"Ein grandioses Buch! Eine Reise in die Vergangenheit, in die Kindheit, nach Vietnam, in die Gewalt und die Liebe." Sasa Stanisic - Der Debütroman von Ocean Vuong
„Lass mich von vorn anfangen. Ma …“ Der Brief eines Sohnes an die vietnamesische Mutter, die ihn nie lesen wird. Die Tochter eines amerikanischen Soldaten und eines vietnamesischen Bauernmädchens ist Analphabetin, kann kaum Englisch und arbeitet in einem Nagelstudio. Sie ist das Produkt eines vergessenen Krieges. Der Sohn, ein schmächtiger Außenseiter, erzählt – von der Schizophrenie der Großmutter, den geschundenen Händen der prügelnden Mutter und seiner tragischen ersten Liebe zu einem amerikanischen Jungen. Vuong schreibt mit alles durchdringender Klarheit von einem Leben, in dem Gewalt und Zartheit aufeinanderprallen. Das kraftvollste Debüt der letzten Jahre, geschrieben in einer Sprache von grandioser Schönheit.
Ocean Vuong erster Roman „Auf Erden sind wir kurz grandios“ ist ein Brief des Protagonisten an seine vietnamesische Mutter.
Sie ist die Tochter eines amerikanischen Soldaten und einer vietnamesischen ...
Ocean Vuong erster Roman „Auf Erden sind wir kurz grandios“ ist ein Brief des Protagonisten an seine vietnamesische Mutter.
Sie ist die Tochter eines amerikanischen Soldaten und einer vietnamesischen Bauerntochter. Es gibt zahlreiche Mischlinkskinder aus der Zeit des Vietnamkrieges, die von keiner Seite anerkannt wurden.
Der Autor ist in Vietnam geboren und kam mit zwei Jahren nach Amerika. Der Roman scheint viel tatsächlich Begebenheiten zu zeigen.
In dem Brief Little Dogs an seine Mutter geht es in die Vergangenheit, es wird viel von der Mutter Rosa und der Großmutter und seinem Leben erzählt. Man erfährt von den Ängsten und Wünschen der Familie. Es gibt einige dramatische Szenen.
Der Leser begleitet das groß werden eines kleinen Jungen bis zu einem Erwachsenen.
Der Roman verlangt Aufmerksamkeit beim Lesen. Es ist eine ernste, aber spannende , offene, direkte und berührende Geschichte.
Der Autor hat einen besonderen Schreibstil. Den Roman kann ich empfehlen.
* Ma. Du hast mir einmal gesagt, dass Erinnerung eine Entscheidung ist. Aber wenn du Gott wärst, wüsstest du, es ist eine Flut.
Ein Sohn schreibt einen Brief an seine Mutter, die ihn nie lesen wird, ...
* Ma. Du hast mir einmal gesagt, dass Erinnerung eine Entscheidung ist. Aber wenn du Gott wärst, wüsstest du, es ist eine Flut.
Ein Sohn schreibt einen Brief an seine Mutter, die ihn nie lesen wird, weil sie nicht lesen kann.
In kurzen Kapiteln erzählt er von seiner Kindheit und Jugend, seiner schizophrenen und durch den Krieg gezeichneten Großmutter Lan, den Misshandlungen seiner Mutter, ihrer Sprachlosigkeit im Heimatfernen Amerika, seiner ersten großen Liebe Trevor, den Drogen....
Dabei geht er nicht chronologisch vor, springt sowohl in Zeiten als auch Orten hin und her und auch manchmal in Personen, wenn es um die Großeltern geht. Das ist ungewöhnlich und vielleicht auch nicht immer lesefreundlich, man sollte sich aber dadurch auf keinen Fall abschrecken lassen.
