Profilbild von downey_jr

downey_jr

Lesejury Star
offline

downey_jr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit downey_jr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2024

Den Fuß in die Luft setzen ...

Und ich –
0

„Und ich-", herausgegeben von Maria-Christina Piwowarski, ist eine Anthologie mit 20 ganz unterschiedlichen Beiträgen rund um Wendepunkte und Richtungswechsel, Veränderungen und Neubeginn im Leben der ...

„Und ich-", herausgegeben von Maria-Christina Piwowarski, ist eine Anthologie mit 20 ganz unterschiedlichen Beiträgen rund um Wendepunkte und Richtungswechsel, Veränderungen und Neubeginn im Leben der Autorinnen.
Bis auf 3 Beiträge, die mich persönlich nicht angesprochen haben, fand ich alle Essays auf ihre Art sehr bereichernd. Ganz besonders bewegt haben mich die Texte von Zsuzsa Bank, Darin Kinga Mahrwski, Rasha Khayat, Claudia Hamm und Jarka Kubsova. Auch die Beiträge von Mareike Fallwickl, Marica Bodrožić, Stefanie Jaksch, Clara Schaksmeier, Isabel Bogdan, Christine Koschmieder, Slata Roschal, Gabriele von Arnim und Maria-Christina Piwowarski fand ich großartig!
"Und ich -" ist eine gleichermaßen herausfordernden als auch herausragende Sammlung von Texten, die zum Nachdenken anregen. Sehr zu empfehlen!

"Wer einmal übersetzt, kehrt nicht mehr als derselbe zurück. Eine Grenzüberschreitung ist ein Riss, ein Schmerz , eine Auflösung, aber auch eine Loslösung von einengenden Bindungen und blinden Selbstgewissheiten. Der homo viator hat sich aufgemacht. Ich habe mich für meine ostdeutsche Herkunft nie auch nur im Geringsten geschämt. Ich habe es immer als Privileg betrachtet, verschiedene Ordnungen verglichen zu können und keine als naturgegeben anzusehen, und ich habe beide immer überallhin mitgenommen."
(aus "Rübermachen" von Claudia Hamm)

"Wir sind andere Menschen jetzt, wir alle. Haben andere Wege gewählt, andere Leben. Und wir wissen ja - man kann nicht gleichzeitig nach vorne gehen, nach hinten schauen, dabei am selben Ort bleiben. So geht es einfach nicht. Wir müssen loslassen, was uns zurückhält."
(aus "An die Abwesenden" von Rasha Khayat)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.10.2024

Ein etwas anderer Jugendroman mit leisen Tönen

Pferd, Pferd, Tiger, Tiger
0

Der Jugendroman "Pferd, Pferd, Tiger, Tiger" von Mette Eike Neerlin ist ein Buch der leisen Töne.
Die 15-Jährige Honey hat eine sehr ungewöhnliche Familie und auch Ihr tägliches Leben fällt eher aus dem ...

Der Jugendroman "Pferd, Pferd, Tiger, Tiger" von Mette Eike Neerlin ist ein Buch der leisen Töne.
Die 15-Jährige Honey hat eine sehr ungewöhnliche Familie und auch Ihr tägliches Leben fällt eher aus dem Rahmen. Deshalb versucht sie, nicht noch zusätzlich aufzufallen, was aber irgendwie immer zu zahlreichen Missverständnissen und unerwarteten Situationen führt.
Das Buch hat eine gute Mischung aus lustig und traurig, so wie das wahre Leben eben oft auch ist.
Ich mochte den Schreibstil der Autorin sehr, das Buch ist auch als Erwachsene gut zu lesen und meiner Meinung nach für Kinder ab ca. 12/13 Jahren schon geeignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.10.2024

… aus den Niederungen seines Schwarzseins erheben

Sehr blaue Augen
0

Das Cover von „Sehr blaue Augen“ ist sehr eindrucksvoll und hat mich sofort angesprochen. Es ist nicht mein erstes Buch von Toni Morrison, aber ihr erstes Buch.
Die Geschichte der Mädchen Pecola, Claudia ...

Das Cover von „Sehr blaue Augen“ ist sehr eindrucksvoll und hat mich sofort angesprochen. Es ist nicht mein erstes Buch von Toni Morrison, aber ihr erstes Buch.
Die Geschichte der Mädchen Pecola, Claudia und Frieda spielt in den 40er Jahren. Ihre Leben sind stark geprägt von Rassismus und Klassismus. Es ist eine tragische und schwer erträgliche Geschichte über Zurückweisungen und sexuellen Missbrauch. Gleichzeitig sehr ergreifend und gut geschrieben. Die Perspektivwechsel sind sehr gelungen. Das Buch gibt einem noch sehr lange zu denken.

"Wut erwacht, regt sich in ihr; sie öffnet ihr Maul und leckt, wie ein kleiner Hund, mit heißer Zunge die Reste ihrer Scham weg.
Wut ist besser. Wut birgt ein Gefühl von Sein. Eine Wirklichkeit und eine Gegenwart. Ein Bewusstsein von Wert. Ein wunderbares Wogen."

"Von all den Wünschen, mit denen die Leute zu ihm kamen - Geld, Liebe Rache -, schien in dieser der ergreifendste, der ist am meisten verdiente, erfüllt zu werden. Ein kleines Schwarzes Mädchen, das sich aus den Niederungen seines Schwarzseins erheben und die Welt mit blauen Augen sehen wollte."

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.10.2024

Die Welt von Willow Chance

Glück ist eine Gleichung mit 7
0

Der Jugendroman "Glück ist eine Gleichung mit 7" von Holly Goldberg Sloan erzählt die Geschichte der zwölfjährigen Willow Chance die auf tragische Weise ihre Adoptiveltern verliert. Das hochbegabte Mädchen ...

