Ennelyn, die uneheliche Tochter des Grafen Johann von Manten, ist ihrem Vater sehr dankbar dafür, dass er sie einst anerkannte und sie bei ihm in seinem Haushalt, heranwachsen durfte. Das ist auch mit ein Grund, wieso sie stets versucht, es allen in ihrer Familie Recht zu machen. Als der Ritter Guntram von Eggern im ihre Hand anhält, sagt sie nicht Nein, auch wenn er um einige Jahre älter ist, als sie. Denn sie weiß genau, dass eine solche Verbindung auch ihrem Vater nützen wird. Während nach der Hochzeit nun alle Freunde und Familienmitglieder Ennelyns denken, Ennelyn und Guntram wären in großer Liebe füreinander entbrannt, sieht die Wahrheit doch leider ganz anders aus. Guntram macht, wenn beide alleine miteinander sind, keinen Hehl daraus, dass Ennelyn weit unter ihm steht, schikaniert sie, wo er nur kann und schlägt sie sogar. Darüber hinaus scheint er einen perfiden Plan zu verfolgen, doch Ennelyn ist zunächst wie gelähmt von den Schrecken ihrer Ehe, dass sie bereitwillig alle Befehle Guntrams befolgt und sich bemüht, im eine gute Frau zu sein, damit ihre Familie nicht schlecht von ihr denkt.
Lediglich der aus Italien zurückgekehrte, frisch verwitwete Anton, Bruder Luzias, die momentan hochschwanger von ihrem Mann Martin ist, bekommt durch Zufall mit, dass Ennelyn von Guntram tyrannisiert wird und stellt sie daraufhin zur Rede. Doch Ennelyn beschwört Anton, dass er sich ihrer Familie gegenüber ausschweigt. Anton, der sich bereits Hals über Kopf in Ennelyn verliebt hat, kann jedoch nicht untätig zusehen und so beginnt er damit, Nachforschungen über Guntram anzustellen.
Währenddessen werden Johann und seine Frau Elisabeth auf ihre Besitzungen abberufen, denn dort wütet eine Bande von Kriminellen, die Landbesitz an sich bringen will und unter den Bewohnern Angst und Schrecken verbreitet.
Und auch die heilige Reliquie, das Kreuz des Zachäus rührt sich wieder, was daraufhin deutet, dass die Familien bald erneut dunkle Zeiten überstehen müssen. Eine rätselhafte Rolle spielt auch Wulfhard de Berge, der Anton in Italien das Leben rettete und vorgibt gewisse geschäftliche Angelegenheiten in Koblenz und Umgebung klären zu müssen…
Nach „Die Eifelgräfin“ und „Die Gewürzhändlerin“ erzählt Petra Schier in ihrem aktuellen historischen Roman „Die Bastardtochter“ die Geschichte um das Kreuz des Zachäus zu Ende. Diesmal ist es an Ennelyn und Anton, gefährliche Situationen zu überstehen, doch natürlich mischt, wie auch in den Vorgängerbänden, stets die Familie und der Freundeskreis der beiden mit, so dass es ein schönes Wiedersehen/Wiederlesen mit bereits von mir ins Herz geschlossenen Protagonisten gibt und man so auch erfährt, wie es ihnen bis dato ergangen ist.
Trotz der immerhin über 542 Seiten langen Geschichte, wird es zu keinem Zeitpunkt langweilig, was vor allem, neben den sympathischen und vor allem sehr quirligen Haupt und Nebenfiguren, als auch an Petra Schiers fesselndem Schreibstil liegt. Dazu bedient sie sich einer, zeitgemäßen Ausdrucksweise, so dass das historische Flair gewahrt bleibt und man als Leser daher ganz wunderbar abtauchen kann, ins mittelalterliche Koblenz.
Da ein Teil meiner Vorfahren aus der Moselregion stammt, fand ich das gewählte Setting natürlich besonders spannend.
Und dennoch, im Fokus stehen diesmal eindeutig Ennelyn und ihr Kampf gegen einen tyrannischen Ehemann. Dabei steht die Romanheldin sich lange selbst im Weg, denn ihr Stolz und ihre Sorgen um ihre Familie lassen es über lange Zeit nicht zu, dass sie sich ihnen öffnet und die traurige Wahrheit über ihre Ehe preisgibt.
Obwohl ich durchaus viel Verständnis für Ennelyns Verhalten aufbringen konnte, ärgerte ich mich dann aber ab etwa der Mitte des Romans zunehmend über Ennelyns Passivität. Entweder schweigt sie sich lieber ganz aus, weil sie Schläge befürchtet, oder begehrt in Momenten auf, in denen sie besser den Mund gehalten und lieber im stillen Kämmerlein clevere Pläne geschmiedet hätte. Besonders als sie beim Spionieren erwischt wird und Guntram gegenüber ihre Befürchtungen und Vermutungen bezüglich einer Diebesbande mitteilt, hätte ich sie zu gerne schütteln mögen und ich hätte mir so sehr gewünscht, dass die Autorin die Heldin ein wenig gewitzter geschaffen hätte.
Dieser kleine Wermutstropfen war aber relativ leicht zu verschmerzen, weil „Die Bastardtochter“ ansonsten so ein packender Historienroman geworden ist. Und endlich, im nun dritten Teil der Reihe wird nun auch die Geschichte um das Kreuz des Zachäus aufgelöst.
Kurz gefasst: Packender Historienroman, der seinen Vorgängerbänden in Sachen Spannung und Unterhaltungsfaktor in Nichts nachsteht. Klare Leseempfehlung!