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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.11.2023

Ergreifend mit starker Schlagkraft

Endstation Malma
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Alex Schulman erzählt in "Endstation Malma" von drei Menschen, die alle im Zug nach Malma sitzen und deren Geschichten eng miteinander verwoben sind. Seine Werke "Die Überlebenden" und "Verbrenn all meine ...

Alex Schulman erzählt in "Endstation Malma" von drei Menschen, die alle im Zug nach Malma sitzen und deren Geschichten eng miteinander verwoben sind. Seine Werke "Die Überlebenden" und "Verbrenn all meine Briefe" wurden in der Kritik gelobt, weshalb ich sehr neugierig auf Schulmans Figurenarbeit und seinen Schreibstil war.
Bereits im ersten Kapitel wird klar, dass Emotionen, unterdrückte Gefühle, Erinnerung und Schweigen eine große Rolle spielen. Dieser Eindruck verstärkte sich in den folgenden Kapiteln. Erzählt wird aus drei wechselnden Perspektiven und den verschiedenen Zeitebenen - aus Harriets, Oskars und Yanas Sicht, die noch nicht wissen, wie sehr ihre Leben miteinander in Beziehung stehen und voneinander abhängen. Auch die Leser*innen erfahren erst im Voranschreiten der Zugfahrt die Ereignisse und Entwicklungen der Brüche innerhalb der Familie. Schulman verdeutlicht anhand der Figuren, wie tief die erlebten Traumata sitzen, wie das Schweigen diese gefestigt und schließlich an die nächste Generation weitergegeben haben.

Ich war von der spürbaren Melancholie, der greifbaren Sprachlosigkeit und der starken Distanz der Figuren zueinander und teilweise auch zu sich selbst sehr überrascht. Schulman erzählt auf sehr emotionaler Ebene, ohne große Worte der emotionalen Ansprache zu verwenden. Harriet, Oskar und Yana sind so sorgfältig ausgearbeitet und spürbar dargestellt, dass das Gefühl für sie stetig steigt.

"Endstation Malma" ist ein ergreifender Roman, der sich exemplarisch mit Brüchen und Traumata innerhalb einer Familie auseinandersetzt und den es zu lesen lohnt!

Veröffentlicht am 26.11.2023

Fesselnder Fantasy-Horror

Das Nachthaus
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Jo Nesbø hat mit "Das Nachthaus" mal ein ganz anderes Buch geschrieben als seine Harry-Hole-Reihe, die ich von ihm kenne. Ich war zunächst überrascht, jedoch von der ersten Seite an gefesselt und wollte ...

Jo Nesbø hat mit "Das Nachthaus" mal ein ganz anderes Buch geschrieben als seine Harry-Hole-Reihe, die ich von ihm kenne. Ich war zunächst überrascht, jedoch von der ersten Seite an gefesselt und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.

Nachdem seine Eltern bei einem Brand ums Leben gekommen sind, landet der 14-jährige Richard bei seinem Onkel und dessen Frau. Die bemühen sich sehr um ihn, damit er einen guten Start in der Kleinstadt Ballantyne hat. Besonders beliebt ist er in der Klasse jedoch nicht, er hat nur einen Freund, Tom. Tom, der bei einem gemeinsam verbrachten Nachmittag spurlos verschwindet. Da Richard zuletzt mit ihm auf der Brücke des reißenden Flusses gesehen wurde, ist er für die Polizei nicht nur hauptverdächtig, sondern der Schuldige. Dass Tom auf grausame Art durch den Hörer einer abgelegenen Telefonzelle gesaugt wurde, glaubt ihm niemand. Als dann ein zweiter Junge spurlos verschwindet, der zuletzt mit Richard zusammen war, gerät er verschärft erneut in den Blick der Polizei und Richard beginnt, sich selbst auf die Suche zu machen und stößt dabei auf das Nachthaus und schwarze Magie.

Ich mag Jo Nesbøs Schreibstil total gern, weil er sehr flüssig schreibt, von Beginn an Spannung aufbaut und mich mit überraschenden Wendungen und der Auflösung überrascht hat. Ich habe mir fortfährend die Frage gestellt, wie viel wir Richard glauben können und was damals passiert ist.
Die düstere Atmosphäre von Ballantyne, den Wald und den Fluss, wird sehr gut dargestellt.
"Das Nachthaus" verbindet die verschiedenen Elemente (Jugend)Roman, Horror und Mystik/Fantasy. Ich hatte Gänsehaut, mir lief ein Schauer über den Rücken und ich war gespannt und voller Neugier, war geradezu genauso gefesselt vom Nachthaus, wie Richard es war. Auch die anderen Figuren, allen voran Karen, mochte ich sehr gern.


Ein ganz anderes Buch von Jo Nesbø als seine bisher veröffentlichen Thriller, das mich an Stephen King erinnert hat. Eine absolute Empfehlung für alle, die für Horrorelemente offen sind.

Veröffentlicht am 26.11.2023

Düster mit guten Wendungen

Hope's End
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Die junge Pflegerin Kit bekommt von ihrem Chef einen Auftrag, den wohl nicht jeder annehmen möchte: Sie soll Lenora Hope in Maine pflegen. Die Frau, die verdächtigt wird, im Jahr 1929 im Alter von 17 Jahren ...

