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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.11.2024

Ein spannendes kriminalistisch angehauchtes Kammerspiel mit ganz viel Unterhaltungswert

Der lange Schatten
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Imogen ist noch dabei, sich in der neuen Situation einzurichten. Vor zwei Monaten ist ihr Mann bei einem Autounfall ums Leben gekommen, wie das Leben halt so spielt und nun ist sie Witwe. Da ist schon ...

Imogen ist noch dabei, sich in der neuen Situation einzurichten. Vor zwei Monaten ist ihr Mann bei einem Autounfall ums Leben gekommen, wie das Leben halt so spielt und nun ist sie Witwe. Da ist schon Trauer, aber es regen sich auch positive Gefühle für dieses neue, von nun an, absolut selbstbestimmte Leben. Doch dann fallen die Verwandten und solche, die das irgendwie so sehen, bei ihr ein, um über die schwierigen Weihnachtstage hinwegzuhelfen. Doch das ist wohl eher ein Vorwand, denn in erster Linie geht es ihnen um sich selbst und teilweise, ganz profan, um ein Dach über dem Kopf. Dass das nicht harmonisch bleibt, kann man sich ja denken und so wird ordentlich gestritten. Und dann sind da die seltsamen Dinge, die einem das Gefühl vermitteln, dass Ivor, Imogens verstorbener Mann, gerade noch in seinem Lieblingssessel gesessen hat oder sonst wie seine Fußspuren im Haus hinterlässt. Fast ein wenig unheimlich. Aber Imogen macht tapfer gute Mine zu dem schon etwas bösen Spiel, das seinen Höhepunkt in den Andeutungen eines Fremden findet, der behauptet, sie wäre für den Tod ihres Mannes verantwortlich. War es denn dann Mord.
Diese Geschichte, die tatsächlich schon an die 50 Jahre auf dem schriftstellerischen 'Buckel' hat, ohne dabei in irgendeiner Weise angegraut zu wirken, sie ist einfach herrlich britisch, eigen und auch schräg, allerdings weniger auf die humorige Art, obwohl, es ist schon Komik dabei, sondern in feinster Psychothriller-Manier. Wobei man sehr leicht vergisst, wo ist da eigentlich das Verbrechen. Krimi ohne Mord, so scheint es zu sein und gerade das Ungreifbare, das durch das Haus weht, gibt diesem Werk eine ganz besondere Note. Aber natürlich gibt es am Ende eine Auflösung, mit der man sehr zufrieden sein kann. Ich hatte es so nicht auf den Schirm.
Spannende und durchweg amüsante Unterhaltung, da bleibt man gerne dabei.

Veröffentlicht am 21.11.2024

Eine Geschichte über Trauer und das Wiederfinden von Lebensfreude

Alle Farben von Licht
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Rio ist sehr traurig, immer noch. Vor einem Jahr ist seine Zwillingsschwester Mavis gestorben und das Leben, es geht weiter. Nach außen hin versucht er, sich 'normal' zu verhalten, es seinen Freunden und ...

Rio ist sehr traurig, immer noch. Vor einem Jahr ist seine Zwillingsschwester Mavis gestorben und das Leben, es geht weiter. Nach außen hin versucht er, sich 'normal' zu verhalten, es seinen Freunden und vor allem seinen Eltern leichter zu machen. Aber wie soll man schöne Dinge tun, lachen, Freude empfinden, wenn Mavis das nicht mehr kann. Dann lernt er Dracula kennen, der eigentlich Franz heißt, ein in sich zurückgezogener Junge und es entwickelt sich eine sehr enge Freundschaft zwischen den beiden. Gemeinsam machen sie sich auf Mavis Spuren, folgen den Bildern, die sie zuletzt mit ihrer Kamera gemacht hat. Dadurch entdecken die zwei ganz besondere Orte und Rio lernt seine Schwester noch einmal ganz neu kennen, die Seite, mit der sie allein durchs Leben ging. Und langsam, ganz langsam, entwickelt sich da wieder etwas, die Freude und die Lust auf Leben und dann ist da noch ein ganz besonderes Gefühl, das Rio anfängt, seinem neuen Freund entgegen zu bringen. Es ist schön, aber eigentlich kann es so doch nicht sein oder doch.
Diese Geschichte ist intensiv, voller Stärke, in dem, was sie erzählt und unendlich berührend, in all ihren Facetten, die sich dabei für uns Leser auftun. Alles kommt so natürlich und authentisch daher und die Sprache, sie trägt ihren Teil dazu bei, dem Ganzen noch mehr Nähe zu geben.Und genauso kommt es auch bei der jugendlichen Leserschaft an und bei den Erwachsenen ebenso.
Ein Buch mit viel Tiefe und der Schwere des Lebens. Doch irgendwann wird daraus Hoffnung und eine beginnende neu gefundene Leichtigkeit, die einen zu Tränen rührt, aus Mitgefühl und voll tief empfundener Freude.

