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Veröffentlicht am 31.08.2019

Der Dynamit Teufel

Träume von Freiheit - Flammen am Meer
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"Flammen am Meer", so der Untertitel zum Debütroman von Silke Böschen und gleichzeitig der Auftakt einer Trilogie über wahre Schicksale von amerikanischen Frauen in Deutschland.

Dezember 1875 in Bremerhaven.
Die ...

"Flammen am Meer", so der Untertitel zum Debütroman von Silke Böschen und gleichzeitig der Auftakt einer Trilogie über wahre Schicksale von amerikanischen Frauen in Deutschland.

Dezember 1875 in Bremerhaven.
Die "Mosel", ein Auswandererschiff liegt bereit zum Auslaufen im Hafen, als ein lauter Knall ertönt. Die darauffolgende Druckwelle wirbelt Menschen, Tiere und sogar ganze Fuhrwerke durch die Luft. Wer nicht sofort tot ist, wird durch herumfliegene Teile erschlagen oder verletzt. Die Bilanz nach dem Unglück ist verheerend: Mehr als 200 tote oder verletzte Menschen.
Eine davon ist Johanne Clausen. Gemeinsam mit ihrem Mann, der kleinen Tochter und ihrer Familie war sie am Hafen, um ihren Bruder Gustav zu verabschieden, der sich an Bord der Mosel befand. Sie und ihre kleine Tochter Elsie sind die einzigen Überlebenden der gesamten Familie. Der Attentäter ist schnell gefunden. William King Thomas hat sich in seiner Kabine eine Kugel in den Kopf geschossen. Er verstirbt wenige Tage später und hinterlässt seine Frau Cecilia und ihre vier gemeinsamen Kinder. Als Ehefrau des "Dynamit-Teufels" hat sie in Deutschland keine Zukunft mehr und flüchtet unter falschen Namen mit den Kindern nach New York. Dort möchte sie einen Neuanfang wagen, doch die Vergangenheit holt sie auch tausende Kilometer weit entfernt ein....

Silke Böschen hat für ihren Roman die sogenannte "Thomas-Katastrophe" als Ausgangspunkt genommen. Es ist eine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht. In akribischer Recherche hat die Autorin geschickt Fakten und Fiktion miteinander verwoben und einen wunderbaren historischen Roman geschaffen, den man kaum aus der Hand legen kann. Durch die Einbindung realer Personen wird die Geschichte noch authentischer.
Wir lesen abwechselnd aus der Sicht von Johanne und Cecilia. Orts- und Datumsangabe unter der Kapitelüberschrift sind dabei hilfreich. Die beiden Frauen sind sehr unterschiedlich und dennoch verbindet sie diese Katastrophe aus dem Dezember 1875. Während Johanne durch das Unglück einen Teil ihrer rechten Hand verliert und zusätzlich in ihrer Trauer gefangen ist, versucht Cecila sich und die Kinder durchzubringen. Dabei ist ihr ihr Status immer wichtig und sie gibt das Geld, wie sie es gewohnt war, mit vollen Händen aus. Richtig sympathisch ist mir Cecilia nicht geworden, jedoch sind beide sehr starke Frauen, die ihren Weg gehen...komme, was wolle.
Johanne findet lange nicht zurück ins Leben. Einzig ihre kleine Tochter hält sie aufrecht. Durch den Verlust der rechten Hand muss sie wieder schreiben lernen, um ihren Schwiegervater im Kontor zu helfen. Die Arbeit bringt sie auf andere Gedanken, denn die Menschen neiden ihr die finanzielle Unterstützung, die alle Opfer der Katastrophe erhalten. Doch ihre Lieben ersetzt es nicht...
Was im Klappentext angedeutet wird, passiert allerdings spät, denn die beiden Frauen treffen erst im letzten Viertel des Buches aufeinander. Das fand ich schade, denn hier hätte ich gerne eine längere Zeit verweilt.
Am Ende des Romans gibt es einen kleinen Zeitsprung. In einer Art Rückblick der gealterten Johanne erfährt der Leser, wie ihr und Cecilias Leben am Ende ihres Weges ausgesehen hat.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Silke Böschen lässt sich wunderbar lesen. Er ist flüssig und der Zeit angepasst, aber nicht sperrig. Man hat absolut nicht das Gefühl einen Debütroman zu lesen. Die Kapitel sind eher kurz gehalten. Die Charaktere sind ausdrucksstark und facettenreich.
Das wunderschöne Cover ist zusätzlich ein Eyecatcher.