Die junge Pflegerin Kit bekommt von ihrem Chef einen Auftrag, den wohl nicht jeder annehmen möchte: Sie soll Lenora Hope in Maine pflegen. Die Frau, die verdächtigt wird, im Jahr 1929 im Alter von 17 Jahren ihre Eltern und ihre Schwester auf grausame Art ermordet zu haben. Doch Lenora stritt die Tat ab und sprach nie wieder darüber. Kit findet sich nur langsam auf Hope's End ein, wo noch einige Spuren der schrecklichen Morde zu sehen sind und sie spürt, dass sich ein dunkles Geheimnis in Hope's End befindet. Lenora Hope kann nach ihrem Schlaganfall noch die linke Hand benutzen und so die Schreibmaschine bedienen. Damit will sie mit Kit kommunizieren und ihr alles von damals erzählen.

Riley Sager schreibt sehr flüssig und beschreibt Hope's End sehr anschaulich. Das betrifft zum einen die düstere Atmosphäre in dem Haus an der Steilküste, das droht, eines Tages ins Meer zu stürzen, als auch die Bewohner
innen und Bediensteten im Haus. Kit knüft langsam eine Bindung zu Lenora und es wird schnell klar, dass nicht alles so ist, wie es vermutlich seit 50 Jahren scheint. Doch auch wie Kit wissen wir Leser*innen sehr lange nicht, welche Geheimnisse Lenora offenbaren wird und welche Konsequenzen diese auf die Gegenwart haben werden.
Der Autor überzeugte mich nicht nur durch seinen anschaulichen Schreibstil, sondern auch durch die cleveren Wendungen, die er immer wieder vollzieht. "Hope's End" hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen verschlungen.

Eine absolute Empfehlung für alle, die auf geheimnisvolle Thriller mit überraschenden Wendungen stehen!

Veröffentlicht am 26.11.2023

Komplexer Aufbau

Glutspur
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Liv Jensen, ehemalige Polizistin in Jütland, zieht nach Kopenhagen und macht sich dort als Privatdetektivin selbständig. Von einem ehemaligen Kollegen wird sie damit beauftragt, sich einen Mord eines Journalisten ...

Liv Jensen, ehemalige Polizistin in Jütland, zieht nach Kopenhagen und macht sich dort als Privatdetektivin selbständig. Von einem ehemaligen Kollegen wird sie damit beauftragt, sich einen Mord eines Journalisten vor drei Jahren noch einmal anzusehen, dessen Täter noch immer nicht ausfindig gemacht wurde.
Parallel dazu geht die Psychologin Hannah Leon der Frage nach, weshalb sich ihr inhaftierter Bruder Daniel bei einem Freigang suizidiert hat. Denn nun ist in seiner alten Zelle eine Wand voller unlesbarer Notizen aufgetaucht.
Außerdem wird Nima Ansari, ein geflüchteter KfZ-Mechaniker aus Iran verdächtigt, seine Affäre getötet zu haben.

Katrine Engberg schickt Liv Jensen in "Glutspur" auf ihre erste Ermittlung als Privatdetektivin. Erzählt wird wechselnd von den drei Handlungssträngen, dessen Verbindung und Zusammenhang erst zum Schluss geklärt werden. Eingeschoben werden Rückblicke aus dem Jahr 1943, die von einer schwangeren Jüdin berichten.

Das Erzähltempo ist langsam und ruhig, den Figuren und deren Fälle wird sehr viel Zeit gegeben, sich darzustellen und ausführlich beschrieben zu werden. Dass der Pilot komplex ist, wird recht schnell klar. Inwiefern alles zusammenhängt, klärt sich mit der Zeit.

Ein guter Auftakt, ich möchte gern mehr von Liv Jensen lesen!

Veröffentlicht am 26.11.2023

Eindringlich

Ich erkenne eure Autorität nicht länger an
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Glenn Bech ist homosexuell, lebt in Dänemark und ist mit der politischen und sozialen Situation nicht nur unzufrieden, sondern auch verzweifelt und wütend. All diese Gefühle werden in "Ich erkenne eure ...

Glenn Bech ist homosexuell, lebt in Dänemark und ist mit der politischen und sozialen Situation nicht nur unzufrieden, sondern auch verzweifelt und wütend. All diese Gefühle werden in "Ich erkenne eure Autorität nicht länger an" sehr deutlich, während er die Umstände und Erfahrungen seines Aufwachsens sehr eindringlich schildert. Dabei werden unter anderem die Aspekte Armut, Klassizismus, Homophobie, Mobbing und generell sämtliche Hierarchien thematisiert, mit denen Glenn Bech tagtäglich konfrontiert war bzw. noch immer ist.

Glenn Bech schreibt direkt, poetisch und legt den Finger in die Wunden, sodass sie wehtun. Er hat mich mit seiner Prosa so sehr in den Bann gezogen, dass ich das Buch in zwei Abenden gelesen habe, weil ich immer noch mehr erfahren wollte. Die Klassengesellschaft, die soziale Gewalt, Diskriminierung, der Schmerz, der mit alldem verbunden ist, und andererseits viele Privilegien - dies wird in Westeuropa gern mal ausgeklammert und will nicht gern gesehen werden. Mit dieser Lektüre kommen wir jedoch nicht daran vorbei, uns mit all diesen Aspekten auseinanderzusetzen.

Absolute Empfehlung für alle!