Mit dem Autorinnenduo Piper Rayne habe ich manches Mal meine Mühe (wie allerdings übrigens mit den meisten Autorenteams), da mir die Romane manchmal, ob nun im Original (da zugegeben gar häufiger) oder in der Übersetzung, zuweilen sehr „ungeschliffen“ erscheinen und ich häufiger das Gefühl habe, dass der Stil plötzlich ganz anders ist und man eben merkt, wenn von einer Szene zur nächsten der andere Teamteil das Schreiben übernommen hat. Dummerweise finde ich die Piper-Rayne-Inhalte an sich allerdings immer zu nett, wenn es um Romance geht, um einfach generell auf das Lesen dieser Romane verzichten zu wollen – und zugegeben: da hat mich „Lessons from a One-Night-Stand“ nun positiv überrascht. Diese Geschichte hat für mich an keiner Stelle gehakt, weder stilistisch noch inhaltlich.
Ich fand die Geschichte der Familie Bailey, die ihre kleine Heimatstadt in Alaska quasi dominieren, zwar ein wenig überzogen: Mehr als eine halbe Fußballmannschaft Kinder, darunter zweimal Zwillinge, die aufgrund eines Unfalls plötzlich verweisen, woraufhin Austin als ältester Sohn mit Anfang zurückkehrt und gemeinsam mit seiner 19jährigen Schwester, die den Familienbetrieb übernimmt, die Zügel in die Hand nimmt und fortan seine Geschwister aufzieht… das war schon ein bisschen sehr viel an dramatischen Familienzusammenhalt.
Allerdings hat es mich noch mehr irritiert, dass Austin gleich einen One-Night-Stand mit der neu bzw. vorübergehend zugezogenen Holly hatte (die sich prompt als die neue Rektorin an der Schule, an der er als Coach tätig ist, herausstellt) – okay, dieser Handlungsstrang ist im Romancegenre nicht ungewöhnlich, aber ich fand ihn hier bemerkenswert, weil sowohl Austin als auch Holly in der Geschichte ansonsten absolut nicht so wirken, als seien sie dafür offen, in der nächsten Bar wen aufzureißen und es gleich auf dem Parkplatz im Auto mit dieser Person zu treiben. Das war für mich so ziemlich der unglaubwürdigste One-Night-Stand, von dem ich je gelesen habe.
Im Gegensatz zum Stil war der Inhalt also nicht ganz so aalglatt, auch wenn der Plot nie von der genretypischen Bahn abkam. „Lessons from a One-Night-Stand“ spielt zwar im Frühjahr, insgesamt war der Roman für mich aber ein absolut typischer Weihnachts-Hallmarkmovie, nur halt eben in Buchform. Meiner Meinung nach sollte man hier also nicht mehr als schmachtige Unterhaltung erwarten, deren Ausgang von vornherein glasklar ist.
Aber manchmal ist auch das ganz schön zu lesen, und wie gesagt: Mich erinnerte die Geschichte an einen romantischen Weihnachtsfilm und da ich „Lessons from a One-Night-Stand“ nun erst Ende Dezember gelesen habe, passte das ganz gut – im Sommer wäre mir der Roman da womöglich tatsächlich viel zu schnulzig als dass ich mich dann noch so an der Story erfreuen würde können wie ich das nun getan habe. Für mich gilt hier generell: Wer sich an „Lessons from a One-Night-Stand“ erfreuen möchte, den sollte es zugleich besser nach einem echten Schmachtfetzen gelüsten!