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Tarika

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Veröffentlicht am 25.09.2016

Konnte mich nicht mitnehmen

Das gibts in keinem Russenfilm
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Die fiktive Autobiographie „Das gibts in keinem Russenfilm“ von Thomas Brussig erzählt die Biographie des berühmten Schriftstellers Thomas Brussig. Seine Erzählung beginnt dabei bei seiner Geburt bis hin ...

Die fiktive Autobiographie „Das gibts in keinem Russenfilm“ von Thomas Brussig erzählt die Biographie des berühmten Schriftstellers Thomas Brussig. Seine Erzählung beginnt dabei bei seiner Geburt bis hin zu seiner Wehrdienstzeit und schließlich darüber hinaus bis hin zur Gegenwart, allerdings existiert die DDR in Brussigs fiktiver Version auch nach 1990. Als 1991 sein erstes Buch in der DDR erscheint, lässt er sich bei einer Lesung zu einem pathetischen Versprechen hinreißen: er wolle erst dann „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ lesen, wenn alle Bürger der DDR dies dürfen, erst dann ins Ausland reisen, wenn es allen Bürgern der DDR gestattet ist und auch erst dann ein Telefon besitzen, wenn es allen DDR-Bürgern möglich. Damit wird er berühmt, erlebt aber so einiges, denn er wird für einen Dissidenten gehalten, soll Olympiabotschafter werden und gerät in eine Stasi-Affäre…

Hinter diesem Hintergrund schreibt nun Thomas Brussig eine Autobiographie, wie sie hätte sein können. Dabei verwendet er aktuelle Zeitgeschehen, wie zum Beispiel den 11. September, und bettet seine in diesem Buch noch existierende DDR mit ein. Damit kommt es einem zumindest nicht ganz so abstrakt vor. Aber auch begegnen wir einigen Persönlichkeiten, wie Gregor Gysi als Anwalt, Udo Lindenberg, Nina Hagen, Wolfgang Schäuble und vielen mehr. Der ganzen Geschichte wird damit eine recht gute Substanz gegeben.
Brussigs Schreibstil ist gut, man kommt beim Lesen gut voran, manchmal wirkte es jedoch gekünstelt zwanghaft lustig. Dennoch: über die eine oder andere Szene musste ich auch lachen. Seine Erlebnisse, zumindest die des fiktiven Thomas Brussig, erscheinen auch nicht unglaubwürdig. Sie hätten tatsächlich so passiert sein können. Vielleicht sind sie das auch, so oder so ähnlich, und aus Erzählungen und Berichten hat sich der Autor selbst seine Geschichte zusammengesponnen. Manches vielleicht übertrieben dargestellt, aber niemals so sehr, dass man daran zweifeln könnte. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass es sich um eine fiktive Autobiographie handelt, wäre mir dies auch erst bei den Jahren nach 1989 aufgefallen, denn eins muss man Brussig lassen, seine fiktive Version ist intelligent geschrieben, sodass es hätte sein können.

So richtig packen konnte es mich am Ende nicht, war aber für zwischendurch ein netter Zeitvertreib. Allerdings denke ich, dass Leser, die solche Art von Geschichten mögen, sicher ihren Spaß haben. Meinen Humor hat es nur leider nicht getroffen.

Veröffentlicht am 24.09.2016

„Die Vergangenheit ist ein fremdes Land“ (S. 21)

Der gestohlene Sommer
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Die New Yorkerin Julia Conley erbt ungeahnt ein Haus in der Nähe von London von ihrer verstorbenen Tante. Sie ahnt nicht, was sich dort für ein Schatz versteckt. Julia, die England im Alter von sechs Jahren ...