Am Ende des Romans befindet sich nach dem Nachwort ein Personenregister der handelnden Figuren. Dabei erhält man als Leser Einblicke in die historischen Personen und erfährt, was Fakt und was Fantasie ist. Es handelt sich dabei um fast gesamte Lebensläufe, die sich interessant lesen lassen.

Fazit:
Ein bewegender Schicksalsroman, der die Thomas-Katastrophe als Ausgangspunkt für diese komplexe Geschichte über zwei starke Frauencharaktere verwendet. Akribisch recherchiert und großartig umgesetzt. Diesen Debütroman kann ich aus vollem Herzen weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 29.08.2019

Erebos ist wieder da

Erebos 2
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Was für eine Hype um dieses Buch! Aber ich muss zugeben, dass ich ihr ebenso verfallen bin, nachdem ich erst vor kurzem den ersten Band gelesen habe. Den fand ich nämlich wirklich richtig gut! Und so habe ...

Was für eine Hype um dieses Buch! Aber ich muss zugeben, dass ich ihr ebenso verfallen bin, nachdem ich erst vor kurzem den ersten Band gelesen habe. Den fand ich nämlich wirklich richtig gut! Und so habe ich auch den Inhalt noch sehr gut in Erinnerung, was wirklich ein Pluspunkt ist. Man sollte auch bei anderen Fortsetzungen die Bücher schnell hintereinander lesen...leider ist das oft nicht möglich bzw. man weiß manchmal gar nicht, dass es noch Nachfolgebände geben wird, wenn man Teil 1 gerade gelesen hat. Und wer hätte gedacht, dass sich Ursula Poznanski nach fast 10 Jahren entscheidet einen zweiten Band zu EREBOS zu schreiben?? Wohl niemand...

Wie schon bei EREBOS wird man auch im zweiten Teil direkt in die Handlung geworfen. Schon bald war ich, wie bereits im ersten Teil, von der Story sofort gefangen. Mittlerweile sind jedoch zehn Jahre vergangen. Nick studiert und hält sich mit seinem Nebenjob als Hochzeits- oder Portraitfotograf über Wasser. Als eines Tages das altbekannte rote E auf seinem Smartphone auftaucht, glaubt er, dass sich jemand einen Scherz mit ihm erlaubt hat. Doch schon bald bemerkt er, dass es die Realität ist und er keine Wahl hat sich dem Spiel zu entziehen. Im Gegensatz zum ersten Teil ist dies nämlich nicht mehr möglich und bringt Nick zeitweise an den Rand der Verzweiflung, weil Erebos bestimmt, wann er zu spielen hat.

Auch der 16jährige Derek findet plötzlich eine neue App auf seinem Handy. Als er das rote E anklickt, erfährt er, dass er ausgewählt wurde in die Welt von Erebos einzutreten. Zu groß ist die Neugierde, um dieser Aussage zu widerstehen und zu sehen, was sich dahinter verbirgt. Derek ist schnell fasziniert vom Rollenspiel und gemeinsam mit ihm tauchen wir wieder in die Welt von Erebos ein.

Diese ist auf dem ersten Blick nur unwesentlich verändert. Doch schon bald bemerkt der Leser, als auch Nick, dass es gravierende Änderungen gibt. Diesmal sieht und hört Erebos alles, kann Stimmen imitieren und andere elektronische Geräte beeinflussen. Wenn die Spieler nicht "spuren", wird schnell zu drastischen Mitteln gegriffen.
Die Spielewelt tritt diesmal etwas mehr in den Hintergrund und lässt der realen Welt mehr Spielraum, in der Nick und Derek wieder Aufgaben lösen müssen. Trotzdem bleibt die Atmosphäre beklemmend und man zerbricht sich wieder genauso den Kopf, was oder wer hinter all dem stecken könnte. Auch einige alte Bekannte werden wir sowohl in der Spiele-, als auch in der realen Welt wiedersehen.