Ocean Vuong hat eine sehr klare, distanzierte, manchmal leicht melancholische und poetische Sprache, mit der er seine vietnamesische Familiengeschichte erzählt. Grade diese Distanziertheit bewirkt, dass die Sätze oftmals auf den Punkt treffen und nachwirken. Ich weiß nicht, ob du glücklich bist, Ma. Ich habe dich nie gefragt.*
Ja, manchmal hat er mich für einen kurzen Augenblick verloren, wenn ich gerne mehr über Vietnam erfahren hätte und mich plötzlich wieder in einer amerikanischen Scheune mit seiner großen Liebe befand. Aber auch in diesen Momenten hat er mich umgehend wieder gefesselt.
Vuong schreibt schonungslos offen über eine Mutter-Sohn-Beziehung. Knallhart und doch spürt man so viel Liebe und Zärtlichkeit in jeder Zeile. Es ist keine Abrechnung, keine Anklage, sondern eine Reflextion, eine Aufarbeitung.
"'Denk dran', hast du jeden Morgen gesagt [...] 'fall nicht auf. Du bist schon vietnamesisch.'" (Seite 237)
Dieses Zitat kurz vor Ende des Buches fand ich sehr bezeichnend. Der Ich-Erzähler schreibt einen ...
"'Denk dran', hast du jeden Morgen gesagt [...] 'fall nicht auf. Du bist schon vietnamesisch.'" (Seite 237)
Dieses Zitat kurz vor Ende des Buches fand ich sehr bezeichnend. Der Ich-Erzähler schreibt einen Brief an seine vietnamesische Mutter, die jedoch nicht lesen kann und darum diesen Brief/dieses Buch wohl seiner Meinung nach nie lesen wird. Es ist an seine Mutter gerichtet, sie wird immer direkt angesprochen, doch es ist so viel mehr. Aufgeteilt in drei Teile, die sich mit wichtigen Lebensabschnitten des Ich-Erzählers beschäftigen, auch wenn die Erzählweise nicht chronologisch ist und es immer wieder Rücksprünge in die Kindheit gibt, so handeln die Abschnitte doch von jeweils einem Lebensabschnitt. Es ist nicht nur ein Brief an die Mutter, die Geschichte eines vietnamesischen Jungen, der in den USA aufwächst, sondern auch die Geschichte einer großen Liebe, die Geschichte von Rückschlägen, Krankheit, Drogen, schlecht bezahlter Arbeit, die Geschichte eines Schriftstellers, dessen Mutter nicht lesen kann und so viel mehr. Erzählt in einem wunderbaren Schreibstil, der sich im Laufe des Buches quasi weiterentwickelt, kryptischer, abgehackter wird. Die Reise der Monarchfalter spielt am Ende eine große Rolle und wird am Ende wieder aufgegriffen.
Zum Abschluss noch ein Zitat, das das Buch gut beschreibt:
"Ich erzähle dir weniger eine Geschichte als ein Schiffswrack - die Teile dahintreibend, endlich lesbar," (S. 207)
Ich hab dieses Buch wirklich geliebt
Es lies sich flüssig lesen und die Perspektive aus der hier erzählt wird fand ich genial.
Die Charaktere mochte ich sehr gerne, ich konnte mich sehr gut in den hauptcharakter ...
Ich hab dieses Buch wirklich geliebt
Es lies sich flüssig lesen und die Perspektive aus der hier erzählt wird fand ich genial.
Die Charaktere mochte ich sehr gerne, ich konnte mich sehr gut in den hauptcharakter hineinversetzen und seine Ansichten gefielen mir sehr gut
Die Botschaft des gesamten Buchs fand ich wirklich grandios
"Auf Erden sind wir kurz grandios" ist ein einziger, langer Brief an die Mutter unseres Protagonisten, der von allen nur "Little Dog" genannt wird. Seine Mutter Rose ist vieles: Tochter, Schwester, Nageldesignerin, ...
