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Veröffentlicht am 07.07.2024

Ist wirklich alles echt, was glänzt ?

Mafalda Cinquetti und das faule Ei
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Murano ist seit jeher Inbegriff für prachtvolle Glaskunst, aber das, was jetzt in den Läden zu finden ist, ist nicht einmal einen Cent wert. Mafalda Cinquetti kann nur mit dem Kopf schütteln und fragt ...

Murano ist seit jeher Inbegriff für prachtvolle Glaskunst, aber das, was jetzt in den Läden zu finden ist, ist nicht einmal einen Cent wert. Mafalda Cinquetti kann nur mit dem Kopf schütteln und fragt sich, wer dieses Billigramsch mit vollen Händen auf der Insel verteilt. Es scheint, als würde der Ausverkauf der Insel im wahrsten Sinne des Wortes mit großen Schritten vorangehen, denn die Immobilien werden plötzlich reihenweise aufgekauft und die Mieter:innen auf die Straße gesetzt. Wer hat ein Interesse daran, sich möglichst schnell alles unter die Nägel zu reißen und das ohne Rücksicht auf Verluste ? Mafaldas Spürsinn ist geweckt und sie stößt auf ein Geheimnis....


Bastian Richter lädt zu einem vergnüglichen und spannenden Ausflug nach Murano ein und lässt mit dem Trio Infernale, bestehen aus Mafalda und ihren beiden Freundinnen, kurzweilige Unterhaltung in der Sparte Cosy-Crime in die heimischen vier Wände einziehen.. Es gibt den ein oder anderen verbalen Seitenhieb, der auch schon mal für leichtes Schmunzeln verantwortlich ist, doch im Großen und Ganzen geht es im Roman um ernste Themen.

Venedig und seine Inseln werden immer mehr ausgeschlachtet und zu Ramschobjekten, da möglichst Jede/r etwas vom Kuchen des Tourismusmagneten abbekommen will. Immobilienknappheit, bezahlbarer Wohnraum für die Einheimischen und das Verhökern von billigen und industriell hergestellten Glasobjekten an die Besucher:innen werden vom Autor als Grundgerüst für die Krimihandlung genommen, um daraus einen abwechslungsreichen Verlauf zu kreieren.

Mafalda ist dem einen oder der anderen ein Dorn im Auge, legt sie doch den Finger in die Wunden und bohrt so lange nach, bis sie auf den Grund des Problems gestoßen ist. Ihre Hartnäckigkeit lässt sogar Enkel Pietro manchmal mit den Augen rollen, aber die Polizistenwitwe hat das Herz auf dem richtige Fleck und möchte nicht einfach so hinnehmen, dass ihre geliebte Heimat irgendwelche raffgierigen Investor:innen zum Fraß vorgeworfen wird.

Ihre Einfälle und Ermittlungsmethoden sind unkonventionell und mit einem gewissen Schalk im Nacken versehen, nicht immer geradlinig aber doch immer zielführend. Großes Blutvergießen oder nervenaufreibende Momente sind hier nicht zu finden, doch das tut der Handlung keinen Abbruch. Im Gegenteil, denn Richter beweist mit seiner coolen Hobby-Ermittlerin, dass Alter noch lange kein Grund ist, sich selbst aufs Abstellgleis zu schieben, sondern immer neugierig und mit Tatendrang am Ball zu bleiben.

Eine gelungene Mischung aus Miss Marple, Sightseeing und Hintergrundinformationen und daher absolut lesenswert !

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Veröffentlicht am 06.07.2024

Komm ein bisschen mit nach Italien (Caterina Valente)

KUNTH Unterwegs an den Oberitalienischen Seen
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Wenn es Buch gibt, das regelrecht Heißhunger auf Italien macht, dann ist es "Unterwegs an den Oberitalienischen Seen" von Rita Henss ! Das Reisebuch ist von der ersten bis zur letzten Seite eine einzige ...

Wenn es Buch gibt, das regelrecht Heißhunger auf Italien macht, dann ist es "Unterwegs an den Oberitalienischen Seen" von Rita Henss ! Das Reisebuch ist von der ersten bis zur letzten Seite eine einzige Liebeserklärung an die großen und kleinen Gewässer, die sich im Norden Italiens wie kleine Juwelen auf der Landkarte finden lassen.

Das Zusammenspiel von Bergen und Wasser, verträumten Städtchen, fröhlich bunten Hausfassaden, antiken Prachtbauten und mediterranem Flair ist unschlagbar, wenn es darum geht, den Urlaub zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen. Die wundervollen Fotos laden zum Bummeln und Flanieren ein, um die Sehnsuchtsorte mit ihren schönsten Seiten zu erkunden.

