Profilbild von marcello

marcello

Lesejury Star
offline

marcello ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit marcello über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2024

Relevant wie gewohnt

Dreams of Sapphire Seas
0

Ich wiederhole mich in Bezug auf Anabelle Stehl inzwischen ein wenig, so zumindest mein Gefühl. Aber ich empfinde sie als Autorin, die ich für wichtige Themen so extrem zu schätzen weiß, dass ich ihr wahrscheinlich ...

Ich wiederhole mich in Bezug auf Anabelle Stehl inzwischen ein wenig, so zumindest mein Gefühl. Aber ich empfinde sie als Autorin, die ich für wichtige Themen so extrem zu schätzen weiß, dass ich ihr wahrscheinlich alles anvertrauen würde und wüsste, sie geht damit sensibel um und macht etwas daraus, dass den Menschen auf Dauer helfen wird. Ihre Liebesgeschichten sind dagegen eher austauschbar. Ich sehe die Protagonisten jeweils lieber individuell wachsen als dass ich wirklich gemeinsam für sie mitfiebere und „Dreams of Sapphire Seas“ und damit der zweite Teil der Irland-Reihe passt wieder ideal auf diese Beschreibung.

Ich habe mich über die Rückkehr nach Irland sehr gefreut. Auch wenn Band 1, was sich mehr mit dem irischen Erbe und der Sprache beschäftigt hat, mir noch mehr gelegen hat, aber auch diesmal kam viel von Irland rüber, diesmal war es mehr das städtische Umfeld und an der Wohnungsnot wurde ein sehr akutes Thema des Landes aufgegriffen. Aber die Liebe für das Land und die Leute kam wieder sehr schön rüber. Ich fand auch die generelle Themenwahl, die speziell an der Situation von Obdachlosen beleuchtet wurde, sehr clever. Denn durch Social Media sind wir gefühlt noch viel mehr in das gesellschaftspolitische Leben eingebunden und es gibt viele Fake News, es gibt Verschwörungstheorien mit leidenschaftlichen Anhängern und so gruselig diese Aspekte sind, so sehr ist es gleichzeitig doch auch positiv, dass wir alle mehr geschult werden, uns zu positionieren, uns zu engagieren und uns einfach Gedanken zu machen, warum es uns alle angeht. An Serena wurde diese Problematik sehr schön dargestellt. Denn ich habe gut verstanden, warum sie sich in die Situation der Obdachlosen so hineingedacht hat und auch für sie kämpfen wollte. Da war die Politik als Gegner schnell ausgemacht. Doch das ist auch zu einfach, weil eben nicht alles so schwarz-weiß ist, wie es oft ankommt.

Deswegen habe ich mich an Serena als Figur auch etwas abgearbeitet. Ich fand sie grundsätzlich sehr sympathisch und mit ihrer empathischen Art, sich schnell schuldig zu fühlen, obwohl es keinen Sinn ergibt, konnte ich mich sehr gut identifizieren. Aber spätestens im letzten Drittel war es leider etwas in eine Richtung, wo sie sich extrem verlaufen hat. Wie sie speziell den Bürgermeister als Feindbild auserkoren hat, das war etwas erschreckend, zumal sie dadurch auch Seiten entwickelt hat, wo sie sehr verurteilend agiert hat. Aedan dagegen war ein wirklich durch die Bank sympathischer Protagonist. Auch wenn sein Schweigen natürlich nicht ideal war, aber ich habe seine Fehler in diesem Buch wesentlich besser passend zum Charakter empfunden, auch weil es gezeigt hat, wie wichtig Serena ihm früh schon war. Er war im Grunde auch genau die Balance zwischen Hinterfragen, Kritisieren und Unterstützen, die ich wichtig finde und das fand ich dann als Ausgleich zu Serena gut platziert.