"Auf Erden sind wir kurz grandios" ist ein einziger, langer Brief an die Mutter unseres Protagonisten, der von allen nur "Little Dog" genannt wird. Seine Mutter Rose ist vieles: Tochter, Schwester, Nageldesignerin, Analphabetin, geschieden - aber vor allem ist sie eines: traumatisiert von den Erlebnissen des Vietnamkrieges. Wie ihre Mutter Lan schreckt sie nachts oft von unerwarteten Geräuschen auf und versteckt sich dann mit ihrer Familie vor dem vermeintlichen feindlichen Angriff. Als Little Dog noch ein kleiner Junge war, floh er mit Großmutter, Mutter und Tante in die USA; ein Erlebnis, das keiner von ihnen abschütteln kann. Und so leben sie zusammen in einer Wohnung: die schizophrene Großmutter, die Mutter, die ihren Sohn verprügelt und schließlich der Erzähler, ein schmächtiger, unsicherer Junge - das perfekte Opfer für die Kinder der Nachbarschaft.
Es fällt mir unglaublich schwer, dieses Buch zu bewerten. Dass Ocean Vuong schreiben kann, steht vollkommen außer Frage. Seine Worte sind poetisch und voller Kraft und treffen immer mit schmerzhafter Genauigkeit den Kern einer Sache. Vor allem die problematische Liebe zu einer Mutter, die ihm Gewalt antut, bis er eines Tages alt genug ist, sich zu widersetzen, ist treffend geschildert. Dennoch ist diese künstlerische Schreibe auch das, was den Text manchmal spröde macht. Was wie eine literarisierte autobiografische Familiengeschichte beginnt, zerfasert nach und nach bis am Ende nur noch einzelne Sätze übrig sind.
Auch thematisch ist das Buch nur schwer einzuordnen. Es wirkt, als würde der Erzähler in einem Gedankenstrom einfach alles zu Papier bringen, was ihm durch den Kopf geht. Ungeschönt und ungeordnet. So geht es mal um die Vergangenheit der Familie in Vietnam, mal um die erste Liebe des Protagonisten zu einem Jungen, der alles repräsentiert, was er nicht ist: stark, weiß, männlich, Amerikaner - anstatt sich mehr an diesem inneren Konflikt festzuhalten und näher zu beleuchten, was es für Little Dog bedeutet, mit dieser Hautfarbe und diesem zarten Körper aufzuwachsen, ergeht sich der Autor in zahlreichen Sexszenen. Die haben zwar für die Handlung eine Bedeutung, da sie die Gefühlswelt des Erzählers offen legen, nehmen aber - meiner Meinung nach - zu viel Raum ein.
Und genau da kommen wir zu einer weiteren Schwierigkeit des Romans: Wie viel Little Dog steckt in Ocean Vuong? Wie viel Autobiografie in "Auf Erden sind wir kurz grandios"? Dass vieles auf einer wahren Grundlage fußt, daraus hat der Autor kein Geheimnis gemacht - die Einreise in die USA, sein Großvater Paul, seine Liebe zu Männern, das alles ist real. Und sollte auch alles weitere in seinem Roman real sein, wie könnte ich dann kritisieren, welche Schwerpunkte das Buch setzt?
Recht weit am Ende beschreibt er zum Beispiel eine Szene bei einer vietnamesischen Beerdigung. Wenn dort ein Mensch mitten in der Nacht stirbt, ist oft kein Bestatter im Dienst, da diese sehr schlecht bezahlt werden. Also versammeln sich spontan die Nachbarn, sammeln Geld und engagieren einige Drag-Künstler, die mit ihrer Performance die Trauer "verschieben", bis der Verstorbene abgeholt werden kann. Solche kulturellen Hintergründe hätte ich mir verstärkt gewünscht - für meinen Geschmack rücken die vietnamesische Herkunft und die Erlebnisse des Krieges irgendwann hinter Drogen und Sexualität zu weit aus dem Fokus. Durch die Zerfaserung des Textes bleiben zudem so viele, sicherlich gewollte Lücken: Wie verläuft Little Dogs Schulzeit? Wie sein Studium? Wie gehen Mutter und Großmutter damit um, wenn der Sohn das Haus verlässt? Und wie geht es dem Protagonisten nach seinem Outing in seinem weiteren Umfeld? Alles das bleibt offen, aber vielleicht ist es genau das, was der Leser akzeptieren muss, um die Poesie des Romans genießen zu können.