Romantiker:innen kommen ebenso auf ihre Kosten wie Aktivurlauber:innen, Genießer:innen und Nostalgiker:innen finden ebenfalls ihr kleines großes Glück und können sich einfach nicht entscheiden, ob der nächste Trip lieber an den Lago Maggiore, den Lago di Tenno oder doch an den Lago di Garda führt. Es sind einfach viel zu wenig Urlaubstage im Jahr vorhanden, um die eigenen kleinen Welten rund um die Seen mit ihrem ganz besonderen Zauber kennenzulernen und sich Herz über Kopf in sie zu verlieben.

Der Glanz der nostalgischen Riva-Boote, die prachtvolle Eleganz der alten Villen am Comer See, mystische Sfi-Fi-Kulisse mit Erdpyramiden in Zone und Wanderungen zwischen schroffen Felsen und türkisfarbenem Wasser - der Norden von Italien ist zweifellos das letzte Paradies auf Erden, das charmante italienische Beschaulichkeit mit dem Dolce Vita vereint.

Sehnsucht kennt keine Saison und so ist dieses Reisebuch mehr als nur ein Appetithäppchen - berauschend schön, einzigartig und mit Ohrwurmgarantie, denn beim Durchblättern verbinden sich die informativen Begleittexte und die Aufnahmen mit diversen Songs von italienischen Interpreten: Ti sento, Azzurro, L'italiano, Gloria, I maschi, Via con me...

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Veröffentlicht am 06.07.2024

Auf ins Abenteuer

52 kleine & große Eskapaden in der Region Rhein-Main
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Viele kennen das Rhein-Main-Gebiet nur vom Hörensagen: Stau auf der A 5, Wasserstandsmeldungen für den Rhein, Schiersteiner Brücke, EZB und Standort für Industrie, Wirtschaftsunternehmen und Banken. Dass ...

Viele kennen das Rhein-Main-Gebiet nur vom Hörensagen: Stau auf der A 5, Wasserstandsmeldungen für den Rhein, Schiersteiner Brücke, EZB und Standort für Industrie, Wirtschaftsunternehmen und Banken. Dass diese Region auch ganz viel zu den Themen Urlaub, Ausflüge und Mikroabenteuer zu bieten hat, zeigt Sarah Waltinger in ihren "52 kleinen & großen Eskapaden".

Eine wundervolle Sammlung an Tipps für die (R)Auszeit vom Alltag, die Lust aufs Erkunden, Entdecken und Erleben macht. Einfach mal für wenige Stunden den Kopf frei bekommen, Abschalten und etwas Neues sehen, die Welt vor der Haustür im wahrsten Sinne des Wortes erfahren oder einfach nur, um neue Erinnerungen zu schaffen, die im Herzen bleiben.

Auf den Spuren von Sean Connery in der Filmkulisse von "der Name der Rose" - im Kloster Eberbach wird es möglich. Ein Perspektivenwechsel erfolgt auf der Lahn, denn beim Paddeln mit dem Kanu wird es idyllisch. Oder darf es lieber etwas weiter nach oben gehen ? Eine außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit wartet im Binger Wald, denn das Schlafen in Baumzelten ist ein echtes Abenteuer. Steineklettern im Felsenmeer, Mammutbäume im Taunus, Sundowner im Mainzer Sand, Spukschloss im Spessart, Barfuß bis zum Gradierwerk oder Gruseln auf Burg Frankenstein - wer hätte gedacht, dass zwischen Rhein und Main so viele Möglichkeiten darauf warten, um unsere Wochenenden unvergesslich werden zu lassen.

Ein bisschen ist es wie bei Alice im Wunderland, die durch den Kaninchenbau schlüpft. Einmal die Buchdeckel aufgeschlagen, flattern fantastische und unwiderstehliche Ausflugstipps in die heimischen vier Wände, machen neugierig und schüren die Lust, einfach mal wieder etwas zu unternehmen. Also, ab nach draußen und rein ins Abenteuer Rhein-Main-Gebiet.

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Veröffentlicht am 03.07.2024

Es gibt ein Bleiben im Gehen, Gewinnen im Verlieren, im Ende einen Neuanfang

Maddalena geht
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Maddalena begleitet immer wieder aufs Neue das Wunder des Lebens, denn als Hebamme hilft sie in den streng gläubigen Bauernfamilien, den Nachwuchs auf die Welt zu bringen. Doch nicht immer ist sie in den ...

Maddalena begleitet immer wieder aufs Neue das Wunder des Lebens, denn als Hebamme hilft sie in den streng gläubigen Bauernfamilien, den Nachwuchs auf die Welt zu bringen. Doch nicht immer ist sie in den kinderreichen und von Armut betroffenen Familien willkommen und so beschließt sie eines Tages, den ihr vorgezeichneten Weg und ihre Heimat zu verlassen. Aber ist dieses Weggehen auch wirklich ein Ankommen bei sich selbst ? Läuft Maddalena vor Problemen fort, die sie besser erst gelöst hätte ?