Und auch wenn ich anfangs was zu Liebespaaren sagte, die für mich nicht der Hauptgrund sind, um Stehls Bücher zu lesen, so finde ich hier aber dennoch, dass Serena und Aedan für mich eines der Paare waren, wo es mir leichter fiel, die Gefühle nachzuempfinden, auch wenn wie gesagt Aedan da einen größeren Anteil hat. Aber man hat die Gefühle stets gemerkt, wie sie das in ihren Entscheidungen angetrieben hat und wie es ihnen ging, als so viel zwischen ihnen stand. In dem Sinne habe ich dem Paar am Ende sein Glück sehr gegönnt. Aber dennoch war das Soziale für mich der stärkere Part, dazu der vorsichtige Einblick in die Politik. Man muss der Politik gegenüber skeptisch sein, weil es im Hintergrund so viel Lobby gibt, aber man muss auch darauf vertrauen, dass es ohne gar nicht weitergeht. Da hat das Buch wirklich hervorragende Arbeit geleistet, das zu illustrieren. Deswegen bin ich auch sehr gespannt, was Anabelle Stehl danach jetzt Neues auf die Beine stellen wird.

Fazit: „Dreams of Sapphire Seas“ ist für mich schon wieder ein sehr typisches Buch von Anabelle Stehl. Gesellschaftlich sehr relevant und wichtig und damit vor allem im New Adult-Bereich herausstechend. Dazu gibt es hier eine der stärkeren Liebesgeschichten, wenn ich mich an Serena auch ein wenig abarbeiten musste. Aber auch wieder ein toller Einbezug von Irland.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.04.2024

Guter Mix aus Themen und Intensität

Infinity Falling - Change My Mind
0

Sarah Sprinz ist eine Autorin, die ein gutes Gespür für Trends hat. Ihre erste Reihe war eine typische College-Reihe, die zweite spielte an einem Internat, was sich auch als sehr beliebt erwiesen hat und ...

Sarah Sprinz ist eine Autorin, die ein gutes Gespür für Trends hat. Ihre erste Reihe war eine typische College-Reihe, die zweite spielte an einem Internat, was sich auch als sehr beliebt erwiesen hat und nun taucht sie in die Welt von Film und Fernsehen ein mit der „Infinity Falling“-Reihe. Diese ist quasi für mich eine zweite Heimat, weil ich Fernsehserien sehr liebe und mich auch hinter den Kulissen mit den Geschichten auseinandersetze. Daher fand ich schon im ersten Band, dass Sprinz rund um Aven und Hayes eine Geschichte gestrickt hat, die sehr authentisch wirkte, vor allem auch im Hinblick auf das Argument, dass diese Welt nicht nur rosarote Seiten hat.

Schon im ersten Band war auffällig, dass Sprinz die Reihe auch nimmt, um sich Themen anzunehmen, die wir oft aus der Sicht von Frauen erzählt bekommen. Aber nicht, weil die Autoren lazy wären, sondern weil es oft auch um statistische Werte geht. Das war die Essstörung im ersten Band, hier ist es der Missbrauch, der aus der Sicht des Mannes näher ergründet wird. Ich vermute fast, dass es auch in Band 3 noch fortgesetzt wird und finde die Idee wirklich weiter löblich, auch weil ich ähnlich wie bei der Geschichte von Hayes auch bei Ruben hier den Eindruck hatte, dass die Geschichte gut durchdacht ist. Ruben mag schon in keiner Akutphase mehr gewesen sein, aber man erlebt in der Therapie und einige Muster kommen durchaus immer wieder hoch. Mentale Gesundheit geht definitiv auch die Männer an und deswegen hatte ich den Eindruck, dass Ruben da die richtige Einstellung hat und dementsprechend kam es auch rüber. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich im Vorfeld dachte, dass Holly mir von der Persönlichkeit her aus dem Duo besser gefallen würde, weil ihre Beziehung zu Aven intensiver dargestellt worden ist und ich schon ein besseres Gefühl für sie hatte. Aber im Leseprozess von Band 2 hat sich das doch sehr gewandelt, denn Ruben hatte mich schnell am Haken, auch weil seine Geschichte nicht künstlich im Dunklen gelassen wurde, sondern es war schnell erkennbar, was los ist und ich habe ihn sofort ganz anders wahrgenommen und er hatte schnell mein Herz.