Der Jugendroman "Glück ist eine Gleichung mit 7" von Holly Goldberg Sloan erzählt die Geschichte der zwölfjährigen Willow Chance die auf tragische Weise ihre Adoptiveltern verliert. Das hochbegabte Mädchen bekommt einen etwas speziellen Sozialarbeiter gestellt und findet neue Freunde. Ihr Leben ändert sich von Grund auf.
Ich liebte schon den Roman "Short" von Holly Goldberg Sloan und auch dieser Roman hat mich sehr begeistert. Ein ganz einzigartiger und wunderbarer Schreibstil, die Charaktere herrlich speziell und dabei doch sehr authentisch beschrieben.
Der Roman ist meiner Meinung nach für Kinder ab ca. 12 Jahren, aber auch für Erwachsene gut zu lesen. Eine richtige Perle unter den Jugendbüchern, herzerwärmend und voller Lichtblicke!

"Denn meiner Meinung nach ist es keine sonderlich gute Idee, Menschen festzulegen. Wir sind alle bunt gemixte genetische Eintöpfe. Jeder Mensch besteht aus jeder Menge Zutaten, die ihn zu etwas machen, was einzigartig ist."

"Ich werde bereit sein. Ich bin mir nicht ganz sicher, wofür. Aber vielleicht ist es ja genau das, was bereit bedeutet."

"Ich stelle fest, dass ich mir Sorgen um sie alle mache. Das ist besser, als mir Sorgen um mich selbst zu machen. Das ist eines der Geheimnis der letzten Monate. Wenn du dich um andere kümmerst, nimmst du das Scheinwerferlicht von deinem eigenen Leid."

"Wenn ich in den vergangenen Monaten eines gelernt habe, dann dass man zwar Begriffe erfinden kann, um Pflanzen und Tiere zu kategorisieren, dass ich aber einzelne Menschen nicht in Schubladen stecken lassen. So funktioniert das einfach nicht."

"Ich habe mein eigenes Ordnungssystem. Glück ist eine Gleichung mit 7. Ich glaube, dass es in jedem Lebensabschnitt 7 Menschen in deiner Welt gibt, die zählen. Das sind Leute, die du in dir trägst. Das sind Leute, die täglich dein Leben verändern."


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.10.2024

Körper, Ängste, Kälte und Freundschaft

9 Grad
0

"9 Grad" von Elli Kolb erzählt die Geschichte von Josie, Rena, Anton und Lee.
Josie hat Probleme mit ihrem Körper, ihre beste Freundin Rena ist plötzlich krank. Dazu stößt Lee, den Josie über Tinder kennengelernt ...

"9 Grad" von Elli Kolb erzählt die Geschichte von Josie, Rena, Anton und Lee.
Josie hat Probleme mit ihrem Körper, ihre beste Freundin Rena ist plötzlich krank. Dazu stößt Lee, den Josie über Tinder kennengelernt hat, doch die junge Liebe wird belastet von Lees Depressionen.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Josie erzählt. Der Schreibstil an sich ist recht angenehm und gut zu lesen, mir fehlte aber irgendwie etwas mehr Tiefe. Die Protagonisten blieben mir auf unerklärliche Weise leider irgendwie immer etwas fern.
Das Buch war ganz nett, konnte mich aber leider trotz der an sich sehr interessanten Thematik nicht komplett überzeugen. Es war mir auch etwas zu klischeehaft (schwuler bester Freund, Essstörungen, Tinder-Dates, Depressionen, ...); aber alle Themen wurden nur oberflächlich umgesetzt, nichts wurde ausreichend vertieft.

Ein paar gute Ansätze gab es aber:

"... und las nebenbei ein Buch, von dem ich wusste, dass ich selbst in irgendeiner Form darin vorkam. Ich hatte immer das Gefühl, mich selbst irgendwo suchen zu müssen, als wäre ich nicht genug präsent, um von mir oder anderen bemerkt zu werden."

"Wir müssten jederzeit leistungsfähig sein, das sei das eine Problem, aber wenn man einmal nicht leistungsfähig sei, dann bitte wegen etwas Geschlechtsneutralem wie Kopfschmerzen. Seine Periode zu haben, durfte dagegen nur in einem absolut vertraulichen Kontext geäußert werden, als sei es ein Verbrechen, dass man Schmerzen hatte, die man kaum beeinflussen konnte und für die der einen Hälfte der Menschheit die praktische Erfahrung fehlte, um sie richtig einordnen zu können."

" Plötzlich verstand ich, was Rena damit gemeint hatte, dass ich mir meinen Körper zurückholen musste. Ich musste ihn wieder zu etwas machen, was nur mir gehörte - nicht den Blicken anderer, nicht wie, nicht dem Schmerz, der allein daraus entstand, sich getrennt von der Welt zu fühlen weil man das einzige, was man sagen wollte, nicht sagen konnte.
...
Was wollte ich sagen, auch wenn niemand zuhörte und vor allem dann? Wie war es, wenn man sich selbst endlich nicht mehr als Foto in den Augen der anderen sah, sondern als etwas, dass das Gegenteil eines Produkts war: ein Lebewesen, dessen innere Welt mehr zählte als alles andere?"

"Und in diesem Moment wurde es mir schlagartig klar: es war nicht mein Fehler, wenn ich mich dafür verurteilte, wie ich aussah. Ich war Teil eines Systems, vor dessen blicken ich mich kaum schützen konnte, weshalb ich darauf reagieren musste."

Für mich bleibt ein Buch, das zwar ganz nett zu lesen war, aber trotz guter Ansätze leider keinen wirklich bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere