Devraj Bapuji ist ein ehemaliger Maharadscha, der in seiner Wahrnehmung quasi aus dem Nichts - in meinen Augen durch kluge Heirat zu Beginn seiner Karriere - einen allumfassenden Mischkonzern aufgebaut hat. Um den Erfolg seiner Projekte zu gewährleisten, ist Devraj jedes Mittel recht. Korruption und Abzweigung von staatlichen Investitionsmitteln sind noch die bescheideneren Beispiele. Im hohen Alter angekommen, möchte er nun seinen Konzern „The Company“ an seine drei Töchter übergeben. Gargi, Radha und Sita sollen den Konzern in seinem Sinne weiterführen, hat Devraj sie doch streng und vorbereitend darauf erzogen. Regelmäßig mussten die Mädchen beim Vater Rapport halten. Dennoch entwickelt jede Tochter eigene Ziele, ein schmutziger Machtkampf ist die Folge.
Im Rahmen der König Lear ähnlichen Geschichte erfährt der Leser eine Menge über Indien und seine Kultur. Für mich war es ein regelrechter Kulturschock. Dass in Indien die Schere zwischen arm und reich im Sinne von bettelarm und unverschämt reich noch weiter auseinander geht als wir es aus Europa kennen, konnte ich mir auch vor der Lektüre so ungefähr vorstellen. Erschreckt hat mich die Heiratspolitik von Devraj. Liebe ist dafür nicht erforderlich. Entscheidender sind Beziehungsgeflechte in Richtung Politik, die dadurch generiert werden. Angewidert bin ich von den Machtdemonstrationen der Familie, insbesondere der männlichen Charaktere, als würden sämtliche Regeln und Gesetze für alle, nur für sie nicht gelten. Beispielsweise schlägt Devraj einen Diener fast tot einfach aus einem wütenden Zustand heraus. Damit dies sich nicht negativ in der Presse niederschlägt, zahlt Gargi für ihn ein Schweigegeld. Widerlich ebenso der sexuelle Missbrauch, dem Radha ausgesetzt ist. Der engste Berater und Freund von Devraj darf sie ungestraft nehmen. Perfide dabei ist, dass er ihr gegenüber beteuert, sie sei ihm die Liebste von Devrajs Töchtern. Auch die Ehemänner scheinen ihre Frauen mehr zu vergewaltigen als liebevollen Sex mit ihnen zu haben. Ein Unrechtsempfinden besitzt niemand von ihnen. Dazu muss ich unbedingt noch anmerken, dass wir hier nicht von irgendwelchen „menschlichen Abschaum“ lesen, sondern von hoch angesehenen indischen Persönlichkeiten. So verwundert es auch nicht, das in diesen Kreisen Alkoholsucht und Drogenmissbrauch an der Tagesordnung sind. Irritiert von all den Machenschaften, hatte ich keinen Bedarf, irgendeinem Charakter nahe zu kommen.
Der Schreibstil von Preti Taneja war mir persönlich zu aufwendig und umfangreich. Wenn man bedenkt, wie viel Geschichte wirklich erzählt wird, hätten dem Roman 150 bis 200 Seiten weniger gut getan. Die Bilder, die sie mit Worten zeichnet, waren zwar teilweise schön, z. B. als Jeet als Rudra unter dem Neembaum sitzt, aber aus meiner Sicht zu sehr in die Länge gezogen. So erhält er Roman eine Langatmigkeit, die für mich ermüdend war.
Eine Empfehlung kann ich leider nicht aussprechen.