Abwechselnd begleiten wir einmal Nick und einmal Derek, was die Spannung zusätzlich erhöht. Im Strang rund um Derek haben wir ein ähnliches Muster, wie wir es bereits aus dem ersten Band kennen, doch der Fokus ist diesmal ein anderer.
Das Thema hinter dem Spiel fand ich sehr gut gewählt. Die Autorin hat am Ende alle offenen Handlungsstränge zusammengeführt und sogar einige Fragen aus dem ersten Teil beantwortet. Das Motiv für die Aktivierung von Erebos fand ich hingegen nicht ganz überzeugend. Das ist aber diesmal der einzige Kritikpunkt, den ich habe.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Ursula Poznanksi ist auch hier wieder fesselnd. Man wird in die Geschichte genauso hineingesogen, wie bereits beim Vorgänger und kann das Buch nicht aus der Hand legen. Ich bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich Poznanskis Bücher sind, doch bei Erebos hat sie zwei Volltreffer gelandet.

Fazit:
Nicht nur ich war gespannt auf den zweiten Teil, der es folglich schwer hatte an den herausragenden ersten Band anzuschließen. Ursula Poznanski hat jedoch ihre Sache gut gemacht und mit der Fortsetzung wieder ein rasantes und spannendes Jugendbuch vorgelegt, welches überzeugt, auch wenn es nicht ganz an den Vorgänger heranreicht. Das ist aber bereits meckern auf hohem Niveau! Von mir gibt es auch zur Fortsetzung eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.08.2019

Glanz und Armut in Berlin der 1920iger

Die schwarze Fee
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Ich liebe historische Krimis, die in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg angesiedelt sind. Alex Beer mit ihren Wien-Krimis ist dabei meine absolute Favoritin. Sicherlich fühle ich mich als Österreicherin ...

Ich liebe historische Krimis, die in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg angesiedelt sind. Alex Beer mit ihren Wien-Krimis ist dabei meine absolute Favoritin. Sicherlich fühle ich mich als Österreicherin auch in Wien mehr zuhause, als in Berlin. Kerstin Ehmer ist ihr Berliner Pendant, auch wenn sich ihre Schreibstile nicht wirklich ähneln, vermitteln beide Autorinnen diese wunderbare düstere Atmosphäre der Nachkriegsjahre. Man hat einfach das Gefühl mittendrin zu sein...

Allerdings hat es auch beim zweiten Band um Kommissar Ariel Spiro wieder einige Zeit gedauert, bis ich in die Handlung gekommen bin und mich an den wundervollen poetischen Schreibstil der Autorin gewöhnt hatte. Doch sobald man sich in der Geschichte verliert, kann man schwer wieder aufhören zu lesen. Zusätzlich hat Kerstin Ehmer viele verschiedene Figuren zu Wort kommen lassen, die abwechselnd aus ihrer Sicht erzählen. Dabei ist Ariel nicht unbedingt der Mittelpunkt. Trotz der erfolgreichen Aufklärung seines letzten Falles zeigen ihm seine Kollegen nach wie vor die kalte Schultern. Neid und Eifersucht schlagen ihm entgegen.
Als zwei tote Männer gefunden werden, ist es an Ariel ihre Identität festzustellen. Doch das gestaltet sich nicht so einfach, denn keiner kennt sie und niemand scheint sie zu vermissen. Bis Ariel auf eine Spur stößt, die ihm endlich etwas weiterhilft, ist es fast zu spät....

Auch Nike spielt im zweiten Teil wieder eine Rolle. Sie studiert Medizin an der berühmten Berliner Charité und widmet sich gemeinsam mit Anton, einen jungen Sozialdemokraten, den Kranken in den Armenvierteln. Doch eines Tages ist Anton verschwunden und Nike meldet Anton bei Ariel als vermisst. Das Wiedersehen der Beiden ist ziemlich verkampft. Die beiden können nicht mehr wirklich miteinander, aber anscheinend auch nicht ohne...

Kerstin Ehmer hat die Stimmung und Atmosphäre des Berlins in den Zwanziger Jahren wieder grandios eingefangen. Die Stadt ist ein Schmelztiegel unterschiedlicher Nationalitäten. Während sich die einen im Tanzklub amüsieren, dem Absynth zusprechen und der Champagner fließt, lebt der Großteil in beengten Hinterhäusern, hungern und sterben wie die Fliegen. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer mehr auseinander. Kerstin Ehmer gelingt es wieder ein äußerst authentisches Bild dieser Zeit zu vermitteln.
Dazu kommt noch die gespaltene Gemeinde der Exilrussen. Während die einen darauf hoffen in ihre alte Heimat zurückzukehren und alles wieder beim Alten sein wird, zerfleischen sich die Gegner des ehemaligen Adels in verschiedenen Widerstandsgruppen.

Die Charaktere sind vielschichtig gezeichnet. Die Frauenfiguren sind starke Persönlichkeiten, wobei ich besonders Helene, Antons Mutter, die aus einem der Hinterhäuser im Wedding kommt, besonders hervorheben möchte. Sie tut wirklich alles für ihre Familie.
Nike hat sich im zweiten Teil vom reichen Töchterchen, dem die Herzen der Männer nur so zufliegen, zum Positiven verändert. Sie ist zwar noch immer DER Männerschwarm, jedoch findet sie im Medizinstudium endlich Erfüllung und setzt sich auch für die Armen ein. Ariels Kollegen fallen hingegen ziemlich negativ auf, vorallem der verantwortungslose Hartmuth Bludau. Und Ariel selbst hat sich nicht wirklich verändert...nur die Fettnäpfchen in die er tritt, werden langsam weniger...

Schreibstil:
Kerstin Ehmers Schreibstil ist wirklich etwas ganz Besonderes. Auch wenn ich wieder anfangs ein bisschen Probleme hatte reinzufinden, liest er sich mit der Zeit wunderbar poetisch und lyrisch-sarkastisch. Die Atmosphäre von Berlin in den Zwanziger Jahren wird grandios eingefangen.Und auch ein bisschen HUmor darf in der Düsternis nicht fehlen.

Fazit:
Nachdem ich doch ein bisschen Zeit benötigt habe, um wieder in den poetischen und atmosphärischen Schreibstil einzutauchen, ist man sehr bald wieder mitten im Geschehen und fasziniert von dem damaligen Schmelztiegel Berlin. Neben der Kriminalgeschichte hat Kerstin Ehmer eine grandiose Milieustudie dieser Zeit vorgelegt und einen atmosphärischen historischen Kriminalroman geschrieben, den ich gerne weiterempfehle!

Veröffentlicht am 25.08.2019

Gelungen!

Mordshass
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Mein zweites Buch des Autorenduos Simone Dorra und Ingrid Zellner. Das letzte Mal habe ich den tollen Liebesroman "Kuckuckssohn" gelesen, diesmal ist es ein Krimi...eigentlich DAS Genre, welches die beiden ...

Mein zweites Buch des Autorenduos Simone Dorra und Ingrid Zellner. Das letzte Mal habe ich den tollen Liebesroman "Kuckuckssohn" gelesen, diesmal ist es ein Krimi...eigentlich DAS Genre, welches die beiden Autorinnen für sich beanspruchen. Von Simone Dorra habe ich noch keinen Krimi gelesen, aber Ingrid Zellners "Adlerschanze" hat von mir glatte 5 Sterne bekommen!

In diesem habe ich auch die Bekanntschaft des äußerst sympathischen indischstämmigen Kommissar Surendra Sinha gemacht. Zurzeit verbringt er seine Tage allerdings bei seinen Eltern in Waiblingen, da er wegen interner Ermittlungen in Friedrichshafen beurlaubt ist. Während Sinha praktisch die Zeit totschlägt, finden seine Kollegen der hiesigen Polizei die Leiche einer jungen indischen Studentin am Flussufer. Sie wurde missbraucht und anschließend getötet. Nur kurze Zeit später wird ein weiterer Tote gefunden und diesen findet ausgerechnet Surendra bei seinem Morgenspaziergang. Laut DNA ist es der Mörder der jungen Frau und ein Altbekannter von Sinha: Pierre Meyer. Dieser ist erst vor kurzem aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er wegen diverser Verwaltigungsdelikte eingessen hat. Sinha war maßgeblich daran beteiligt, dass er verhaftet wurde und Meyer hat ihm daraufhin Rache geschworen. Nun ist er tot und Sinha wird zum Hauptverdächtigen, denn die tote Studentin lebte im Haus seiner Eltern. Für den Ermittler der Waiblinger Polizei, Malte Jacobsen, ist die Sache klar: Sinha ist der Täter....