Margit Weiß öffnet für ihre Leser;innen das Familienalbum und zugleich das Geschichtsbuch und lässt sie eine sehr emotionale, beeindruckende und aufwühlende Zeitreise erleben. Die Lebensgeschichte der Hebamme Maddalena Decassian erzählt von der Gebärkultur anno 1900 in den ladinischen Bergtälern und zeichnet ein sehr authentisches Sittengemälde. Gottesfürchtigkeit, körperliche Züchtigungen, Armut und der immerwährende Versuch der Hebamme, den Schwangeren zumindest ein bisschen Menschlichkeit, Wärme und das Recht auf eine selbstbestimmte Entbindung in angenehmer Atmosphäre zu verschaffen, sind auf jeder Seite präsent und es fällt den Leser;innen nicht immer leicht, sich in die ärmlichen Verhältnisse hineinzudenken, gerade weil wir heute in einer Überflussgesellschaft leben, in der der technische Fortschritt sich täglich weiterentwickelt und Selbstbestimmung und Gleichberechtigung aktiv gelebt werden und keine leeren Worthülsen sind.

Die Figuren sind sehr akkurat ausgearbeitet, überzeugen durch Willenskraft und Stärke, andere wiederum leben das Patriachat und verkörpern so das vorherrschende Bild der damaligen Zeit. Es gibt Momente zum Schmunzeln, wenn über Empfängnisverhütung gesprochen wird und die Verhüterli aus tierischen Innereien für Gekicher und rote Wangen bei den Bäuerinnen sorgen. Auch Augenblicke der Wut und Zornesröte gehören bei Lesen dazu, wenn Unrecht geschieht, das die Würde und Grundrechte der Betroffenen verletzt.

Der Roman ist aufwühlend, an vielen Stellen liebevoll und mit jeder Menge Emotionen gespickt, verlangt den Leser:innen einiges ab und zeigt einen sehr realistischen Blick auf die finanziellen, räumlichen und bildungstechnischen Gegebenheiten in Buchenstein. Auch erfordert es beim Lesen viel Aufmerksamkeit, denn die wörtliche Rede ist leider aufgrund fehlender Satzzeichen nicht immer auf den ersten Blick zu erfassen.

Ein Buch, das die Lebensgeschichte einer Frau erzählt, die mutig genug ist, die Segel neu zu setzen, sich selbst und andere zu hinterfragen und dabei die Bedürfnisse von Schwangeren und Gebärenden nicht aus dem Auge verliert - 4,5 Sternchen

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Manchmal sagen Bilder mehr als tausend Worte

Der Baum und der Fluss
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Aaron Becker besitzt die Gabe, mit Zeichenstift und Farbe eindrucksvolle Bilder entstehen zu lassen, die mehr Aussagekraft besitzen, als es Worte jemals könnten. In "Der Baum und der Fluss" gelingt es ...

Aaron Becker besitzt die Gabe, mit Zeichenstift und Farbe eindrucksvolle Bilder entstehen zu lassen, die mehr Aussagekraft besitzen, als es Worte jemals könnten. In "Der Baum und der Fluss" gelingt es ihm nonverbal Emotionen zu wecken, die zum Nachdenken und Umdenken anregen.

Seine Bilder sind kraftvoll gezeichnet, erzählen von den starken Wurzeln einer Eiche, die im Verlauf der Jahre viel gesehen und erlebt hat. Fest verwurzelt in der Erde an der Flußbiegung wächst sie zunächst als junger Baum in einer landschaftlichen Idylle heran, in der es Frieden und ein achtsames Miteinander von Mensch und Umwelt gibt.

Je mehr Jahre ins Land ziehen, desto kräftiger wird der Baum und schlägt seine Wurzeln fest ins Erdreich. Der Fortschritt hält Einzug, das Leben am Fluss verändert sich und auch die unmittelbare Umgebung ist davon betroffen. Aus der dünn besiedelten Gegen wächst nach und nach ein Dorf, das sich zur Stadt entwickelt. Kultur und Tradition im Wandel der Zeit, Handwerk weicht dem technischen Fortschritt. - alles aus den Zeichnungen abzulesen. Immer wie ein Ruhepol mittendrin die Eiche, die scheinbar unerschöpfliche Lebensenergien hat und selbst Stürmen, Kriegen, Zerstörungen und Überschwemmungen trotzt.

Und dann löst sich eine Eichel, wird vom Fluss weitergetragen und keimt als Setzling an einer neuen Flussbiegung, um dort als Hoffnungsschimmer für eine bessere Zukunft ihre Äste in den Himmel zu strecken.

Das Bilderbuch ist wie ein Spiegel unserer Zeit, zeigt uns ganz ohne Worte die Verfehlungen auf, die wir an der Umwelt begehen und weckt zugleich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Eine gewisse Symbolik ist dem Buch inne, denn mit der Prägung der 50-Pfennig-Münze in den 1950er Jahren erinnert auch hier die Eiche als Zeichen für Beständigkeit, Wiederaufbau und Neuanfang an die Hoffnung, dass in Zukunft wieder eine gesunde Umwelt für unsere Kinder wachsen und gedeihen soll.

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