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Veröffentlicht am 10.04.2021

Poetische Reiselektüre mit ausladenden Gedankenanstößen.

Der Schneeleopard
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"Ich glaubte ihn in der Landschaft getarnt, doch es war die Landschaft, die bei seinem Erscheinen erlosch." ~ Seite 116

"Der Schneeleopard" erzählt vom Autor Sylvain Tesson und dem Fotografen Vincent ...

"Ich glaubte ihn in der Landschaft getarnt, doch es war die Landschaft, die bei seinem Erscheinen erlosch." ~ Seite 116

"Der Schneeleopard" erzählt vom Autor Sylvain Tesson und dem Fotografen Vincent Munier, die sich nach Tibet begeben, um den Schneeleoparden als Inspirationsquelle zu beobachten.

Diese Biografie oder Reiseliteratur liest sich aufgrund der wenigen Seiten eigentlich recht zügig, doch jedes Kapitel beinhaltet einen Gedankenanstoß inmitten einer tiefgründigen Thematik wie dem Kreislauf des Lebens oder das Dasein des Menschen, dass man doch seine Zeit braucht. Tesson beschreibt die Reise sehr poetisch und vollem Bewusstsein der Gegenwart. Seine Gefühle bleiben dabei außen vor, er beschränkt sich auf die Darstellung seiner Beobachtungen und verknüpft diese mit ausschweifenden Gedankengängen. Diese waren teilweise zu pompös, zu geschwollen formuliert, dass ich als Leser nicht wirklich verstand, welche Weisheit mir Tesson hier mit auf den Weg geben wollte.

Zu beachten ist weiterhin, dass der Schneeleopard zwar den Mittelpunkt des Buches bildet, jedoch nicht den Großteil des Inhalts ausmacht. Erlebnisse vor und nach den Begegnungen sowie Sichtungen von Yaks oder anderen Tieren dieser Gegend kommen hierbei wesentlich mehr zur Sprache. Wer hier Abenteuer oder die Widrigkeiten der Kälte sucht, ist leider falsch. Ich hätte mir in dieser Hinsicht mehr erhofft als nur die Beobachtungen der Tiere.
Es ist auch weiterhin lediglich ein Bild vom Schneeleoparden abgedruckt, offenbar gibt es die Fotografien von Munier als Extraband. Ich persönlich fand das nicht schlimm, hatte jedoch von beiden angesprochenen Punkten mehr erwartet. In Anbetracht dessen, dass eine tatsächliche Reise beschrieben wird und Fotografien natürlich verkauft werden wollen, ist das durchaus verständlich. Ich möchte dies nur anmerken, falls noch andere Leser diese Erwartungen an das Buch haben.

Als poetische Reiselektüre und Gedankenanstoß ist das Buch hervorragend geeignet. Durch die gehobenen Sprachausdrücke kann ich mir jedoch vorstellen, dass es nicht für jeden das Wahre ist. Ich vergebe 3,5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Langatmig, aber mit wichtigen Themen.

Hope Again
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Die Story um Nolan und Everly war nicht ganz so stark wie die vorherigen drei Teile, hat mir aber immer noch sehr gefallen! Da Band 3 auch mein absoluter Favorit war, liegt die Schwäche vielleicht auch ...

Die Story um Nolan und Everly war nicht ganz so stark wie die vorherigen drei Teile, hat mir aber immer noch sehr gefallen! Da Band 3 auch mein absoluter Favorit war, liegt die Schwäche vielleicht auch darin ^^ "Hope Again" spielt ebenso zum Zeitpunkt von "Trust Again" und springt damit aus der chronologischen Reihenfolge der Bücher etwas heraus.

Mona Kasten schafft es trotzdem wieder, den Leser an die Geschichte zu fesseln, so dass auch ich das Buch in fast einem Rutsch durchgelesen habe. Das Triggerthema Häusliche Gewalt wird sehr gut ausgeführt und bringt eindeutig zum Nachdenken. Es wird sensibel rübergebracht und bekommt den Raum, den es verdient. Die Charakterentwicklung ist ebenfalls sehr gut gelungen und es war wundervoll, wieder viele Charaktere aus Woodshill und den früheren Bänden zu treffen.

Die Kritikpunkte liegen bei diesem Buch in der Länge der Handlung und der Liebesgeschichte. Mir ist neulich erst aufgefallen, dass jeder Band der "Again"-Reihe exakt 480 Seiten hat, und für "Hope Again" war das eher negativ. Die Handlung wirkte dadurch sehr gestreckt, um auf Teufel komm raus die Seitenzahl zu erreichen", und ist sehr häufig auf der Stelle getreten. 100 Seiten weniger wären besser gewesen.