Die New Yorkerin Julia Conley erbt ungeahnt ein Haus in der Nähe von London von ihrer verstorbenen Tante. Sie ahnt nicht, was sich dort für ein Schatz versteckt. Julia, die England im Alter von sechs Jahren verlassen hat, macht sich schließlich auf den Weg dorthin. Dort führt sie der Fund eines präraffaelitischen Gemäldes nicht nur in die Vergangenheit ihrer Urahnin Imogen, sondern sie erinnert sich auch an ihre eigene Kindheit…

Lauren Willig hat einen sehr angenehmen Schreibstil. In ihrer Geschichte entführt sie uns nach Herne Hill in der Nähe von London. Die Handlung selbst findet auf zwei Ebenen statt. Zum einen erleben wir die Geschichte von Julia, die in der Gegenwart stattfindet, aber wir erleben auch die Vergangenheit durch Imogen.
Stilistisch ist Willigs Werk top. Ich hatte jedes Mal das Gefühl, dass ich tatsächlich ins 19. Jahrhundert abtauche, wenn sich die Geschichte um Imogen drehte, aber auch wieder zurück in die Gegenwart zurückzukommen, wenn das Hauptaugenmerk der Geschichte wieder zurück zu Julia schwenkte. Die beiden Hauptcharaktere, Julia und Imogen, sind wunderbar gelungen. So lernen wir sie im Laufe des Romans immer mehr kennen, erfahren etwas über ihre Vergangenheit, ihre Ängste und über ihre Gefühle. Wir erfahren, wie sich Julia in Nick verliebt und wie sich die tragische Liebe zwischen Imogen und Gavin entwickelt.
So detailreich die beiden Protagonisten auch sind, so wurde aber teilweise mit Details an den Nebenfiguren gespart. Abgesehen von den beiden Geliebten unserer Protagonistinnen, wirken die meisten Nebenfiguren recht blass. So erscheint Imogens Ehemann Arthur ziemlich farblos im Vergleich zu den anderen Figuren und er bleibt der große Unbekannte, was meiner Meinung nach aber auch einen Aspekt ihrer Ehe widerspiegelt.
Für mich war der Ausgang der Geschichte allerdings keine Überraschung, denn für mich war es von Beginn des Buches klar, dass es auf dieses Ende hinauslaufen würde. Für mich war aber das „wie“ der Geschichte entscheidend. So fand ich es spannend zu erfahren, wie sich die Geschichte entwickelt.
Trotz allem hat die Geschichte ein offenes Ende. Mich hat das aber weniger gestört. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Es gibt aber genügend Hinweise, womit ich diese Fragen für mich beantworten konnte. Ob meine Antworten nun stimmen oder nicht, es ist meiner Fantasie überlassen und eine Aufklärung hätte die Geschichte meiner Meinung nach nur unnötig in die Länge gezogen, vermutlich auch kaputtgemacht, wenn es dann doch nicht meiner Vorstellung entsprochen hätte. So jedoch war das Ende für mich aber passend.

Im Großen und Ganzen ein gelungenes Werk, das mich fesseln konnte. Es weist sicher einige Schwächen auf, die mich aber nicht weiter störten. Wen also ein offenes Ende nicht stört und wer auch keine Probleme damit hat, den Ausgang der Geschichte zu erahnen, aber mehr an dem „wie“ interessiert ist, demjenigen kann ich diesen Roman nur empfehlen.

Veröffentlicht am 24.09.2016

Mehr Psycho als Thriller

Dark Memories - Nichts ist je vergessen
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Als die 16-jährige Jenny Kramer auf brutale Weise nach einer Party vergewaltigt wird, entscheiden sich ihre Eltern dafür, dass man ihr durch eine medikamentöse Behandlung die Erinnerung an die bestialische ...

Als die 16-jährige Jenny Kramer auf brutale Weise nach einer Party vergewaltigt wird, entscheiden sich ihre Eltern dafür, dass man ihr durch eine medikamentöse Behandlung die Erinnerung an die bestialische Tat nimmt. Die Behandlung zeigt zunächst auch Wirkung, doch da ist etwas in Jenny, die damit nicht klarkommt. Schließlich kommt sie in Therapie bei dem Psychiater Alan Forrester, der versucht Jennys Erinnerungen an diese Nacht wieder herzustellen...

