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Veröffentlicht am 25.09.2023

Heimliche Heldin

Wie ein Stern in mondloser Nacht
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"Wie ein Stern in mondloser Nacht", ist der neuste Roman der Autorin Marie Sand. Er erzählt in zwei Zeitebenen die fast vergessene und gleichzeitig heute immer noch so wichtige Geschichte der Entstehung ...

"Wie ein Stern in mondloser Nacht", ist der neuste Roman der Autorin Marie Sand. Er erzählt in zwei Zeitebenen die fast vergessene und gleichzeitig heute immer noch so wichtige Geschichte der Entstehung der Babyklappe. Ab den 50er Jahren begleitet der Leser die junge Hebamme Henni Bartholdy, zunächst noch als Kind beim Heranwachsen, mit hier schon großem Herzen für Verstoßene, in späteren Fall sind das die ungewollten Kinder. Wurde sie doch selbst in jungen Jahren von ihrer Mutter zurückgelassen. Bishin zu ihrem persönlichen Kampf, um bessere Verhältnisse auf Entbindungsstation. Nicht alle profitierten vom Wirtschaftswunder seiner Zeit und so schafft Henni im kagen und tristen Krankenhaus einen bunten Entbindungsraum und damit eine Zuflucht. Zudem ermöglicht sie einen für alle Beteiligte respektablen Ausweg, bei unfreiwilliger Schwangerschaft nach bspw. Misshandlungen, in Form einer Apfelsinenkiste, als lebensrettende Auffangstation unerwünschter Babys. Dies entwickelt sich später zur uns bekannten Babyklappe. Doch vor allem Hennis warme Worte schaffen erst die wohlige Atmosphäre, die viele Mütter so dringend brauchen.
In der zweiten Zeitebenen begleitet der Leser die Journalistin Liv, welche zum einen über die Entstehung der Babyklappe berichtet und zum anderen auf der Suche nach ihrer eigenen Vergangenheit ist.
Die Geschichte wird beiderseits aus dem Perspektiven der jeweiligen Protagonisten erzählt. Leider kommt mit der Teil um die Entstehung und Bedeutung der Ersten Babyklappe ein wenig zu kurz. So wird nur an einem Beispiel erzählt, wie Henni durch ihre Apfelsinenkiste einem Baby zum zweiten Mal "ins Leben" hilft, obwohl sie so viele Leben gerettet hat. Der Teil um Liv wirkt wie eine Bruch, wenngleich die Geschichten zusammen gehören. Ich hätte mir in Hennis Geschichte mehr Tiefgang und vor allem einen etwas sanfteren und warmherzigeren Schreibstil gewünscht. Dieser war mir, für ein so berührendes Thema, an manchen Ecken, zu kantig. Nichts desto trotz ein schönes und lesenswertes, historisches Werk, mit informativem Charakter und einer beeindruckenden und starken Frau im Mittelpunkt, die für ihre Werte einsteht.

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Veröffentlicht am 31.08.2023

Gefühlschaos

Die Butterbrotbriefe
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Ganz ehrlich, ich habe mich selten so schwer getan eine treffende, ehrliche und zugleich faire Rezension zu verfassen. Dieses Werk von Carsten Henn hat mich förmlich in ein Gefühlschaos katapultiert.
Es ...

Ganz ehrlich, ich habe mich selten so schwer getan eine treffende, ehrliche und zugleich faire Rezension zu verfassen. Dieses Werk von Carsten Henn hat mich förmlich in ein Gefühlschaos katapultiert.
Es ist auf einen Seite so herzzerreisend, berührend, aufrüttelnd und schon fast poetisch, und auf der anderen Seite so unglaublich klischeebehaftet, abgedroschen, unsympathisch und unrealistisch, dass ich nicht weiß wohin mit meinen Gefühlen.