Simone Dorra und Ingrid Zellner haben in ihrem ersten gemeinsamen Krimi ihre jeweiligen Ermittler zusammengeführt. Eigentlich wäre es logisch, dass Sinha und Malte zusammenarbeiten und gegenseitig Informationen austauschen, um den Täter schneller zu finden. Jedoch sind sich die beiden Männer von Anfang an nicht wirklich sympathisch. Malte beginnt sich regelrecht in den Fall zu verbeißen und sieht einzig Sinha als Verdächtigen. Für ihn passen die Fakten einfach zusammen. Seine Kollegin Melanie Brendel sieht das ganz anders und versteht ihren Kollegen überhaupt nicht mehr. Dadurch gestalten sich die Ermittlungen schwierig. Durch Maltes Eifersucht und unkollegiale Art behindert er zusätzlich die Nachforschungen. Deswegen begibt sich Melanie alleine auf die Spur der ehemaligen Opfer von Meyer, die er vergewaltigt hat und die überlebt haben. Die Zahl der Frauen ist alles andere als klein und so verspürt man als Leser auch keinerlei Mitleid mit dem Toten - im Gegenteil! Melanie erkennt, dass nach all den Jahren die Opfer noch immer sehr darunter leiden und oftmals verantwortlich für die Tat gemacht wurden. Dies hat tiefe Spuren hinterlassen.
Mit viel Sensibilität sprechen die beiden Autorinnen das Thema Vergewaltigung an. Sie zeigen dabei auch auf, dass auch noch heute oft die Meinung herrscht, Frauen seien mit ihrer "aufreizenden Kleidung" oder durch ausgehen am Abend selbst Schuld daran. Aussagen, die einem sprachlos machen, aber leider die Realität sind.

Dem Privatleben der Ermittler wird viel Raum gegeben, wobei die Krimihandlung aber nicht zu kurz kommt. Trotzdem nahm sie mir teilweise ein bisschen zu viel Platz ein.
Das Ende punktet mit einem klassischen Showdown, dessen Auflösung mich überraschen konnte.

Schreibstil:
Die lebendige und fesselnde Erzählweise der beiden Autorinnen ließ mich auch diesen Krimi wieder in einem Rutsch durchlesen. Die Figuren sind lebendig, vielschichtig und jenseits jeder schwarz-weiß Malerei.
Die Emotionen der drei Kommissare wurden sehr bildhaft beschrieben und ich habe mit jeden von ihnen richtig mitgefühlt. Eigentlich lebt der Krimi neben der Spannung und einigen überraschenden Wendungen vorallem von seinen großartig gezeichneten Protaginisten.

Die wunderbaren Beschreibungen der indischen Köstlichkeiten mit denen Sinhas Mutter ihren Sohn und auch Melanie verwöhnt, ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen. So kommt neben dem vorhandenden Lokalkolorit auch ein Hauch von Exotik dazu.
Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar mit den Übersetzungen zu den benutzen französischen, schwäbischen und bayrischen Wörtern und Sätzen.

Fazit:
Auch "Mordshass" hat mich wieder überzeugt und ich finde die Idee der beiden Autorinnen ihre jeweiligen Kommissare gemeinsam ermitteln zu lassen richtig gut. Gerne würde ich noch weitere Krimis in diesem Format lesen. Sowohl Ingrid Zellner, als auch Simone Dorra stehen von nun an auf meiner MUST READ Leseliste, wenn es um Krimis geht!

Veröffentlicht am 22.08.2019

Hat noch Luft nach oben

Der Preis des Lebens
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Vom Benevento Verlag bekam ich die Anfrage den Debütkrimi von Bernhard Kreutner zu lesen und zu rezensieren. Das Thema illegaler Organhandel hat mich sofort gepackt und Bücher von neuen österreichischen ...

Vom Benevento Verlag bekam ich die Anfrage den Debütkrimi von Bernhard Kreutner zu lesen und zu rezensieren. Das Thema illegaler Organhandel hat mich sofort gepackt und Bücher von neuen österreichischen Autoren bin ich nie abgeneigt zu lesen. Deswegen habe ich gerne zugesagt.

Man startet auch gleich rasant in die Geschichte, wobei eine junge Frau mit einem fingierten Jobangebot in ein Lokal gelockt und danach betäubt wird. Ihr wird das Herz entnommen und der Rest wird dikret entsorgt. Auf diese Weise gehen die beiden Ärzte Doktor Eva Vekete und Doktor André Keller vor, um neues "Ersatzmaterial" für ihre zahlungskräftigen Kunden zu erhalten. Dies sind vorallem sehr reiche Menschen, die sich ein neues Herz, eine Lunge oder eine Leber mit Millionen erkaufen. Wie kaltblütig und perfekt vorallem Vekete dabei vorgeht, fand ich überaus grausam und erschreckend. Doch jeder Perfektionist begeht einmal einen Fehler und so kommt es am Wiener Zentralfriedhof zu einer "Auferstehung". Als die Leichenbestatter einen Sarg fallen lassen, beinhaltet er zwei Leichen statt einer und dieser wurde fachgerecht die Leber entfernt....