Der Roman wird aus der Sicht von dem Psychiater Alan Forrester erzählt. Dabei greift er in der Geschichte im Geschehen sowohl vor als auch zurück, dennoch ist es zum größten Teil doch in chronologischer Reihenfolge. Diese Vor- und Rückgriffe empfand ich allerdings als ziemlich ungeordnet, chaotisch, als würde jemand einfach drauf los erzählen, aber vielleicht sollte der Roman auch diese Wirkung erzielen. Ansonsten ist der Schreibstil ziemlich flüssig lesbar, aber äußerst emotionslos. Es wirkt mehr wie ein nüchterner Bericht, hatte aber dennoch ihre Reize, da es durchaus interessant war, wie man die Erinnerungen eines Menschen beeinflussen und auch wiederherstellen kann.
Die Spannung allerdings blieb meiner Meinung nach ziemlich auf der Strecke, da das Buch eigentlich mehr oder weniger nur von Alans Berichterstattung lebt, die äußerst distanziert ist. Zu den Charakteren kann man zudem keine rechte Bindung aufbauen, denn auch sie sind allesamt äußerst unnahbar.
Dennoch wirkt die Geschichte gut durchdacht und das Ende ist weiterhin interessant, auch wenn die Erzählungen von Alan manchmal etwas durcheinander wirkten, so hat sich die Autorin dennoch etwas dabei gedacht.
Der Werbung des Klappentextes „Thriller des Jahres“ kann das Buch allerdings in keinster Weise gerecht werden, da es eher ein mittelmäßiger Psycho-Thriller ist.

Alles in allem handelt es sich eher um einen mittelmäßigen Roman, der allein aus dem psychologischem Aspekt seine Reize ausmacht und zu weniger Thriller aufweist. Allerdings ist der Roman nichts für empfindliche Seelen.

Veröffentlicht am 24.09.2016

Eine Liebe wie das Meer

Zeit der wilden Orchideen
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Die kleine Georgina lebt im Singapur der 1840er. Dort ist sie überwiegend sich allein überlassen, ihre Mutter früh gestorben, ihr Vater mit der Situation überfordert. Träumerisch und spielerisch schlendert ...

Die kleine Georgina lebt im Singapur der 1840er. Dort ist sie überwiegend sich allein überlassen, ihre Mutter früh gestorben, ihr Vater mit der Situation überfordert. Träumerisch und spielerisch schlendert das Mädchen mit den veilchenblauen Augen durch die Gärten des Anwesens ihres Vaters, wo sie eines Tages einen Jungen in einem versteckten Pavillon findet. Er gehört dem Volk der Orang Laut an, den Meeresmenschen und ist verletzt, hat Schiffbruch erlitten. Fortan kümmert sie sich um den Jungen, doch eines Tages ist er einfach fort. Doch das Schicksal will es, dass sich die Wege der beiden über Jahrzehnte hinweg immer wieder treffen. Doch ihre Liebe soll nicht sein, und immer wieder trennen sich ihre Wege...

Nicole C. Vosseler schafft es, wie vermutlich keine andere, den Leser in ihrer Geschichte mitzunehmen, gar zu entführen. Und ehe man sich versieht, befindet man sich in Singapur um 1840 auf einer spannenden Reise. Ihre Erzählungen sind so reich an Bildern, dass es dem Leser leicht fällt, Teil der Geschichte zu werden. In ausreichend historischem Hintergrund gebettet, nehmen ihre Geschichten Form an, und man glaubt fast, es könne sich tatsächlich so abgespielt haben.
Ein großes Lob auch an die überzeugenden Figuren, die die Autorin zum Leben erweckt hat. Georgina, die wir als träumerisches Mädchen kennenlernen, die aber auch als erwachsene Frau immer noch das Mädchen von einst in sich hat. Raharjo, der Meeresjunge, anfangs fröhlich, unbeschwert, macht wohl eine der größten charakterlichen Wandlungen im Verlauf der Geschichte durch. Auch die anderen Figuren überzeugen, auch wenn man ihre Handlungen erst im Lauf der Geschichte richtig nachvollziehen kann. Ich für meinen Teil habe die Figuren geliebt, gehasst, mit ihnen gefühlt, konnte mich für sie freuen oder auch mit ihnen trauern.