Veröffentlicht am 20.11.2024

Ein vielschichtiger historisch geprägter Kriminalroman auf der Grundlage eines realen Falls

Die Könige von Babelsberg
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Es ist das Berlin der 1920er Jahre, Fritz Lang ist ein großer Regisseur und an seiner wohl nicht nur künstlerischen Seite die Drehbuchautorin Thea von Harbou. Doch beide sind verheiratet. Eines Tages wird ...

Es ist das Berlin der 1920er Jahre, Fritz Lang ist ein großer Regisseur und an seiner wohl nicht nur künstlerischen Seite die Drehbuchautorin Thea von Harbou. Doch beide sind verheiratet. Eines Tages wird die Polizei zu einen Tatort gerufen. Elisabeth Rosenthal, Langs Ehefrau, soll sich das Leben genommen haben, zumindest der Regisseur selbst und auch die ebenfalls anwesende Harbou stellen es so dar. Dem zuständigen Kriminalkommissar Beneken fallen da direkt einige Ungereimtheiten ins Auge und auch die Aussagen der beiden 'Hauptzeugen' sind so widersprüchlich, dass da etwas nicht stimmen kann. Der junge Kommissar lässt das Selbstmordurteil nicht gelten und will ermitteln, wogegen sich allerdings seine Vorgesetzten stemmen. Ein berühmter Mann wie Lang, da will man keinen Staub aufwirbeln. Doch Beneken stellt sich dem entgegen und geht die Sache zielstrebig und akribisch an, gräbt sich regelrecht hinein, in die Szene der Berliner Künstler-Highsociety, deren Geheimnisse und Abgründe. Und dabei kommt er auch seinen eigenen Untiefen sehr nah und irgendwann auch der Frage, ob es ihm die Wahrheit wert ist, sich selbst in Gefahr zu bringen.
Diese Geschichte, sie ist weitaus mehr wie 'nur' ein Kriminalroman. Da ist einmal die reale Begebenheit, die dahinter steht, Langs Ehefrau wurde tatsächlich tot aufgefunden und der Fall bis heute nicht abschließend geklärt. Und dann die Historie dieser Zeit, das Berlin um 1920, die aufkeimende politische Ausrichtung und das in Kombination mit der geradezu Hollywood-liken Szene der Kunst-und Filmwelt dieser Tage. Mitten drin ein junger Kommissar, der seinem Beruf, der Ermittlung der Wahrheit und Dingfestmachung der wahren Schuldigen, noch mit vollem Engagement nachkommt und den wir dabei gerne begleiten, auch in den Sequenzen, wenn es um seine eigenen Probleme und sein Seelenheil geht.
Ein Buch, packend und richtig gut 'inszeniert', ein wahres Lesevergnügen. Gerne mehr davon.

Veröffentlicht am 20.11.2024

Was es heißt, als Sklavin leben zu müssen und ein inneres Aufbegehren

So gehn wir denn hinab
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Annis ist Sklavin auf einer Plantage in South Carolina. Zusammen mit ihrer Mutter durchlebt sie hier ein Dasein, in all seiner Gnadenlosigkeit und der Unmenschlichkeit, wie ihr dies mehr als 'Ware' denn ...