Holly dagegen war eine Nummer für sich. Ich muss generell sagen, dass immer dieses Hin- und Hergereise und immer erreichbar sein, selbst bei mir als Leserin eine gewisse Portion von innerer Unruhe erzeugt hat. Aber Hollys Art, die auch mit Kontrolle und extremer Verantwortlichkeit gepaart wurde, hat dem Ganzen noch einmal etwas aufgesetzt. Denn Ruben kam für mich so nicht rüber, er war deutlich entspannter und auch generell empathischer, auch wenn der Ruf genau andersherum war. Ich mochte die Geschichte der beiden, das soll nun nicht falsch rüberkommen, aber ich war doch überrascht, wie genervt ich manches Mal von Holly war, auch wenn sie in sich eine nachvollziehbare Figur ist. Durch Avens Perspektive wirkte sie viel erwachsener und kontrollierter, aber in ihrem Kopf wurde deutlich, wie sehr das alles eigentlich eine Fassade ist. Aber das Miteinander der beiden war dennoch angemessen und mitreißend gestaltet. Die Chemie ist rübergekommen, auch wenn sie sich anfangs mehr gefetzt haben, aber es wurde auch schnell deutlich, dass Holly das die allermeiste Zeit aufrechterhalten hat. Aber auch sie ist nicht einfach nur eine Frauenfigur, sondern an ihr wird auch gezeigt, wie schwer es Frauen in der Industrie haben können. Das hat sicherlich auch zu ihrer Wirkung beigetragen, weil sie auch immer geahnt hat, was die Beziehung zu Ruben für sie abseits des Emotionalen haben könnte.

Die beiden Figuren haben viele schöne, kleine Momente geschenkt bekommen und ich fand auch, dass es am Miteinander wirklich schön gezeigt wurde, wie eine gesunde Beziehung aussieht. Denn auch wenn zwischen ihnen stellenweise so viel stand, aber wenn sie sich aufeinander eingelassen haben, sie haben einander immer entspannt und sie konnten mehr einander selbst sein. Das hat mir als Gefühl sehr gut verstanden. Rubens Geschichte fühlt sich am Ende runder an als die von Holly, aber ich könnte mir vorstellen, dass die bislang vier Charaktere im Fokus auch im dritten und finalen Band noch ihre Wirkung haben werden. Die Geschichte von Hayes beispielsweise ging hier nahtlos weiter, was ich auch noch unbedingt lobend erwähnen will, weil es zeigt, dass er nicht einfach wundergeheilt wurde. Mentale Gesundheit ist kein An- und Ausknipsen und authentischer kann man es nicht aufzeigen.

Fazit: Auch Band 2 aus der „Infinity Falling“-Reihe nach Sarah Sprinz hat mich insgesamt überzeugen können. Die Reihe hat es sich offenbar auf die Fahne geschrieben, sensible Themen mal aus der Männerperspektive zu erzählen. Das klappt für Ruben super, hatte aber ein wenig zur Folge, dass Holly im Gegensatz zu ihm nicht so gut wegkam, deswegen reicht es für mich nicht zur absoluten Begeisterung. Aber insgesamt eine wieder toll ausgearbeitete Geschichte mit vielen Highlights.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.03.2024

Mitreißende Liebesgeschichte mit anstrengenden Missverständnissen

Yours Truly
0

Von Abby Jimenez habe ich vor wenigen Jahren schon „Wenn aus Funken Flammen werden“ gelesen und aus irgendeinem Grund habe ich den zweiten Band nicht gelesen. Es lag aber eindeutig nicht daran, dass ich ...

Von Abby Jimenez habe ich vor wenigen Jahren schon „Wenn aus Funken Flammen werden“ gelesen und aus irgendeinem Grund habe ich den zweiten Band nicht gelesen. Es lag aber eindeutig nicht daran, dass ich von ihr als Autorin enttäuscht gewesen wäre. Ich habe die Geschichte noch als sehr dramatisch in Erinnerung, aber auch als sehr gefühlvoll und vom Gefühlsleben her auch sehr nahbar. Dementsprechend ist mir der Name mir auch sofort wieder bekannt vorgekommen, als ich die Ankündigung zu „Yours Truly“ entdeckte. Das Cover war natürlich auch sehr bunt und sprang sofort ins Auge. Aber ich fand auch interessant, dass es medizinische Aspekte haben sollte. Da habe ich von Ava Reed schon die „Whitestone Hospital“-Reihe gelesen, wo die Balance aus Krankenhaus und Liebesgeschichte für mich nicht getroffen wurde. Deswegen gab es hier genug Aspekte, um nochmal was von Jimenez zu lesen.