Eine wunderbare Liebesgeschichte, die es schafft, den Leser in die Löwenstadt zu entführen und auf eine wunderbare Reise mitzunehmen, die mal heiter, mal trüb oder stürmisch ist wie das Meer. Zeit der wilden Orchideen ist für mich daher eindeutig 5 Sterne wert. Und auch wenn es mein erster Roman von Nicole C. Vosseler war, so bleibt es sicher nicht der Letzte.

Veröffentlicht am 24.09.2016

Ein König und seine Ritter in unserer Zeit!

Lichtgefährten
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Als Sara mit dem geheimnisvollen König Kimaldor im Dunkeln zusammenstößt, ahnt sie nicht, wie dieses Ereignis ihr Leben ändern könnte. Die junge, arbeitslose Architektin wird von seinen Rittern kurzerhand ...

Als Sara mit dem geheimnisvollen König Kimaldor im Dunkeln zusammenstößt, ahnt sie nicht, wie dieses Ereignis ihr Leben ändern könnte. Die junge, arbeitslose Architektin wird von seinen Rittern kurzerhand auf Anweisung des Königs mit auf sein Schloss genommen. Der Heermeister Nimroel ist von diesem Befehl allerdings weniger begeistert und wirkt Sara gegenüber sogar feindselig. Zu allem Überfluss fühlt sich Sara auch noch zu dem König Kimaldor hingezogen. Das Problem dabei ist nur, dass sie verheiratet ist…

Mit ihrem Debütroman „Lichtgefährten – Zusammenkunft“ nimmt Patricia Vonier den Leser auf eine Reise an den Hof des Königs Kimaldor mit. Gleichzeitig stellt dieser Roman den ersten Band der „Lichtgefährten“-Saga dar.
Patricia Vonier hat einen sehr angenehmen und flüssig zu lesenden Schreibstil. Zudem schafft sie es, die Spannung stets aufrechtzuerhalten. Weiterhin ist positiv zu erwähnen, dass sie sich nicht den üblichen Klischees bedient. Ihre Protagonistin ist 28 Jahre und verheiratet und steht bis zum Ende zu ihrem Mann, denn er ist es, den sie liebt. Auch wenn man meint, dass es zwischen den anderen beiden wichtigen Figuren, dem König Kimaldor und dem Heerführer Nimroel, es doch in der ein oder anderen Art immer wieder „knistert“, kommt es doch nie zu so verhängnisvollen Szenen, so dass man die Liebe zu ihrem Mann in irgendeiner Art und Weise anzweifeln würde. Das was sich entwickelt, ist eine tiefe Freundschaft. Und dafür bin ich der Autorin sehr dankbar. Etwas Anderes hätte Sara auch nicht integer wirken lassen, dem Verlauf der Geschichte vermutlich auch eher geschadet als ihr ein genutzt.
Auch König Kimaldor ist ein sehr angenehmer Herrscher. Er widmet sich wohltätigen Zwecken, hegt einen freundlichen und vertrauten Umgang mit seiner Dienerschaft und geht sehr liebevoll mit seiner Tochter um. Zusammenfassend ein sehr sympathischer König, der aber trotz alledem ein wenig geheimnisumwoben wirkt. Im Gegensatz zu Heermeister Nimroel ist er Sara gegenüber auch mehr als freundlich gesinnt. Bei Nimroel dagegen hat man immer das Gefühl, dass er Sarah hasst, auch wenn sie ihm einfach keinen ersichtlichen Grund geliefert hat. Man hat den Eindruck, dass der hünenhafte Heermeister eher ein griesgrämiger Geselle ist und Sara das Leben etwas schwermacht. Und doch hört man immer wieder von der Dienerschaft des Königs, dass Nimroel eigentlich gar nicht so griesgrämig sei, und als Leserin möchte man sich fast auf die Suche nach der Ursache danach machen.

Das Erstlingswerk von Patricia Vonier hat mich von Anfang bis Ende gefesselt, was zum einen an ihrem angenehmen Schreibstil lag, ich zum anderen aber auch immer wieder wissen wollte, wie es weitergeht. Daher vergebe ich sehr gerne 5 Sterne und freue mich nun schon auf die Fortsetzung ihrer Reihe.