Annis ist Sklavin auf einer Plantage in South Carolina. Zusammen mit ihrer Mutter durchlebt sie hier ein Dasein, in all seiner Gnadenlosigkeit und der Unmenschlichkeit, wie ihr dies mehr als 'Ware' denn als Mensch widerfährt. Ihr Vater ist der Herr dieses Anwesens und er hat ihre Mutter mehr wie einmal 'genommen'. Was den beiden Stärke gibt, ist die Liebe, mit der Annis von ihrer Mutter umgeben ist. Und von ihr erfährt sie auch viel über die Ursprünge ihrer Familie, bis hin in die Zeit, als diese in ihrem Land stolze Krieger waren. Doch dann wird dies Bindung auseinander gerissen, die Mutter wird verkauft und später erleidet auch Annis dieses Schicksal. Aneinander gekettet geht es, zusammen mit anderen Sklaven, auf einen brutalen qualvollen Marsch, der nach New Orleans führt, wo die Sklavenhändler sie an eine neue Besitzerin verkaufen. Noch schlimmer, noch unerträglicher wird ihr Leben dort, jede Willensäußerung wird hart bestraft.Wie kann man da noch Hoffnung haben, auf Menschlichkeit, gar auf ein Leben, das frei gelebt werden kann, ohne all die Qualen, ohne weitere Verletzungen, für Körper und Seele. Doch Annis schafft es, sich im Inneren nicht brechen zu lassen. Und dann sieht sie sie, die 'Möglichkeiten'. Und daraus erwächst eine ungeahnte Kraft und Mut.
Ein beeindruckendes Werk, dass einen tief berührt, einen mitnimmt, auf diesen Weg, durch die Hölle. Eigentlich unbeschreiblich und doch erzählt uns die Autorin davon, schafft es, auch für die Leser selbst, gleich ihrer Protagonistin, das Unerträgliche auszuhalten und aus der Hoffnung Stärke zu ziehen, fürs Weitermachen, das Weiterzulesen, intensiv und menschlich unmenschlich zugleich.
Und die Dämonen, die Geister ihrer Vorfahren, diese kraftspendenden mythischen Wesen, durch die sich Annis ihre Stärke holt, in manchmal schon etwas langen Passagen, man versteht es, es ist ihr Weg. Deshalb hat es hier seinen Platz, wenn diesen 'Gesprächen' auch etwas viel Lesezeit eingeräumt wird. Und wenn einem selbst der Zugang dazu schwerfällt, bringt es dann eben ein bisschen 'Pause' und auch das macht Sinn.
Ein großartiges Buch!

Veröffentlicht am 15.11.2024

Ein kleines Dorf, zwei mächtige Brüder und eine gewaltige Geschichte

Der König
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Das kleine Dorf Os, herrlich eingebettet in die norwegische Landschaft, wird von zwei Brüdern, man kann schon sagen, regiert. Machtvoll, mit wenig Skrupel und ohne Scheu vor gewalttätigen Lösungen herrschen ...

Das kleine Dorf Os, herrlich eingebettet in die norwegische Landschaft, wird von zwei Brüdern, man kann schon sagen, regiert. Machtvoll, mit wenig Skrupel und ohne Scheu vor gewalttätigen Lösungen herrschen Carl und Roy über ihr Dorf, Carl, der im Vordergrund stehende Macher, sein Bruder Roy, der Mann, der dafür sorgt, dass störende Elemente, die ihre großen Pläne bremsen, aus dem Weg geräumt werden, konsequent und radikal. Erst einmal sieht es so aus, als ob der Bruder der Bessere, gar der Sympathischere der beiden wäre, aber das ändert sich bald. Spätestens, wenn Roy die knallharten Fakten seines Treibens vor uns Lesern ausbreitet, ist das vorbei. Aber er eröffnet, als Ich-Erzähler dieser Geschichte, auch seine innersten Gefühle, die Zerrissenheit, die Beweggründe für sein eiskaltes Handeln, die selbstgeschaffene Legitimation aufgrund der Verbundenheit mit seiner Familie und deren Schutz, den er über alles stellt.
Dieses Buch, es ist nicht einfach nur ein Kriminalroman. Es ist die psychologische Dramatik, die immer mehr in den Vordergrund tritt, verbunden auch mit einer ordentlichen Portion Gesellschaftskritik. Das bringt Düsterkeit und die menschlichen Abgründe, sie durchziehen irgendwie das ganze Dorf, denn auch die anderen Bewohner sind nicht ohne. Nur Gut oder Böse, das gibt es hier nicht. Und dies alles zieht einen sehr schnell in seinen Bann.
Ein echter Nesbø, kann man so sagen, sehr umfassend angelegt und in jeder Hinsicht heftige Kost. Und dazu richtig gut.