Die Liebesgeschichte zwischen Nolan und Everly war tatsächlich auch etwas flach. Sie war keineswegs emotionslos, ich habe trotzdem mitgelitten und mitgeliebt, aber so wirklich hat sie mich nicht gepackt. Der Aufbau war absolut vorhersehbar, wie in jedem Again-Band kommt das Paar zu Beginn zusammen, alles ist toll, dann bei der Hälfte gibt es einen Streit und Herzschmerz, und auf den letzten Seiten gibt es dann ein Happy End. Die Chemie zwischen den Charakteren war trotzdem da, sie sind so ein süßes Paar! - Es ist nur irgendwie kaum etwas passiert, und dieses Problem der "Schüler-Dozent"-Beziehung war eigentlich auch direkt irrelevant, nachdem es einmal angesprochen wurde. Genau wie Everlys Job im Tattoostudio und die Erfüllung ihres Traumes am Ende wurden diese Szenen nur eingebaut, um scheinbar die Handlung zu füllen, ohne einen echten Zweck zu haben, und wurden dann nie wieder erwähnt. Das fand ich sehr schade.

Auch wenn die Kritik hier einen größeren Part der Rezension darstellt, hat mir das Buch trotzdem sehr gut gefallen. Ich wollte nur verdeutlichen, was genau nicht so meins war ^^ Das Buch bekommt von mir 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Spannender Rechtsstreit in einer holprigen Geschichte.

Working Late
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"Working Late" wird aus vier Perspektiven erzählt - der Anwältin Charlotta, dem Nachhaltsigkeitschef der Gegenpartei im Rechtsstreit Ignacio, dessen Chef Christopher und seiner Ex-Geliebten Dessie, die ...

"Working Late" wird aus vier Perspektiven erzählt - der Anwältin Charlotta, dem Nachhaltsigkeitschef der Gegenpartei im Rechtsstreit Ignacio, dessen Chef Christopher und seiner Ex-Geliebten Dessie, die gleichzeitig auch Charlottas Mentorin ist. Charlotta und Ignacio stehen hier jedoch klar im Vordergrund.

Ich möchte gleich zu Beginn sagen, dass ich mir von diesem Buch mehr erhofft hatte. Wer jedoch an Rechtsstreitigkeiten seine Freude findet, der ist hier gut aufgehoben. Der hier thematisierte Streit ist recht aktuell und bildet auch das Kernstück der Geschichte. Zwar tröpfelt er die ersten 2/3 etwas vor sich hin und die genannten Argumente der beiden Seiten wiederholen sich, wenn es dann jedoch zu den Verhandlungen kommt, wird es auf jeden Fall spannend und der wartende Leser kommt gut auf seine Kosten.

Charlotta als Anwältin der Klägerseite im Rechtsstreit ist eine Figur, mit der ich so meine Probleme hatte. Sie hatte eine schwierige Vergangenheit in ihrem Heimatort, von der sie sich nie erholt hat. Dies spiegelt sich auch in ihrem Verhalten wieder. Sie ist geradezu unterwürfig, es mangelt ihr an Selbstvertrauen und sie ist sehr misstrauisch. Im Laufe der Geschichte legt sie eine positive Wandlung hin, die aber auch geprägt ist von künstlich aufgebauschten Rückschlägen und Dramen in ihrer Beziehung zu Ignacio. Statt dass beide Parteien sich zuhören und die Probleme gemeinsam angehen, sind Charlotta und Ignacio geradezu Meister darin, von einer falschen "Erkenntnis" zur nächsten zu springen. Das ging mir ziemlich auf die Nerven. Die Geschichte wurde dadurch unnötig in die Länge gezogen und hätte auch gut um 200 Seiten gekürzt werden können.

Die Story um Dessie und Christopher war mir ein zusätzliches Rätsel. Ich habe bis zum Ende nicht verstanden, warum die Beziehung der beiden überhaupt thematisiert wurde. Ich konnte weder die Chemie zwischen den beiden spüren noch war ihre Story relevant für die Gesamtgeschichte. Das hat einfach nur ein großes Fragezeichen hinterlassen.

Das Ende des Buches war dann sehr schnell abgehandelt und hat einige Fragen offen gelassen. Dies fand ich sehr schade, da doch weniger wichtige Themen ebenfalls ihren Platz erhalten haben.

Das Buch an sich war deswegen trotzdem nicht langweilig. Der Schreibstil war sehr flüssig zu lesen und das Thema des Rechtsstreits sehr spannend. Auch das Setting einer Anwaltskanzlei in Schweden ist definitiv mal etwas Neues und mir sehr positiv aufgefallen. Ignacios und Charlottas Beziehung ist zwar von kindlichen und überdramatischen Szenen geprägt, im Großen und Ganzen jedoch durchaus gefühlvoll und berührend zu lesen. Ebenfalls ist zu erwähnen, dass das Cover wirklich ein absoluter Hingucker ist und die Atmosphäre der Geschichte gut einfängt.

Ich empfehle "Working Late" eher für Leute, die mehr Wert auf einen guten Rechtsstreit statt auf eine Liebesgeschichte legen. Noch bin ich unentschlossen, ob ich die Reihe fortsetzen werde. Für dieses Buch vergebe ich 3/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Gelungener Auftakt!