Haken wir die Balance aus Krankenhaus und Liebesgeschichte gleich mal Erstes ab, denn ich würde es als übertrieben sehen, dass das Medizinische eine wirklich große Rolle spielt. Zwischendurch habe ich ehrlich gesagt fast vergessen, dass beide Hauptfiguren Ärzte sind, weil es für die Geschichte völlig unwichtig fand. Ist das nun zu kritisieren? Vielleicht etwas. Da auf dem Cover beispielsweise auch ein Stethoskop zu sehen ist, werden natürlich gewisse Erwartungen erzeugt und ich hatte mir im Ergebnis etwas anderes erwartet. Dennoch war es gleichzeitig auch so wenig, dass ich umgekehrt die Erwartung schnell abbauen konnte und deswegen beim Lesen auch nicht wirklich etwas vermisst habe. Insgesamt hätte „Yours Truly“ ganz anders werden können und aufgrund des eigenen Gesundheitsschrecks der Autorin hätte ich gut nachvollziehen können, wenn sie einen größeren Fokus auf das Medizinische gewollt hätte.

Stattdessen steht eindeutig die Liebesgeschichte von Briana und Jacob im Fokus und ich fand vor allem sehr positiv, wie individuell beide Figuren bis in kleine Details ausgearbeitet waren. Bei Briana haben wir ihre Vergangenheit, vom Vater verlassen, am Minimum von der Mutter alleine groß gezogen, dazu eine gescheiterte Ehe mit schwerem Betrug. Bei Jacob haben wir eine glückliche Kindheit, aber durchaus immer schon ein Außenseiter-Dasein aufgrund seiner Sozialphobie, die sich bei ihm viel durch zwanghaftes Verhalten auslebt. Ich fand gerade Jacob sehr spannend. Auch wenn natürlich auch seine äußerliche Attraktivität betont wird, aber gleichzeitig ist sein unbeholfenes Wesen und ein Einblick darin, was alles in seinem Kopf vorgeht, für mich doch sehr ungewöhnlich. Da ich selbst gewisse Züge davon habe, weiß ich, wie anstrengend das von anderen empfunden werden kann. Das hat mich natürlich sehr mitfühlend mit Jacob gemacht und ich habe mich über all seine Erfolge im Kampf gegen sich selbst wirklich sehr gefreut. Aber bei Briana bleibe ich auch dabei, dass sie eine tolle Figur ist. Wie sie mit Jacob umgegangen ist, weil es ihrem Bruder auch ähnlich ergangen ist, sehr berührend und sehr einnehmend.

Dennoch ist die Liebesgeschichte für mich trotz dieser Ausgangslage nicht rein rosarot. Es gibt unheimlich viele tolle Momente. Für die beiden als Paar zusammen, mit den jeweiligen Familienmitgliedern, wo auch etwas sehr Heimeliges erzeugt wurde, aber über all dem schwebt schon recht früh ein kaum wegzudenkendes Missverständnis. Es war schon wie eine Art Schleier, den man nie gänzlich lupfen konnte. Ich wäre oft gerne in die Seiten gekrochen und hätte gerne mal Tacheles geredet, weil es schon auch anstrengend war. Am Ende wird dann auch noch eine Dramatik erzeugt, die ich zwar nicht unrealistisch finde, aber es war dennoch auch eine Entscheidung der Autorin, die mich emotional manches Mal zu sehr von der Geschichte entfernt hat. Man muss es Jimenez aber lassen, sie fängt einen auch immer wieder ein. Denn sie hat ein beeindruckendes Händchen von romantischen Momenten, von sehr menschlichem Miteinander. Sie hat einen großen Haufen an sonderbaren und dabei doch so sympathischen Figuren geschaffen. Deswegen war es insgesamt auch sehr unterhaltsam, nur manche Entscheidungen waren für mein persönliches Leseempfinden nicht clever genug.