Die fast 40 jährige Kati Waldstein hat ihr bisheriges Leben satt. Nach einer gescheiterten Ehe und dem Tod ihrer Mutter, die sie vielmehr aus einer Verpflichtung, ihrem verstorbenen Vaters gegenüber, nicht verlassen hat, möchte nun endlich das alte eingefahre Leben hinter sich lassen. In 37 Briefen, die sie auf Butterbrotpapier geschrieben hat, welche ihr Vater über Jahrzehnte für sie gesammelt hat, nimmt sie Abschied von all jenen, die sie sowohl positiv, als auch negativ geprägt haben. Doch dann trifft sie auf Severin, der ihr zu verstehen gibt, dass es kein Zufall ist, dass sie zusammen gefunden haben, sondern Schicksal.

Der Schreibstil von Carsten Henn ist wirklich einmalig. Einfühlsam und wirklich zum innehalten und nachdenken. Mehr als einmal musste ich in mich gehen, Tränen zurückhalten und sogar überlegen, wem ich alles ein "Lebe wohl" schreiben würde.
Dennoch bin ich mit Kati nicht ganz warm geworden und vor allem Severin ist mir (leider) völlig unsympathisch, wenn nicht sogar schon unangenehm. Vieles in ihrer Begegnung ist sehr klischeehaft und er selbst einfach aufdringlich. Die wirklich unfassbar mitreißenden Biefe und deren Bedeutung, haben mich sehr berührt und durch dieses Werk begleitet. Die Kulisse und die Protagonisten hätten definitiv mehr Tiefgang gebrauchen können. Das Buch hat eine schöne Präsenz, vor allem in seiner Haptik. Nochmal lesen würde ich es nicht, weiter zu empfehlen ist es dennoch allemal.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Gefühlvoll und poetisch

Dachs Naseweiß Phantastische Geschichten aus dem Wunderlichen Wald
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Dachs Naseweiß ist der zauberhaft- süße Hauptprotagonist der phantastischen Geschichten aus dem Wunderlichen Wald. In acht kurzen, aber unglaublich toll und sogar ein bisschen poetisch geschrieben Geschichten, ...

Dachs Naseweiß ist der zauberhaft- süße Hauptprotagonist der phantastischen Geschichten aus dem Wunderlichen Wald. In acht kurzen, aber unglaublich toll und sogar ein bisschen poetisch geschrieben Geschichten, begleiten wir Dachs Naseweiß und seine Freunde durch das Jahr und auf den unterschiedlichsten Abenteuern.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und Themen wie Mut, Hoffnung, Freundschaft, sehr einfühlsam erzählt. Es ist ein tolles Buch zum Vorlesen, zum Selbstlesen für Erstleser finde ich es mitunter nicht altersgemäß. Die Illustrationen haben mich leider etwas enttäuscht, sie wirken sehr digital gefertigt, wobei sie inhaltlich sehr gut passen und auch süß gewählt sind.
Gefühle spielen in diesem zauberhaften Kinderbuch eine zentrale Rolle. Nicht nur die Kapitel/ Geschichten tragen Titel wie "Dachs Naseweiß und das Lachen", auch werden den Protagonisten selbst Attribute wie, der ängstliche Igel, zugeschrieben. Und besonders Dachs Naseweiß begleitet von Anfang bis Ende der sehnsüchtige Wunsch, seinen verschwundenen Papa wiederzusehen, was das Buch schließlich sehr hoffnungsvoll und ebenso liebeswert enden lässt. Kurzum, eine absolute empfehlenswerte Lektüre für kleine Zuhörer.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Freundschaft

Irgendwo wartet das Leben
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dem verschlafene Vorort, Fawn Creek, passiert quasi nie Etwas. Nichts Besonderes, nichts Außergewöhnliches, nichts Anderes, einfach Nichts. Bis Orchid, die neue Schülerin, ein junges, seltsames und zugleich ...

