»Das Zimmer ist dunkel. So hat er es gern. Er weiß genau, was er tut: Er kann es nicht ertragen, wenn hasserfüllte Augen ihn ansehen, aber die Geräusche liebt er - das Schnalzen der Peitsche, die in die Haut schneidet, und die erstickten Schreie.«
"Wo die Angst beginnt" war ein Buch, auf das ich durch Instagram aufmerksam geworden bin. Die Inhaltsangabe hat mir auf Anhieb gefallen, außerdem liebe ich gut gemachte Psychothriller. Warum mich die Geschichte nicht ganz von sich überzeugen konnte, erfahrt ihr in meiner Rezension.
Das Cover sieht wirklich toll aus! Ich liebe die kräftige Schriftfarbe und die darauf abgebildeten Fingerabdrücke. Besonders genial finde ich, dass die Fingerabdrücke angeraut sind - ein richtig cooler Effekt!
Rachel Abbott hat einen angenehmen und flüssigen Schreibstil. Für meinen Geschmack leider etwas zu unterkühlt, weshalb mir die Charaktere weder besonders sympathisch noch unsympathisch waren.
Evie hat bei mir einen sehr kühlen und distanzierten Eindruck hinterlassen. Sie behauptet zwar, dass sie Mark und ihre Tochter liebt, kann dies aber nicht so richtig zeigen. Für mich war sie nur schwer greifbar. Die Kapitel aus ihrer Sicht wirkten jedes Mal sehr emotionslos und monoton.
Auch mit Mark bin ich nicht warm geworden, was wahrscheinlich daran liegt, dass es keine Kapitel aus seiner Sicht gab. Ich empfand sein zum Teil sehr zwanghaftes Verhalten als anstrengend. Zwar gab es auch durchaus liebevolle Seiten an ihm, doch auch er blieb als Charakter eher blass.
Cleo fand ich von Anfang an sehr unsympathisch. Sie hat einen regelrechten Bruderkomplex und mischt sich andauernd in Marks Privatleben ein. Für meinen Geschmack hat sie sich viel zu viel herausgenommen, auch im Umgang mit Lulu - Marks und Evies Tochter. Ihre Art war einfach nur anstregend und nervig!
Und Stephanie? Tja, sie spielt in dieser Geschichte eher eine Nebenrolle. Dennoch war sie meistens sehr sympathisch und wirkte auf mich authentisch. Das Beziehungsdrama fand ich eher nebensächlich.
Das Buch besteht aus insgesamt drei Teilen, die mal mehr, mal weniger spannend waren.
Im ersten Teil lernen wir Evie, Mark und dessen Schwester Cleo kennen. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf Evies und Marks Kennenlernen und ihrer Beziehung. Vor allem Evies scheinbar zufällige Unfälle spielen in diesem Teil eine sehr große Rolle. Die Autorin versucht uns hier in eine bestimmte Richtung zu lenken, aber wenn ich ehrlich bin, war mir bereits von Anfang an klar, was und vor allem wer hinter den vielen Unfällen steckt. Mehr kann ich leider nicht verraten, da ich sonst spoilern müsste. Diesen Part fand ich zwar einerseits recht interessant, da wir hier erfahren, wie die beiden zueinander gefunden haben, aber andererseits auch ziemlich langatmig, da - bis auf Evies Unfälle - nicht wirklich viel passiert.
Im zweiten Teil setzt die Geschichte dort an, wo sie am Anfang aufgehört hat: Beim Fund der beiden Körper in blutgetränkten Laken, die Sergeant Stephanie King gemeinsam mit ihrem Partner in Marks Haus gefunden hat.
Nach dem ersten Teil war mir natürlich klar, um wessen Körper es sich bei den beiden Unbekannten handeln musste und auch, dass einer von ihnen überlebt hatte. Besonders gut gefallen haben mir in diesem Teil das Verhör und die Hintergründe der Tat. Für einen kurzen Moment hat es die Autorin tatsächlich geschafft, mich auf eine falsche Fährte zu führen und das, obwohl ich mir sicher war, auf der richtigen Spur zu sein.
Im dritten und für mich spannendsten Teil wurden dann endlich alle Geheimnisse und Fragen gelüftet. Es kam zum finalen Showdown. Alle Unklarheiten, die bis dahin noch ungeklärt waren, wurden aufgelöst und übrig geblieben sind zwei gebrochene Seelen.
Ab einem bestimmten Punkt aus Cleos Sicht wurde mir schnell klar, was der eigentliche Grund für die Tat war, was ich etwas schade fand, da ich bei solchen Geschichten gerne bis zum Schluss im Dunkeln tappen möchte.
Nichtsdestotrotz war das Ende richtig spannend, doch leider weniger schockierend als erhofft. Der Schluss war vorhersehbar und hat bei mir lediglich einen faden Beigeschmack hinterlassen. Ich hätte mir ein anderes Ende für die Charaktere gewünscht.
Fazit:
Eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte, die nur langsam an Fahrt aufnimmt und einige Wendungen bereithält. Durch den doch sehr kühlen Schreibstil konnte ich leider keinen wirklichen Bezug zu den Charakteren finden, weshalb ich auch bis zum Schluss nicht mit ihnen warm geworden bin. Alles in allem ein solider Thriller, der zwar ein paar Schwächen aufweist, den ich aber trotz alledem gerne weiterempfehlen möchte.
3,5/5 ⭐️
Vielen Dank an die Verlagsgruppe Randomhouse und den Blanvalet Verlag, die mir das Rezensionsexemplar freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben.