Allgemein:
Nach „Moon Chosen“ erschien 2018 der 2. Band von P.C. Casts Reihe „Gefährten einer neuen Welt“ bei FJB. „Sun Warrior“ setzt die Geschichte der jungen Mari fort, die zwei Völker und deren magische Kräfte in sich vereint. Nach einer dramatischen Flucht aus der brennenden Stadt in den Bäumen versuchen sie und Nik ein neues Leben zu beginnen. Sie wollen mit Hilfe des Luchsgefährten Antreas, der jungen Mondfrau Sora, sowie weiteren Flüchtlingen der Erdwanderer und Gefährten eine bisher noch nie da gewesene Form des Zusammenlebens erschaffen. Doch es gilt Vorurteile aus der Welt zu schaffen, Kompromisse einzugehen und den Feind nicht aus dem Auge zu verlieren, der sich ebenso nach Veränderung sehnt.
Mein Bild:
Dieses Mal gibt es passend zum Titel ein gelbes Cover, nur leider sticht dieses Gelb tatsächlich zu sehr ins Auge. Es wirkt fast grell. Mir persönlich hätte eine goldene Farbe besser gefallen. Trotzdem sehen beide Buchrücken nebeneinander ziemlich gut aus und nachdem „Moon Chosen“ mich in seinen Bann gezogen gezogen hat, war klar, dass der 2. Band nicht ungelesen bleibt.
Ich befand mich also erneut in dieser abenteuerlichen Welt, in der sich die Natur vor Jahrhunderten alles zurück erobert hatte und die Menschen sich in sehr ursprünglichen Kulturen und magischen Kräften wiederfanden.
Im übrigen, ist es nicht möglich jetzt erst in die Geschichte einzusteigen. Man muss „Moon Chosen“ kennen, schon allein, weil Der 2. Band ohne Umschweife an den 1. Band anschließt. Ebenso wird an Rückblenden gespart, Nur gelegentlich werfen die Protagonisten über ihre Erinnerungen einen Blick zurück. Das störte mich allerdings überhaupt nicht. Dafür haben sich die Grundzüge der Geschichte zu sehr eingebrannt und ich bin ohne Probleme in die knapp 670 Seiten rein gekommen. Auch der Schreibstil in personaler Erzählweise blieb größtenteils fließend und verständlich. Ab und an musste ich Sätze jedoch zweimal lesen, weil es furchtbar altbacken klang bzw. die Zeitformen einzelner Worte nicht wirklich passte.
Innerhalb der Kapitel bzw. Leseabschnitte wird die Veränderung der Gesellschaftsformen von den drei bekannten Völkergruppen innerhalb eines Zeitraumes von einer Woche betrachtet. Ihr lest richtig: Knapp 700 Seiten für ein paar Tage. Ich war selbst überrascht. Bitte erwartet trotzdem nicht zu viel Action. Ich finde, dahingehend lässt der Plot zu wünschen übrig. Hier werden lediglich die Weichen für den nächsten Band „Wind Rider“ gestellt.
Das beginnt bereits als Nik und Mari nicht mehr nur für sich und ihre Hundegefährten verantwortlich sind. Beide wollen ihre eigene Alternative einer Gemeinschaft aufbauen. Es fühlt sich für mich anfangs wie eine jugendliche Rebellion der Freiheit an. Doch es ging um mehr: Jeder soll so akzeptiert werden wie er ist, egal wie anders er ist. Eine schöne Idee, aber wer klar bei Verstand ist, kann sich denken, dass es zu Konflikten kommen kann, wenn derart verschiedene kulturelle Gruppen aufeinander treffen: Zum einen, die bisher hoch in den Bäumen lebenden, sonnenanbetenden Gefährten mit ihren Hunden, dann die in Erdbauten lebenden, mondanbetenden Erdwanderinnen, die bisher von den Gefährten versklavt wurden und der komplette Neuling Antreas mit seiner Luchsin Bast. Und so kommt es förmlich zu einem Kulturschock, denen sich geflüchtete Erdwanderer und Gefährten unter dem Matriarchat (Dominanz der Frauen) der Mondfrauen Mari und Sora aussetzen.
Gefühlt hätte es in Mord und Totschlag enden können. Tat es aber nicht, stattdessen wirkte es viel zu einfach. Innerhalb von 2-3 Tagen waren alle best Friends. Ich finde, die Autorin hätte dahingehend mehr Realismus an den Tag legen können. Nichtsdestotrotz sind Mari, Nik und auch Sora schnell zu gut organisierten Führungspersönlichkeiten mutiert und ihnen steht die Rolle trotz des jungen Alters, dessen Naivität ab und an noch hoch kommt, gut.
Bemerkenswert finde ich, dass sehr viel mehr Charaktere in den Vordergrund rückten, allesamt mit ihren Geschichten, Erfahrungen und Leben. Sie lernen einander kennen und der Leser ist mittendrin. Allem voran der Luchsgefährte Antreas. Der Mann ist eine absolute Wucht, spricht klare Worte mit einem Schuss Ironie und ist Dank seiner Luchsin Bast mit enormen Kräften gerüstet. Die Beschreibungen liefern wirklich ein hautnahes Bild.
Ständig gibt es Szenenwechsel, die diverse Gespräche der inzwischen näher erwähnten Charaktere aufzeigen. Es ist abwechslungsreich gestrickt, vor allem, wenn der Mittelpunkt der Erklärungen den Ursprung von Magie und Tradition beinhaltet. Trotzdem waren Dialoge dabei, die die Geschichte nicht vorwärts brachte, dafür aber vorhersehbarer. Zum Beispiel zukünftige Ziele einer Reise oder wahnwitzige Gedanken, die sich dann komischerweise auch erfüllten. Schade, damit ist die Spannung teilweise flöten gegangen. Vielleicht war die Wahl zu vieler Perspektiven in der Erzählweise doch keine gute Idee?!
Sparsam hingegen war die Autorin mit bildlichen Darstellungen des Settings. Alle Orte, die aus dem 1. Band bekannt waren, wurden nicht nochmals eingehend beschrieben. Das fand ich gut, denn neue Orte wurden demnach in all ihrer Pracht oder Grausamkeit beschrieben. Hier sei gesagt, dass die Altersempfehlung von 14 Jahren eingehalten werden sollte.
Denn fernab von Maris und Niks neuer Gemeinschaft bleiben die Schnitter als zweite Gruppe innerhalb der Geschichte ein grausames Völkchen, dessen Gier von ihrem Anführer Fahlauge weiter geschürt wird. Der Antagonist bleibt mit seiner Art authentisch und man möchte so einer Persönlichkeit niemals begegnen. Wer dachte, dass er nicht noch grausamer werden kann: Es passiert. Und selbst diejenigen, die ihm nahe stehen, bekommen es mit der Angst zu tun. Er ist der Grund, dass spannende Momente entstehen.
Nicht einmal der wutentbrannte Thaddeus kommt an diese Grausamkeit heran. Er gibt uns allerdings den Einblick in die dritte Gruppe, dem Stamm des Lichts. Vom Schicksal gebeutelt, nach der Zerstörung ihrer Stadt, merken sie nicht wie Thaddeus die Situation ausnutzt, um selbst an Macht zu gewinnen. Selbst ein intelligentes und soziales Volk kann so etwas passieren. Die reelle Historie der Menschheit hat uns das oft bewiesen. Diesen Aspekt hat P.C. Cast berücksichtigt und ich kaufe ihr das ab.
Grundlegend entwickeln sich die drei Gruppen in bereits vorgeschriebene bzw. angedeutete Bahnen. Es gibt Beziehungen, die sich entwickeln, andere entzweien sich wiederum, auch Magie spielt weiterhin eine tragende Rolle. Ich habe demnach eine Ahnung, wie die Geschichte weiter geht und wer sich wohl noch begegnen wird. Zum einen freut mich das, da ich weiß, es wird etwas ganz anderes auf mich zukommen, zum anderen allerdings, bezweifel ich, dass noch viele Überraschungen auf mich warten werden. Ihr seht schon, es ist ein Zwiespalt, der sich auftut. „Wind Rider“ wird trotzdem gelesen, weil die Entwicklung der drei Gruppen nach wie vor eine Beobachtung wert ist. Weiterhin ist noch nicht raus, wie viele Bände die Reihe wirklich haben wird. Wer die Autorin kennt, weiß, dass es durchaus mehr als drei Bücher werden können.
Fazit:
Sun Warrior ist ein vorhersehbar, aber richtungsweisender Übergangsband mit vielen Perspektiven, so das kein Aspekt verloren geht. Wer Clan, Stamm und Volk bisher mochte, wird es auch weiterhin tun.