Midnight Chronicles - Schattenblick
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Was für ein gelungener Auftakt der "Midnight Chronicles"-Reihe! Zugegeben, die Idee von Menschen, die übernatürliche Kreaturen jagen, ist nicht neu, aber das wissen die Autorinnen selber, da sie Beispiele ...

Was für ein gelungener Auftakt der "Midnight Chronicles"-Reihe! Zugegeben, die Idee von Menschen, die übernatürliche Kreaturen jagen, ist nicht neu, aber das wissen die Autorinnen selber, da sie Beispiele wie Supernatural oder Ghostbusters anführen. "Schattenblick" ist trotzdem kein Abklatsch, sondern für sich originell und verfügt über facettenreiche Charaktere.

Roxy ist weder das sensible noch das ultra toughe Girl, sondern endlich mal eine realistische Mischung aus beidem. Ich liebe ihren Humor und ihre Freude an Fast-Food. Ihre Gedankengänge sind nachvollziehbar klar und machen sie zu einer Protagonistin, über die man gerne liest.

Shaw enthält auch so viel Potenzial für meinen Lieblingscharakter. Charmant, witzig, gutaussehend, fürsorglich. Ich bin super gespannt, was es mit seiner vergessenen Hintergrundstory auf sich hat und was seine Träume bedeuten.

Auch die Nebencharaktere existieren nicht nur für die Fülle der Story, sondern haben jede eine eigene Geschichte und tragen zur Handlung bei. Das ist ein dicker Pluspunkt!

Der einzige Kritikpunkt, den ich habe, ist der, dass die Handlung doch sehr gestreckt ist. Die Geschehnisse könnten wohl in 2-3 Sätzen wiedergegeben werden. Ich hoffe sehr, dass dies nicht nur der Fall ist, weil die Reihe auf Teufel komm raus 6 Bände hat, sondern dass die anderen Teile jeder für sich eine eigene spannende Story aufweist. Wenn ebenfalls jeder Band offene Fäden beinhaltet (so wie Band 1) und alles erst im letzten Band zusammenläuft, wäre das weniger optimal für den Spannungsbogen. Ich lasse mich aber überraschen! Nichtsdestotrotz war "Schattenblick phasenweise super spannend, so dass ich es kaum aus der Hand legen konnte! Ich möchte auch so gerne Roxy und Shaw wieder"sehen", ihre Geschichte ist ja auch noch gar nicht abgeschlossen...

Schattenblick ist auf jeden Fall ein spannender Auftakt und erhält von mir 4,5/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 08.02.2021

Konnte mich nicht so überzeugen wie der Film.

Alles, was wir geben mussten
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Da ich die Verfilmung bereits 2 Mal gesehen habe und überaus begeistert war, wollte ich nun auch die Buchvorlage lesen. Wie sich schnell herausgestellt hat, hätte ich mir das auch sparen können.

Die ...

Da ich die Verfilmung bereits 2 Mal gesehen habe und überaus begeistert war, wollte ich nun auch die Buchvorlage lesen. Wie sich schnell herausgestellt hat, hätte ich mir das auch sparen können.

Die Handlung plätschert von Anfang bis Ende auf einer Ebene dahin. Vom Spannungsbogen keine Spur, unerwartete Wendungen lassen sich nicht blicken. Dadurch, dass die gesamte Geschichte quasi als Rückblick erzählt wird, besteht auch eine gewisse Distanz zu den Figuren und den Situationen. Man fühlt nicht mit. Das zentrale Thema, was die Geschichte behandelt, wirkt überhaupt nicht brisant, weil einfach keine emotionale Nähe zu den Charakteren vorhanden ist. Auch wörtliche Rede ist so gut wie nichtexistent, so dass die Handlung oft auf der Stelle getreten ist, während man sich in Kathys teilweise doch sehr verwirrenden Gedankengängen verloren hat.

Und um noch einmal auf das zentrale Thema zurückzukommen: Die Art und Weise, wie es vermittelt bzw. wie damit umgegangen wurde, war doch sehr bedrückend. Ich dachte, dass man als Leser eine Moral erhält, aber dem war nicht so. Das Thema wurde durchaus diskutiert und ich habe darüber auch nachgedacht, aber es wurde eben nur eine Sichtweise vermittelt. Gerade bei so einem ethisch kontroversem Bereich hätte ich mir diesbezüglich mehr Beachtung gewünscht.

In einer Hinsicht konnte das Buch aber mehr glänzen als der Film: bezüglich der Details. Bestimmte Handlungen aus dem Film, die man nicht wirklich verstanden hat, waren im Buch ausführlich geklärt und auf einmal hat auch alles Sinn ergeben. Die Charaktere waren tiefgründiger ausgearbeitet und auch der Zusammenhalt, die besondere Kindheit auf Hailsham, haben hier mehr Platz erhalten. Das hat mir sehr gut gefallen.

Das Buch erhält von mir 2/5 Sterne - schaut euch lieber den Film an, der lohnt sich mehr :)

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