegen, ähneln sich die Problemlagen der beiden Frauen doch sehr im Kern. Die Frage der Macht und des Machtmissbrauchs ist schließlich immer noch ein gravierendes Thema in unserer Gesellschaft.
Auch auf das Nachwort der Autorin möchte ich explizit hinweisen, das nochmal einiges an Sach- und Zusatzinformationen bereithält.

Ein gelungener Roman, den ich gerne weiterempfehle.

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