Fazit: „Yours Truly“ ist eine Lektüre mit sehr liebevoll ausgestalteten Figuren, die mich sehr berührt haben und die wie geschaffen füreinander waren. Es gab auch sensible Themen, die berührend umgesetzt wurde. Doch die volle Sternenanzahl-Lektüre ist es dennoch nicht, weil die Missverständnisse und die Traumata auch schon mal anstrengend wurden. Die Balance war demnach nicht ideal. Dennoch eine sehr empfehlenswerte Autorin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.03.2024

Übernatürliches Klassentreffen

Hunting Souls (Bd. 1)
0

Mit Tina Köpke als Autorin war ich bislang nicht vertraut, auch wenn ich die Cover der „Little Things“-Reihe definitiv mal wahrgenommen. Ich habe mich zwischendurch beim Hörbuch ihrer Vita mal ein bisschen ...

Mit Tina Köpke als Autorin war ich bislang nicht vertraut, auch wenn ich die Cover der „Little Things“-Reihe definitiv mal wahrgenommen. Ich habe mich zwischendurch beim Hörbuch ihrer Vita mal ein bisschen gewidmet und auf ihrem Blog nimmt sie uns Leser ja auch er privat mit tiefgehenden Gedanken mit und auch wenn sie mir wie gesagt bislang als Mensch und Autorin kaum ein Begriff war, konnte ich mich richtig mit ihr freuen, dass „Hunting Souls“ für sie in vielerlei Hinsicht den endgültigen Durchbruch markiert. Aber ist das Buch auch so gut?

Ich habe Band 1 von „Hunting Souls“ wie gesagt als Hörbuch gehört und auch wenn ich Louis Friedemann Thiele zuletzt in einem anderen Hörbuch etwas kritisiert hatte, wie er Frauenstimmen imitiert, so habe ich mich vielleicht inzwischen auch schon echt dran gewöhnt, denn ihn und Rebecca Veil zusammen habe ich als sehr angenehm empfunden. Sie sprechen Katrina und Tate, die in einer übernatürlichen Welt leben, wo es eigentlich alles gibt, wovon man schon mal gehört hat. Normalerweise ist es in dem Genre eher so, dass man sich auf eine Gattung, wie Vampire oder Werwölfe, spezialisiert und der Rest tritt mal als Gast auf, aber Köpke bietet uns hier die wilde Mischung mit Zombies, Vampiren, Hexen, den Jägern und noch so viel mehr. Das hat die Welt auf jeden Fall sehr reich gemacht und ich musste im übertragenen Sinn auch denken, wie tolerant es so wirkt. Auch wenn es natürlich die große Schere zwischen übernatürlichen Wesen und den Menschen, bewusst repräsentiert in Ablehnung durch die Jäger, gibt, aber ansonsten sind die übernatürlichen Wesen untereinander ein gutes Miteinander und das hat mir auf Anhieb gefallen. Zunächst war es aber natürlich dennoch ein großes Sortieren, denn in den Familien ist alles zusammengewürfelt und es geht weniger um biologische Familien, sondern vielmehr um selbst gewählte Familien, aber das wird nicht sofort ersichtlich, so dass es nach und nach Zusammensetzen von Puzzleteilen ist.

Katrina ist als Protagonistin ein riesiges Geschenk. Sie fängt ein wenig den Hype um Wednesday Addams auf, wonach die morbiden und sarkastischen Mädels aktuell in sind, aber ich fand dennoch, dass sie ihre ganz eigene Persönlichkeit schnell entwickelt hat. Ich habe auch noch nie ein Buch aus Zombiesicht gelesen, weswegen ich es doch sehr interessant fand, mit ihr die Welt zu entdecken. Ich mochte auch die Familiendynamik der Smythes. Auch wenn Katrina nicht die empathischste aus der Runde ist, aber man hat ihr deutlich angemerkt, wie sehr sie ihre Familie liebt, die dann untereinander einfach eine ganz eigene Dynamik haben. Tate auf der anderen Seite hat mir auch gleich gefallen. Er ist als Jäger nicht in die Bad Boy-Ecke geschoben, sondern er ist interessiert, er ist offen und er hat eine sehr reflexive Seite an sich. Das mag durchaus daran liegen, dass er wahrlich nicht ewig Jäger ist und daher leichter hinter die Kulissen gucken kann. Bei ihm ist die Familie auch nicht so offen, sondern eher zugeknöpft. Dennoch ist er nicht in allem der Kontrast zu Katrina, sondern ihr ähnlicher als gedacht, was dann auch die gemeinsame Entwicklung so spannend macht. Auch wenn der Zauber, der sie bindet, ein kleines Klischee war, aber es passt durchaus, die beiden in viele Situationen gemeinsam zu zwingen und so die Geschichte ständig gut vorantreiben zu können.