dem verschlafene Vorort, Fawn Creek, passiert quasi nie Etwas. Nichts Besonderes, nichts Außergewöhnliches, nichts Anderes, einfach Nichts. Bis Orchid, die neue Schülerin, ein junges, seltsames und zugleich ungewöhnlich anziehendes Mädchen, auf die örtliche Middle school, kommt. Doch nicht alle sind von ihr gleich so begeistert wie Dorothy und Greyson, denn man weiß über die Neue quasi nichts. Nicht wo sie herkommt, nicht wer sie ist. Nur ihren Namen und das, was Orchid möchte, dass andere es von ihr wissen. So bleibt Vieles um dieses neue Mädchen ein Geheimnis und der Spannungsbogen ist gespannt.

Für Dorothy und Greyson, ist sie eine willkommene Abwechslung, wenn nicht sogar ein Lichtblick, denn beide sind starke Außenseiter und auch innerhalb der Familie haben sie es nicht sonderlich leicht. Da kommt die selbstbewusst und charismatische Orchid gerade recht, die mit ihrer spezifischen Art natürlich nicht nur Freunde findet.

Mit der neusten Jugendlektüre, von Autorin Erin Entrada Kelly, wird das Rad zwar nicht neu erfunden, dennoch hat sie ein Gefühl dafür, Situationen und Thematiken liebevoll und nachvollziehbar zu erzählen. Über die einzelnen Protagonisten und vor allem ihre Gefühle, Denkweise und Beweggründe, erfährt man in den einzelnen Kapitel jede Menge, was sich am Ende zu einem großen Ganzen fügt und eine, für mich, überragende Wende nimmt. Die Botschaft hinter diesem Werk, "sei wie du bist, denn so bist du richtig" und die Bedeutung von Freundschaft, sind zwei für dieses Lesealter essentielle Schwerpunkte. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und durch die Blickwinkel der einzelnen Charaktere, bekommt es einen angenehmen Tiefgang. Auf alle Fälle eine Leseerfahrung wert.

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Veröffentlicht am 09.08.2023

Berührend

Perlenbach
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Perlenbach ist der zweite Eifelroman der Autorin Anna- Maria Caspari. Er erzählt von dem Leben dreier junger Menschen, Luise, Jakob und Wilhelm, die unterschiedlicher nicht sein und aufwachen könnten. ...

Perlenbach ist der zweite Eifelroman der Autorin Anna- Maria Caspari. Er erzählt von dem Leben dreier junger Menschen, Luise, Jakob und Wilhelm, die unterschiedlicher nicht sein und aufwachen könnten. Doch neben einer engen Freundschaft verbindet die Drei der Wunsch, den Normen und Regel ihrer Zeit zu entfliehen und ein selbstbestimmtes und vor allem anderes Leben zu führen, als das, was ihre Familien und die Gesellschaft von ihnen erwarten. Die Umstände und Schwierigkeiten der unterschiedlichen Lebenswege werden sehr realistisch und nachvollziehbar dargestellt. Man gewinnt sofort einen Bezug und gerät in einen kleines Gefühlschaos. Der Roman gibt einen eindrucksvollen und zugleich unverblümten Einblick in die Gründerzeit und das Deutschland des 19. Jahrhunderts. Ich kam oft an einen Punkt, der mich erschrocken und verärgert sein ließ, aber auch wehmütig und dankbar, in der heutigen Zeit geboren und aufgewachsen zu sein. In diesem Werk begleitet man förmlich die drei Protagonisten beim Heranwachsen und durchlebt mit ihnen alle Höhen und Tiefen, geplatzten Träume, unerreichte Ziele und plötzlichen Wendungen. Der Schreibstil ist wunderbar fließend und erleichtert einem den Einstieg in die Thematik. Leider flacht der Spannungsbogen hier und da ein wenig ab und einige Erzählstränge werden zu langatmig. Nichts desto trotz ist es ein sehr empfehlenswerter Roman und eine Leseerfahrung in jedem Fall wert. Schon das Cover und dessen Haptik sind ein Vergnügen.

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