Die Ermittler Michael Lenhart und Sabine Preiss, beide erst vor kurzem in eine extra geschaffene Sonderabteilung strafversetzt, bekommen statt der ihnen zuerst zugedachten Aufarbeitung alter Fälle /Carl Morx lässt grüßen!), die doppelte Leiche auf den Tisch und stellen sehr schnell fest, dass es sich um Organraub handelt.
Abwechselnd wird aus der Sicht der Ermittler und der Organmafia berichtet. Letztere lässt sich vom kleinen Zwischenfall in Wien nicht beirren. Die Organisation ist in den westlichen Ländern gut vernetzt. Sie sind europaweit die Einzigen, die in Windeseile dank BigData ein Opfer ausfindig machen können, das zu 95% zum Patienten passt.

Die Charaktere sind sehr gut beschrieben und trotzdem wurde ich nicht ganz warm mit Michael und Sabine. Michael Lenhart ist studierter Philosophe und auch bei seinen Ermittlungen liebt er es Aristoteles zu zitieren. Das war zu Beginn ja ganz nett, aber mit der Zeit begann es mich tierisch zu nerven, vorallem wenn seine Zitate sich über Absätze ergossen bis er endlich zum Punkt kommt. Sabine Preiss war einst bei einer
Spezialeinheit beim Bundesheer tätig. Beide Charaktere sind den Vorgesetzten zu direkt und ehrlich, denn sie vertreten ihre Prinzipien. Deshalb ecken sie auch sehr schnell an und wurden strafversetzt. Positiv war für mich, dass Beide keine verkrachten Existenzen sind, wie man sie so oft in Krimis findet. Es gab einen Nebencharakter, den ich äußerst sympathisch fand, nämlich Frau Wolf, die Sekretärin, die das Zeug zu einer Kultfigur haben könnte.

Die Themen Datenschutz und illegaler Organhandel sind äußerst aktuell und wurden perfekt in den Krimi eingebaut. Die Location Wien war für mich als Österreicherin ein weiterer Pluspunkt. Jedoch wurde mir mit den ansteigenden Buchseiten das unterstützende Umfeld zu perfekt. Ministerin, Militär und Datenspezialisten umgeben Michael und Sabine. Ihr Büro wird zu einer Festung umgebaut, abhörsicher und auf den neuersten Stand...dabei wurden die Beiden eigentlich strafversetzt und Geld für Polizeibeamte ist sowieso Mangelware. Doch plötzlich unterstützen Politik und Militär die beiden Ermittler, wo sie nur können...das war mir einfach zu unglaubwürdig. Sicherlich ist Organraub auch ein Thema, bei dem man an höchster Stelle eingreifen muss, doch hier bekam ich das Gefühl, dass der Autor einfach zuviel wollte. Die Aufrollung des Falles war schlüssig, aber mir fehlte vor allem im Mittelteil die Spannung.
Auf den letzten Seiten wiederum fand ich die Erzählung dann zu gerafft dargestellt. Dabei wäre ich beim Showdown gerne hautnah dabei gewesen und hätte ein wenig mehr vom Einsatz selbst mitbekommen. Plot und Idee sind gelungen, an der Umsetzung hapert es noch ein bisschen...

Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors ist sehr dialoglastig. Hinzu kommen noch die Zitate von Aristoteles und die manchmal etwas hölzerne Sprache - trotz des eingängigen Wiener Schmähs. Durch die vielen Dialoge sprechen sich die Charaktere alle laufend mit Namen an, was mir weniger gefallen hat. Die Kapitel sind eher kurz gehalten. So wird der Leser gerne dazu gebracht "schnell noch ein Kapitel" zu lesen.

Fazit:
Der Debutkrimi von Bernhard Kreutner beinhaltet ein brisantes und aktuelles Thema, das teilweise gut umgesetzt wurde. Allerdings waren mir einige Begebenheiten zu weit hergeholt und der Spannungsaufbau sackte im Mittelteil ziemlich ab. Ein interessanter Krimi, der meiner Meinung noch etwas Luft nach oben hat.