Wir haben auch mehrere Schwerpunkte, denn Katrina hat einen Auftrag durch den Tod. Es gibt jemanden, der Menschen tötet und sie teilweise zu Zombies macht und es gibt die Jäger als verschworene Gemeinschaft. Ich könnte mir vorstellen, dass das alles später in einem Band nochmal zusammenfließen wird, aber hier funktioniert alles für sich gut. Der Geschichte hätten ein paar Höhepunkte zwischendurch gut getan, das steht für mich fest. Es war zwar nie langweilig, aber angesichts der Andeutungen, in welche Richtung es gehen kann, hätte ich mir etwas mehr Härte und Durchschlagskraft sehr gewünscht. So war die Geschichte manchmal braver als nötig.

Fazit: „The Hunting Souls“ bietet einen guten Auftakt. Ich mag diese wilde Mischung an übernatürlichen Wesen und das Miteinander. Dazu überzeugen auch Katrina und Tate mich beide als Figuren, aber auch als unfreiwillige Paarung. Inhaltlich gibt es genug Ansätze, aber vielleicht wäre es noch besser gewesen, zwischendurch mal stärker das Gaspedal durchzudrücken, aber vielleicht ist das Aufsparen für einen tollen zweiten Band.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.02.2024

Wenig Fae, aber reizvolle Atmosphäre

Trial of the Sun Queen
0

Zuletzt schaffen es wirklich viele durch TikTok gehypte Fantasyreihen nach Deutschland. Es ist nicht mein liebstes Genre, aber es gibt doch Geschichten, die mich mitreißen können. Auch wenn solche Hypes ...

Zuletzt schaffen es wirklich viele durch TikTok gehypte Fantasyreihen nach Deutschland. Es ist nicht mein liebstes Genre, aber es gibt doch Geschichten, die mich mitreißen können. Auch wenn solche Hypes und gerade dieses Überangebot mich irgendwo auch skeptisch machen, aber so gerade Fae das ist doch was, was mich im Bereich Fantasy interessiert, weswegen ich „Trial of the Sun Queen“ lesen wollte.

Am Anfang des Buchs war ich aber erstmal ziemlich viel damit beschäftigt, mich zu orientieren, welche einzelnen Elemente ich woher kenne. Zwar sind schon extrem viele Fantasyreihen im Klappentext als Referenz genannt worden, aber ich war doch etwas überrascht, wie viel ich als geklaut empfunden habe. Das ganze Spiel um den Thron war sehr an „Tribute von Panem“ erinnernd (auch extrem der Stylist, wo ich an Cinna denken musste), aber auch an „Selection“, was aber insgesamt mehr rosa und freundlicher war. Hier ist die Stilistik doch düsterer und derber. Deswegen musste ich anfangs an „The Darkest Gold“ denken, eine Reihe, die ich wegen einiger Szenen bewusst abgebrochen habe. Doch erfreulicherweise hat sich das schnell gelegt. Es ist zwar sexuell aufgeladen, aber in einem Maß, das ich völlig okay fand. Ich fand es auch erwachsen, weil es nicht nur die romantische Liebe war und so wurde der ganze Stil gut unterstrichen. Am Anfang war also echt schwierig, aber irgendwann ist immer der Punkt, und da kann es noch so viele geliehene Elemente geben, da entscheidet sich, ob eine Autorin oder ein Autor etwas Eigenes geschafft hat und das wurde mir bei Nisha J. Tuli noch bestätigt.

Ich habe das Buch zum Hören gehabt und hier brauche ich nur ganz wenig zu sagen, denn Corinna Dorenkamp und Louis Friedemann Thiele haben hervorragend gelesen und ich habe mich an nichts gestört. Dennoch muss ich im Nachgang sagen, dass es vielleicht nicht unbedingt die ideale Reihe für Hörbuch ist, denn ich habe mich doch sehr schwer mit einigen Namen getan. Sie nicht ausgeschrieben zu sehen, hat es für mich erschwert, da eine feste Assoziation zu haben. Viele Namen wurden zwar so oft erwähnt, dass ich irgendwann die Lautfolge im Kopf habe, aber keine Ahnung, wie sie tatsächlich geschrieben werden. Das mag andere gar nicht stören, aber für mich war es schon etwas störend. Aber an sich war das Hörbuch hervorragend produziert.

Kommen wir jetzt wieder zum Inhalt. Ein Umstand, der hat mich etwas gestört und das ist, wie wenig Fae-lastig das Geschehen in diesem ersten Band ist. Ich könnte mir vorstellen, dass das bei vier ankündigten Bänden noch ganz anders werden kann, aber hier war es wenig. Das liegt natürlich auch daran, dass die meisten Figuren wie Lor in einem Alter sind, wo sich die Kräfte noch gar nicht manifestiert haben, so dass die ganz leichten Vorteile als geborene Fae im Wettkampf auch keinen Unterschied gemacht haben. Deswegen war das Thema quasi unter dem Tisch und das fand ich doch schade, weil ich die verschiedenen Fähigkeiten gerne ergründet hätte. Deswegen habe ich manches Mal etwas vergessen, dass es überhaupt um Fae geht und wenn dann von Flügeln die Rede war, erstmal Verwirrung. Dem positiv entgegen steht für mich, dass Lor eine Protagonistin ist, die ich im Gegensatz zu so vielen anderen Reihen als sehr anders empfunden habe. Die Heldinnen sind oft die schüchternen, die mit ihren Kräften noch nicht eins sind, dann aber schnell zu Super Women werden. Das war hier doch eher anders. Lor ist vom Leben geprägt und durch ihr Gefangenenleben verbittert, abgehärtet und verdammt bad ass. Es wurde schnell deutlich, mit ihr ist nicht gut Kirschen essen. In Nostrasa war sie mir tatsächlich an manchen Stellen auch zu hart, aber das hat sich später besser ausgependelt und dort wurden dann auch sensible Seiten ergründet, ebenso wie ihre sehr empathische Seite, weil sie nie nur an sich selbst gedacht hat. Ihre Beziehung zu ihren Geschwistern war da ein wichtiger Hinweis.

Nadir als männlicher Protagonist spielt da eindeutig die untergeordnete Rolle. Er hat deutlich weniger Kapitel und er ist von dem zentralen Handlungsstrang auch fast komplett isoliert. Das hat es schwierig gemacht, wirklich einen Blick auf ihn zu bekommen. Richtig sympathisch finde ich ihn sicherlich noch nicht, aber er hat doch auch noch so viel Potenzial, dass ich ihm neutral gegenüberstehe, auch wenn man sagen muss, dass er auch düstere Sachen getan hat. Er wird eher später wichtiger werden, das ist klar. Da sind andere männliche Charaktere wie Atlas und Gabriel viel wichtiger und ich bin wirklich positiv überrascht, wie Tuli mit wirklich sehr ambivalenten Figuren arbeitet. Es passiert leicht, dass die in Stereotype abrutschen, aber das ist hier kaum der Fall. Viele Figuren sind sehr komplex, was insgesamt aber auch den düsteren Eindruck verstärkt, denn alle sind zu jeder Zeit zu etwas Entsetzlichem möglich. Mit dem Wettbewerb hat man für den ersten Band sicherlich ein gutes Motiv, um dran zu bleiben, aber sich überhaupt auch erstmal einwickeln zu lassen. Das Ende deutet aber an, dass wir noch ganz viel mehr präsentiert bekommen werden. Wie sich das dann gestalten wird, schwierig abzuschätzen. Es ist viel drin, aber es kann auch krachen scheitern.

Fazit: „Trial of the Sun Queen“ leiht sich schon viele bekannte Elemente aus, aber es setzt sich später dadurch ab, dass es ein sehr düsterer Stil ist mit wenig Figuren, die auf Anhieb sympathisch sind, die man aber trotzdem näher ergründen will. Mit Lor hat man zudem eine Protagonistin, die richtig tough ist und die von Anfang eine überraschende Aggressivität reinbringt, die ich so selten erlebt habe, weswegen ich es frisch fand. Es war wenig Fae, aber das Ende verspricht, dass viel möglich sein wird. Ich werde wohl dran bleiben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere